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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2019

Zusammen sind wir am besten

Hektor spielt (nicht) mit Mädchen!
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Hektor, der Wolfsjunge, freut sich auf einen wolfsmäßig schönen Tag, sammelt fröhlich Blumen fürs Schmetterlinghaus und begeistert sich zusammen mit Mücke und Klara über die ersten Schmetterlinge, die ...


Hektor, der Wolfsjunge, freut sich auf einen wolfsmäßig schönen Tag, sammelt fröhlich Blumen fürs Schmetterlinghaus und begeistert sich zusammen mit Mücke und Klara über die ersten Schmetterlinge, die gleich einziehen wollen. Aber Rocky Igel, der Hartgesottene, findet das mädchenkramig albern und will „was Richtiges“ spielen, Ball zum Beispiel, jungenmäßig halt. Und er zeigt seine Dribbelkunst. Als Mücke und Klara mitspielen wollen, lacht Rocky sie aus, denn seiner Meinung nach stolpern Mädchen nur über ihre eigenen Füße. Das lassen Mücke und Klara natürlich nicht auf sich sitzen und zeigen Rocky und Hektor, dass Mädchen sehr geschickt sind und überhaupt, wie viel Spaß das gemeinsame Spiel macht.
Ob Rollenverhalten bereits im Kindergartenalter wichtig ist? Vielleicht ja, wenn die Eltern darauf drängen. Und genau diese Eltern werden wohl das vorliegende Bilderbuch ihren Kindern nicht in die Hand geben, fürchte ich. Ganz grundsätzlich ist die Botschaft jedoch wirklich wichtig: Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam haben wir Spaß, und gerade, weil wir unterschiedliche Fähigkeiten haben, sind wir zusammen am besten. Die Illustrationen von Günther Jakobs gefallen mir sehr. Sie drücken ganz unmittelbar die Bandbreite der Gefühle aus von entspannter stiller Freude bis zu stocksauerer Ablehnung, von angespanntem Leistungswillen, über Nachdenklichkeit hin zu freudigen Spielprojekten – all dies lässt sich an den Zeichnungen auf direkte Weise ablesen. Dazu kommt noch die dynamische Lebendigkeit der Bilder, so stark, als wären sie bewegte Bilder, besonders beim Baumballspielen. Besser geht es nicht. Und Papa Wolf bringt es beim mittäglichen Braten von Wolfsburgern beim Thema, dass Schmetterlinge Mädchenkram seien, auf den Punkt: „Schmetterlinge sind Schmetterlinge“! Dem ist nichts hinzuzufügen.

Veröffentlicht am 04.08.2019

Feenstaub und Freundschaft

Prinzessin Lillifee in der Tierklinik
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Monika Finsterbusch, die Schöpferin von Lillifee und weiteren Tieren und Wesen, war viele Jahre Modedesignerin für Erwachsene, bevor sie sich der kindlichen Welt zuwandte und seither dort ihre reiche ...


Monika Finsterbusch, die Schöpferin von Lillifee und weiteren Tieren und Wesen, war viele Jahre Modedesignerin für Erwachsene, bevor sie sich der kindlichen Welt zuwandte und seither dort ihre reiche Kreativität auslebt. Sie mag nicht selbst im Vordergrund stehen, sondern lässt ihre Geschöpfe für sich sprechen. Wie schön, dass der großartige Coppenrath Verlag es so meisterhaft versteht, all die zauberhaften Geschichten wunderbar in Szene zu setzen.
Das vorliegende Buch ist wieder ein Mädchenbuch, wie es schöner nicht sein könnte. Ein dreidimensional gestalteter Einband mit viel, viel Feenstaub versehen lädt ein in die Welt von Rosarien, in der Lillifee wohnt und missmutig in den Regen schaut. Da muntert sie der fröhliche und heftig verliebte Vogel Filou auf und verlockt sie, mit nach Tikitan zu kommen, einem Land, in dem immer die Sonne scheint. Das klingt so sehr verführerisch, dass sich Lillifee nur zu gerne zusammen mit Filou auf den Weg macht – nicht ohne auf jeder Buchseite für die kleinen Leserinnen weiteren Feenstaub zu hinterlassen. Doch kaum kommen sie an im immergrünen Dschungel, wird Lillifee von einer Kokosnuss getroffen und bleibt bewusstlos liegen. Die Affenmutter Moma kümmert sich um Lillifee, die nicht mehr weiß, wie sie heißt und woher sie kommt. In der Klinik für verletzte Tierkinder geht es Swami, wie Lillifee nun genannt wird, schnell besser und sie kümmert sich bald liebevoll um all die kranken Tiere. Doch wie kommt Lillifee wieder an ihre Erinnerungen?
Die liebenswert-warmherzige Geschichte erzählt vom Wert des zugewandten Miteinander, des gegenseitigen Helfens und Unterstützens, vom Geborgen-Sein in der Gemeinschaft, auch von Ehrlichkeit, Freundschaft und den allerersten Fragen nach der eigenen Identität. Der lebendig geschriebene, feinfühlige Text und die ausdrucksstarken Zeichnungen, auf denen so viel zu entdecken ist, ergeben eine Erzählung aus dem Reich der Feen-Fantasie, wie sie schöner nicht sein könnte.

Veröffentlicht am 04.08.2019

Atemlose Spannung

Tief im Wald und unter der Erde
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Da mich in der letzten Zeit drei Thriller von Andreas Winkelmann restlos überzeugt hatten, wagte ich mich mit dem vorliegenden Buch an einen Thriller, der bereits 2009 erschienen war. Und was soll ich ...


Da mich in der letzten Zeit drei Thriller von Andreas Winkelmann restlos überzeugt hatten, wagte ich mich mit dem vorliegenden Buch an einen Thriller, der bereits 2009 erschienen war. Und was soll ich sagen: Wieder war ich gezwungen, geradezu atemlos durch das Buch zu jagen, weil es mich nicht eine Sekunde aus der Spannung entließ!
So kündigt der Verlag das Buch an: „Eine einsame Bahnschranke im Wald, dunkle Nacht. Seit an diesem Ort vier ihrer Freunde bei einem mysteriösen Unfall ums Leben kamen, wird Melanie von panischer Angst ergriffen, wenn sie hier nachts anhalten muss. Denn jedes Mal scheint es ihr, als krieche eine dunkle, schemenhafte Gestalt vom Waldrand auf ihren Wagen zu. Niemand glaubt ihr – bis die junge Jasmin Dreyer verschwindet, und ihr Fahrrad an der Bahnschranke gefunden wird …“
Ein weiteres Mal überzeugte mich Andreas Winkelmann von seiner Gabe, auf perfekte Weise grausiges Schauern, atemlose Spannung, Entsetzen und Abscheu in einen Plot zu verpacken, der schier Unausdenkbares enthält und mitten in unsere tiefsten Ängste eindringt. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, nicht nur aus Sicht der sympathischen lesbischen Ermittlerin Nele Kamiter, sondern wir können uns auch mit der zerstörten Persönlichkeit des Täters befassen.
Andreas Winkelmann ist für mich einer der besten Thriller-Autoren. Punkt.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Versteht die Autorin mehr von Pflanzen als von Menschen?

Die Gärten von Monte Spina
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Allem voran: Um das Buch zu mögen, muss man Pflanzen mögen, mehr noch, man muss sie unabdingbar lieben, wie passionierte Gärtner es tun. Denn in diesem Roman ist die Liebe zu den Pflanzen der Wegweiser ...


Allem voran: Um das Buch zu mögen, muss man Pflanzen mögen, mehr noch, man muss sie unabdingbar lieben, wie passionierte Gärtner es tun. Denn in diesem Roman ist die Liebe zu den Pflanzen der Wegweiser durchs Geschehen, die eigentliche Stärke des Buches.
Worum geht es: Auf der abgelegenen Insel Monte Spina, einer Privatinsel, wird ein neuer Gärtner gesucht. Für Toni, 30, deren Mann vor kurzer Zeit durch einen Autounfall gestorben war, findet das Leben nur noch hinter einem grauen Schleier statt. Sie hängt in ihrer Trauer fest. Da scheint die Aufgabe, als Gärtnerin auf dieser einsamen Insel zu arbeiten, genau richtig. Sie schuftet hart, trifft auf seltsame Menschen, hört von dem noch seltsameren Inselbesitzer, der immer nur für wenige Wochen auftauchen soll, und je tiefer sie durch ihre Arbeit in die Pflanzenwelt der Insel eintaucht, umso mehr erwacht ihre Neugier – auf Max Bror, den bösartigen, unangenehmen Inselbesitzer, auf merkwürdige Geheimnisse, über die niemand sprechen will, aber auch auf eine neue Lebensneugier bei sich selbst.
Könnte es sein, dass die Autorin mehr von Pflanzen als von Menschen versteht? Ihre Protagonisten sind überzeichnete, klischeehafte, durchweg unsympathische Typen, deren Verhalten und Konversationen nicht nachvollziehbar und unrealistisch konstruiert wirken. Lediglich Toni in ihrem Trauergefängnis, aus dem sie Stück für Stück ausbricht, erreicht den Leser emotional. Leon, ihr verstorbener Mann, taucht in kritischen Situationen vor Tonis innerem Auge auf und fungiert wie eine Art Lebens-Souffleuse. Solche Szenen sind gelungen und getragen von einem leisen Humor. Überhaupt ist das Buch eine Sammlung von Stilbrüchen. Wunderschöne Naturschilderungen, unglaublich schöne lyrische Wortbilder wie z. B. „misstrauisch entknittern sich die Stauden“ (nach einem Sturm), wechseln sich ab mit abstoßenden, frauenfeindlichen, widerwärtigen Szenen oder unpassend-lächerlichen Schilderungen wie z. B. „Beine wie Wiener Würstchen“. Kluge Sätze wie „Alleinsein ist die kleine Schwester von Frieden“ wechseln ab mit dem nervigen sprachlosen Einheitskommentar, der wieder und wieder von der Autorin eingesetzt wird: „Pffff…“.
Und so bleibe ich in meinem Urteil über diesen Debütroman hin- und hergerissen zwischen wunderschön und abstoßend, zwischen gekonnt und laienhaft. Auf jeden Fall ist das Cover wunderschön gelungen.

Veröffentlicht am 02.08.2019

Ein Thriller, der den Leser vor sich herjagt

Wenn ich tot bin
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Die Autorin kannte ich bislang nicht, weder unter ihrem richtigen Namen Sabine Klewe noch unter ihrem Pseudonym Karen Sander, und ich war erstaunt, wie viele Thriller aus ihrer Feder bislang ungelesen ...


Die Autorin kannte ich bislang nicht, weder unter ihrem richtigen Namen Sabine Klewe noch unter ihrem Pseudonym Karen Sander, und ich war erstaunt, wie viele Thriller aus ihrer Feder bislang ungelesen meiner Aufmerksamkeit entgangen waren. Nach Lektüre des vorliegenden Buches habe ich eine neue Thriller-Lieblings-Autorin gefunden!
Welch ein Drama gleich zu Beginn. Die 19-jährige Madelin McFarland wird völlig verängstigt in der Nähe ihres Zuhauses aufgegriffen und zu ihrer überglücklichen Mutter gebracht. Madelin war die Flucht aus 10-jähriger Gefangenschaft eines brutalen Entführers gelungen. Doch wenige Stunden später ist Madelin erneut verschwunden, der Stiefvater Stuart liegt schwer verletzt im Haus und die jüngere Tochter Harper ist völlig verstört und spricht kein Wort. Detective Sergeant Kate Fincher von der Polizei in Edinburgh will zusammen mit ihrem Kollegen Inspector Tom Pine alles daran setzen, Madelin zu finden. Die beiden stoßen auf Spuren einer jungen Frau, die sich Amy nennt…
Der Roman spielt in den schottischen Highlands, einer Welt der Mythen und Sagen, mit seinen unendlich scheinenden Wäldern. Ein ideales Szenario für Flucht, Verstecken, Gejagt-Werden. Das Buch ist im Präsens geschrieben, was immer eine besondere Nähe zum Leser schafft. Ein weiterer geschickter Schachzug der Autorin sind die Perspektivwechsel, in denen der Leser das Geschehen aus Sicht der unterschiedlichen Protagonisten miterlebt. Mir gefällt besonders gut, dass der Ermittler Tom nicht der Unfehlbare ist, dass er Fehler macht, dass er etwas übersieht, menschlich eben – eine Wohltat im Vergleich zu den häufig beschriebenen Überfliegern, den überperfekten Ermittlern, die quasi unkaputtbar ihren Weg gehen. Die unterschiedlichen Blickwinkel treiben die Spannung geschickt in die Höhe. Und immer wenn der Leser glaubt, jetzt sei alles klar und würde sich endgültig auflösen, dann schafft es die Autorin, die Handlung so zu drehen, dass das, was sicher zu sein scheint, sich plötzlich ganz anders darstellt und man völlig verwirrt mit neuen Erkenntnissen dasteht. Das Buch treibt den Leser sozusagen vor sich her, jagt ihn durch die Seiten, besser geht es nicht.
Deshalb meine absolute Leseempfehlung für diesen gekonnt geschriebenen Thriller.