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Veröffentlicht am 29.06.2021

Wahlverwandtschaft

Wildblütenzauber
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„Mir ist Abschied nehmen schon immer schwergefallen.“ (S. 289)
Als Sarahs Mutter Barbara mit 68 Jahren bei einem Unfall stirbt, zieht ihr das den Boden unter den Füßen weg, doch ihre beste Freundin Doreen ...

„Mir ist Abschied nehmen schon immer schwergefallen.“ (S. 289)
Als Sarahs Mutter Barbara mit 68 Jahren bei einem Unfall stirbt, zieht ihr das den Boden unter den Füßen weg, doch ihre beste Freundin Doreen gibt ihr Halt. „Für dich würde ich jederzeit alles stehen und liegen lassen und um die ganze Welt fliegen, wenn du mich brauchst. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, du bist meine Familie.“ (S. 27) Sie hilft ihr auch, in der Wohnung ihrer Mutter nach allen jetzt nötigen Unterlagen zu suchen. Dabei finden sie ein Testament, was Sarahs Leben auf den Kopf stellt …

Sarah und Doreen sind seit ihrer Kindheit befreundet und wie Schwestern aufgewachsen, da Doreens Eltern sich kaum um sie gekümmert haben. Auch für Doreen ist Barbaras Tod ein sehr großer Verlust. „Ihr beiden habt mein Leben verändert, ohne euch wäre ich heute nicht die Frau, die ich jetzt bin.“ (S. 64)
Zudem trauert Sarah nicht nur um ihre Mutter, sondern kann auch die Untreue ihres Exfreundes nicht vergessen, von dem sie sich vor kurzem getrennt hat. Dabei träumt sie schon so lange von einer eigenen Familie. Doch dann stürmt der Labrador-Welpe Daisy mit seinem Herrchen Florian und dessen Tochter Leonie in ihr Leben. „Es tut gut, dass das Leben trotz allem einfach weitergeht und es auch beim Trauern immer noch schöne Momente gibt.“ (S. 109) Erobert das zuckersüße Trio ihr Herz? Und was ist mit Doreens Nachbar Konstantin?

„Wildblütenzauber“ ist eine wunderbare Geschichte über Freundschaft und Familie, über Verlust und Trauer, die zu Herzen geht und gleichzeitig Hoffnung macht, dabei aber nie seicht oder schnulzig wird. Ich konnte mich in Sarahs und Doreens Trauer sehr gut einfühlen und habe sie um ihre enge Freundschaft und den Zusammenhalt beneidet. Auch die beiden Männer als potentielle neue Partner passen sehr gut zu ihnen und ich fand es extrem gelungen, wie die Autorin die Situation am Ende gelöst hat.
Umrahmt wird die Handlung von einem Familiengeheimnis, das mir zu Herzen gegangen ist und mich sprachlos zurückgelassen hat.
Die Boddenlandschaft passt sehr gut als Setting und macht Lust auf Urlaub im Hinterland der Ostsee. Zudem habe ich mich über das Wiederlesen mit einigen Protagonisten aus „Das Brombeerzimmer“ gefreut. Es ist eines der Bücher, das man nicht mehr aus der Hand legt, wenn man es einmal angefangen hat.

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Murphys Gesetz

Verreisen mit Urne
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Louise ist Journalistin für ein drittklassiges Frauenmagazin, lebt in einer WG, deren andere Bewohner sie kaum kennt, hat zwei Katzen und einen Haufen Schulden, die ihr Ex in ihrem Namen gemacht hat. Außerdem ...

Louise ist Journalistin für ein drittklassiges Frauenmagazin, lebt in einer WG, deren andere Bewohner sie kaum kennt, hat zwei Katzen und einen Haufen Schulden, die ihr Ex in ihrem Namen gemacht hat. Außerdem versorgt sie ihren alten einsamen Nachbarn Archie Wyndham seit seinem Herzinfarkt täglich mit selbstgekochter Suppe, die er sich beharrlich weigert zu essen. Als Archie stirbt, erlebt Louise eine Überraschung – er hat ihr 200.000 £ hinterlassen. Allerdings ist mit dem Erbe eine „kleine“ Aufgabe verbunden. Sie muss Archies Asche zusammen mit dessen Sohn Rick auf Mallorca im Meer verstreuen, die Reiseroute inkl. Zwischenstopps und Verkehrsmittel sind bereits organisiert. Doch „Wenn Sie nicht am Mittwoch um 22 Uhr am Hafen in Barcelona auftauchen, gilt die Mission als gescheitert.“ (S. 31)

Die Aufgabe klingt machbar, wenn Rick nur nicht so ein überheblicher, reicher, verwöhnter und allein lebensunfähiger Idiot wäre – findet Louise. Allerdings ist seine Meinung von ihr auch nicht viel besser, wenigstens darin sind sie sich einig. „Sie sind nur meine Babysitterin, weil er mir nicht traut.“ (S. 38)
Und überhaupt, was hat sich Archie dabei überhaupt gedacht?! Ziemlich viel, stellen sie im Laufe der Reise fest. Archie schickt sie zu Stationen seines Lebens, Familienangehörigen und alten Freunden, die Rick entweder längst vergessen hat oder noch nicht kannte, sogar ein paar alte Geheimnisse werden gelüftet. Und mit der Zeit ändert sich ihr Bild über einander und Archie …

Ich bin ehrlich, aufgrund des (mir zu bunten) Covers hätte ich das Buch fast übersehen, aber der Titel hat mich dann doch so neugierig gemacht, dass ich mir den Klappentext angesehen habe – mein Interesse war geweckt. Und was soll ich sagen, meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. „Verreisen mit Urne“ ist frisch und spritzig geschrieben, die Dialoge sind einfach köstlich und auch die Abenteuer der beiden Streithähne haben mich sehr amüsiert. Denn natürlich regiert Murphys Gesetzt – was immer schiefgehen kann, geht schief. Dass Louise und Rick so verschieden sind, macht den besonderen Reiz des Pärchens aus, außerdem ergänzen sie ergänzen sich perfekt. Wenn Rick mal wieder nicht weiterweiß oder von einer Situation überfordert ist, kommt Louise‘ praktische Ader zum Tragen. Außerdem spricht sie mehrere Sprachen, was auf einer Reise quer durch Europa sehr praktisch ist. Mit hat auch gefallen, wie die Autorin Sandra Schipper die beiden Gegenspieler – Louise Chefin und Ricks Verlobte – in die Handlung einbringt, die wiederum jeweils ganz eigene Pläne verfolgen.

Wer ungewöhnliche Chick-Lit mag, die gern auch ernstere Themen behandeln und tiefer gehen darf, liegt bei diesem Buch garantiert richtig. Ich werde die Autorin auf jeden Fall im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Wie hinter Glas

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe
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… fühlt sich Henriette Theodora Markovitch schon in ihrer Kindheit – gesehen und beobachtet, aber nicht wahrgenommen, mitten drin und doch von den anderen getrennt. Auch später, als sie längst die surrealistische ...

… fühlt sich Henriette Theodora Markovitch schon in ihrer Kindheit – gesehen und beobachtet, aber nicht wahrgenommen, mitten drin und doch von den anderen getrennt. Auch später, als sie längst die surrealistische Künstlerin Dora Maar und Picassos Muse und Geliebte ist, hat sie in großen Gruppen oft das Gefühl, von den anderen durch eine Glasscheibe getrennt zu sein.

Geboren in Paris und aufgewachsen in Buenos Aires als Tochter einer französischen Hutmacherin und eines kroatischen Architekten, kommt sie schon früh mit den verschiedensten Kulturen und Künstlern in Berührung. Mit 12 beginnt sie zu fotografieren, setzt später durch, dass sie Malerei und Fotografie studieren darf, obwohl ihr abfällig beschieden wurde: „Eine Frau mag die Muse eines Künstlers sein, aber sie kann ihm doch nicht den Pinsel aus der Hand nehmen.“ (S. 17)
Doch Dora ist eine Frau, die weiß was sie will und wie sie es bekommt. So ist es auch mit Picasso. Jahrelang bewundert sie ihn aus der Ferne, aber erst auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ist sie bereit, ihn kennenzulernen – mit einer ganz großen, nicht ungefährlichen Geste. Und es funktioniert, er verfällt ihr. Sie wird seine Muse und Partnerin, lebt ihren Traum an der Seite des berühmten Mannes. Er ermuntert sie, die Fotografie aufzugeben (dort hat sie den Olymp schon erreicht) und sich der Malerei zu widmen. Sie darf sein Schaffen protokollieren und für die Nachwelt festhalten, darf an seinem berühmtesten Werk „Guernica“ mitwirken, rettet seine Kunst über den zweiten Weltkrieg, spornt ihn immer wieder an, tröstet ihn oder hält ihm den Rücken frei. Sie ist „… Picassos Komplizin – im Dienst der Kunst.“ (S. 159). Einer kann nicht mehr ohne den anderen, sie haben anscheinend die perfekte Symbiose. Doch die Hochstimmung währt nicht lange. Er ist ein Narzisst, verheiratet und hat Affären, die sie langsam in den Wahnsinn treiben. Dora ist sehr temperamentvoll, feinfühlig und empfänglich für kleinste Schwingungen. Sie leidet unter seinem Verhalten, ist verletzt, kämpft, und bleibt doch, denn längst ist sie ihm und seinem Genie verfallen, verliert sich als Künstlerin, schafft gar nichts Eigenes mehr. „Ich habe längst alles getan, so viel, dass ich nackt vor dir stehe. Blind, mit ausgestochenen Augen, stumm, ohne Sprache für das, was mit mir geschieht.“ (S. 321) Bald führt sie mit ihm eine ähnlich ungesunde Beziehung wie ihre Eltern. Die Selbstaufgaben und Selbstverletzung, die man schon bei ihrem Kennenlernen feststellen konnte, zieht sich durch ihre ganze Beziehung. Erst am Ende findet sie den Mut, mit ihm abzurechnen, ihm einen Spiegel vorzuhalten. „Du erträgst keine anderen Künstler neben dir, Picasso, schon gar keine Frau!“ (S. 347)

Bettina Storks erzählt in „Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“ von Doras Werdegang und ihrer leidenschaftlichen, hingebungsvollen und selbstzerstörerischen Beziehung zu Picasso. Es ist ihr gelungen, die ganze Bandbreite dieser Verbindung, alle Hochs und Tiefs sehr fesselnd zu schildern. Dabei bezieht sie auch die Kunstszene der damaligen Zeit mit ein und die Orte, an denen sie gelebt und gearbeitet haben. Durch ihren wunderbar bildlichen und mitreißenden Schreibstil hat man das Gefühl, immer dabei zu sein, mitten unter ihnen.
Dora war eine sehr interessante und faszinierende Persönlichkeit. Ich habe mich gern mit ihr auseinandergesetzt, auch wenn ich ihre Beweggründe nicht immer nachvollziehen konnte. Ich habe mit ihr gelitten und hätte ihr mehr als einmal gern gesagt, dass sie diesen Mann endlich loslassen und sich wieder auf sich und ihre Kunst, auf ihr Können konzentrieren soll, sich von ihm und seinen Zwängen freimachen. Eine wirklich dramatische Geschichte.

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Jede Frau hat ein kleines (Schönheits-)Geheimnis

Die Damen vom Pariser Platz
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Wenn man als junge Frau in den 1920ern aus der Provinz nach Berlin kam, träumte man normalerweise von einer Karriere beim Film oder wenigstens Varieté, zur Not würde es auch ein gutsituierter Ehemann tun. ...

Wenn man als junge Frau in den 1920ern aus der Provinz nach Berlin kam, träumte man normalerweise von einer Karriere beim Film oder wenigstens Varieté, zur Not würde es auch ein gutsituierter Ehemann tun. Doch Gretchen war schon immer anders, unscheinbar, mit Interesse für Latein und das Altertum. Sie hatte vom Geschichtsstudium geträumt, stattdessen ist sie Tippfräulein geworden.
Jetzt hat ihre Freundin Henni sie mit einer Stelle bei Helen Broos nach Berlin gelockt, die DEN Schönheitssalon am Pariser Platz betreibt. Doch Gretchen soll nicht für die „Eiskönigin“, sondern deren Freundin Isis arbeiten, eine geheimnisumwitterte Sängerin mit einer vernarbten Gesichtshälfte. „Wenn Sie Mumm haben und einen feuchten Furz auf die Meinung der guten Gesellschaft geben, dann kommen sie morgen, Schlag elf ins Kempinski und bringen Sie ihre Schreibmaschine mit.“ (S. 24) Jeder ihrer neuen Freunde warnt sie vor Isis – zu viele Legenden ranken sich um sie und ihre Verletzung. Sie sei eine Mörderin und Hexe. Aber Gretchen ist von ihr fasziniert. Während sie sich kaum was traut, hat Isis trotz der Narben ein sehr großes Selbstbewusstsein und die Chuzpe, andere Leute auf ihren Platz zu verweisen.
Weniger begeistert ist Gretchen von ihrer Freundin Henni. Die hat sich sehr verändert, ist mit dem (Bar-)Pianisten Fred verlobt und gibt sich genauso mondän wie die anderen (Neu-)Berlinerinnen. Doch Fred hat etwas an sich, dass auch Gretchens Knie weich werden lässt …

Joan Weng schafft es mit wenigen, gezielten Worten, das Berlin der 20er Jahre wieder lebendig werden zu lassen. Sie beschreibt Örtlichkeiten und Personen sehr pointiert und es macht unheimlichen Spaß, in diesen Kosmos einzutauchen.

Gretchen mochte ich sofort. Sie ist gebildet, gewitzt und hilfsbereit, aber Blaustrümpfe und Landeier sind leider nicht gefragt. Wird sie in Berlin endlich den Mut finden, sich ihren Traum vom Studium zu erfüllen?
Mit Henni bin ich nicht warm geworden. Die interessiert sich nur für sich selbst und den schönen Schein, behandelt Gretchen respektlos und abwertend. Sie und der Lebemann Fred haben den Kopf voller Träume und die Bodenhaftung längst verloren. Wobei sich Fred wenigstens noch für die Arbeitsbedingungen von Künstlern, gegen soziale Ungerechtigkeit und künstlerische Ausbeutung einsetzt. Leider verliert er dadurch immer wieder seine Engagements. Aber was ist schon Geld …
Ein Highlight ist Gretchens Vermieterin Frieda mit ihrer Berliner Schnauze und ihrem realistischen Lebensentwurf – lieber ewige Geliebte, als Hausarbeit, Kinder und einen knausrigen Mann!
Gretchens Pendant der Journalist Erik. Ein Mann, dessen Qualitäten man erst auf den zweiten oder dritten Blick entdeckt. Wagt er irgendwann, aus dem Schatten seines Chefs und für seine eigene Meinung einzutreten?
Die geheimnisvollste Person ist natürlich Isis. Sie hat sich selber zur Kunstfigur erhoben und bleibt damit immer im Gespräch. Jeder hat eine Meinung über sie und scheint ihr Geheimnis zu kennen. Aber was davon stimmt wirklich?
Und dann ist da noch der Kritiker Plompke, der Isis regelrecht belagert. Welche Rolle spielt er in dem ganzen Konstrukt?

Das Buch hat mich begeistert, das Tempo, die breit aufgestellte Thematik. Neben dem Schönheitssalon ziehen sich auch das Berliner Nachtleben und die Kunstszene als rote Fäden durch die Handlung. Fans von Joan Weng werden die Anspielungen auf ihre Krimi-Reihe um den Schauspieler Carl von Bäumer und die Protagonisten aus ihrem Buch „Die Frauen vom Savignyplatz“ wiedererkennen.
Ich habe mich köstlich amüsiert, stellenweise war es spannender als mancher Krimi.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Der deutsch-italienische Monk ermittelt

Mord in Parma
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Paolo ist eigentlich informeller Mitarbeiter für Fallanalyse und Tathergangs-rekonstruktion bei der Münchner Polizei. Doch als ein echter Corregio auftaucht, der als NS-Raub- bzw. Beutekunst gelistet ist, ...

Paolo ist eigentlich informeller Mitarbeiter für Fallanalyse und Tathergangs-rekonstruktion bei der Münchner Polizei. Doch als ein echter Corregio auftaucht, der als NS-Raub- bzw. Beutekunst gelistet ist, wird Paolo von seiner Vorgesetzten Julia beauftragt, das Gemälde nach Parma zu begleiten. Schließlich war er als Kind dort oft im Urlaub und spricht etwas Italienisch. Die Aktion soll nur 2 Tage dauern, aber dann verschiebt sich die Rückfahrt und Umberto Tantaro, der Kurator der Nationalgalerie von Parma, ruft Paolo ängstlich an. Er soll sofort zu ihm kommen. Paolo beeilt sich wirklich, doch er findet Tantaro nur noch tot vor. Für den zuständigen italienischen Commissario Aldo Borghesi sieht es nach Selbstmord aus, er lehnt weitere Ermittlungen ab. Aber Paolo hat berechtigte Zweifel und stellt eigene Nachforschungen an.

„Mord in Parma“ von Dani Scarpa ist der Auftakt einer neuen Krimireihe mit einem etwas anderen Ermittler. Paolo ist kein einfacher Mensch, sondern erinnert von seiner eckigen Art her und seiner Macke des Händedesinfizierens an den Fernseh-Privatdetektiv Monk. Er hat ein episodisches Gedächtnis und kann nichts vergessen – das ist bei der Polizei zwar super, im Privatleben aber eher hinderlich. „Manchmal war es ein Fluch, sich an alles erinnern zu können. An jeden Menschen, an jedes Ereignis. Und leider auch an jede Dummheit.“ (S. 30) Zudem ist er mit seiner Chefin Julia seit langem auch privat verbandelt und sein von ihr bisher unbeantworteter Heiratsantrag steht zwischen ihnen.
Außerdem hat ihm sein Bruder Felix ein Hotel in Cervia nahe Parma vererbt, um dessen Verkauf Paolo sich endlich kümmern muss. „Er wollte diesem Erinnerungspfad nicht folgen. Die Frage, wohin er führen mochte, berührte ihn unangenehm, und wenn er ehrlich war, fürchtete er sich sogar davor.“ (S. 67)
Zum Hotel gehört Felix‘ Geschäftspartnerin, die Köchin Lucia Camaro. Da sie ziemlich gut Deutsch spricht, schlägt Paolo ihr einen Deal vor: Wenn sie bei seinen Erkundigungen für ihn übersetzt, verkauft er ihr das Hotel. Lucia traut ihm zu Beginn zwar nicht, aber bald weiß sie, ihn zu nehmen: „Für einen tedesco sind Sie lustig, wissen Sie das?“ (S. 85) Auch die Ermittlungen machen ihr eine Menge Spaß. Wo er mit seiner deutschen Gründlichkeit und dem Glauben an die Bürokratie scheitert, kommt sie mit einem Flirt und „Dolce Vita“ weiter. Und ganz langsam wird auch Paolo lockerer „… seit er in Italien war, hatte er so viele Dinge getan, die er zuvor nie für möglich gehalten hätte …“ (S. 185)

Leider folgt auf den ersten Mord bald ein zweiter und Paolo gerät unter Verdacht. Julia, die das aus Deutschland mit ungutem Gefühl verfolgt und versucht, ihm bei den länderübergreifenden Untersuchungen Rückendeckung zu geben, ist sauer. Sie wollte ihn doch nur mal aus seiner Komfortzone holen! „Kann man dich nicht einmal für ein paar Tage nach Italien schicken, ohne das sich gleich Katastrophen ereignen?“ (S. 276)

Mein Fazit: Mord in Parma ist spannend und unterhaltsam. Ich mag die ungewöhnlichen Ermittler und auch ihr Privatleben passt schlüssig in die Handlung. Und natürlich gibt es ganz viel Dolce Vita inkl. eines sehr leckeren Rezeptes am Buchende – selbstverständlich mit Parma-Schinken .

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