Profilbild von herrfabel

herrfabel

Lesejury Star
offline

herrfabel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit herrfabel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2019

Die Geschichte geht weiter...

Abendrot
0

Nach dem "Lied der Weite" nimmt uns Kent Haruf mit seinem neuen Roman "Abendrot" wieder mit ins kleine Städtchen Holt, Colorado. Die McPheron-Brüder stehen in diesem Teil vor einer neuen Herausforderung, ...

Nach dem "Lied der Weite" nimmt uns Kent Haruf mit seinem neuen Roman "Abendrot" wieder mit ins kleine Städtchen Holt, Colorado. Die McPheron-Brüder stehen in diesem Teil vor einer neuen Herausforderung, die Einfluss auf ihr ganzes Leben nimmt. Auch die Hilfe ihrer 'Pflegetochter' wird wieder gebraucht und sie zieht kurzzeitig mit ihrer Tochter Katie zurück auf den Hof. Aber nicht nur das, auch Luther und Betty haben am ganz anderen Ende der Stadt große Sorgen. Sie fürchten, dass man ihnen die beiden verbliebenen Kinder wegnehmen könnte. Sie leben abseits in einem Trailer am Existenzminimum und gemeinsam mit ihrer Sozialarbeiterin Rose Tyler versuchen sie alles richtig zu machen und doch kann eine einzige, unerwartete Begegnung, alles ins Wanken bringen. Auch DJ und sein Opa geraten in diese drohende Auseinandersetzung.



"Alles ist gut gegangen. Danke, dass du gekommen bist. Ich hab nicht gewusst, was ich ohne dich machen soll [...] Ich hab's einfach nicht verhindern können..."



An dieser Stelle möchte ich dann auch schon gar nicht mehr so viel sagen, außer, dass dieser Teil so einige unerwartete Wendungen mit sich bringt. Nachdem es im vorherigen Teil hauptsächlich um Hilfe, Aufnahme und Vertrauen ging, so dreht sich jetzt vieles um Verluste, Abschiede und Angst. Die Angst etwas neues zu wagen oder vor dem was kommen mag. Kent Haruf schafft es mal wieder mit seiner sehr ruhigen, bedachten Art ein großartiges Stück Erzählung aufzubauen und damit auch sehr besonderen Figuren eine Stimme zu geben. Es gibt nicht sonderlich viel Diskussionsbedarf oder fragwürdige Elemente, denn bei Haruf hat man stets das Gefühl, dass seine ganze Geschichte harmonisch bis aufs kleinste Detail abgestimmt ist und dadurch so mitreißend wirkt, ohne dass sonderlich viel Abgefahrenes passiert. Haruf beschreibt das Leben in all seinen Facetten, samt Gedanken und Herausforderungen. Man schließt viele seiner Figuren ins Herz und möchte sie begleiten. Und so hoffe ich dann auch, dass ein weiterer Teil nicht allzu lange auf sich warten lässt, denn Holt hat sich irgendwie zu einem meiner Lieblingsorte entwickelt. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung, die dann allerdings schon bei "Lied der Weite" beginnt.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Von Traurigkeit und Zuversicht zwischen Begegnungen.

Der traurige Gast
0

"Willkommen in Berlin!" bzw. eigentlich leben die Protagonisten in Matthias Nawrats Roman "Der traurige Gast" alle schon eine Weile dort und sind trotzdem nie so wirklich angekommen. Aufgrund einer gefundenen ...

"Willkommen in Berlin!" bzw. eigentlich leben die Protagonisten in Matthias Nawrats Roman "Der traurige Gast" alle schon eine Weile dort und sind trotzdem nie so wirklich angekommen. Aufgrund einer gefundenen Visitenkarte meldet sich der Ich-Erzähler bei einer Architektin und möchte mit ihr seine Wohnung renovieren. Er selbst hat gerade erst geheiratet, hat noch keine Kinder und doch hat er in dem Moment den Wunsch nach Veränderung. Aber dazu kommt es scheinbar nie, denn ihre Treffen schweifen oftmals in die persönlichen Erzählungen der ehemals aus Polen stammenden Architektin ab. Und so hört er sich stets ihre Erlebnisse, Verluste, Geschichten an, bis dann keine Zeit mehr bleibt und sie ein erneutes Treffen vereinbaren müssen. Aber er spricht nicht nur von ihr, sondern auch von seiner Begegnung mit einem alten Mann in einem polnischen Lokal, von der Verkäuferin in dem polnischen Laden oder von den Gesprächen mit einem ehemaligen Kommilitonen von der Universität und von Dariusz, der Tankstelle und dessen Leben. Einem jedem schenkt er Raum und Aufmerksamkeit und stellt damit ein faszinierendes Bild verschiedenster Stadien einer immigrierten Gesellschaft her. Menschen, die alles aufgeben und verlassen, um anzukommen und es doch nie so wirklich schaffen.

Zugegeben, dieser Roman war für mich keine einfache Hürde. Nawrat schafft insgesamt eine eher bedrückte Atmosphäre, die dann Seite für Seite zunimmt und scheinbar auf ihn überspringt. Willkommen und Abschied. Aufbruch, Veränderung und Stagnation. Der traurige Gast ist in diesem Fall wahrscheinlich Nawrat selbst. Er, der wie der Mann ohne Namen ursprünglich auch aus dem polnischen Opole stammt und als Kind nach Deutschland/Berlin migrierte. So schildert er sehr eindrucksvoll einzelne Treffen mit alten 'Vertrauten' bzw. eigentlich lernt er seine Gesprächspartner erst kennen und dennoch herrscht zwischen ihnen bereits eine Verbindung. Ihre Vergangenheit schweißt sie zusammen und doch sind sie eher einsam. Sie teilen mit ihm ihre Geschichten und Eigenarten, ihren Verlust und Schmerz... Am Ende entsteht ein recht eigenartig düsteres, harmonisches, graues Bild, das den Leser mit nimmt, überrascht, aber auch deprimiert zurücklässt. Ich kann es wirklich nur ganz schwer in Worte fassen... es herrscht dieses beklemmende, bedrückende Gefühl in Verbindung mit Hoffnungslosigkeit und doch geht es irgendwie immer weiter oder endet teilweise so ganz plötzlich und abrupt. Und gerade das in Kombination mit dieser Nähe und Menschlichkeit... Puh, ich bin beeindruckt; also nicht mal wirklich so wahnsinnig von der Geschichte begeistert, denn das schafft anspruchsvolle Literatur eher selten, aber dafür so aufs Tiefste berührt und melancholisch mitgerissen. Und daher möchte ich in diesem Fall auch mit eine, wie ich finde, sehr passenden Zitat enden:



"... Menschen können ohne Zuversicht nicht leben. Ohne Zuversicht beginnen sie zu hassen. Und schließlich, über kurz oder lang, fangen sie an, sich für diesen Mangel an Zuversicht zu rächen. Ihre Wut lenkt um [...] Dabei ist die Zuversicht, so scheint es mir, eine Entscheidung. Jeder kann in jedem Moment von heute auf morgen entscheiden, zuversichtlich zu sein. Und damit wenigstens hier, in diesem konkreten Welt jetzt, das Schlimmste verhindern."

Veröffentlicht am 27.09.2019

Die Angst ist ein Schisser

Goodbye Stress!
0

Mit ihrer Aussage "Wer Stress sagt, meint Angst" hat mich Beata Korioth auf ihr neustes Buch "Goodbye Stress! - Halte die Welt an, atme und finde zurück in deine Kraft" sehr neugierig gemacht. Nicht nur ...

Mit ihrer Aussage "Wer Stress sagt, meint Angst" hat mich Beata Korioth auf ihr neustes Buch "Goodbye Stress! - Halte die Welt an, atme und finde zurück in deine Kraft" sehr neugierig gemacht. Nicht nur optisch schreit ihr Buch einen förmlich positiv, motivierend an, auch inhaltlich habe ich hier ein paar gute Tipps und Hinweise über den Stress, das Besiegen von Ängsten und Co erwartet. Doch hier wurde ich mehr als enttäuscht. Sie selbst ist Bewusstseinstrainerin, Coach und Atemtherapeutin und gibt hier und da deutschlandweit Workshops und Führungskräftecoachings... allerderings erwarte ich dann auch so ein bisschen was und so ist dieses Buch dann leider weder eine großartige Hilfe, noch eine wirkliche Bereicherung. Warum? Beata Korioth stellt zwar die diverse Arten und Auswirkungen von Stress dar und erklärt auch mit Hilfe von verschiedenen Hinterfragungen sowie Erzählungen, dass Stress durchaus auch etwas positives sein kann und in unseren Köpfen nur negativ verankert ist oder zeigt wie wir negative Gedankenspiralen und Hamsterräder unserer Angst durchbrechen können. Natürlich spielt hierbei die Achtsamkeit und Atemtechnik eine Rolle, schließlich ist sie in diesen Bereichen ja auch Expertin. Und dennoch kann man diese 208 Seiten auf einen einzigen, jedem bekannten, Satz runterstampfen: Übung macht den Meister!

Was man nicht kennt, macht einen aufgeregt. Täglich sind wir dem Stress und unseren damit verbundenen Ängsten ausgeliefert. Das Ungewisse sorgt für Nervosität, die sich bei jedem anders bemerkbar macht. Und ja, das ist auch gut so. Die Angst vor der neuen Gefahr, unser Körper will uns schützen und das sollten wir akzeptieren. So kann es dann helfen sich zunächst mit Freunden neuen Herausforderungen zu stellen und sich einfach Schritt für Schritt daran zu gewöhnen. Und umso häufiger man das jeweilige dann macht, umso unaufgeregter und ungestresster wird man. Und daher bringt es auch nichts sich verrückt zu machen oder sich solche Bücher zu schnappen, die einem dann erklären wollen: Welche Formen von Ängsten wir besitzen oder Dinge und dass wir damit die verbundenen Ängste loslassen sollen. So gehört folgendes auch zu dämlichsten Aussagen und Ratschläge die es gibt... Du hast Verlustängste? Lasse los! Dir fehlt Vertrauen? Du brauchst Freunde, die dich unterstützen und auffangen! Du hast Angst mit Fremden zu sprechen? Sprich sie an! Du hast Angst es nicht wert zu sein, nicht ernst genommen zu werden oder nicht geliebt zu werden? Sage dir immer: "Ich sehe dich. Ich bin da für dich. Ich hab dich lieb."

So sehr ich diesem Buch auch irgendetwas positives abgewinnen möchte, regt es mich auf. Der versprochene Bewusstseinssprung blieb aus und eigentlich zeigt einem auch niemand, wie man mit bestehenden Ängsten und Stress so wirklich umgehen soll. An dieser Stelle müsste man dann eigentlich auch wieder erwähnen, dass jeder Mensch ein anderes Stressempfinden und -level hat. Dies hat z.B. nicht nur Ursachen im Kopf, den Gedanken oder lebensverändernden Ereignissen, auch hier spielen gewisse Abläufe, sowie die Darmbakterien und Funktionsweisen einzelner Organe mit rein, aber dies würde nun bei einem 'Gedankenbuch' zu weit führen. Die Autorin schreibt zwar leicht und unterhaltend, aber auch das macht es anstrengend, wirklich am Ball zu bleiben und jeden einzelnen Punkt durchzulesen. Manchmal wurde mir es gar zu doof und ich habe einzelne Abschnitte ausgelassen. Von mir gibt's hier keine Leseempfehlung sondern nur der Tipp: Am Ende müssen wir selbst lernen damit umzugehen und das bringt nur die Erfahrung mit sich.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Wenn alles vorbeirauscht

Fliegen
0

In Deutschland pendeln wahnsinnig viele Menschen täglich zwischen ihrer Wohnung und der Arbeitsstätte. Für einige von ihnen sind es nur wenige Minuten Weg, für manche Stunden und für wieder andere große ...

In Deutschland pendeln wahnsinnig viele Menschen täglich zwischen ihrer Wohnung und der Arbeitsstätte. Für einige von ihnen sind es nur wenige Minuten Weg, für manche Stunden und für wieder andere große Reisen. Doch was ist, wenn man alles verloren hat, man sich die Wohnung nicht mehr leisten kann und einzig ein Fahrticket und eine kleine Reisetasche übrig bleibt? Genau so ergeht es der Protagonistin in Albrecht Selges Roman "Fliegen".

Das Buch handelt von einer Frau auf ständiger Reise, abgeschottet von der Außenwelt reist sie täglich von Bahnhof zu Bahnhof, von Nord nach Süd und wieder zurück. Früher hatte sie ein ganz normales Leben mit einer eigenen Wohnung, einem Beruf, ein paar Liebschaften. Heute bleibt ihr einzig eine kleine Reisetasche, ein paar Dokumente, ein kleines gelbes Buch und ihre beste Freundin Lilo, die sie hin und wieder einmal anruft oder besucht. Ihre Rente lässt sie sich einmal im Jahr auszahlen und davon leistet sie sich eine Bahncard100. Ihr Leben fliegt nun auf Schienen. Die Bahn, ihr neues Zuhause stets auf wechselnder Strecke, im gleichen wöchentlichen Rhythmus samt Verspätungen und Hindernissen. So erzählt sie nun in einzelnen Fragmenten von ihrem Innersten, das was sie sieht und erlebt, was in der Außenwelt passiert und wie sie abgeschottet in ihrer 'hohlen Röhre' durchs Land zieht und ihr Leben lebt.

Ihre Geschichte hat mich irgendwie total getroffen, fasziniert und doch unberührt zurückgelassen. Selge beschäftigt sich sehr intensiv mit dieser Frau und doch bleibt sie bis zum Ende fast ein Rätsel. Man weiß, sie hat ihre Wohnung verloren, ist Rentnerin, hat einiges in der Bahn erlebt, hat Lilo und dann war's das beinahe auch schon. Aber das ist dann auch gar nicht weiter schlimm, denn auch wenn man täglich die gleichen Menschen in der Bahn trifft, so weiß man auch nach Jahren des Nebeneinandersitzens recht wenig voneinander und doch, kann man sich leiden. Sprachlich finde ich "Fliegen" teilweise sehr poetisch, manchmal etwas wirr, manchmal echt und manchmal einfach ganz sensibel und melancholisch. Selge schafft es in "Fliegen" eine in sich ruhende Bahnatmosphäre zu erzeugen, einen Raum zu schaffen, in dem sich einfach so viel gedanklich und real abspielt. Und auch wieder nicht. Es ist eine Reise wie das Leben selbst. Dass sich dann auch noch gegen Ende einzelne Erzählungen in ähnlicher Art wiederholen, finde ich zum Beispiel sehr faszinierend, zumal es die ständige Routine des Reisens wiederspiegelt, aber auch den Alltag so herrlich beschreibt. Die Protagonistin schaut hinaus in die Welt. Sie blickt hinein in den Spiegel der Dunkelheit und sieht sich selbst. Sie erlebt kaum etwas und scheint doch in ihrer 'Kapsel' zu ruhen, obwohl alles stets in Bewegung ist. Und gerade das macht sie als ältere, kleine Frau dann auch wieder so unheimlich zerbrechlich. Wie sie so dasitzt, hofft, dass sie niemand mehr belästigt, und darauf wartet anzukommen. Schon allein der Anblick einer Bahn, reißt mich immer wieder zurück in diesen Bann und nimmt mich erneut mit, gedanklich in die Geschichte, die Unbekanntheit und das Leben der Protagonistin einzutauchen. Wahrscheinlich wird sie mich nun immer begleiten.

Veröffentlicht am 27.09.2019

so verstörend, klaustrophobisch, gewalttätig, anders.

Mein loser Faden
0

Dennis Cooper redet nicht lange um den heißen Brei und so ist dann auch der Einstieg von "Mein loser Faden". Er spielt mit der Verwirrung und Zerrissenheit und so wird auch der Leser in eine Situation ...

Dennis Cooper redet nicht lange um den heißen Brei und so ist dann auch der Einstieg von "Mein loser Faden". Er spielt mit der Verwirrung und Zerrissenheit und so wird auch der Leser in eine Situation reingeworfen, die er zwar noch nicht ganz überblicken kann und deren Ursachen, beteiligte Personen und vorangegangene Geschehnisse zunächst fraglich bleiben. Nach den ersten Zeilen ist klar, es ist etwas Schlimmes geschehen und so baut sich ein Gefühl auf, das sagt, dass alles einfach nur noch schlimmer werden kann...

Larry plagen Schuldgefühle. Vor einem Jahr ist ist sein Freund Rand gestorben und er glaubt, dass die Auseinandersetzung mit ihm und ein zu fester Faustschlag ihm das Leben genommen haben. Aber nicht nur das, Larry steckt in etwas viel Größerem fest. Sein Umfeld? Eine Katastrophe. Seine Mutter? Alkoholikerin. Sein Vater? Schwerst krebskrank. Sein Bruder? Ähnlich gestört wie er selbst. Vielleicht ist auch Larry daran schuld, denn er fühlt sich zu seinem Bruder Jim hingezogen. Misshandlungen und Vergewaltigungen sind keine Seltenheit. Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, gibt es noch weitere Charaktere, die den Abgrund immer größer werden lassen. Pete bekam von Gilman, dem Anführer einer rechtsextremen Gruppierung, den Auftrag Bill zu töten und diesem ein Notizbuch abzunehmen. Er bittet Larry um Hilfe, doch dieser ist in seiner Abstrusität aus Lügen, Fragen und Gedächtnislücken gefangen. Und gerade dieses Notizbuch wird alles noch einmal in ein anderes Licht rücken. Er versucht einen Ausweg zu finden, zu verstehen, zwischen Lüge und Wirklichkeit zu unterscheiden, doch wenn Gewalt im Spiel ist, kann alles einfach nur noch schlimmer werden.

Puh, was für ein furchtbar aufwühlendes, beklemmendes und zugleich verstörendes Buch. Hier zu sagen, dass es mir sehr gefallen hat, wäre irgendwie fragwürdig, da es schließlich von Gewalt, Missbrauch, Mord, Depression und Liebe handelt, aber genau das hat es letztendlich getan. Diese thematische Wucht in Form eines sehr direkten, kurzen Romans zu verpacken, gleichzeitig die Verwirrung und Zerrissenheit so spürbar zu machen, ist einfach dermaßen erschütternd eindrucksvoll, dass ich Cooper hier hohen Respekt zollen muss. Ich könnte nicht mal genau sagen warum, denn zu sehr fehlen mir hier auch noch Tage nach dem Lesen die Worte. Und ich würde nun lügen, dass mir dieser 'Ausflug' leicht gefallen wäre, denn zu sehr behindern die zahlreichen Charaktere und Dialoge das Verständnis, sodass mir vieles erst im Nachhinein so wirklich klar geworden ist. Es ist schlicht und ergreifend die deprimierende Gewalt in Buchform. Im Buch selbst heißt es: "Mein loser Faden ist eine Reportage über jugendliche Depression, moralische Leere und die Verwirrungen der Liebe, es ist klaustrophobisch und das Erschütterndste daran ist die Erkenntnis, wie nahe Gewalt an Liebe oder besser dem Wunsch danach liegt." Und genau das ist es. Ich kann es nicht besser beschreiben. Und daher spreche hier eine vorsichtige und doch ganz klare Empfehlung aus, allerdings ist diese dann natürlich nur mit Vorsicht zu genießen.