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Veröffentlicht am 23.09.2019

Drei Frauen. Ein Mann. Ein Schicksal?

Drei
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"Drei" von Dror Mishani ist eigentlich ein Roman über den man so gar nichts verraten darf. Das Problem besteht nämlich darin, dass winzige Informationen, die Faszination wie eine Seifenblase zerplatzen ...

"Drei" von Dror Mishani ist eigentlich ein Roman über den man so gar nichts verraten darf. Das Problem besteht nämlich darin, dass winzige Informationen, die Faszination wie eine Seifenblase zerplatzen lassen könnten. Und doch möchte ich nun darüber reden, "Drei" enthält und kann dann doch vieles, hat mich allerdings so gar nicht begeistert.

Im Großen und Ganzen ist es die Geschichte dreier Frauen. Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch etwas gemein haben. Sie alle haben gerade ein Schicksal zu verkraften, eine Wendung im Leben hinter sich gelassen oder Angst vor dem was kommt.
Und gerade für ihr Leben, ihre Gefühlswelt und ihre Bedenken hat Mishani großartige Welten geschaffen, die ihre Persönlichkeit mit jeder Seite weiter aufblühen lassen. Orna und Emilia fühlen sich einsam, haben einiges aufgegeben oder auch verloren. Und dann gibt es da auch noch die andere Orna, die ihrem Bauchgefühl folgt und alles in eine neue Richtung lenkt. Der Rechtsanwalt Gil taucht in ihrem Leben auf, fordert jede für sich heraus und lockt sie aus ihrer Komfortzone. Doch was sie alle nicht wissen, er sagt ihnen nicht die Wahrheit... doch auch er weiß nicht alles, was er zu wissen glaubt.

Ja, Mishani hat es geschafft bei vielen Menschen mit diesem Roman Gänsehaut hervorzurufen. Er hat es mit ihm geschafft einen Sensationsbestseller in Israel zu landen. Und auch wenn dieses Buch von vielen unendlich gelobt wird, so kann ich's so gar nicht nachvollziehen. Dror Mishani ist als Autor einiger Kriminalromane bekannt, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es sich hier um einen Detektivroman handelt. Leider, kann diese Info nun die ganze Erwartungshaltung so heraufsetzen, dass das Buch, dem einfach nicht mehr gerecht wird. Und so war es dann tatsächlich auch bei mir. Es gibt insgesamt drei Abschnitte und es passiert nicht sonderlich viel. Das Leben von Orna wird zunähst sehr ausführlich dargestellt und man wartet sehnlichst darauf, dass die Geschichte Fahrt aufnimmt und etwas passiert, doch dann ist es innerhalb weniger Seiten auch schon passiert und eine neue, ähnliche Geschichte beginnt. Das machte es für mich dann tatsächlich zu einem sehr langweiligen Buch. Einzig die letzten 40 Seiten konnten noch einmal etwas an Tempo zulegen, aber das macht es für mich dann einfach zu keinem großartigen Roman. So groß waren vorher die Lücken und die Ähnlichkeit. Vielleicht hätte es dem Ganzen auch gut getan, wenn die einzelnen Abschnitte mehr miteinander verwoben gewesen wären und sich am Ende alles aufdröselt, aber so ist es einfach nur eine vorhersehbare Aneinanderreihung. Fragen werden aufgeworfen, teilweise beantwortet, doch einiges bleibt unklar. Gil wird großteils nur angerissen und bleibt bis zur letzten Seite schemenhaft. Und das Einzige, was dann wirklich toll ist, sind die emotionalen Welten der Frauen. Und dann? Dann gibt es da auch noch Mishanis Gedanken über den Roman: "...für mich ist Drei kein Roman über Verbrechen. Er handelt von anderen Dingen, von unserer Pflicht, die Menschen um uns herum und ihre Leben zu sehen, wahrzunehmen. Es ist vor allem ein Roman über unsere Verantwortung gegenüber den Lebenden und gegenüber den Toten, die immer noch bei uns, >im Leben< sind." Und das stimmt mich dann am Ende tatsächlich wieder etwas versöhnlich, aber eine wirkliche Empfehlung kann ich hier leider nicht aussprechen.

Veröffentlicht am 22.09.2019

1 Vermisste, 6 Freunde, 1 Mörder und 1 spannendes Verwirrspiel

Bis ihr sie findet
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"Bis ihr sie findet" von Gytha Lodge war ein Bestseller in Großbritannien und ist nun auch auf Deutsch erschienen. Die Geschichte beginnt mit dem Fund der Überreste eines seit 30 Jahren vermissten Mädchens. ...

"Bis ihr sie findet" von Gytha Lodge war ein Bestseller in Großbritannien und ist nun auch auf Deutsch erschienen. Die Geschichte beginnt mit dem Fund der Überreste eines seit 30 Jahren vermissten Mädchens. 1983 ging das Kind mit seiner Schwester und ihren 5 Schulfreunden zelten. Dieser Ausflug war für die Außenseiterin Aurora Jackson zunächst noch etwas ganz besonderes, denn hier durfte sie zur eingeschworenen Clique gehören. Es war eine sehr aufregende Nacht für alle Beteiligten. Neben einigen erhitzten Gesprächen am Lagerfeuer gab es mehrere Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe, Alkohol floss und auch Drogen waren im Spiel und dann? Am nächsten Morgen war Aurora spurlos verschwunden. Es folgten zahlreiche Suchaktionen, Untersuchungen und Verhöre, doch die Polizei konnte diesen Fall nie lösen. Die Befragungen der Freunde ergab keinerlei Hinweise über ihren Verbleib und bis auf einige Vermutungen, gab es auch nie einen konkreten Tatverdächtigen. Doch nun soll der Fund ihrer Leiche einige hundert Meter neben dem Zeltplatz alles ändern. Detective Chief Jonah Sheens, der das Mädchen selbst noch aus seiner Schulzeit kennt, und sein Team rollen diesen Fall erneut auf. Die Schulfreunde sind auch heute noch eine eingeschweißte Clique und alle beteuern ihre Unschuld, doch Ungereimtheiten tauchen auf. Wieso hat man Aurora damals nicht gefunden? Was ist wirklich geschehen? Welcher der sechs spielt ein falsches Spiel? Ist es ihre Schwester Topaz, die damals nicht die ganze Wahrheit erzählte? Oder doch deren damalige Freundin Coralie, die betrunken voller Eifersucht einen Fehler beging? Vielleicht haben auch Jojo, Daniel, Brett oder Connor der Polizei damals ein Lügenmärchen aufgetischt? Und wenn ja, wieso decken ihn die anderen? Haben sie wirklich nichts bemerkt? Gab es nur einen Mörder oder war bereits alles ein abgekartetes Spiel?

"Was ist es, womit er so viel Macht über dich hat? [...] Warum hat sich in jener Nacht alles geändert? Ist irgendetwas passiert, nachdem wir schlafen gegangen sind?""Leck mich [...] Wie kannst du es verdammt noch mal wagen? Du ... Nein, weißt du was? Ich bin fertig."

Natürlich ist das Setting und die Idee dieses Krimis nicht neu und doch habe ich "Bis ihr sie findet" unheimlich gern gelesen. Gytha Lodge ist es nämlich gelungen, einen Krimi zu schreiben, der ohne blutige Zerstückelungen auskommt, trotzdem spannend ist und bei dem man nicht bereits nach den ersten Seiten eine Vermutung hat, was geschehen ist und vor allem wer der Mörder sein könnte. Es gibt zahlreiche Wendungen, Verdächtige, Rückblicke und persönliche Probleme zwischen den Freunden und Ermittlern, was es für mich in vielerlei Hinsicht sehr lebendig gemacht hat. Und so habe ich das verwirrende Schauspiel, das nach und nach zu bröckeln droht, förmlich verschlungen. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass ich ein heimlicher "Navy CIS"-Serienfan bin, denn genau daran erinnert mich diese Geschichte und die damit verbundenen Untersuchungen. Hier geht es nämlich hauptsächlich um die Analyse und das Neuaufrollen des Falls von vor dreißig Jahren. Das Opfer hat schon lange das Zeitliche gesegnet und es gibt zahlreiche Verhöre und Untersuchungen, Ermittlungsstrategien und spannende Schlussfolgerungen.
Neben den drei Hauptermittlern, lernen wir die sechs Freunde und Aurora kennen, sympathisieren oder werden skeptisch, sind genervt oder begeistert. Jojo war neben dem Inspector Jonah Sheens mein Liebling in diesem Krimi und ich hoffe tatsächlich, dass es hier auch noch eine Fortsetzung geben wird. Ansonsten kann ich ohne die Spannung zu lüften nur noch einmal betonen, dass mir dieser Krimi sehr gefallen hat. Ich mag die Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln, die sich nach und nach der Lösung nähern. Auch das Erlebte Auroras, sowie die persönlichen Verstrickungen machen den Fall auf unspektakuläre Weise sehr spannend. Und auch generell ist es ein sehr angenehm zu lesendes Buch. Gytha Lodge würde ich beinahe mit Katrine Engberg auf eine Stufe stellen und finde diesen Krimi im Vergleich zu anderen Spannungsromanen aus den UK recht stark. Jeder Hardcore-Thriller-Fan wäre wahrscheinlich von der Geschichte sehr enttäuscht, aber es ist ein wirklich guter Krimi für jeden, der hin und wieder mal zu etwas Spannendem greift, gerne auf Blutrünstigkeit verzichtet und vielleicht so wie ich amerikanische Polizei-/Ermittlerserien mag.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Liebe kann auch grausam sein.

Harz
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Ein ausgezeichneter Skandinavienkrimi, der von vielen Seiten gelobt wird, ist Ane Riels Thriller "Harz". Doch dieses Buch zeichnet sich nicht durch einen besonders aufregenden Plot oder faszinierend aufrüttelnde ...

Ein ausgezeichneter Skandinavienkrimi, der von vielen Seiten gelobt wird, ist Ane Riels Thriller "Harz". Doch dieses Buch zeichnet sich nicht durch einen besonders aufregenden Plot oder faszinierend aufrüttelnde Tötungsdelikte aus, denn "Harz" ist da viel feiner, ruhiger und so ganz anders als erwartet. Im Grunde geht es um eine Familientragödie. Jens und sein Bruder wachsen auf dem Kopf, einer ganz kleinen Insel, die direkt an eine etwas größere angrenzt, auf. Hier lebt nur die Familie Haarder und alles könnte ganz normal sein. Ihr Vater betreibt eine Schreinerei. Holz ist seine Leidenschaft und gerade dieses Gefühl für dieses faszinierende Material möchte er auch Jens vermitteln. Als der Vater dann plötzlich aufgrund eines Blitzschlags stirbt, bricht die Familie auseinander. Während es seinen Bruder in die große Welt hinaustreibt, bleibt Jens der Schreinerei und der Insel treu, aber er kapselt sich mehr und mehr ab. Aus einer Haushaltshilfe wird seine Frau, mit der er dann etwas später ein kleines Mädchen namens Liv, bekommt. Und genau da beginnt die Tragödie, denn Liv ist tot. Zumindest meldet er dies den Behörden, um sie vor der Außenwelt geschützt aufwachsen zu sehen. Abgeschirmt, auf dem Gehöft, zwischen alten Puppen, Krempel und konservierten Tieren. Ein Leben in der Falle, deren Schlinge sich nach und nach weiter zuzieht.

"Ich weiß nicht, ob es richtig von uns war, dich tot zu melden. Aber wir hatten solche Angst, wir hatten solche Angst, dich zu verlieren. Es war eine schreckliche Sache, die wir deiner Großmutter angetan hatten. Aber das, was sie uns antun wollte, war noch grausamer. Wir hatten keine Wahl!"

Ane Riel widmet sich mit "Harz" einer krankhaften Liebe, einer Obsession und einem sehr traurigen Leben. Es ist eine Mischung aus Erzählung und Abschiedsbriefen der Mutter, die das Bett nicht mehr verlassen kann und so ihrer Hilflosigkeit Ausdruck verleiht. Es entwickelt sich nach und nach das Bild einer sehr gestörten Familie. Man kann es eigentlich gar nicht so recht in Worte fassen, ohne den Inhalt zu verraten. Sie oder besser Jens geht über Leichen, um Liv zu schützen oder sie doch eher an sich zu binden. Und gerade das ist auch das spannende Element der ganzen Handlung. Ane Riel erzeugt dabei eine sehr beklemmende Atmosphäre, die mit der Faszination für den Rohstoff Harz angereichert wird, doch auch hier erwartet man dann einfach mehr. Zumindest habe ich mir zahlreiche in Harz eingeschlossene Leichen vorgestellt, Baumharz als Element des Todes und generell eine düstere Handlung. Doch es steht in diesem Fall stet das Material eher für die Konservierung gegen das Vergessen.
Auch der Plot lässt zu wünschen übrig. Für die knapp 300 Seiten bringt dieses Buch doch einige Längen und fragliche Geschichten mit sich. Abschließend kann man zwar sagen, dass das Ende und die ganze Aufdröselung gut durchdacht sind, doch für einen Thriller reicht es einfach nicht. Es ist ein interessanter Tragödienroman, nicht mehr und nicht weniger... und gerade das macht dieses Buch dann auch recht besonders, anders, aber nicht zu einem wirklich großen Lesehighlight.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Das winkende Eichhörnchen aus der Koma-Comedy-Show

Wir von der anderen Seite
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Von Anika Deckers Buch "Wir von der anderen Seite" habe ich ehrlich gesagt sehr viel erwartet. Aufgrund zahlreicher prominenter Vorschusslorbeeren und ihrer eigenen Geschichte, die im wesentlichen mit ...

Von Anika Deckers Buch "Wir von der anderen Seite" habe ich ehrlich gesagt sehr viel erwartet. Aufgrund zahlreicher prominenter Vorschusslorbeeren und ihrer eigenen Geschichte, die im wesentlichen mit der, der Protagonistin des Buches übereinstimmt, sollte dies nun also ein vielseitig bewegender Roman sein... doch dem ist leider ganz und gar nicht so.
Aber zunächst: Worum geht's?

Rahel Wald ist eine recht bekannte Drehbuchautorin für Komödien aller Art. Doch von heute auf morgen sollte schlagartig alles anders sein und ihr Leben einem Drama gleichen. Sie ist im Krankenhaus. Intensivstation. Rahel erwacht aus dem Koma, umringt von Schläuchen und ihrer schrägen Familie. Seit Weihnachten liegt sie nun da, halb lebend, atmend und doch innerlich beinahe tot. Organversagen nach verklemmten Nierenstein. Und nun kämpft sie sich zurück. Schritt für Schritt ins Leben und erzählt von Hirngespinsten, winkenden Eichhörnchen, skurrilen Begegnungen, ganz viel Trauer und doch irgendwie auch Glück.

So oder so ähnlich könnte man es jetzt zumindest erzählen ohne ins Fragwürdige abzudriften, denn was sich dem Leser hier bietet ist wirklich eine mehr als fragliche Krankengeschichte. Dieses Buch gleicht einem simplen Samstagabend-Spielfilm, der kaum in die Tiefe geht. Die durchdringende Angst und Besorgnis, die die Protagonistin umtreibt, wird auf ein Minimum reduziert oder gleitet stets in äußerlich komisch unterhaltende Situationen ab. Rahel bepinkelt sich dabei nicht nur einmal. Dies scheint ihr peinlich, doch einen Blick auf ihr Innerstes lässt Decker nicht wirklich zu. Generell wechseln zahlreiche komische Situationen einander ab, es scheint, als ob krank sein eine reine Unterhaltungsshow wäre. Vielleicht stellt man sich als Nichtbetroffener die Genesung eines schwerstkranken Menschen so vor oder die Komödienvariante ist eben besonders unterhaltend, denn Selbstzweifel und Co. sind eben nicht sonderlich 'sexy'... Und das zieht dann für mich den ganzen Roman ins Lächerliche. Decker lag selbst im Koma und versucht nun anscheinend besonders witzig ihre Erlebnisse aufzuarbeiten, aber von wirklicher menschlicher Authentizität kann hier einfach keine Rede sein. Leicht und locker flockig schreiben, kann Decker und wahrscheinlich wäre es eine klasse Drehbuchgrundlage, aber inhaltlich fehlt einfach eine Menge. Meine einzigen Highlights waren tatsächlich Zitate aus Sibylle Bergs Romanen, aber ansonsten konnte ich, bis auf ein paar allgemeine Erkenntnisse kaum etwas Begeisterndes entdecken. So habe ich ihren Roman zwischenzeitlich zwei mal abgebrochen, weil ich einfach viel zu genervt war, um überhaupt noch Freude daran zu empfinden. Vielleicht ist es ein super Buch, für Menschen, die viel um die Ohren haben und etwas rein Unterhaltendes suchen, aber wer wirklich Anspruch hat, wäre hier jedenfalls äußerst schlecht beraten.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Mein persönliches Kochbuchhighlight für den Sommer

Great Adventure Cooking
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Die beiden Schweizer Köche Iwan Hediger und Yves Seeholzer alias die Zwei Pfannen reisen gemeinsam mit ihren Partnerinnen und einem Landrover durch Neuseeland, an die abgelegensten Orte der Natur, lassen ...

Die beiden Schweizer Köche Iwan Hediger und Yves Seeholzer alias die Zwei Pfannen reisen gemeinsam mit ihren Partnerinnen und einem Landrover durch Neuseeland, an die abgelegensten Orte der Natur, lassen sich dort inspirieren und kreieren so ganz nebenbei auch noch 48 leckere Gerichte. "Great Adventure Cooking" ist dabei mehr als eine einfache Aneinanderreihung ihrer dort entwickelten Rezepte, es ist eine Reise, ein kreatives und inspirierendes (Koch-)Abenteuer. Der Clou am Buch? Man braucht eigentlich nur zwei Pfannen, etwas zum Abmessen, Löffel, ein Messer, ein Brett, einige Zutaten und natürlich ganz viel Lust Neues zu entdecken, einfach mal etwas auszuprobieren und mal eben nicht bis ins kleinste Fitzelchen geplant abzuarbeiten. Ihre Gerichte sind so abwechslungsreich wie die Natur selbst. So gibt’s neben der einfachen Zutatenliste und Anleitung auch stets eine kleine Liste von flexiblen Zutaten, die dann allerdings auch wieder nur als Anregung gesehen werden sollten. Kochen ist Freude am Ausprobieren, egal ob unterwegs oder daheim. Die beiden hat es auf eine spannende Reise nach Neuseeland verschlagen und sie haben Erlebnis, Freude am Leben und gemeinsame Leidenschaft in etwas ganz tolles verpackt. Great Adventure Cooking ist ihr persönliches Fotoalbum mit zahlreichen Eindrücken und persönlichen Momenten ihrer Reise am anderen Ende der Welt.

“Uns ging es nie darum, Rezepte zu erschaffen, die genau so, bis auf den letzten Salzkrümel, nachgekocht werden müssen. Vielmehr sind wir fasziniert davon, Neues zu wagen, und wollen dich auf diese Reise mitnehmen.”

Für mich ist dieses Buch irgendwie wie ein großartiger Dia-Vortrag und gerade dafür liebe ich dieses Kochbuch so ungemein. Bei vielen Hochglanz-Kochbüchern geht die individuelle Note so komplett verloren, alles ist mega inszeniert und einzelne Beschreibungen sind ähnlich hochtrabend formuliert, sodass man eigentlich spätestens beim Lesen die Freude am Kochen verliert. Aber hier trägt einfach jedes einzelne Foto und jede noch so kleinste Anmerkung ihre persönliche Handschrift und ist irgendwie zugleich ein Stück Abenteuer und Neuseeland. Ihre Texte sind recht simpel, gleichen teilweise gar Erzählungen, die gerade durch die zahlreichen Impressionen so unverwechselbar sympathisch und locker rüberkommen, wie ich es bei einem Kochbuch eigentlich noch nie gesehen habe. Und so machen dann auch so leicht verrückte Gerichte wie “Mungobohnen-Süßkartoffel-Salat mit Aprikosen, Stangensellerie und Limette”,”Würzige Pilzknödel mit Bierbirnen” oder “Bananen-Erdnuss-Eintopf mit karamellisierter Banane und marinierten Zuckerschoten” einfach Bock ausprobiert zu werden. Und ja, natürlich geht es auch eine Nummer ‘normaler’… z.B. mit “Quinoabratlinge mit Tomaten-Mais-Salat” oder “Gebratener Pak Choi mit Tempeh auf Selleriepüree und mariniertem Rhabarber”. Es ist ein Buch voller Inspiration, Leben und einfach perfekt für den Sommer. Und damit ist es dann tatsächlich auch eins meiner liebsten Kochbücher. Ach, eins noch… es ist ein veganes Kochbuch, aber ehrlich gesagt, wenn so vegan geht, dann bitte mehr davon.