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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2019

Schweres Thema, zu einfach in Worte verpackt

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
1

Von Cecilia Ahern hatte ich bislang noch kein Buch gelesen. Da die Autorin offensichtlich außerordentlich erfolgreich ist, war ich sehr neugierig auf sie und auf ihr vorliegendes neues Buch.
Es handelt ...

Von Cecilia Ahern hatte ich bislang noch kein Buch gelesen. Da die Autorin offensichtlich außerordentlich erfolgreich ist, war ich sehr neugierig auf sie und auf ihr vorliegendes neues Buch.
Es handelt sich um die Fortsetzung zu „P.S. Ich liebe Dich“, wobei ich glaube, dass man das neue Buch durchaus auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes lesen kann, denn durch Rückblicke und Erinnerungen erfährt man genug über die Vorgeschichte, sodass es keinerlei Verständnisprobleme gibt. Holly Kennedy, deren geliebter Mann Gerry vor 7 Jahren im Alter von nur 30 Jahren an Krebs verstorben war, hat es im Laufe der Jahre geschafft, sich wieder dem Leben (und einem neuen Partner) zuzuwenden. Sie ist mutig genug, in einem Podcast von ihrer eigenen Trauererfahrung zu berichten und davon, welch ein Geschenk es für sie bedeutet hatte, dass Gerry ihr eine Reihe von Briefen hinterlassen hatte, durch die sie sich in der schlimmsten Zeit ihres Lebens begleitet fühlte. Davon angesprochen wendet sich eine kleine Gruppe von Menschen an sie, alle unheilbar krank und alle mit dem Wunsch, ihren Liebsten ebenfalls solch hilfreiche Botschaften zu hinterlassen. Holly soll ihnen dabei helfen. Obwohl sie eigentlich nicht mehr in die dunkle Zeit ihres Lebens zurückgezogen werden möchte, beginnt Holly dennoch, sich diesen Menschen ganz individuell zuzuwenden und erfährt dadurch selbst völlig überraschend eine neue Sicht auf ihr eigenes Leben.
Mit den ganz großen Lebensthemen beschäftigt sich Cecilia Ahern in diesem Buch. Sterben und Leben, Liebe, Schmerz, Glück, was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr da sind? Mich lässt das Buch nach Lektüre gemischt zurück. Denn obwohl ich mich selbst immer wieder mit diesen essentiellen Lebensfragen beschäftige – oder vielleicht gerade weil ich mich damit beschäftige – überwiegt bei mir beim Lesen das Gefühl der Oberflächlichkeit. Da wird beispielsweise ausführlich und detailgenau berichtet, wie die Auswahl an Briefpapier im Geschäft stattfindet. Wenn es dann jedoch um Inhalte gehen sollte, bleibt die Erzählweise vage, unbestimmt, ungenau, undurchdacht geradezu. Zwar gibt es durchaus auch einige kürzere tiefsinnigere Passagen, die bewegen und berühren. Auch gefällt mir der mitunter eingesetzte Humor, der leicht genug ist, um die traurige Grundstimmung zu heben, ohne geschmacklos zu wirken. Ermüdend jedoch empfand ich die sich wiederholenden Stellen des endlosen Hin- und Herdenkens, da sie stets an der Oberfläche hängen blieben. Auch wirkt die Darstellung der Protagonisten insgesamt zu flach, wenig lebendig, gefühlsmäßig nicht wirklich fassbar. Und das wiederum wirkt sich auf das gesamte Buch leider so sehr aus, dass als Fazit für mich bleibt: Schweres Thema, zu einfach in Worte verpackt.

Veröffentlicht am 26.06.2019

Perfekt durchkomponierter fesselnder Thriller

Die Maske der Gewalt
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Dieser Auftaktband einer Thriller-Reihe rund um den Wiener Ermittler Richard Schwarz ist nichts für Zartbesaitete. Und wer das Buch zu lesen beginnt, hat für nichts anderes mehr Zeit. Dies sei als Warnung ...


Dieser Auftaktband einer Thriller-Reihe rund um den Wiener Ermittler Richard Schwarz ist nichts für Zartbesaitete. Und wer das Buch zu lesen beginnt, hat für nichts anderes mehr Zeit. Dies sei als Warnung vorweggestellt.
Der LKA-Ermittler Richard Schwarz hat als Kind Schreckliches erlebt. Er hatte zusehen müssen, wie seine Mutter brutal ermordet wurde, während er mit schweren Verbrühungen hilflos am Boden lag. Von diesem traumatischen Ereignis sind ihm schlimme körperliche Narben und ebenso schwerwiegende seelische Narben zurückgeblieben. Er wurde von einer Zirkusfamilie liebevoll aufgenommen, trat im Zirkus auf, lernte es, seinen entstellten Körper unter einer Maske zu verbergen. Aber der unbedingte Wille, den Mörder seiner Mutter zu finden, veranlasste ihn schließlich zur Polizei-Laufbahn. Als in Wien zwei Frauenleichen gefunden wurden mit merkwürdig identischen Stichverletzungen auf ihren Körpern, setzt in einer schier aussichtslos erscheinenden Ermittlungsarbeit Richard Schwarz alles daran, den Täter zu finden. Die ebenfalls psychisch angeschlagene Gerichtspsychiaterin Theres Lend gibt Hinweise, die vielleicht weiterhelfen können. Als jedoch Sarah, seine geliebte „Schwester“ aus der Zirkusfamilie, in München entführt wird, jagt Richard Schwarz auch diesen Täter…
Der raffiniert aufgebaute Plot hält über das gesamte Buch hinweg den Spannungsbogen hoch. Und so jagt man als Leser durch die Seiten, getrieben von der Schreibekunst der Autorin, die es versteht, durch kurze Szenenwechsel, mitunter mit Cliffhangern, durch überraschende Wendungen, durch viel wörtliche Rede und durch immer wieder durchblitzenden versteckten Witz den Leser an das Buch zu fesseln. Was nur wenigen Autoren gelingt, schafft sie mühelos, nämlich jedem Protagonisten seine eigene Stimme zu verleihen, seinen eigenen Sprachduktus. J. B. Wind spielt mit Sprache, mit Sprachstilen, spielt mit Ausdruck und schafft damit einen besonders intensiven Leseeindruck. Mögen einzelne Protagonisten vielleicht etwas überzeichnet sein und ihre beschädigten Seelen allzu theatralisch und psychologisch nicht unbedingt immer stimmig in Szene zu setzen, so passt dies jedoch zum Gesamtkonzept des Buches, das einer hochdramatischen Oper gleich in einzelnen Akten und wechselnden Bühnenbildern perfekt durchkomponiert ist. Das Buch macht unbedingt Lust auf die in absehbarer Zeit erscheinenden Folgebände.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Fesselndes Lesevergnügen

Sündenkammer: Thriller
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Zwei Zeitstränge, 500 Jahre auseinander, und doch irgendwie auf mystische Weise verbunden. Ein neuer Zons-Thriller, fesselnd wie gewohnt bei dieser Autorin. Auch dieses Mal bin ich atemlos durch das Buch ...


Zwei Zeitstränge, 500 Jahre auseinander, und doch irgendwie auf mystische Weise verbunden. Ein neuer Zons-Thriller, fesselnd wie gewohnt bei dieser Autorin. Auch dieses Mal bin ich atemlos durch das Buch durchgerauscht, habe mich gegruselt, erschreckt, gewundert, geekelt, habe gerätselt, war verwirrt und wurde immer planloser – und am Ende restlos überrascht.
Ich zitiere den Klappentext, weil er den Inhalt perfekt darstellt: „Gegenwart: Kommissar Oliver Bergmann wird am frühen Morgen zu einem Tatort mitten im Wald gerufen. Noch bevor er das Opfer sieht, kann er riechen, was passiert ist. Trotzdem erstarrt er beim Anblick des völlig verkohlten Körpers auf einem Scheiterhaufen. Die junge Frau wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Die Presse spricht bald von einem Hexenfall, denn die Spurensicherung stößt auf ein rotes Haar. Doch dann erhält Oliver ein Paket mit einer geheimnisvollen Nachricht vom Täter und ahnt, dass viel mehr dahintersteckt. Er hat es mit einem Serienkiller zu tun, der die Welt von der Sünde reinwaschen will.
Zons 1500: Der Novize Balthasar liest nachts heimlich in einem verbotenen Buch aus der Klosterbibliothek. Währenddessen scheint sich der Geist des verstorbenen Totengräbers aus seinem Grab zu erheben und auf dem Kirchhof umherzuirren. Als am nächsten Morgen ein toter Knabe vor den Toren der Stadt liegt, weiß Stadtsoldat Bastian Mühlenberg nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Er verfolgt die Spuren des Mörders bis ins Franziskanerkloster, aber die Mönche schweigen sich aus. Dann wird ein weiterer Knabe ermordet, und Bastian entdeckt eine geheime Kammer sowie ein Buch, das ihn zum Täter führt. Doch er hat keine Idee, wie er das Böse aufhalten soll.“
Es ist bewundernswert, wie Catherine Shephard es mit jedem neuen Buch in unveränderter Bestform schafft, den Leser zu packen, ihn mit allen Sinnen in die Geschichte hineinzuziehen und ihn mit gemeinen Cliffhangern zu quälen. Man eilt von Kapitel zu Kapitel und tappt in alle von der Autorin ausgelegten Fallen, bis man am Ende durch ein fulminantes Ende restlos überrascht wird. Die Protagonisten sind wie immer absolut stimmig dargestellt, die erzählte Geschichte ist nachvollziehbar. Rundum: Auch dieser neue Titel von Catherine Shepherd lässt den Leser alles um sich herum vergessen – ein Lesevergnügen!

Veröffentlicht am 16.12.2018

Flotter Kinderkrimi, aber mit Kritikpunkten

Das Sandwichkind
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Paule ist zehn, hat einen jüngeren sehr verwöhnten Bruder und eine besserwisserische große Schwester. Aber erst eine Bemerkung einer Verkäuferin im Schuhladen macht Paule so richtig bewusst, was er ist ...


Paule ist zehn, hat einen jüngeren sehr verwöhnten Bruder und eine besserwisserische große Schwester. Aber erst eine Bemerkung einer Verkäuferin im Schuhladen macht Paule so richtig bewusst, was er ist – ein Sandwichkind! Und dann beginnt der unheilvolle Verlauf: Paule verwandelt sich auch äußerlich zu einem Sandwich und wird von einem Mafiaboss und seinen Helfern entführt. Mutig machen sich Paules Freunde daran, ihn zu retten…
Geschrieben ist das Buch lebendig und spannend, teilweise auch witzig. Die große Schrift macht es auch Weniglesern leicht, die Geschichte zu verfolgen. Besonders hervorzuheben sind die fröhlichen und ausdrucksstarken Zeichnungen, die das Geschehen unterstreichen.
Mein „Probe-Lesekind“ hat die Schwachstellen des Buches ganz schnell entlarvt. „Diese blöden langen Kapitelüberschriften lese ich nicht!“ oder „So ein Quatsch, wegen einem doofen Spruch zum Brötchen zu werden!“. In der Tat ist der Einstieg in die Geschichte sehr gewollt-konstruiert, was sogar Kindern auffällt. Mich stören allerdings noch ganz andere Dinge. Muss im Kinderbuch unbedingt das Wort Scheiße mehrfach vorkommen? Muss man eine Phobie mit „blödsinniges Verhalten“ erklären? Oder muss man ein Kind durch eine eben eingeschlagene Fensterscheibe einfach so die Hand durchstecken lassen, ohne Hinweis, wie schwer man sich dabei verletzen kann? Und gab es keinen Korrektor, der den Unterschied zwischen „erschrocken“ und „erschreckt“ kennt? Oder dass es nicht „der Mafiosi“ heißt, sondern im Singular „der Mafioso“? Beispiele dieser Art gibt es etliche. Schade.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Lesen Sie dieses Buch!

Ein Held dunkler Zeit
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Als ich las, dass der Autor des vorliegenden Buches Historiker ist, machte sich in mir die Befürchtung breit, dass das Buch mühsam zu lesen sein würde, vielleicht trocken oder belehrend geschrieben. Dass ...


Als ich las, dass der Autor des vorliegenden Buches Historiker ist, machte sich in mir die Befürchtung breit, dass das Buch mühsam zu lesen sein würde, vielleicht trocken oder belehrend geschrieben. Dass ich jedoch tatsächlich einen mitreißenden, emotional aufwühlenden, spannend-lebendig geschriebenen Roman lesen durfte, war eine wunderbare Überraschung!
Es wird eine tatsächlich geschehene Geschichte in die Romanwelt versetzt, mit allen Zutaten versehen, die einen guten Roman ausmachen, und zusätzlich mit vorsichtiger Fantasie und gnadenloser, präzise recherchierter Zeitgeschichte unterlegt. Dass diese Kombination so genial gelungen ist, lässt für mich das Buch zu einem der herausragenden Leseerlebnisse werden.
Der Augenarzt Wilhelm Möckel erzählt selbst, wie er die Halbjüdin Annemarie kennen und lieben lernt und sich schließlich freiwillig zum Dienst in der Wehrmacht meldet, da er hofft, durch Erringen besonderer Verdienste zu ermöglichen, dass Annemarie als deutschblütig anerkannt wird und ihr und den Kindern Max und Martin somit alle bislang verweigerten Rechte zugestanden werden. In den geschilderten Kriegsjahren an der Front erweist sich Wilhelm als ein geradezu wagemutiger Mensch, der sich mit großem Können und unermüdlichem Einsatz um die Verletzten kümmert. Erzählt werden diese Jahre an der Front von Friedrich Tönnies, dem jungen Sanitätsgehilfen, der sich freiwillig als Bursche Wilhelm unterstellen lässt und zu seinem treuen Freund wird.
Das Buch hält für den Leser eine Achterbahn der Gefühle bereit. Wir sind angerührt von der Liebesgeschichte zwischen Annemarie und Wilhelm. Wir erschauern, wie zunehmende Judenfeindlichkeit langjährige Freundschaften zerreißt und Spitzeltum um sich greift. Wir sind gelähmt vor Entsetzen über das Menschenschlachten an der Front. Wir sind dankbar, wenn sich mitten im Kugelhagel etwas Menschlichkeit findet. Und weinen über den ertrinkenden Hund Norka. Christian Hardinghaus schreibt klar, schnörkellos, ohne jegliches Pathos, und genau damit packt er den Leser, zieht ihn ins Buch, ins Geschehen, in ein Stück Zeitgeschichte und lässt ihn bis zum Schluss und darüber hinaus nicht mehr los.
Viel gäbe es noch über das Buch zu erzählen. Aber ich kürze ab mit dem Satz, den ich nur ganz selten schreibe: Auch wenn Sie dieses Jahr nur ein einziges Buch lesen wollen - lesen Sie dieses Buch!