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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.07.2019

Reine Urlaubslektüre

Vom gleichen Blut
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Eine Urlaubslektüre ist dieses Buch allemal, denn es lässt sich leicht und flüssig lesen, es unterhält und ist durchaus spannend.
Worum geht es? Die 14-jährige Tochter eines reichen Bauunternehmers wird ...


Eine Urlaubslektüre ist dieses Buch allemal, denn es lässt sich leicht und flüssig lesen, es unterhält und ist durchaus spannend.
Worum geht es? Die 14-jährige Tochter eines reichen Bauunternehmers wird entführt. Dabei wird der Chauffeur erschossen. Die offiziellen Ermittlungen gehen von einem Racheakt aus, und zwar ausgeführt von einem Opfer eines zurückliegenden Bauskandals. Es dringen kaum Informationen an die Öffentlichkeit, was merkwürdig ist. Nik Pohl, ehemaliger Kripoermittler, glaubt an ein Ablenkungsmanöver und geht auf eigenen Wegen erfolglos verschiedenen Spuren nach. Bis er selbst bedroht wird und ein weiterer Jugendlicher verschwindet….
Tja, was gibt es zu diesem Buch sonst noch zu sagen außer dass es eine relativ spannende Unterhaltung bietet? Die Protagonisten bleiben mir allesamt fremd, teils sogar befremdlich. Nik Pohl ist ein knorriger Typ, eigenwillig, mit einem selbstgestrickten Moralverständnis, Gesetze jederzeit missachtend, mal Scharfdenker, mal weinerlich Betrunkener. Jon, Computergenie, und Balthasar, Gerichtsmediziner mit Papagei, helfen Nik mit teilweise überirdisch besonderen Fähigkeiten. Technisches Equipment ist innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung, Geldbündel zum Kauf von Informationen ebenso. Viele Tote, viel Ballerei, viele Verdächtige, viele Spuren, viele Unglaubwürdigkeiten, viele Klischees. Von allem zuviel. Märchenstunde halt. Trotz allem spannend. Gut geschriebene, reine Urlaubslektüre. Nichts für realistisch mitdenkende Leser.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Gute Taten machen gute Gefühle

Der wilde Räuber Donnerpups (Bd. 4)
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Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten ...


Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten rund um den wilden Räuber Donnerpups….
Walko alias Walter Kössler ist sowohl Zeichner als auch Autor der großartigen Bilderbücher, die die Geschichten aus dem Leben des Räubers Donnerpups erzählen. Der Coppenrath Verlag steht für besonders gut und liebevoll gestaltete Bücher, und so ist auch dieses Bilderbuch zum Vorlesen bzw. für Leseanfänger zum Selbstlesen ein herrlicher Spaß. Besonders schön und vergnüglich anzuschauen ist in Band 4 das eingeklebte 6-seitige Booklet, ein Fotoalbum mit Bildern aus der Kinder- und Jugendzeit des Räuberhauptmann Donnerpups.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Räuberbande sitzt gemütlich zusammen und spielt Räuber-Rommé, als der Hauptmann Donnerpups aufschreit! Er hat soeben erfahren, dass man die Donnershausener Windmühle abreißen will, und zwar schon am nächsten Tag! Doch ein Räuber-Vorfahre hatte einst unter der Mühle Gold versteckt. Dieser Schatz könnte beim Abriss entdeckt werden. Da ist also schnelles Handeln angesagt, und auf geht es zu einem gewaltig gefährlichen Abenteuer…
Die Stärke des Buches liegt meines Erachtens in der Bebilderung. Sie ist ausgesprochen fröhlich und lebendig, so detailverliebt, dass man jede Seite lange und immer wieder anschauen möchte. Jeder der Räuber, selbst der Esel Muliboy, jedes noch so kleine Tierchen im Wald ist so anschaulich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, die Zeichnungen sind eigentlich stärker als der Text und übernehmen das Erzählen der Geschichte intensiver als der Text selbst. Bevor ich die Zeichnungen von Walko kannte, wusste ich nicht, dass man sogar Zähne bzw. Gebisse derart ausdrucksstark zeichnen kann… Der Geschichte fehlt weitgehend – absolut wohltuend – ein spürbarer pädagogischer Zeigefinger. Sie ist ein Märchen, deftig und direkt, wie Märchen nun mal sind, und sie erzählt davon, dass eine gute Tat sogar bei Räubern ein schönes Gefühl macht.
Rundum ein erfrischend witziges Bilderbuch mit herrlich ausdrucksstarker Bebilderung!

Veröffentlicht am 03.07.2019

Erfrischend witzig

Der wilde Räuber Donnerpups (Bd. 1)
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Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten ...


Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten rund um den wilden Räuber Donnerpups….
Walko alias Walter Kössler ist sowohl Zeichner als auch Autor der großartigen Bilderbücher, die die Geschichten aus dem Leben des Räubers Donnerpups erzählen. Der Coppenrath Verlag steht für besonders gut und liebevoll gestaltete Bücher, und so ist auch dieses Bilderbuch zum Vorlesen bzw. für Leseanfänger zum Selbstlesen ein herrlicher Spaß. Zwar lag mir das normalerweise beigefügte Pupskissen nicht vor, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wieviel Spaß allein schon solch ein Kissen den Kindern (und vielleicht auch manchen Erwachsenen) bringt.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Der mutige Junge Robin wagt sich in den gefährlichen Donnerwald, und natürlich, wie könnte es anders sein, wird er von der Räuberbande gefangengenommen. Doch Robin ist schlau und fordert die Räuber zu einem Wettstreit heraus. Hauptmann Donnerpups findet es gar nicht lustig, an der Nase herumgeführt zu werden…
Die Stärke des Buches liegt meines Erachtens in der Bebilderung. Sie ist ausgesprochen fröhlich und lebendig, so detailverliebt, dass man jede Seite lange und immer wieder anschauen möchte. Jeder der Räuber, selbst der Esel Muliboy, jedes noch so kleine Tierchen im Wald ist so anschaulich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, die Zeichnungen sind eigentlich stärker als der Text und übernehmen das Erzählen der Geschichte intensiver als der Text selbst. Bevor ich die Zeichnungen von Walko kannte, wusste ich nicht, dass man sogar Zähne bzw. Gebisse derart ausdrucksstark zeichnen kann… Der Geschichte fehlt – absolut wohltuend – jeglicher pädagogische Zeigefinger. Sie ist ein Märchen, deftig und direkt, wie Märchen nun mal sind, und sie erzählt davon, wie man durch Schlauheit andere, vermeintlich Stärkere, übertölpeln kann.
Rundum ein erfrischend witziges Bilderbuch mit herrlich ausdrucksstarker Bebilderung!

Veröffentlicht am 01.07.2019

Opulent erzählt

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Mit dem Buch „Die Zarin und der Philosoph“ legt Martina Sahler den zweiten Band rund um St. Petersburg vor. Im ersten Band ist die Hauptfigur Peter der Große, im neuen Buch liegt der Schwerpunkt auf Katharina ...


Mit dem Buch „Die Zarin und der Philosoph“ legt Martina Sahler den zweiten Band rund um St. Petersburg vor. Im ersten Band ist die Hauptfigur Peter der Große, im neuen Buch liegt der Schwerpunkt auf Katharina die Große, und zwar beschränkt auf die Zeit der Aufklärung. Wieder fällt die schöne Ausstattung des Buches ins Auge: Geprägter, mit Glanzschrift versehener Schutzumschlag, mit einem wunderschönen Gemälde aus der Finnischen Nationalgalerie „Blick auf Petersburg“. Innen findet sich ein Stadtplan von St. Petersburg um 1765. Dem Text vorangestellt sind das (dringend nötige) Personenverzeichnis und eine den Überblick verschaffende Zeittafel von 1725 bis 1775. Auch letztere habe ich als überaus hilfreich empfunden als „Roten Faden“ durch die vielfältigen Szenen im Buch. Sehr gut gefallen hat mir auch das Nachwort, in dem Martina Sahler auf sehr interessante weiterführende Literatur verweist, auf einen Fundus an geistesgeschichtlichem, literarischem und politisch-historischem Wissen. Spätestens hier bekommt man eine Ahnung davon, wieviel Arbeit in dem Buch steckte, um die Gratwanderung zwischen historisch Belegtem und Fiktion unterhaltsam und gut lesbar zu absolvieren.
Den Buchinhalt umreißt der Verlag so: „Die junge Katharina krönt sich nach einem Putsch selbst zur Zarin. Sie sieht sich als Nachfolgerin von Peter dem Großen und will Russland nach Westen öffnen. Doch die Welt hält den Atem an, kann man der Deutschen auf dem Zarenthron trauen? Preußens König Friedrich II. schickt einen Philosophen nach Petersburg, um die Pläne der neuen Herrscherin auszuspähen. Stephan Mervier ist beeindruckt von Katharina, von ihrer Klugheit, ihrem Charisma, aber Russlands Rückständigkeit und das Elend der Leibeigenen machen ihn wütend. Dabei wächst der Widerstand im Winterpalast längst heran. Eine enge Vertraute Katharinas kämpft auf Seiten der Unterdrückten. Stephan verliebt sich in die mutige Rebellin, die in großer Gefahr schwebt. Denn die Zarin fördert zwar Fortschritt, Bildung und die Wissenschaften, aber ihre Herrschaft ist absolut, und sie setzt ihre Macht mit äußerster Härte durch.“
Martina Sahler erzählt in einer opulenten, sehr schönen und sorgfältigen Sprache. Ihre Schilderungen sind anschaulich, bildhaft und detailreich. Dadurch liest sich das Buch weitgehend fesselnd und interessant-lebendig, auch wenn für große Emotionen kein Platz ist. Manchmal hatte ich Mühe, die durch mehrere Erzähl“nebenstraßen“ recht große Anzahl handelnder Personen richtig einzuordnen, auch waren mir manche politischen Exkurse etwas mühsam zu lesen, aber in der Summe bleiben mir nach Lektüre sehr intensive Bilder der Pracht des damaligen St. Petersburg zurück, ebenso wie bleibende Eindrücke der überaus interessanten, etwas zwiespältig zu beurteilenden, geistvoll-intelligenten Persönlichkeit Katharina die Große.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Opulentes Lesefutter

Das Gemälde der Tänzerin
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Zwar war mein Lesevergnügen etwas eingeschränkt, weil die digitale Version etliche Fehler enthält, bis hin zu Satzverworrenheiten und Zeilen mit (arabischen?) Unleserlichkeiten. Lesefreude sieht eigentlich ...


Zwar war mein Lesevergnügen etwas eingeschränkt, weil die digitale Version etliche Fehler enthält, bis hin zu Satzverworrenheiten und Zeilen mit (arabischen?) Unleserlichkeiten. Lesefreude sieht eigentlich anders aus. Dass mich der Roman dennoch gefesselt hat, spricht für die Qualität des Textes.
Hauptperson Helena lebt am Existenzminimum. Sie ist arbeitslos und versucht, sich und ihre pubertären Zwillinge durchzubringen. Leider ist sie gezwungen, ausgerechnet in dem Schweizer Hotel als Zimmermädchen zu arbeiten, dessen Besitzer Kronenberg schuld ist an ihrer Lebensmisere. Helena erfährt von einem Mord an einem Zimmermädchen im Jahr 1942 und von einem seitdem verschollenen Gemälde. Nach dessen Verbleib forscht eine Amerikanerin namens Jessica Dixon-Löwenfeld ebenso wie der Sohn Noah der Familie Kronenberg. Helene will helfen, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Doch je weiter sie eindringt in die damaligen Zusammenhänge, desto mehr gerät ihr eigenes bestgehütetes Geheimnis in Gefahr, ans Licht zu kommen.
In verschiedenen Zeitsträngen und Perspektivwechseln wird auf wunderbare Weise in einem großen Zeitbogen ein Familienroman erzählt, dessen verworrene familiäre Verstrickungen mit Schuld und Sühne beladen sind. In überbordener Erzählfreude, mit malerisch ausgearbeiteten, atmosphärisch dichten Schilderungen bringt uns die Autorin mitten hinein in eine Familiengeschichte voller Geheimnisse. Die gefühlvollen Darstellungen der vielen Protagonisten, dazu eine krimigleiche Geschichte um ein verschollenes Gemälde, halten die Lesefreude auf jeder Seite hoch. Die Autorin hat sorgfältig recherchiert und gibt durch die im Roman enthaltenen Einblicke in die politische Lage der Juden während der Nazizeit in der Schweiz und in das große Thema entartete Kunst bzw. Beutekunst dem Buch eine besondere Tiefe.
Fazit: Absolut lesenswert.