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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2023

gefühlvoll, nachdenklich stimmend, zum Schmunzeln

Glück ist da, wo man es hinträgt
4

Auch wenn es für Katharina gerade nicht perfekt läuft und eine Veränderung her muss, um die Zukunft zu sichern, stand „zurück zum Familienanwesen“ absolut gar nicht auf ihrer Liste der Möglichkeiten. Als ...

Auch wenn es für Katharina gerade nicht perfekt läuft und eine Veränderung her muss, um die Zukunft zu sichern, stand „zurück zum Familienanwesen“ absolut gar nicht auf ihrer Liste der Möglichkeiten. Als ihr Zwillingsbruder sich jedoch verletzt und ihre Hilfe benötigt, zögert sich nicht und fährt zu ihm. Und damit auch zum Familienanwesen, mit dem sie so viele schlechte Erinnerungen verbindet, dass sie die letzten Jahre möglichst wenig Zeit dort verbracht hat. Ihren Bruder hängen zu lassen, ist allerdings keine Option. Seine Event-Agentur leitet sich nicht von allein und so packt Katharina kräftig mit an und muss sich vor Ort auch unweigerlich einigen Dämonen der Vergangenheit stellen… Allerdings hält das alte Anwesen auch ein paar schöne Erlebnisse für sie bereit.

Bisher konnten mich die Geschichten von Kristina Günak immer überzeugen, so ging es mir auch dieses Mal wieder. Eine totale Wohlfühlgeschichte, obwohl absolut nicht alles reibungslos läuft und die Charaktere so ihre Päckchen zu tragen und Dinge hinter sich zu lassen haben. Trotzdem war die Atmosphäre im Buch einfach angenehm und mitnehmend.
Der Schreibstil der Autorin passt für mich einfach. Sie bringt vieles gut auf den Punkt, macht einen auch mal nachdenklich, baut die Emotionen der Charaktere nachvollziehbar ein, hat immer wieder aber auch Augenblicke zum Schmunzeln mit dabei und lässt eine tolle Dynamik entstehen.
Nach und nach taucht man tiefer ins Geschehen ein, lernt die Figuren besser kennen, erfährt mehr von ihrer Vergangenheit, von Problemen, Sorgen und Ängsten. Besonders gut gefällt mir, dass vieles sehr authentisch und lebensnah ist. Die Figuren wirken wie mitten aus dem Leben gegriffen und nicht so konstruiert oder idealisiert, wie man es sonst manchmal empfindet. Die Protagonisten sind keine Überflieger-Charaktere, sie haben ihre Macken, ihre Probleme, ihre Baustellen und es läuft eben nicht alles so rund, wie man es sich wünschen würde oder wie man andere glauben lassen möchte.

Katharina hat ihre Gründe, wieso sie nicht zur Burg zurück wollte. Ich konnte das schon zu Beginn des Buches gut verstehen. Umso mehr man dann aber erfährt, umso intensiver erlebt man auch ihren Schmerz und ihre Gedanken mit. Die Zeit hat sie sehr geprägt und sie hat sich danach ihr eigenes Leben aufgebaut. Trotzdem ist ihr klar, dass sie es nicht ewig alles verdrängen kann und im Laufe des Buches wird ihr das auch noch bewusster. Viel Kraft gibt ihr auch ihre 19-jährige Tochter Mona, die ein totaler Sonnenschein ist und viel gute Laune in die Geschichte bringt. Katharina verarbeitet einen Teil ihrer Erlebnisse und Gedanken in einem Podcast, den ich richtig schön eingeflochten fand. Diese Abschnitte enthalten tolle Botschaften, viele ehrliche Einblicke und Emotionen, Ergreifendes aber auch Witziges. Es zeigt verschiedene Facetten der Protagonistin und macht sie noch greifbarer. Durch die Ich-Perspektive taucht man allgemein auch sehr intensiv in ihre Gedanken- und Gefühlswelt ein und kann dabei auch beobachten, wie es einige Veränderungen bei der Protagonistin gibt. Aber auch die anderen Charaktere entwickeln sich über die Zeit, gehen einige Baustellen an, schöpfen neue Kraft und sie unterstützen sich gegenseitig.

Neben der Liebe – Mutterliebe, Geschwisterliebe und auch der zu einem (neuen) Partner – sind noch viele weitere Themen in der Geschichte enthalten. Ich möchte hier gar nicht zu viel nennen, damit man selbst intensiv in die Dinge eintauchen und sich mitnehmen lassen kann. Krisenzeiten spielen auf jeden Fall eine Rolle, auf verschiedene Weise, bei unterschiedlichen Charakteren. Zusammenhalt und sich gegenseitig zu stützen wird an mehreren Stellen wichtig. Und auch Sachen mal ehrlich anzusprechen und auf den Tisch zu bringen, selbst wenn es unangenehm ist oder man sich lieber drücken wollen würde. Das alles gibt der Geschichte sehr viel Tiefe, immer wieder Augenblicke zum Nachdenken, wundervolle Botschaften, die sich mitten ins Herz schleichen und ich glaube, viele können sich in irgendwas davon auch wiederfinden, weil man selbst oder andere betroffen sind oder weil es eben ganz menschliche Gedanken und Probleme sind, die verarbeitet werden.
An verschiedenen Stellen merkt man auch, dass die Protagonisten keine 20 mehr sind. Und natürlich sind auch mit Mitte 30 nicht plötzlich alle Sorgen einfach weg, besonders die tief verwurzelten und seit der Kindheit gewachsenen Unsicherheiten und Dämonen brauchen ihre Zeit, bis man sie loslassen oder verarbeiten kann. Trotzdem ist schon ein bisschen mehr Lebenserfahrung da und über manches muss man dann einfach mal reden, auch wenn die Zwillinge gut darin sind, zu schweigen und viel mit sich selbst auszumachen.
Viele Entwicklungen innerhalb der Handlung waren erwartbar, trotzdem mochte ich einfach, wie sich alles entwickelt, wie die Figuren ein Stück mehr zu sich selbst finden, sie sich Herausforderungen und anfallenden Aufgaben stellen, sie sich einander öffnen und anvertrauen und dabei auch problematische Themen auf den Tisch kommen. Die Energie, die bei den Events herrscht, gibt der Geschichte auch noch mal eine eigene Note. Die Hochzeiten, die man miterlebt, waren auch sehr unterschiedlich, fügten sich einfach toll ein und geben zusätzlich eben Einblicke in den Arbeitsalltag von Simon.
Mir persönlich hat es auch gut gefallen, dass die Corona-Zeit mit eingebaut wurde. Nicht als Hauptthema, aber es hat die Event-Branche, so wie viele andere Bereiche, natürlich betroffen. Im Prinzip hat es jeden von uns irgendwie betroffen und das wird deutlich, ohne das Thema aufzubauschen oder in den Vordergrund zu stellen.
Fazit

Die in der Geschichte enthaltene Mischung hat mir in Kombination mit dem leichtgängigen Schreibstil und dem Burg-Setting richtig gut gefallen. Es gibt Momente zum Schmunzeln, Ernsthaftigkeit, sehr viele ehrliche Emotionen, Päckchen, die getragen werden müssen und von denen manche dann im Verlauf etwas weniger schwer werden, tolle, liebevoll ausgearbeitete Charaktere, die nicht konstruiert wirken, superschöne Botschaften, nachdenkliche Augenblicke und auch schwierige Themen, die flüssig in die Handlung integriert sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 08.04.2022

interessanter Auftakt, viele offene Fragen, kleine Kritikpunkte

Eliza Moore
2

Auch wenn die allermeisten Mitglieder aus Elizas Familie Teil der Liga sind, möchte die Achtzehnjährige mit der Organisation und dem Portal zur Seelenwelt nichts zu tun haben. Die Schülerin will sich auf ...

Auch wenn die allermeisten Mitglieder aus Elizas Familie Teil der Liga sind, möchte die Achtzehnjährige mit der Organisation und dem Portal zur Seelenwelt nichts zu tun haben. Die Schülerin will sich auf ihren Abschluss und die Zukunft danach konzentrieren und dabei vergessen, welchen Schmerz sie aus ihrer Sicht durch die Liga in der Vergangenheit erlangt hat. Doch dann kommt alles ganz anders. Als Eliza eines Abends auf dem Nachhauseweg von einer dunklen Gestalt angegriffen wird, ist sie froh über die Hilfe, die sie bekommt – selbst wenn diese nach von der Liga stammt. Als sich dann auch noch ihre Situation komplett auf den Kopf stellt und ihr eine wichtige Position innerhalb der Liga zusteht, muss Eliza erneut überdenken, ob sie sich fernhalten oder doch ein Teil von all dem werden will, vor dem sie sich sonst immer verschlossen hat. Kann sie die Aussicht auf einen Seelenpartner locken? Kann es das überhaupt geben? Und was erwartet die junge Frau noch alles innerhalb der Liga, sollte sie sich darauf einlassen? Eine spannende Zeit mit vielen Änderungen steht Eliza bevor….

Protagonistin und Ich-Erzählerin Eliza ist eine starke, manchmal etwas aufmüpfige, wild entschlossene und zielstrebige Person. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, steht sie dafür ein und ist bereit, Opfer dafür zu bringen. Mit ausreichenden Erklärungen und stimmigen Argumenten ist sie aber auch bereit, sich von ihren ersten Überzeugungen abbringen zu lassen, wenn sich die Neuerungen für sie richtig anfühlen. Eliza ist nicht auf den Mund gefallen und lässt auch Gedanken abseits der üblichen Schubladen zu. Im Laufe des Buches muss sie einiges lernen und erfahren, was sie teilweise stärkt, teilweise aber auch ganz schön aus der Bahn wirft und verunsichert. Immer wieder ändert sich die Lage für die Schülerin und sie muss neu sortieren, wie sie damit umgehen will und wem sie noch vertrauen kann. Keine einfache Situation und die Herausforderungen, denen sie sich stellen muss, sind immer wieder anders. Hinzukommt, dass sie sich bisher immer gegen die Liga gestellt hat und daher vieles nicht kennt, was für die Mitglieder ganz normal ist. Das gibt dem Leser die Möglichkeit, mit Eliza zu erfahren, wie das alles so abläuft, wie die Liga organisiert ist, was sie kann und macht. Stück für Stück ergibt sich so dann ein klareres Bild zu den Strukturen und auch der magischen Komponente. Zunächst empfand ich einige der Aspekte und Beschreibungen als ziemlich undurchsichtig und nicht so recht greifbar. Ich hatte zwar eine ganz grobe Vorstellung, aber es war nicht ganz leicht in diese Welt einzutauchen. Das ist im Verlauf des Buches dann besser geworden und vieles fügte sich etwas schlüssiger zusammen, auch weil man einfach mehr Einblicke in die ganzen Gegebenheiten bekommen hat.
Eliza ist eine interessante Protagonistin, die viele Facetten hat, die mir gut gefallen haben, besonders zum Ende des Buches empfand ich ihre Entscheidung jedoch als Gegensatz zu dem, wofür sie den Rest des Buches einstand und was sie den anderen versucht hat, klar zu machen. Genauer geht das ohne Spoiler gerade nicht. Das ist für mich ein großer Kritikpunkt an ihr als Figur und auch dem Verlauf der Geschichte an sich. Auch zwischendurch gab es Momente, in denen ich sie als etwas „drüber“ empfand, zum einen was die Intensität ihrer Reaktionen und Handlung anging, als auch was das Tempo des „Vergebens“ nach einem großen Verrat betraf. Das ist alles aber natürlich Geschmackssache.
Neben Eliza spielen auch andere Charaktere eine wichtige Rolle, allen voran Logan, Conor und Ruby. Darüberhinaus gibt es aber noch weitere Figuren, die mal mehr mal weniger intensiv in das Geschehen eingreifen, die im Laufe des Buches ihr wahres Gesicht zeigen oder einfach nur neue Fragen aufwerfen. Insgesamt hat mir die Konstellation und Zusammenstellung gefallen, da die Charaktere unterschiedliche Seiten mitbringen, so dass es sowohl zu Reibereien als auch Neckereien, innigen Freundschaften, Vertrauen und Misstrauen kommt. Allgemein spielt die Gefühlskomponente neben den magischen Aspekten eine große Rolle und das auf sehr unterschiedliche Weise.

Besonders faszinierend und ansprechend fand ich die übernatürlichen Elemente, in die Eliza erst hereinwachsen muss. Auch wenn sich mir zunächst nicht alles erschloss und auch am Ende in diesem Bereich der Handlung noch einige Fragen offen sind, war es interessant zu sehen, wie die Rúnda funktioniert, was da möglich ist und was es mit den Schattenwesen und dem Seelenportal auf sich hat. Als zentrales Thema im Auftakt der Reihe werden die Informationen und Hinweise dazu nach und nach vertieft und es war spannend das zu verfolgen. Hier entstanden zwischendurch auch turbulente Momente, in denen die Gefahr durch die dunkle Seite gut greifbar wurde. Ich mochte auch die Art, wie die Seelenebene beschrieben wurde, mit der Zeit hat sich da bei mir ein ziemlich gutes Kopfkino eingestellt.

Die Geschichte hat sich flüssig und zügig lesen lassen, trotz der zahlreichen Fragen, die offen geblieben sind. Durch die Perspektivwahl war man nah bei der Protagonistin und konnte detailliert miterleben, wie sich ihr Leben auf den Kopf stellt und sich auf ihre Gefühlswelt immer wieder verändert. Sie muss sich entwickeln, neue Herausforderungen annehmen, was ihr manchmal recht gut und manchmal nicht so gut gelingt. Durch ihre teilweise recht aufmüpfige Art und ihr geradeheraus sagen was ihr auf der Seele brennt, entstehen auch immer mal Momente zum Schmunzeln, weil ihr Gegenüber nicht unbedingt mit ihrer Direktheit rechnet. Manchmal war das aber auch fast etwas viel, vorallem ihr offensives Flirten wirkte manchmal schon fast wie ein aufdrängen, was ich schade fand, weil sie und die Geschichte das nicht nötig hätten. Viele der Gespräche waren aber sehr dynamisch und schön zu verfolgen. Am Ende des Buches gibt es zwar einen kleinen Cliffhanger, für mich waren die Entwicklungen dort allerdings nicht wirklich zufriedenstellend und das liegt nicht an dem, was offenbleibt. Gespannt bin ich trotzdem auf die Fortsetzung und hoffe, es gibt da noch mal turbulente und erklärende Handlungselemente.

Fazit

Insgesamt ein guter und interessanter Auftakt, der Einblicke in die Liga, die Seelenwelt und die Bedrohung durch die Schattenwesen gibt und gleichzeitig sehr viele Fragen in meinem Kopf hat entstehen lassen, auf die es hoffentlich in der Fortsetzung dann eine Antwort geben wird. Intrigen, Lügen und Geheimnisse sorgen dafür, dass sich die Situation immer wieder ändert und Eliza sich neu orientieren muss. Am Ende kann man sich bei einigen Charakteren immernoch nicht ganz sicher sein, ob man ihre Absichten wirklich durchschaut hat, was weitere Spannung für die Fortsetzung verspricht. Auch wenn ich viele Facetten der Handlung mochte, hat mich das Ende leider nicht sehr zufrieden gestimmt und zwischendurch gab es auch hier und da Kritikpunkte. Trotzdem hat sich das Buch gut und flüssig lesen lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasy
Veröffentlicht am 29.11.2019

tolle Charaktere, gefühlvolle Passagen, gemeiner Cliffhanger

Bring Down the Stars
2

Connor und Weston sind seit ihrer Schulzeit unzertrennlich. Eher durch einen Zufall verbunden profitieren nun beide von ihrer engen Freundschaft und den Fähigkeiten und Möglichkeiten des jeweils anderen. ...

Connor und Weston sind seit ihrer Schulzeit unzertrennlich. Eher durch einen Zufall verbunden profitieren nun beide von ihrer engen Freundschaft und den Fähigkeiten und Möglichkeiten des jeweils anderen. Bisher war das auch nie ein großes Problem. Ohne die Unterstützung von Connors Familie wäre es für Weston nicht möglich, den Weg am College einzuschlagen und ohne Weston wäre es für Connor bei so manchem Aufsatz wohl schwer geworden. Doch als nun eine junge Frau ins Spiel kommt, stehen die Dinge doch ein wenig anders. Connor benötigt Unterstützung bei Autumn, die Weston ihm gewährt, bis zu einem gewissen Punkt. Allerdings wüten nicht nur in einem der jungen Männer Gefühle, die ihr gesamtes Leben verändern könnten…

Der Schreibstil von Emma Scott ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Es kam mir nicht vor, als hätte das Buch fast 400 Seiten, da ich wirklich zügig durch die Geschichte gerauscht bin. Auch wenn die Handlung nicht ganz so ergreifend und berührend ist, wie „All In“, so empfand ich den Stil schon als emotional. Die Figuren sind immer wieder unterschiedlichen Situationen ausgesetzt, die sie sehr beschäftigen und bewegen, die sie zum Nachdenken, teilweise auch umdenken bringen. Und auch die sich entwickelnden Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren sorgen immer wieder für verzwickte Momente. Besonders das Ende ist sehr aufwühlend und ich möchte am liebsten direkt weiter lesen, um zu erfahren, wie es nun weiter geht. Das ist von der Autorin wirklich geschickt angelegt, einen im spannendsten Augenblick mit all seinen Fragen und Gedanken allein zu lassen.

In der Geschichte begleitet man fast abwechselnd Autumn und Weston und erhält so sehr intensive Einblicke in ihre Leben, ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Da auch Connor viel Zeit mit den beiden verbringt, erfährt man auch über ihn viele Dinge, insgesamt jedoch etwas weniger, als bei Wes und Autumn.
Die Einblicke bei Wes beginnen schon in seiner Kindheit, was sehr hilfreich war um zu verstehen, wieso er teilweise so schroff und abweisend reagiert und wieso er sich Einiges selbst verbietet. Die Erlebnisse haben ihn sehr geprägt und geformt und auch wenn es total traurig ist zu verfolgen, wie sehr ihn das verändert hat, so ist es doch auch nachvollziehbar. Wes war in der Geschichte mein Lieblingscharakter, vielleicht gerade weil er teilweise so verloren und in sich selbst gefangen wirkt. Er ist manchmal sehr wortkarg und wirkt unfreundlich, hat aber auch eine unglaubliche Tiefe, ist intelligent und kann sehr tiefgründige Gespräche führen, wenn er sich denn darauf einlässt. Außerdem beobachtet er seine Mitmenschen genau und kann sich oft besser in sie eindenken und rein fühlen, als so manch anderer.
Connor ist da von einem ganz anderen Schlag. Er kommt aus wohlhabendem Hause und musste sich nie so existentielle Gedanken machen, wie Wes und Autumn. Dafür bekommt er anderen Druck von seinen Eltern und darf seinen Wünschen und Vorstellungen ebenfalls nicht einfach nachgehen. Auch wenn er zu Beginn manchmal wie ein arroganter Idiot rüber kam, so konnte man auch ihn im Verlauf doch besser kennen lernen und es werden einige Aspekte gezeigt, die auch bei ihm verstehen lassen, warum er sich vielleicht so entwickelt hat, wie er es getan hat.
Autumns Geschichte beginnt zwar erst auf dem College so richtig, da sich da ihr Weg mit dem der beiden Männer kreuzt, aber auch von ihr erfährt man das eine oder andere aus der Vergangenheit in ihren Gesprächen mit verschiedenen Personen. Auch wenn man sie in mancher Hinsicht vielleicht als naiv bezeichnen kann, so war auch ihr Verhalten schon verständlich. Manchmal möchte man die Dinge eben so sehen, wie man sie sich wünscht, auch wenn einige Aspekte dagegen sprechen und Zweifel aufkommen. Ich möchte da jetzt nicht so vorweg greifen, aber insgesamt fand ich auch ihre Entwicklung durchaus nachvollziehbar.
Auch wenn ich nicht jede Entscheidung der Charaktere gut heiße und selbst vielleicht anders gehandelt hätte, so fand ich ihr Verhalten doch passend für sie selbst. Die Protagonisten entwickeln sich zwar in gewisser Weise, bleiben sich selbst jedoch dabei treu und fallen nicht plötzlich aus irgendwelchen Mustern heraus. So sind ihre Entscheidungen durchaus nachvollziehbar und fügen sich stimmig in die Handlung ein. Die Protagonisten sind liebevoll ausgearbeitet und werden greifbar. Umso gespannter bin ich nun darauf, wie sie sich im zweiten Band weiter entwickeln werden.

An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir ein klein wenig mehr Tempo in der Geschichte gewünscht, da es Passagen gibt, an denen man eher auf der Stelle tritt. Allerdings sind auch diese Szenen nicht unwichtig, da sie den Charakteren den Raum geben, sich zu entwickeln, zu erklären oder neu zu sortieren. Gegen Ende des Buches gibt es noch mal eine Wendung, die der Handlung eine neue Richtung gibt und damit auch die Geschwindigkeit aufgrund der steigenden Dramatik anzieht. Diese Wendung kam zwar nicht ganz überraschend, gibt der Geschichte insgesamt jedoch noch mal ganz neue Aspekte und Möglichkeiten.
Fazit

Eine schöne Geschichte mit tollen, glaubwürdigen Charakteren, die alle ihre Eigenheiten und Besonderheiten mit einbringen dürfen. Auch wenn ich nicht so tief berührt war, wie bei anderen Büchern der Autorin, empfand ich die Geschichte als gefühlvoll und es gab auch immer mal wieder Passagen, die nachdenklich stimmen oder aufwühlen. Besonders spannend und bewegend sind die Ereignisse zum Ende des Buches. Ich möchte am liebsten weiter lesen, um gleich zu erfahren, wie es nun mit den Charakteren weitergeht und was ihr weiterer Weg noch für sie bereithält.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Cover
  • Erzählstil
  • Gefühl/Erotik
Veröffentlicht am 09.10.2019

nicht so emotional und bewegend, wie Band 1

Cinder & Ella
2

Achtung die Rezension enthält inhaltliche Spoiler in Bezug auf den ersten Band!

Der Weg von Cinder und Ella war bereits im Auftakt sehr holprig, steinig und alles andere als einfach. Als sie nun ihr persönliches ...

Achtung die Rezension enthält inhaltliche Spoiler in Bezug auf den ersten Band!

Der Weg von Cinder und Ella war bereits im Auftakt sehr holprig, steinig und alles andere als einfach. Als sie nun ihr persönliches kleines Happy End erreicht haben und sie darauf hoffen, ein wenig zur Ruhe kommen zu können, stellen sich bald die nächsten Sorgen und Probleme ein. Mit einem Schlag ist Ella berühmt, alle zerren an ihr, wollen etwas von ihr und das, obwohl sie sich selbst doch eigentlich erst noch ein wenig sortieren müsste. Ob die junge Liebe das überstehen kann?

Nachdem mir der erste Band wirklich super gut gefallen hat, war ich wirklich gespannt, ob Band zwei da mithalten kann. Ich habe auch überlegt, ob ich überhaupt weiter lesen möchte, da der erste Teil auch gut für sich allein hätte stehen können. Und nach dem Lesen bin ich nun noch zwiegespaltener… denn die Fortsetzung konnte nicht mithalten und vielleicht würde man die Geschichte in besserer Erinnerung behalten, wenn man nach dem ersten Band einfach aufhört? Aber das muss am Ende jeder für sich entscheiden. Das Buch war nicht schlecht, aber es war einfach nicht so bewegend und berührend, nicht so intensiv.

Aber nun meine Meinung noch mal etwas detaillierter:
Der Schreibstil der Autorin hat mir wieder gut gefallen. Es liest sich locker und leicht und selbst wenn ich nicht alle Punkte der Handlung nachvollziehbar und gut fand, so wurde ich vom Lesefluss doch nie rausgerissen. Da ich das erste Buch erst vor kurzem gelesen habe, hatte ich auch keine Probleme Anschluss zu finden und konnte gleich wieder gut in das Geschehen eintauchen.
Ella hat seit ihrem Unfall viel durchgemacht und sich endlich wieder ein bisschen aufgerappelt. Nun stehen neue Sorgen und Probleme ins Haus. Probleme, über die sie sich vorher, ohne berühmten Freund, keine Gedanken machen musste. Da wundert es nicht wirklich, dass sie bei manchen Dingen vielleicht zu unbedacht rangeht. Sie ist quasi über Nacht mit Brian zusammen berühmt geworden, daran muss man sich erst mal gewöhnen. Es wird ein ziemlicher Trubel um sich gemacht, sie wird gehypt und überschüttet mit so einigen Sachen. Obwohl ich manches davon schon extrem fand, könnte ich mir sogar vorstellen, dass es in Amerika gar nicht so unrealistisch ist.
Insgesamt entwickelt Ella sich im Laufe der Geschichte aber schon weiter. Es gibt einige ziemlich belastende Dinge in ihrem Leben, die sie auch nicht so leicht gelöst bekommt. Das ist nachvollziehbar und auch realistisch, dass es nicht von heute auf morgen geht. Teilweise haben mir diese Sorgen fast ein wenig zu viel Platz eingenommen, nicht weil ich es nicht nachvollziehen konnte, sondern einfach, weil damit so wenig Raum für all das andere war, was ich mir erhofft hatte. Fakt ist: Ella entwickelt sich, durch verschiedene Erlebnisse und Einflüsse, durch Streitgespräche und Versöhnungen, durch Zuspruch, Ausprobieren und Erfahrungen, die sie macht. Ich fand ihre Entwicklung schön zu verfolgen, auch wenn ich nicht mit allen Punkten hundertprozentig glücklich war und mir einiges doch fast etwas zu lange dauerte.
Brian ist nach wie vor ein toller Charakter. Trotz seiner Berühmtheit ist er in manchen Punkten noch sehr begeisterungsfähig und fast wie ein kleiner Junge. Das macht ihn nur noch sympathischer. Genauso wie sein gesamter Umgang mit all den schwierigen Situationen. Er war für mich ein starker Charakter im Buch.
Auch sehr ins Herz geschlossen habe ich Scott. :) Er ist so eine gute Seele. Vivian und ihre Väter kamen mir leider viel zu kurz.

Manchmal hätte ich in der Handlung ein wenig weniger Drama bevorzugt. Die Beziehung von Cinder und Ella kam mir persönlich in vielen Passagen dann doch zu kurz. So viele Schwierigkeiten, wie da bearbeitet werden müssen, bleibt einfach gar keine Zeit mehr für so richtig intensive Zweisamkeit, Gefühlsduselei und Romantik. Was aber nicht heißt, dass es nicht emotional wird. Die Emotionen kochen immer wieder hoch, auf die verschiedensten Weisen. Mal sind es sehr positive Gefühle, die viel mit Zuneigung, Freundschaft und Liebe zu tun haben, mal spielen eher Wut, Enttäuschung und Frustration eine Rolle. Es ist ein ziemliches auf und ab, wobei man in einigen Abschnitten das Gefühl hat, der Abwärtstrend überwiegt. Irgendwie schade, auch wenn einiges davon schon nachvollziehbar war. Ich hatte einfach auf ein bisschen mehr von der Gefühlsbasis gehofft, die es im ersten Buch gab, das habe ich doch irgendwie vermisst.
Es gibt im Buch ein paar Dauerthemen, die sich durch die Handlung ziehen. Andere Aspekte werden aufgeworfen, manchmal ziemlich hochgeputscht, dann aber gefühlt gar nicht richtig zu Ende gebracht. Eines der Streitthemen war für mich am Ende dann doch zu schnell und zu friedlich wieder gelöst. Ich hatte da zwar auf Versöhnung gehofft, aber eben anders. Ich möchte hier nicht spoilern, deswegen ist es teilweise schwierig so richtig zu erläutern, was ich meine und was mich gestört hat.
Aber trotz all der Kritik möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es auch wirklich schöne Passagen und berührende Momente, ehrliche Gespräche, Veränderungen bei den Nebencharakteren und neue Chancen für verschiedene Figuren gab.

Fazit

Auch wenn mich die Fortsetzung eher enttäuscht hat, war die Geschichte nicht direkt schlecht. Es war nur einfach nicht das, was ich erwartet und erhofft habe. Ich hätte gern mehr von den Gefühlen aus dem ersten Band gehabt, wieder diese Intensität und Hingabe. Das hat mir doch ziemlich gefehlt. Einige Handlungselemente waren für mich etwas zu viel oder nicht ganz nachvollziehbar, bzw. zu langatmig, andere Passagen waren aber wirklich schön und haben die Entwicklung der Figuren gut gezeigt. Ich bin wirklich zwiegespalten, was ich anderen nun raten würde: Band eins in guter Erinnerung behalten oder Band zwei lesen, um selbst zu erfahren, wie es mit Cinder und Ella weiter geht. Ihre Geschichte weiter zu verfolgen, fand ich schon schön, auch wenn es bei Weitem nicht an Band eins heranreicht.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

fesselnd, spannend, blutig, brutal

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
1

Hinweis: Band 12, Vorwissen ist aber nicht zwingend notwendig, die Geschichte der Ermittler geht zwar über die Bände hinweg weiter, jedoch ist der Fall unabhängig von den vorherigen, so dass man dem Geschehen ...

Hinweis: Band 12, Vorwissen ist aber nicht zwingend notwendig, die Geschichte der Ermittler geht zwar über die Bände hinweg weiter, jedoch ist der Fall unabhängig von den vorherigen, so dass man dem Geschehen problemlos folgen kann, sollte man die anderen Bücher nicht kennen.

Für Detective Robert Hunter und seinen Partner Carlos Garcia ist es nicht planbar, wann Arbeit auf ihrem Tisch landet. Als UV-Einheit des LAPD befassen sie sich mit den äußerst brutalen und grausamen Mordfällen, die im Großraum Los Angeles geschehen. Als sie an den Tatort des ersten Opfers gerufen werden, erwartet sie ein Bild des Grauens. Obwohl beide Detectives schon viel Furchtbares vorgefunden haben, übertrifft die Brutalität und Intensität dieser Tat das bisher Gesehene noch. Für die Ermittler ist schnell klar: hier geht jemand mit einem ausgeklügelten Plan vor und hinterlässt kaum Spuren, weitere Opfer sind nicht unwahrscheinlich, vielleicht gab es sogar zuvor schon welche, für eine Spontanhandlung erscheint nämlich alles viel zu genau durchdacht. Als das nächste Opfer auftaucht, erhöht das den Druck auf die Detectives, doch die Beweise fehlen…

Der Schreibstil von Chris Carter ist wie gewohnt von Beginn an fesselnd und mitnehmend. Dieses Buch ist definitiv keine leichte Kost und nichts für Lesende, die Abstand von blutigen und brutalen Szenen nehmen möchten. Dieser neue Fall des Ermittlerduos ist geprägt von äußerst brutalen und blutigen Morden, unvorstellbaren Grausamkeiten, die auch mal Ekelgefühle auslösen können. Anschauliche Beschreibungen haben mein Kopfkino ziemlich angekurbelt und die Bilder, die dabei entstanden sind, waren echt nicht schön, haben die Geschehnisse im Buch jedoch unterstützt und das Spannungsmoment damit noch größer gemacht. Es ist nicht auf jeder Seite blutig, aber es gibt immer wieder Abschnitte, in denen das Auffinden der Opfer und die Abläufe der Taten eine Rolle spielen – Gänsehaut vorprogrammiert.
Schon der Einstieg in das Buch ist sehr spannend gestaltet und verbreitet eine unheimliche Atmosphäre, die sich durch die weitere Geschichte zieht. Ich empfand das Tempo der Handlung als durchweg hoch, auch wenn sich die Ereignisse nicht pausenlos überschlagen. In den scheinbar etwas ruhigeren Momenten, arbeiten Hunter und Garcia auf Hochtouren, um Hinweise, Parallelen und Zusammenhänge zu entdecken, Hinterbliebene zu befragen und irgendwie eine Spur zu finden, die vielleicht verhindern kann, dass noch jemand sterben muss. Nach und nach kommen dabei auch weitere erschreckende Details der Taten ans Licht, die das volle Ausmaß des Grauen offenbaren. Besonders zum Ende der Geschichte nimmt die Handlung dann noch mal richtig an Fahrt auf, es wird noch mal turbulent, sehr spannend und bringt eine andere Art von Nervenkitzel mit sich, als die Kapitel zuvor.
Während des Lesens kann man vermutlich gar nicht das gesamte Ausmaß der Brutalität erfassen, so erschreckend, erschütternd und unfassbar furchtbar es auch ist, was dort beschrieben wird. Man behält eine gewisse Distanz zu dem Geschehen, was die in der Geschichte Betroffenen nicht haben. Deren Empfindungen, die Angst und Zerrissenheit wurde anschaulich beschrieben und lässt die Handlung noch intensiver werden. Man erfasst dadurch noch mehr Facetten der Ereignisse und was diese auslösen.

Perspektivwechsel sorgen für zusätzlich Dynamik und Spannung im Buch. Die meiste Zeit begleitet man die Ermittler und deren Team, die unermüdlich arbeiten, recherchieren, Hinweise wälzen und Befragungen durchführen. Dazwischen gibt es aber immer wieder Abschnitte, in denen man neue oder potenzielle Opfer begleitet. So wird das Gänsehautfeeling noch weiter unterstützt, die Angst, die bei den Opfern ausgelöst wird, wird gut transportiert und damit greifbarer. Mir gefällt diese Mischung in der Handlung immer gut. So ist es nicht durchweg blutig und grausam, aber man hat auch nicht nur die Ermittlungsarbeiten – die ich jedoch wirklich interessant finde. Stück für Stück ergeben sich Zusammenhänge und Möglichkeiten, Ideen werden verworfen, neue gefasst und das alles unter dem Zeitdruck, der unaufhaltbar größer wird. Ich mag auch die Dynamik zwischen Robert und Carlos, die beiden sind mir sympathisch, arbeiten Hand in Hand und können sich immer voll aufeinander verlassen.
Rund um die beiden Ermittler gibt es ein paar Details, die aus den vorherigen Bänden noch mal aufgegriffen und wiederholt werden, es wird jedoch nicht die gesamte Lebensgeschichte der beiden noch mal erzählt. Ich empfand die Hinweise, die es auf persönliche Vorgeschichten gibt als eher dezent, wer die anderen Bände kennt, weiß zu ihnen etwas mehr, wer nicht, hat hier für die Handlung rund um die Morde aber keinen Nachteil. Ich mag es immer gern, wenn die Ermittler über eine Reihe hinweg etwas Tiefe und Seele bekommen, damit werden sie, ihre Reaktionen und Aktionen einfach noch mal nachvollziehbarer und man erhält ein klareres Bild zu ihnen. Besonders die Stärken und Fähigkeiten von Robert Hunter spielen während der Auflösung des Falles immer wieder eine Rolle. Wie er Zusammenhänge erkennt, Ideen entwickelt und Gespräche clever lenken kann, ist jedes Mal wieder beeindruckend.
Fazit

Ein Thriller, der es wirklich in sich hat! Es wird sehr spannend, besonders zum Ende hin turbulent, äußerst blutig und grausam und ist damit sicher nichts für jeden. Stück für Stück ergeben sich die furchtbaren Details der Taten, die eindrücklich und bildhaft beschrieben werden. Daneben steht aber auch die Ermittlungsarbeit von Hunter und Garcia immer wieder im Fokus. Es wird unermüdlich geforscht, hinterfragt, clever kombiniert, Ideen werden entwickelt und verworfen, Fährten werden aufgetan, die nicht alle brauchbar sind. So entsteht ein Geflecht aus Irrtümern, Ratlosigkeit, neuen Spuren und Zusammenhängen, den grausam zugerichteten Opfern, traumatisierten Hinterbliebenen und reichlich fesselnder Spannung.

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