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Veröffentlicht am 27.09.2019

ganzheitliches Sportkonzept mit Schwierigkeiten

athleticflow
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Ich bin ein Sportmuffel! Und ein nicht gerade kleiner. Ich habe schon viel ausprobiert, bin eine Zeit lang ins Studio gegangen, war jeden Tag walken oder habe zuhause einiges ausprobiert... aber wie das ...

Ich bin ein Sportmuffel! Und ein nicht gerade kleiner. Ich habe schon viel ausprobiert, bin eine Zeit lang ins Studio gegangen, war jeden Tag walken oder habe zuhause einiges ausprobiert... aber wie das immer so ist, irgendwann wird es eintönig und damit auch langweilig. Feste Termine zwingen einen dann zwar zur sportlichen Betätigung, aber die immer gleichen Sachen, eine längeren Anfahrt oder gar das Anstehen an Geräten ist für mich beinahe ein Motivationskiller. Daher mache ich gerne etwas für mich allein, probiere einfach mal was aus und gucke, ob es für mich eine optimale Lösung für den Alltag gibt. So bin ich dann auch bei verschiedensten kleineren Übungen und Einheiten gelandet, die ich immer mal wieder zwischendurch machen kann.
Abhilfe habe ich nun mit dem Buch "athleticflow" von Nora und Simon Kersten gefunden und es beschäftigt mich bereits einige Wochen. Ihr Sportkonzept ist eine Mischung aus High Intensity Training und Yoga. Der große Vorteil? Man kann immer und überall einfach mal loslegen und das ohne große Vorbereitung oder der Präsenz zahlreicher Geräte. Möglichkeiten gibt viele. Es werden in dem Buch insgesamt 6 Workouts im Rahmen von 20 - 45 Minuten plus Aufwärmung vorgestellt. So ist man recht flexibel, fühlt sich eigentlich immer gefordert und hat mit der richtigen Musik auch immer Spaß.

Vom Aufbau ist das Buch recht klassisch. Nach einem kurzen Vorwort folgt eine Selbstvorstellung sowie eine Erklärung des von ihnen entwickelten Fitnesskonzepts, welches zur ganzheitlichen Fitness führen soll. Sie erklären die Vorteile aus Kombination aus Yoga und High-Intensity-Intervall-Training und gehen bereits auf einige Übungen ein. Anschließend folgt der ausgedehnte Praxisteil mit der Aufwärmung und den einzelnen Workouts. An sich ist es super strukturiert und man bekommt beim Lesen auch gleich Lust einzelnes ausprobieren. Und genau das habe ich dann auch getan und festgestellt, dass ich bereits für die Aufwärmung einige Defizite habe. Dies hat mich dann wiederum angespornt weiter zu machen und so habe ich mich Schritt für Schritt rangetastet und gesteigert.

Ich finde es toll, dass der Fokus eben nicht auf einzelnen Kraftübungen ruht, sondern diese mit Atemübungen bzw. ruhige Bewegungen in die einzelnen Workouts integriert werden. Das schafft immer wieder eine Balance und so ist trotz Bewegung Zeit zum Verschnaufen. Yoga und vor allem auch die gezielte Atmung und damit auch bewusste, körpereigene Dehnung ist für den Körper wichtig und überbeansprucht in nicht gleichzeitig. Auch den vorherigen Exkurs in die Yoga-Philosophie für den Alltag, finde ich dabei sehr toll und habe Lust bekommen mich näher damit auseinanderzusetzen. Leider gibt's an dieser Stelle nur eine schriftliche Anleitungen und keine Bilder, was ich persönlich etwas schade finde. Auch im Anwendungsteil habe ich an einigen Stellen ein kleines Verständnisproblem bei dem mir die abgebildeten Stellungen nicht wirklich hilfreich erscheinen... kurze ergänzende Videos wären großartig, denn so hat man eher das Gefühl ständig etwas falsch zu machen oder ist generell zu schnell oder man lässt so wie ich einzelne Übungen einfach aus. Manchmal habe ich auch nach Zeitangaben gesucht und bin irgendwie in tausende Fragen abgedriftet. So habe ich nun am Ende ein für mich verständliches Workout zusammengestellt, bei dem ich einzelne Übungen gegen andere austauschen kann. Das ist nun vielleicht nicht ganz so effektiv wie von den beiden Profis gedacht, aber für mich momentan einfach eine sehr gute Trainingseinheit.

Von daher: Ein theoretisch tolles Buch mit einer sehr interessanten Grundidee, allerdings in der Praxis teilweise fraglich. So kann ich dann leider auch nicht mehr als drei Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Essen kann mehr als nur gut schmecken

Essen heilt
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"Du bist was du isst" ist ein sehr geläufiges Sprichwort, was wahrscheinlich jedem schon mindestens einmal über den Weg gelaufen ist, aber in Zeiten zahlreicher Ernährungsmythen, fragwürdigen Tipps und ...

"Du bist was du isst" ist ein sehr geläufiges Sprichwort, was wahrscheinlich jedem schon mindestens einmal über den Weg gelaufen ist, aber in Zeiten zahlreicher Ernährungsmythen, fragwürdigen Tipps und Diäten... Wer beschäftigt sich denn nun wirklich mit dem was er da isst und was seine Ernährung in seinem Körper so alles anrichten kann? Wir alle wissen, dass Fastfood sehr viel 'Pappe' ist und doch landet es häufiger als wir es wahr haben wollen auf unseren Tellern. Und doch... "Von allen persönlichen Entscheidungen, die sie bezüglich Ihrer Gesundheit treffen können, hat nichts größeren Einfluss als ihre Ernährung.", sagt Dr. Mehmet Oz. Er ist einer der bekanntesten Ärzte und Gesundheitsexprten der USA und dort durch zahlreiche Besuche in verschiedensten Fernsehshows, seinem eigenen Format, der "The Dr. OZ Show", und seinem Magazin "Dr. Oz The Good Life" bekannt geworden. Nun erschien sein Buch "Essen heilt" auf dem deutschen Markt und ja, er verspricht eine Menge. Er möchte zeigen, was Essen kann und hat dazu zahlreiche Informationen über die Ernährung und Nahrungsmittel zusammengetragen, sowie einen 21-Tage-Plan mit 33 Rezepten und Snacks ausgearbeitet, mit denen man problemlos seine Geschmacksnerven umprogrammieren, die Stimmung verbessern, eventuell sogar Gewicht verlieren, Zivilisationskrankheiten reduzieren/einschränken/verhindern und das Energielevel steigern kann. Natürlich ist dies eine Entwicklung und geschieht nicht nur durch eine 'richtige' Mahlzeit, doch Ernährung kann beinahe Wunder bewirken.

"Wenn Sie [...] ihre Ernährung langfristig auf Lebensmittel umstellen, die Ihnen gut tun, können Sie langsam, aber sicher körperliche Schäden rückgängig machen und erhalten so die Chance auf ein rundum gesundes Leben."

Das Buch ist grob in drei Teile gegliedert. Im ersten geht es hauptsächlich um die Grundlagen, also welchen Einfluss Lebensmittel auf den Körper haben und wie dieser damit umgeht. Hierzu gibt es Erklärungen zu den biologischen, praktischen und emotionalen Elementen der Ernährung und bereits einige Tipps und Tricks, die helfen, richtig und intelligent einzukaufen, aber auch zu verstehen. Der zweite große Baustein wäre dann die H.I.L.F.E durch Ernährung und enthält Strategien für verschiedene Leiden, aber auch einzelne Abschnitte über Krankheiten. Und gerade hier wird es dann deutlich, dass es Dr. Oz sehr um das Verständnis, wie Essen auch als Medizin wirken kann, geht, denn gerade das Verstehen ist wichtig, um sich selbst zu ermutigen etwas zu ändern und gesund, ausgewogen zu essen und nicht ständig in alte Ernährungsmuster zurückzufallen. Dafür gibt es dann auch mit Teil drei einen sehr ausgeklügelten 21-Tage-Programmplan mit mehr als 100 Rezepten und einer dreitägigen Reinigungskur.

Dass dieses Buch so typisch amerikanisch ist, brauche ich nicht mehr erwähnen. Zumindest ich die Bildwelt großteils schrecklich, aber eins muss man ihm lassen, inhaltlich trifft Dr. Oz den Nagel auf den Kopf. Ich bin wirklich sehr angetan von dem Grundlagen, sowie Hilfe-Teil des Buches. Oz schafft es sehr einfach und verständlich über Fett, (Prä-)Diabetes, Arterienschädigungen, Cholesterin, Entzündungen und Co aufzuklären und zahlreiche Informationen über gute Lebensmittel und deren Wirkung zu liefern. Zwar enthält dieses Buch für mich nun nicht wirklich wahnsinnig viel Neues, aber für jeden, der ein guten Überblick über die richtige Ernährung gewinnen möchte ist dies sicherlich eine sehr wertvolle Hilfe. Auch der Rezeptteil bietet dann sehr wertvolle Tipps, Anregungen oder tatsächlich auch einen super Plan für drei Wochen. Die bauen dabei so ein bisschen aufeinander auf und ich finde, dass hier sicherlich für jeden das ein oder andere dabei ist. Allerdings (vielleicht tue ich mich damit auch nur schwer) würde ich z.B. nie einen Tee aus Bananenschalen machen, dafür sind sie mir dann doch zu stark behandelt oder die geplanten Eier mit Salsa und Bohnen wären für mich zum Frühstück eine enorme Herausforderung... ein Ersatzgericht oder Alternative pro Mahlzeit wäre irgendwie toll gewesen. Ähnlich 'blöd' finde ich dann auch das ständige Springen der Portionsangabe zwischen 2 und 4 Portionen, aber das ist dann auch tatsächlich das einzige wo ich wirklich Kritik ausüben kann. Eine toller Querschnitt, viele Informationen, Gerichte, Tipps und Tricks, über Ernährung, Gesundheit und mehr Lebensfreude. Toll!

Veröffentlicht am 27.09.2019

Historie in Märchenform

Wolgakinder
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Dass im osteuropäischen, russischen Raum Märchen eine sehr große Rolle spielen, muss man, glaube ich, an dieser Stelle zunächst noch einmal betonen. Ich selbst bin ja so ein kleiner Fan dieses recht eigenen ...

Dass im osteuropäischen, russischen Raum Märchen eine sehr große Rolle spielen, muss man, glaube ich, an dieser Stelle zunächst noch einmal betonen. Ich selbst bin ja so ein kleiner Fan dieses recht eigenen Gattung und daher habe ich mich auf "Wolgakinder" von Gusel Jachina doch so ein bisschen mehr gefreut.

"Konnte eine Welt, die so greifbar und voller Gerüche, so gegenständlich wie immer war, für eine bestimmte Zeit ihre Festigkeit verlieren und zu einem bodenlosen Sumpf werden? Oder hatte er sich das alles nur eingebildet? [...] "Ist das wirklich wahr? [...] Soll alles, was mir heute passiert ist, in Wahrheit geschehen sein?"

In ihrem zweiten Roman entführt uns Jachina nach Gnadental, einem deutschen Ort an der russischen Wolga. Es ist 1916, also noch Zarenzeit, als Jakob Bach in dem kleinen Dorf ein recht einfaches, unbekümmertes Leben als Schulmeister führt. Doch dies sollte sich mit einer einzigen Einladung auf das abgeschottete Grimmsche Anwesen auf der anderen Flussseite schlagartig ändern. Hier soll er die Bauerntochter Klara unterrichten. Doch aus anfänglicher Zurückhaltung und Skepsis entwickelt sich schnell die große Liebe. Als Klara dann zu ihm ins Dorf flüchtet, ernten die beiden nur Spott und Abneigung. Die große Welt, möchte sie nicht, sodass sie gezwungen sind die Wolga erneut zu überqueren. Hier leben sie nun fern ab von allem und recht glücklich, doch das Unheil naht. Klara wird von Einbrechern vergewaltigt, wird schwanger und stirbt bei der Geburt. Für Bach ein Trauma mit weitreichenden Folgen. Er erzieht Annchen unter schwierigsten Bedingungen, kehrt nach und nach in die sich ständig verändernde Realität auf der anderen Wolgaseite zurück und erlebt die Geschichte auf eine ganz besondere Art...

"Diese schreckliche Zeit nannte er das Jahr der Hungernden. Er glaubte, etwas Schlimmeres könnte es nicht geben. Damit hatte er unrecht. Ein Jahr später kamen kaum noch erwachsende Wanderer, stattdessen zogen Kinder über das Eis der Wolga. Kleine Greisengesichter, finstere Tieraugen, vom Skorbut schwarze Zähne, Hinterköpfe wie Hundefellchen voller Krätze [...]. An einem Tag bestattete Bach drei von ihnen."

"Wolgakinder" ist ein klassischer, russischer Roman. Leicht traditionell und märchenhaft erzählt Gusel Jachina von den Wolgadeutschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Vom Krieg gebeutelt und vom aufstrebenden Kommunismus unterdrückt - ein Dorf, am Rande der Wolga im Wandel der Zeit. Und zwischendrin befindet sich Bach, der den größten Teil der Geschichte abseits verbringt und immer mal wieder seinen Weg zurück in die Realität findet. So spielt dieser Roman auch in zwei verschiedenen Welten, die Jachina gekonnt miteinander verwebt. Teils poetisch, teils sehr intensiv menschlich, voller Angst und doch so voller Liebe... Sprachlich wie inhaltlich erzeugt sie ein faszinierendes und detailliertes Bild, welches jedoch ab und zu von Kapiteln über Lenin/Stalin durchbrochen wird. Wahrscheinlich wird dieses Buch nicht bei jedem Anklang finden, denn auf dieses ganz besondere Märchen muss man sich einlassen können und wollen. Der historisch unterfütterte Kern, bleibt in diesem Fall eher eine Randerscheinung und lässt sich daher nicht mit ihrem Vorgängerroman "Suleika öffnet die Augen" vergleichen. Für mich war dies nicht sonderlich schlimm, denn Märchen strahlen auch eine besondere Form der Hoffnung aus und gerade dieser Stil hat dieses Buch/diese Geschichte dann auch zu etwas ganz Eigenem gemacht. Auch der entwickelte Kalender des Jakob Iwanowitsch Bach, von 1918 mit dem Jahr der Verwüsteten Häuser, bis zu dem Jahr des großen Kampfes (1934) und des Ewigen Novembers (1935) fasziniert mich total und hat mich damit noch einmal aus historischer Sicht gepackt. Zumindest finde ich diese Idee der jährlichen Begegnungen, an der sich die Geschichte Bachs bzw. des Dorfes Gnadental entlang hangelt sehr interessant. Es ist die Zeit des Umbruchs, des Leids, der Veränderung und genau das kommt den Erzählungen des ehemaligen Schulmeisters enorm zu Gute. Doch dann gibt es da eben auch noch die Abschnitte von Lenin und Stalin, die zwar noch einmal eine neue Perspektive bieten, aber irgendwie total unnötig sind und den Lesefluss unterbrechen. Die Geschichte um Bach, Klara und Annchen finde ich toll, aber für eine Euphorie reicht es hier dann leider nicht.
Am Ende bleiben einige Dinge ungewiss, die Gesamtaussage irgendwie kaum greifbar und man fragt sich, ob es nun an der Übersetzung liegt, eine Kürzung stattgefunden hat oder es im russischen Original von Gusel Jachina tatsächlich so angedacht war. Es ist nicht ganz rund, aber irgendwie trotzdem schön.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Hinterfragend, unoptimiert zum glücklicheren Leben

Wie gut soll ich denn noch werden?!
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Es war einmal "Die Entdeckung des Glücks", ein Buch von Isabell Prophet, das mir sehr gefiel. Nun erschien vor einer Weile ihr neuester Ratgeber, der sich einer sehr interessanten Frage widmet: "Wie gut ...

Es war einmal "Die Entdeckung des Glücks", ein Buch von Isabell Prophet, das mir sehr gefiel. Nun erschien vor einer Weile ihr neuester Ratgeber, der sich einer sehr interessanten Frage widmet: "Wie gut soll ich denn noch werden?!" mit dem sie uns helfen möchte, nervig übertriebene Ansprüche an uns selbst zu minimieren. Selbstoptimierung ist heutzutage ja eh ein sehr großer Begriff und beinahe jeder tut es - bewusst oder unbewusst.

"Wir wollen wollen, was alle anderen wollen, weil es so wahnsinnig richtig klingt. Gleichzeitig wollen wir aber auch noch das was wir wirklich wollen. Also: selbst wollen. Wir wollen viel! Und so wird der Anforderungskatalog immer dicker. Und wenn wir ehrlich sind, ist auch ein wenig Neid dabei."

Nachdem das Buch nun gleich im Prolog nach "Kauf mich" schreit, beschäftigt sich Prophet mit zahlreichen 'Dingen' und Problemen. Sie erklärt, warum Selbstoptimierung eigentlich Selbstbetrug ist und in wie weit der Drang nach der Optimierung durch Werbung und Trends gestützt und befeuert wird. Desweiteren geht es dann um das Kaufverhalten und die 'Kauflenkung'/Verlockung. Sie beschreibt ihre Beobachtungen mit google, Alexa und Co, welche Rolle Daten spielen und wie gläsern wir eigentlich bereits geworden sind. Und dann geht es natürlich im letzten großen Abschnitt darum, wie wir allem entsagen, uns mehr egozentrisch verhalten, Prioritäten setzen und mit uns zufriedener werden. Dabei greift die Autorin immer wieder auf eine Mischung von Beispielen, eigenen Erlebnissen und eher unterhaltsame Erzählungen, aber auch Wiederholungen wesentlicher Punkte zurück.

"Eine neue Meditations-App mag etwas ändern - aber sie macht uns nicht zu neuen Menschen, egal, wie gepriesen sie ist."

Und trotzdem hilft Meditation vielen Menschen, ruhiger und gelassener zu werden , durchzuatmen und zu sich selbst zu finden. Nur was für einen gut ist, heißt nicht unbedingt, dass es auch anderen hilft. Aber dies muss man eben erst einmal ausprobieren - meine Meinung.
Und was soll ich nun zum Buch an sich sagen? Für viele mag es sich hier sicherlich um ein sehr tolles, unterstützendes Buch handeln. Wer bereits sehr reflektiert mit sich umgeht, nicht in Kaufrausch und ständige Hektik verfällt oder bereits weiß, wie Google und Co mit unseren Daten umgehen und wie sie versuchen uns ständig etwas anzudrehen, der braucht dieses Buch nicht. Wobei Isabell Prophet kann wirklich recht unterhaltsam über Selbstoptimierung berichten. Teilweise hat man gar das Gefühl sie hätte sich sehr intensiv mit den Dingen, die Optimierungen versprechen auseinandergesetzt und ist daran gescheitert. Teilweise wirkt es dadurch so, als bräuchte sie ihre Worte und Geschichten als Bestätigung, einmal, um sich selbst nicht weiter zu hinterfragen und um sich weiß zu machen, dass alles angebotene einfach totaler Quatsch ist. Ich habe zumindest von vielen der genannten Dinge, Listen, dies das noch nie gehört oder Gebrauch gemacht. Warum auch? Gut, das hat die Autorin ja nun auch für mich übernommen und möchte mir nun grundlegend davon abraten. Toll. Win-Win vielleicht, so etwas auf die Spitze getrieben.
Nach den ersten 50 Seiten war ich leider schon etwas genervt. Alles hat man in irgendeiner Weise schon mehrfach gehört und dass Selbstoptimierung Selbstbetrug und eine unnötige Zeit- und Kostenfalle ist, weiß man seit Smartwatches und Smart-home-Quatsch eigentlich schon von allein, sollte man zumindest. Und dass man nicht jedn Trend einfach mitmachen sollte oder anderen hinterhereifern sollte, um selbst glücklich zu werden... nun ja. Am Ende zählt, dass man sich selbst wohlfühlt. Das Leben und sein Äußeres glücklich betrachten kann und zufrieden ist, ob dies nun optimiert ist oder nicht ist da eine ganz andere Frage. Und gerade in diesen Punkten stieß mir das Buch sauer auf. Einerseits erzählt sie zwar, dass man Prioritäten festlegen und nicht alles auf einmal meistern soll, was die Herangehensweise an Ziele und Optimierungen ja auch sinnvoll gliedert. Allerdings wenn es dann heißt das Detox Quatsch wäre oder Diäten oder Schminkkram, Homöopathie, Shoppingtouren ... naja, ich glaube, dass sollte jeder doch frei für sich selbst entscheiden.
Und auch das Lesen von Ratgebern hat immer irgendetwas mit Selbstoptimierung zutun, aber das erwähne ich jetzt mal nur so am Rande. Isabell Prophet gibt in ihrem Buch sicherlich einige sinnvolle Anstöße, die man einmal überdenken kann, aber eigentlich kann man diese Zeit auch in Nützlicheres investieren.

"Individualisierung ist der Trend unserer Zeit. Und sie frisst unser Leben auf."

Veröffentlicht am 27.09.2019

Eine ganzheitliche Entgiftung - Ist toll, aber hiermit leider nicht möglich

Körper-Geist-Seele-Detox
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"Körper Geist Seele Detox" von Ruediger Dahlke ist scheinbar ein klassischer Ratgeber, der uns dabei helfen soll, Ballast abzuwerfen und neue Energie zu gewinnen. Eine Art Detox-Programm für alle Sinne. ...

"Körper Geist Seele Detox" von Ruediger Dahlke ist scheinbar ein klassischer Ratgeber, der uns dabei helfen soll, Ballast abzuwerfen und neue Energie zu gewinnen. Eine Art Detox-Programm für alle Sinne. So beschreibt Dahlke wirkungsvolle Maßnahmen für die Bewusstseins-, Emotions- und Gefühlsebene. Hierbei lenkt er das Hauptaugenmerk auf die Meditation und die Atmung. Denn die Atmung hält uns nicht nur am Leben, sondern entsäuert, befreit den Geist und macht uns sogar ein Stück stärker. Doch nicht nur das, auch der Geist muss lernen bewusster zu filtern und negative Gedanken neutraler anzusehen. Gelassenheit ist wichtig, denn nur so kann unser Körper optimal arbeiten. Und auch bei dieser Tätigkeit können wir ihn unterstützen. Sei es mit Bewegung, Fasten(kuren), Entsäuerung oder Darmreinigung.

Auch wenn dieses Buch bis hierhin interessant klingt, so kann ich es abschließend leider so gar nicht empfehlen. Dahlke hat in dem, was er tut und macht sicherlich viel Ahnung und dennoch empfinde ich dieses Buch als einen reinen Verkaufsankurbler. Auf beinahe jeder Seite wird auf vorherige Bücher des Autors verwiesen. Informationen werden lediglich grob gegeben, Themen angerissen und natürlich erschien hierzu passend bereits ein Buch, sodass man nicht nährer darauf eingehen möchte. Auch inhaltlich ist es recht beschränkt, denn was zunächst als eine sehr gute und informative Auseinandersetzung mit dem heutigen ärztlichen System aussieht, verpufft recht schnell. Vorbeugung ist sinnvoller als Nachsicht. Das sollte eigentlich jedem heutzutage bewusst sein. Auch, dass man viele Krankheiten und Befindlichkeiten eventuell durch gezielte Ernährung, mehr Bewegung, weniger selbstgemachten Stress... umgehen kann. Auch dass ausreichend Schlaf wichtig ist, ist nicht sonderlich neu. Das dieser jedoch auch helfen könnte Alzheimer zu umgehen, ist dann doch irgendwie neu. Er führt hierzu zwar eine Studie von 10 Patienten an, allerdings werden bei dieser Testung noch weitere To-Dos hinzugezogen, sodass die eigentliche Erkenntnis recht unspektakulär ist. Für Dahlke hingegen scheint es so wichtig, dass man diesen Fakt einfach mehrfach erwähnen muss. Und so ist dann auch das Buch an sich. Es ist ein Verweis und das, was wirklich informativ und eventuell sogar nützlich ist, taucht dann doppelt und dreifach auf den knapp 184 Seiten auf. Das wirkliche Tolle an diesem Buch ist einzig der Audiodownload der Heilmeditation, aber selbst das ist dann auch wieder nur so ein Vorgeschmack für mehr.
Ein Ratgeber sollte für sich selbst stehen und alle nützlichen Fakten beinhalten. Dies kann man bei diesem Buch leider so gar nicht sagen und daher kann ich dann leider auch nur zwei Sterne vergeben.