Platzhalter für Profilbild

heinoko

Lesejury Star
offline

heinoko ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit heinoko über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2019

Ruhig-gespanntes Katz- und Mausspiel

Wisting und der Tag der Vermissten
0


Für mich war dieser Autor eine Entdeckung! Ganz sicher werde ich auch den zweiten Band mit Kommissar Wisting lesen, denn Jorn Lier Horst trägt den Leser absolut sicher und verlässlich durch alle spannenden ...


Für mich war dieser Autor eine Entdeckung! Ganz sicher werde ich auch den zweiten Band mit Kommissar Wisting lesen, denn Jorn Lier Horst trägt den Leser absolut sicher und verlässlich durch alle spannenden Geschehnisse des Cold Cases und kommt dabei ganz ohne marktschreierische Effekte aus – eine Wohltat.
Jedes Jahr trifft Kommissar William Wisting den Ehemann der vor 24 Jahren verschwundenen Katharina Haugen. Sie treffen sich freundschaftlich zu einem Angelausflug in einer abgelegenen Hütte. Der Fall der verschwundenen Katharina konnte nie gelöst werden. Über die Jahre hinweg hat Wisting die Ermittlungsakten wieder und wieder studiert, ohne weiterzukommen. Doch dieses Jahr wird aus diesem Ausflugsritual eine mehr als gefährliche Situation.
Das Lesen dieses perfekt durchkomponierten Kriminalromans habe ich sehr genossen. Der Autor hat es nicht nötig, durch wildes Hin- und Herspringen in den Zeiten und Perspektiven eine Pseudospannung aufzubauen. Er erzählt in ruhigem, folgerichtigem Erzählton auf feine, geradezu feinfühlige Weise und so detailliert, dass man das Gefühl hat, bei jedem einzelnen Ermittlungsschritt, bei jeder sich neu ergebenden Situation dabei zu sein, so intensiv, als würde man selbst jedes Blatt der umfangreichen Ermittlungsakte sichten und neu bewerten. Die relativ kurzen Kapitel machen das Lesen angenehm, die eigene Aufmerksamkeit wird geschickt wechselnd auf die verschiedenen überzeugend dargestellten Protagonisten gelenkt. Man befindet sich als Leser mitten in einem raffinierten Katz- und Mausspiel und wird weiter und weiter in eine seltsam still-gespannte Haltung getrieben, lauernd wie eine Katze vor dem Mauseloch. Genau so soll meiner Meinung nach ein Kriminalroman sein!

Veröffentlicht am 04.10.2019

Wort-Pralinen - zum staunenden Schauen und genussvollen Lesen

So süß schmeckt das Leben
0

Die genialen Strickkunstwerke von Madame Tricot durfte ich bereits mehrmals im Original in Augenschein nehmen und war fasziniert, begeistert und voll der höchsten Bewunderung, wie es möglich ist, einen ...

Die genialen Strickkunstwerke von Madame Tricot durfte ich bereits mehrmals im Original in Augenschein nehmen und war fasziniert, begeistert und voll der höchsten Bewunderung, wie es möglich ist, einen Wurstsalat oder einen Pressack oder ein Stück rohes Bratenfleisch so lebensecht zu stricken, dass man das Gefühl hat, an der Theke einer echten Metzgerei zu stehen und gleich eine Scheibe Wurst zum Probieren angereicht zu bekommen. Madame Tricot ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes eine Strickkünstlerin! Und genau wegen ihres Namens fand das vorliegende Buch meine besondere Aufmerksamkeit. Erst mit dem zweiten Blick entdeckte ich den Glückswert dieses Geschenkbuches.
Wer vielleicht erwartet hatte, hier konkrete Anleitungen zu finden, um selbst Bockwürstchen zu stricken oder Salami, der würde enttäuscht werden. Aber das Büchlein ist dennoch ein Anleitungsbuch, nämlich zum Glücklich-Sein und –Werden, zur Wahrnehmungsschulung für das, was gut tut. „So süß schmeckt das Leben“ ist eine Sammlung von Aphorismen, humorvollen oder nachdenklichen Texten, von Rezepten für Gelassenheit oder für einen Seelenkuchen. Allesamt wundervoll ausgewählte Texte, die Mut machen, süß wie eine Praline, Wort-Pralinen sozusagen. Die feinsinnig ausgewählten Texte werden durch die süße Maschenkunst der Madame Tricot auf liebenswerte Weise vertieft.
Welch ein schön gestaltetes, beglückendes Geschenkbuch, dessen Texte immer wieder gelesen werden wollen. Mit einer Botschaft, die der kluge Peter Handke in kürzester Form so ausgedrückt hat: „Ich bin ja zum Vergnügen auf der Welt“. Was kann man besseres schenken als dieses die Lebenszeit Versüßendes Buch - zum Schauen, zum Lesen, zum Denken, zum Genießen!

Veröffentlicht am 02.10.2019

Fachlich kompetente Analyse

Das Wunder der Wertschätzung
0


Bewundernswert, wie es dem Autor gelingt, als Fachmann und mit immensem Hintergrundwissen ausgestattet, das Thema so umfassend und gleichzeitig verständlich zu behandeln. Wer allerdings einen der vielen ...


Bewundernswert, wie es dem Autor gelingt, als Fachmann und mit immensem Hintergrundwissen ausgestattet, das Thema so umfassend und gleichzeitig verständlich zu behandeln. Wer allerdings einen der vielen Allerweltsratgeber erwartet hat, wird enttäuscht das Buch wieder zuklappen.
Dr. Haller hat mit dem vorliegenden Buch einen Wegweiser durch den Dschungel der Begrifflichkeiten geschrieben, und das macht er einerseits fachlich kompetent und präzise, andererseits aber auch für Laien verständlich, mit Fällen aus der Praxis veranschaulicht, mit Zitaten aus der Welt der Literaten unterstrichen und mit in Kästchen gesetzten Quintessenzen zum jeweiligen Kapitel nochmals zusätzlich untermalt. In unserer Zeit der zunehmenden sozialen Kälte, die in der Formel „Ich- icher-am ichesten“ mündet, in einer Zeit des wachsenden Narzissmus, wäre wertschätzendes Verhalten ein unendlich wichtiger und wertvoller Gegenpol. Ich wähle allerdings hier bewusst den Konjunktiv. Denn Wertschätzung bedingt einerseits reale Begegnung zwischen Menschen, wobei die zunehmende Digitalisierung genau diese immer seltener werden lässt. Und zum anderen gelingt echte Wertschätzung nur Menschen, die sich in andere empathisch einfühlen können, also mit emotionaler Intelligenz ausgestattet sind, die selbstsicher, gelassen, achtsam und respektvoll sind. Da unsere reale Welt all diesen wunderbaren Eigenschaften wenig Wachstumschancen einräumt, bleibt für mich das Wunder der Wertschätzung ein Konjunktiv, eine stille Hoffnung vielleicht.
Angeregt durch das vorliegende großartige Buch wäre zu wünschen, dass der eine oder andere Leser neu motiviert wird, an seinem inneren Wachstum zu arbeiten und Wertschätzung als kostbarstes Mittel, sozusagen als Grundnahrungsmittel zu einem besseren Miteinander zu erkennen.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Gute Spannungsunterhaltung

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
0


Manchmal tut es gut, sich einfach nur spannend unterhalten zu lassen, sich unangestrengt durch eine fesselnde Handlung tragen zu lassen. Dafür ist dieser Autor immer gut, und das vorliegende Buch ebenso.
Eine ...


Manchmal tut es gut, sich einfach nur spannend unterhalten zu lassen, sich unangestrengt durch eine fesselnde Handlung tragen zu lassen. Dafür ist dieser Autor immer gut, und das vorliegende Buch ebenso.
Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe ganz unterschiedlicher junger Menschen findet sich in einem einsam gelegenen Berghotel zusammen, um sich auf das Abenteuer einer digitalfreien Zeit einzulassen. In 2000 m Höhe, bei extremem dauerhaftem Schneefall gefangen in einem Hotel, das eigentlich nicht in Betrieb ist, sondern sich in großen Teilen in Renovierung befindet und jenseits aller Möglichkeiten, mit dem Rest der Welt Kontakt aufzunehmen – diese Ausgangssituation allein schon genügt, um unangenehme Gefühle aufkommen zu lassen. Als am zweiten Tag ein Mitglied der Gruppe verschwindet und nach ausgiebiger Suche schwerst misshandelt aufgefunden wird, beginnt der Albtraum immer bedrohlicher zu werden, denn niemand kann zu Hilfe gerufen werden.
Hier bedient Arno Strobel eine klassische Thriller-Ausgangssituation: eine Gruppe von Menschen, die sich in einer lebensbedrohlichen Situation befindet, völlig allein auf sich gestellt. Die Digitalabstinenz im vorliegenden Buch ist im Grunde nur „modernes“ Beiwerk. Interessant sind bei solchen Plots immer die unterschiedlichen Reaktionen der Gruppenmitglieder, insbesondere wenn der Leser ebenso wie die Protagonisten völlig im Unklaren gelassen wird, von welcher Seite aus die Bedrohung kommt. Ein paar Seiten benötigte ich, um mich an den etwas spröden Erzählstil zu gewöhnen, aber schnell war ich gerade dank dieses schnörkellosen Schreibstils gefangen in der Handlung, befand mich mitten in der Gruppe, deren Teilnehmer sich unter der nicht fassbaren Bedrohung von Stunde zu Stunde veränderten, als Einzelpersonen ebenso wie auch als Gruppe. Von Schockstarre bis zu blindem Aktionismus, von schutzsuchender Annäherung bis zu generalisiertem Misstrauen – wir erleben als Leser eine große Bandbreite der Reaktion auf die Horrorsituation.
Kurzum: Das vorliegende Buch ist ein fesselnd zu lesender, beklemmender Psychothriller mit einem Plot, den man so ähnlich schon öfter gelesen hat. Er ist spannend umgesetzt, sprachlich mitunter ein wenig hölzern-spröde, insbesondere bei den Dialogen, aber als reine Spannungsunterhaltung perfekt.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Viel mehr als reine Unterhaltung

Leles Geheimclub, Band 1: Keine Kings im Hauptquartier
0


An diesem Buch hatte ich ganz besonders viel Freude, denn die wunderbare Mischung von spannender Geschichte und allerlei Mitmach-Animationen verschafft mir als Lesepatin Anregungen für mehrere Wochen!
Lele ...


An diesem Buch hatte ich ganz besonders viel Freude, denn die wunderbare Mischung von spannender Geschichte und allerlei Mitmach-Animationen verschafft mir als Lesepatin Anregungen für mehrere Wochen!
Lele ist Mutmach-Botschafterin und versteckt anonyme Zettel an allen möglichen Orten in ihrer Umgebung, damit die von ihr liebevoll geschriebenen Botschaften von anderen gefunden werden können. Zusammen mit Elif, die Fremdwörter liebt, und Cleo, der besten Skateboard-Fahrerin, haben sie einen Geheimclub, die Queens, mit einem ganz und gar geheimen Treffpunkt. Doch die Jungenbande, die Kings, haben diesen Ort entdeckt und wollen ihn mit einer Drohne genauer ausspähen. Die Rache der Queens geht allerdings gründlich schief…
Eine gekidnappte Drohne, ein verschwundener Hund und ein kluger Deal, der im gemeinsamen Handeln der beiden eigentlich verfeindeten Geheimclubs mündet – all das liest sich sehr gut, weil es vergnüglich, lebendig und durchaus spannend erzählt wird. Was mir persönlich nicht so gut gefiel, ist, dass man in der Geschichte arg leichtfertig umgeht mit Tiffi, dem Hund, als Erpressungsmittel. Der arme Tiffi muss einiges mitmachen, ohne dass dies wirklich in der Erzählung reflektiert wird. Hier wären vielleicht schon mal ein paar Sätze angebracht gewesen zum Thema, dass Hunde kein Spielzeug sind und dass man sie keinesfalls so leichtfertig und gedankenlos behandeln darf.
Sehr schön und das Buch aufwertend sind die zusätzlich enthaltenen Mitmach-Angebote. So manch eine zum Nachdenken anregende Liste will ausgefüllt werden. Anregungen für eine Geheimsprache, eine Fremdwörterliste, die endlos ergänzt werden kann – das Buch ist ideal zum interaktiven Lesen mit meinen Lesepatenkindern. Rivalität und Freundschaft, Vertrauen und Verlässlichkeit, aber auch wie man verantwortungsvoll und feinfühlig mit Tieren umzugehen hat – all diese Themen werden offen (oder versteckt) durch das vorliegende Buch angeregt.