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Veröffentlicht am 22.05.2022

gefühlvoll, berührend, nachdenklich stimmend, toll aufgebaut

Mit dir ist alles schöner
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Franziska ist aus ihrem Heimatort weggegangen um in einer größeren Stadt beruflich erfolgreich zu sein und sich nicht mehr so eingeengt und in vorgefertigte Muster gepresst zu fühlen. So schön es an der ...

Franziska ist aus ihrem Heimatort weggegangen um in einer größeren Stadt beruflich erfolgreich zu sein und sich nicht mehr so eingeengt und in vorgefertigte Muster gepresst zu fühlen. So schön es an der Ostseeküste auch sein mag, zurück wollte sie eigentlich nicht. Doch dann kam alles anders. Nachdem Tod ihres Vaters erbt sie einen Campingplatz, allerdings ist der Plan, diesen fix auf Vordermann zu bringen und dann abzustoßen schnell geplatzt. Denn der Platz ist ziemlich marode, überall gibt es Baustellen und kaum ist ein Problem behoben, taucht das nächste auf. Und dann sind da ja auch noch die Camper, die sich langsam in das Herz von Franziska schleichen. Mittellos wie sie ist, kommen immer mehr tiefgründige Fragen in ihr auf und das Leben von Franziska wendet sich in eine andere Richtung, als sie sich bisher erträumt hatte.

Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen und war hier fast überrascht, wie emotional berührend und stellenweise wirklich traurig die Geschichte war. Häufig sind die Bücher eher humorvolle Liebesgeschichten gewesen, in denen es aber auch -mal mehr, mal weniger- ernste oder nachdenkliche Themen, Hürden und Probleme gab. Die Grundstimmung habe ich aber trotzdem immer eher als gelöst und leicht empfunden. Hier war es anders. Was nicht schlimm oder schlecht ist, es hat mich einfach nur etwas überrascht. Trotzdem gibt es auch Momente zum Schmunzeln und herrliche schräge Gestalten, die auf dem Campingplatz wohnen und für fröhlichere, gelöste Augenblicke sorgen.

Protagonistin Franziska hatte sich ihr Leben eigentlich anders ausgemalt, doch dann kam Corona – der erste Schlag, vorallem beruflich. Damit ändert sich auch in ihrem Privatleben einiges und als die Enddreißigerin sich beruflich wieder auf die Füße arbeitet, kommen dann die nächsten Rückschläge, sowohl beruflich, als auch privat. Durch den Tod ihres Vaters ändert sich für Franziska alles. Sie zieht auf den Campingplatz, denn woanders kann sie gerade ohnehin nicht hin, sie ist allerdings nicht gekommen, um zu bleiben. Da die alteingesessenen Dauercamper ihren Vater gut kannten, ist der Verlust, die Erinnerungen an ihn, was sie zusammen erlebt haben, was seine Träume waren und all solche Dinge immer wieder präsent. Ich fand es schön und realistisch in die Geschichte eingearbeitet, vorallem weil man bei Franziska immer mehr merkt, wie es in ihr arbeitet, wie Sachen hochkommen und wie sie auch wieder mehr zu sich selbst findet und sie ihre aufgebaute Maske ablegt. Immer wieder liefen bei mir aber auch die Tränen, es hat mich einfach sehr berührt.
Bei Franziskas Versuch sich auf dem Campingplatz zurecht zu finden und alles irgendwie in Angriff zu nehmen, was dringend renoviert und saniert werden muss, passieren immer wieder Missgeschicke, es tauchen weitere Baustellen auf oder es gibt einfach keine Leute, die sich dem Problem annehmen können. Und das Geld für all das ist erst recht nicht da. Eine rundrum schwierige Situation, der sich Franziska zunächst ohne Verbündete stellen muss. Nach und nach fügt sie sich jedoch in die Campinggemeinschaft mit ein, nimmt Hilfe an und bekommt mehr und mehr einen Blick für die Schönheit dieses Ortes – auch wenn das an der Gesamtsituation erst mal nur wenig ändert.
Neben der Lage des Campingplatzes und Franziskas Kampf, um damit irgendwie wirtschaftlicher zu arbeiten oder gewinnbringend zu verkaufen, gibt es auch eine in die Handlung integrierte Liebesgeschichte. Diese stand für mich nicht dauerhaft im Fokus, aber es fließt immer wieder mit rein. Beide Charaktere haben ihre Päckchen zu tragen, haben Bedenken, auch resultierend aus vorausgegangenen Enttäuschungen. Stück für Stück ändert sich das Leben auf dem Platz und vor allem das Miteinander der verschiedenen Figuren. Besonders gut gefallen hat mir auch die Mischung an Personen, die auf dem Platz zu Hause sind. Einig etwas verschroben und eigen, aber alle einfach authentisch und auf ihre Art auch sympathisch, vor allem weil sie eben nicht so klassische Helden sind.

Der Schreibstil von Kristina Günak ist flüssig und trotz der teilweise bedrückenden, bewegenden Momente angenehm und aus meiner Sicht sehr stimmig. Schön fand ich auch, dass Corona mit eingeflossen ist, ohne dabei einen zu großen Raum einzunehmen. Aber die Krise kann man auch nicht wegreden und dass es Auswirkungen auf Menschen hat, ist ja auch klar. So wirkt das Buch gleich noch aktueller und einige Schwierigkeiten, die auftauchen, ergeben sich eben auch aus der vergangenen Situation.
Die Mischung aus gefühlvollen Augenblicken und Momenten zum Schmunzeln, mit einigen Pannen und Missgeschicken hat mir gut gefallen. Die Entwicklung, die Protagonistin Franziska durchlebt, fand ich sehr interessant und nachvollziehbar dargestellt. Für sie tauchen so viele wichtige Fragen auf, mit denen sie sich auseinandersetzen muss. Vor allem hinterfragt sie, was sie wirklich will und braucht, um glücklich zu sein. So wird man selbst beim Lesen manchmal auch nachdenklich.
Meinen Nerv hat das Buch auf jeden Fall total getroffen, das Gesamtpaket stimmte und ich mochte auch das Setting an der Ostseeküste total gern. Für mich eine Geschichte, die nachwirkt und an die ich sicher noch eine ganze Weile gern zurückdenken werde.
Fazit

Eine tolle, berührende, gefühlvolle Geschichte, in der es sowohl um die Liebe geht, aber auch um Freundschaft und darum seinen Platz im Leben zu finden, auch wenn man dafür die eigentlichen Pläne über den Haufen werfen muss. Mir waren die Figuren sympathisch und ich mochte vor allem auch die Entwicklungen von Protagonistin Franziska. Ich konnte ihre Achterbahnfahrt der Gefühle gut nachvollziehen. Hin und wieder gibt es auch Passagen zum Schmunzeln, wenn aus meiner Sicht jedoch nicht so viele wie sonst in den Büchern der Autorin – was mich nicht aber nicht gestört hat, weil die Handlung mit all ihren Komponenten für mich sehr stimmig und mitnehmend war.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

schönes Setting, gefühlvolle Geschichte/Hörbuchversion

Golden Hill Touches
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Seit dem letzte Mal als Parker in Boulder Creek, einem kleinen Städtchen in Montana, war, sind elf Jahre vergangen. Wenn er an die Vergangenheit zurückdenkt, brodeln sehr unterschiedliche Erinnerungen ...

Seit dem letzte Mal als Parker in Boulder Creek, einem kleinen Städtchen in Montana, war, sind elf Jahre vergangen. Wenn er an die Vergangenheit zurückdenkt, brodeln sehr unterschiedliche Erinnerungen und Gefühle in ihm, die ihn auch in den Jahren dazwischen kaum in Ruhe gelassen haben. Nun erfüllt er sich den Wunsch, die alte Ranch seiner Großeltern zurückzukaufen und will damit auch seiner Grandma ermöglichen, ihren Lebensabend in der alten Heimat zu verbringen. Parkers Pläne sind umfangreich, sein Endziel wäre für viele Menschen eine Anlaufstelle, doch die Dorfgemeinschaft ist nicht restlos überzeugt und ihm werden von verschiedenen Seiten Steine in den Weg gelegt. Auch Clay ist ihm zunächst nicht wohlgesonnen, denn in der inzwischen 27jährigen brodeln verletzte Gefühle der Vergangenheit wieder hoch. Wird Parker es schaffen können, seine Therapiestätte aufzubauen?

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven und in zwei Zeitebenen geschildert. So erlebt man sowohl Clay als auch Parker in der Gegenwart und vor 11 Jahren, als sie sich zuvor das letzte Mal gesehen haben. Dadurch bekommt man nach und nach einen guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt beider Protagonisten, was der Bruch in der Vergangenheit ausgelöst hat und wie das Wiedersehen jetzt wieder für Veränderungen sorgt.
Zunächst war für mich nicht ganz greifbar, wieso die Dinge, die Parker als 17jähriger verzapft hat, immer noch so nachwirken. Mit der Zeit bekommt man etwas detailliertere Einblicke in die Geschehnisse und erfährt mehr darüber, wie damals alles zusammenhing und was so geschehen ist. Ich finde zwar dennoch, man müsste das einem Jugendlichen nicht ewig nachtragen, besonders wenn man merkt, dass er sich ja nun verändert und entwickelt hat, aber manche sind da vielleicht etwas festgefahren. Es wurde dann auf jeden Fall etwas verständlicher, was mit einigen im Dorf los ist und auch, wieso es für Clay so ein harter Schlag war. Dennoch hätte ein bisschen weniger davon der Handlung vielleicht auch nicht geschadet.

Durch die Rückblenden in die Zeit vor elf Jahren bekommt man auch ein Gefühl dafür, wie das Verhältnis der Protagonisten damals war. So kann man auch gut vergleichen, wie sie sich entwickelt haben, was sie aus ihren Fehlern gelernt haben und was sie nach wie vor beschäftigt. Besonders für Clay ist es nicht so leicht mit der veränderten Situation klar zu kommen, auch weil bei ihr beruflich gerade einiges ins Wanken kommt und sie sich an verschiedenen Stellen entscheiden muss, was sie für ihr Leben möchte.
Der Stil der Geschichte ist angenehm und leichtgängig, trotz einiger Stolpersteine und Probleme, die immer wieder auf die Figuren zukommen. Besonders Parker muss mit einigen Rückschlägen und Hindernissen kämpfen, die er in der Intensität wohl nicht erwartet hätte. Aber er gibt nicht auf, will sein Versprechen halten und arbeitet hart, um seine Ziele zu erreichen. Man spürt, dass er nicht mehr der rebellische, ungestüme Jugendliche von damals ist. Allerdings konnte ich seine Wut auch verstehen, als man dann endlich wusste, was der eigentliche Auslöser für einen Teil seiner Ausraster und vor allem seinen Weggang gewesen ist.
Clay muss sich zwar über einiges Gedanken machen und sich neu sortieren, sie ist aber nicht auf den Mund gefallen und äußert häufig auch klar, was sie will. Sie ist kein kleines Prinzesschen, packt mit an, hat keine Angst davor, sich dreckig zu machen und legt nicht besonders viel Wert auf Modetrends oder Schminktipps.
Ich mochte die Dynamik und die Dialoge zwischen den Figuren, auch wenn es an einigen Stellen noch etwas intensiver hätte werden können. Sie tasten sich wieder aneinander heran, arbeiten Dinge auf, die geschehen sind, dabei hadern sie auch mal mit der Vergangenheit und müssen sich darüber klar werden, was sie für ihre Zukunft wollen. Das geschieht auf eine einfühlsame und gefühlvolle Weise, es wird niemand bedrängt oder gehetzt, was mir gut gefallen hat. Die Figuren geben sich Raum für ihre Entwicklungen und Entscheidungen, selbst wenn sie eigentlich für sich gern etwas anderes wollen würden. Immer wieder gibt es aber auch Augenblicke zum Lachen oder Schmunzeln, was die Gesamtsituation schön auflockert. Ich mochte auch die Naturbeschreibungen und das Setting an sich.

Nicht alle Entwicklungen kommen überraschend, womit ich nicht die Liebesgeschichte meine, sondern andere Aspekte der Handlung. Einiges war doch recht offensichtlich, auch wenn Parker es selbst nicht hat kommen sehen. Trotzdem war es schön der Geschichte zu lauschen und mitzuverfolgen, wie Parker sich Stück für Stück seinen Traum erfüllt und auch Clay den Weg findet, den sie gehen will.
Die Sprecherstimmen waren nach ein wenig Einhörzeit beide recht angenehm und ich fand auch, dass sie zusammen passten. Größtenteils konnte man die unterschiedlichen Charaktere auch gut voneinander unterscheiden, an einigen Stellen hätte die Varianz in der Stimme für meinen Geschmack aber noch etwas größer sein können, weil damit die einzelnen Sprechparts noch intensiver geworden wären. Ich fühlte mich aber gut mitgenommen, die Atmosphäre in der Geschichte wurde insgesamt gut transportiert, ebenso die verschiedenen Gefühle, die aufkamen. Auch hier gab es ein paar wenige Passagen, in denen es noch lebendiger hätte sein können, aber im Großen und Ganzen wurde die Handlung gut rübergebracht.
Fazit

Eine schöne, stimmungsvolle und gefühlvolle Geschichte, die einen an einen idyllischen Ort entführt, der dennoch zahlreiche Stolpersteine für Parker bereithält. Es war schön, die Entwicklungen der Figuren zu verfolgen und ich mochte auch die Dynamik und die Dialoge gern. Es gab stille Augenblicke, nachdenkliche Passagen und auch Szenen, in denen man Lachen konnte. Eine angenehme Mischung, die mich gut unterhalten hat. Den nächsten Band werde ich bestimmt auch lesen oder hören.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

kunterbuntes, schön illustriertes Kinderbuch

Tinka Knitterflügel – Heldin in Ringelsocken
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Tinka Knitterflügel will unbedingt eine Menschenkinder-Fee werden, doch bisher läuft es mit ihren Aufträgen nicht wirklich gut. Egal was sie übertragen bekommt, so richtig fruchtet tut es nicht, allerdings ...

Tinka Knitterflügel will unbedingt eine Menschenkinder-Fee werden, doch bisher läuft es mit ihren Aufträgen nicht wirklich gut. Egal was sie übertragen bekommt, so richtig fruchtet tut es nicht, allerdings bleiben ihr auch nicht mehr so viele Chancen, um herauszufinden, was für eine Fee sie am liebsten sein möchte und was ihr besonders gut liegt. Beim Versuch das herauszufinden, fliegt sie auf eigene Faust los, wild entschlossen, endlich ihre Bestimmung zu finden und startet damit in eine abenteuerliche Nacht.

Eines ist mal klar: mit Tinka wird es nicht so schnell langweilig. Schon z Beginn der Geschichte kann man erleben, dass sie gern ihre eigenen Wege geht, um Dinge zu testen oder zu trainieren und dass dabei eben auch mal was schief geht. Das zieht sich eigentlich auch durch das gesamte Buch. Ein bisschen Chaos hier, ein bisschen Tollpatschigkeit dort und schon ist Tinka in ihrem Element. Das sorgt beim Lesen immer wieder für witzige Momente zum Schmunzeln und irgendwie hat es mir die kleine Fee auch sympathisch gemacht, weil sie eben nicht so idealisiert oder perfekt ist. Viele ihrer Mitschüler können die Sachen, die sie lernen sollen viel besser als Tinka, durch die Gedanken oder Gespräche darüber lernt man also auch das Umfeld ein bisschen kennen. Denn so gern Tinka auch eine Menschenkinder-Fee sein möchte, ihre richtige Bestimmung hat sie einfach noch nicht gefunden, obwohl sie schon Verschiedenes ausprobiert hat. Eine großartige Unterstützung für die Handlung sind die wundervollen Illustrationen, die die Geschichte richtig lebendig machen. Kunterbunt wie die Handlung selbst, bringen sie einem die verschiedenen Feen und Ereignisse näher und zeigen auch häufig die Stimmungslage von Tinka sehr anschaulich.

Der Schreibstil ist locker, leicht und flüssig, die Sprache auch für Kinder leicht verständlich. Da auch Tinka das eine oder andere nicht kennt, gibt es kleine Erklärungen oder auch mal eine Umschreibung der Dinge, was mir gut gefallen hat. So macht es einfach Spaß Tinka bei ihrem kleinen Abenteuer zu begleiten.
In dem Buch steckt aber nicht nur Chaos, es sind auch einige schöne Ideen und Elemente rund um Freundschaft, Mut, Zusammenhalt, Vertrauen und Chancen geben drin. Manchmal kann man auch mit unkonventionellen Wegen zum Ziel kommen, man muss nicht immer alles so machen, wie es die anderen machen. An sich finde ich das eine gute Botschaft, ein bisschen damit gehadert habe ich aber shcon, wie viele Regeln Tinka umgangen oder gebrochen hat bei ihrem nächtlichen Ausflug. Ihr ist dabei allerdings bewusst, dass sie gerade die Regeln bricht und dafür auch Ärger bekommen könnte. Ich hätte es auch ein wenig schöner gefunden, wenn Tinka nicht so aktiv dafür hätte sorgen müssen, dass das Kind, dem sie helfen will, eine Chance bekommt. Auch wenn das Ergebnis sehr schön war und die anderen erkannt haben, dass es durchaus auch andere Wege gibt, als den, den sie bisher gegangen sind.
Insgesamt hätte ich auch gern mehr von den Feenaufträgen erfahren, nicht nur was Tinka alles nicht hinbekommen hat. Dann hätte man ein noch besseres Gefühl für die Welt und die Erfüllung der Aufträge bekommen und hätte damit vielleicht noch besser verstanden, was bei Tinka bisher nicht so gut klappte. Nichtsdestotrotz hat das Lesen der Geschichte viel Spaß gemacht und ich freue mich auch auf weitere Abenteuer mit Tinka und den anderen Feen.
Fazit

Ein kunterbuntes Kinderbuch, das viel Freude beim Lesen macht, nicht nur aufgrund des Chaos das Tinka verbreitet, sondern auch wegen der schönen Ideen und Botschaften, die drin stecken und der wundervollen, detailreichen Illustrationen, die die Geschichte sehr lebendig machen. Auch wenn ich ein paar ganz kleine Kritikpunkte hatte, ist es eine sehr schöne Geschichte mit einer sympathischen Protagonistin, tollen Freunden an ihrer Seite und vielen Augenblicken, die einen Schmunzeln lassen

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Veröffentlicht am 19.04.2022

spannender, vielseitiger Auftakt in Interria

Die Lichtstein-Saga 1: Aquilas
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Liv hat ihr bisheriges Leben in der Welt der Menschen verbracht, nicht ahnend, dass sie eigentlich eine andere Heimat hat und eine Aufgabe auf sie wartet, die viel größer ist, als einen Schulabschluss ...

Liv hat ihr bisheriges Leben in der Welt der Menschen verbracht, nicht ahnend, dass sie eigentlich eine andere Heimat hat und eine Aufgabe auf sie wartet, die viel größer ist, als einen Schulabschluss zu machen und sich danach einen passenden Beruf zu suchen. Als sie ohne jegliche Vorbereitung in Interria erwacht, hält sie ihre neue Umgebung und die Dinge, die ihr erzählt werden, zunächst für einen Traum. Völlig verrückt und unglaubwürdig klingen für Liv all die Sachen, die es fernab der Erde geben soll. Doch schnell muss sie feststellen, dass weder sie noch die anderen um sie herum ihren Verstand verloren haben. Es gibt Interria, es gibt Wesen, die sie bisher nur aus Geschichten kannte und vor allem gibt es eine sehr reale Bedrohung, die im Schattenreich lauert und nur darauf wartet, die Welt in Düsternis zu stürzen.

Der Aufenthalt auf der Erde ist zu Beginn der Geschichte nur kurz und gibt einen kleinen Einblick in Livs bisheriges Leben, in dem nicht alles so war, wie die Siebzehnjährige es sich selbst gewünscht hätte. Wie ihre Zukunft nun aber aussehen wird, das hätte sie sich wohl selbst auch niemals zusammenträumen können. Als Liv im mittelalterlich wirkenden Interria ankommt, hat sie berechtigterweise eine Vielzahl an Fragen, da ihr die Existenz der fremden Welt und all der Wesen, die es gibt, völlig unbekannt war. Das gibt auch den Lesern die Möglichkeit sehr früh im Buch einen groben Abriss über die Hintergründe, den Aufbau der Welt und das Engelslicht zu erfahren. Im Verlauf der Geschichte gibt es dann noch weitere Details, die die Welt noch komplexer machen und mehr Einblicke in verschiedene Dinge und auch die unterschiedlichen Völker gibt, die in Interria beheimatet sind. Es deutet sich auch an, dass man in den nächsten Bänden dazu noch einiges mehr erfahren wird, denn es ist noch längst nicht alles entdeckt und erklärt.
Die Welt, in die man eintaucht ist interessant und facettenreich aufgebaut, es gibt Verschiedenes zu entdecken und die Erklärungen sind flüssig in die Handlung mit eingebunden und werden passend zu den Erlebnissen der Figuren mitgeliefert. So wird man nicht überladen mit Informationen und kann nach und nach mit Liv und den anderen die faszinierenden und teilweise auch unheimlichen Seiten der Natur und der dort lebenden Wesen kennenlernen. Umso weiter man im Buch kommt, umso spannender und turbulenter wird die Geschichte, ich wollte den Band gar nicht mehr aus der Hand legen. Es gibt verschiedene Herausforderungen und Hürden zu meistern, auch wenn nicht hinter jeder Ecke ein neues Problem lauert. Stellenweise kann man auch einfach Interria und die Figuren kennenlernen, was ich genauso interessant fand wie zum Beispiel die actionreiche Passage gegen Ende des ersten Bandes. Und auch die unterschiedlichen Emotionen der Protagonisten rücken immer wieder in den Fokus, schließlich gibt es genug Grund zum Aufgewühlt- oder Verunsichertsein, für Freude, Trauer, Neugier und zahlreiche andere Empfindungen. Freundschaft und Liebe spielen im Buch ebenfalls eine Rolle, auch wenn sie kein wirklich zentrales Thema sind, und sind gut in die unterschiedlichen Erlebnisse und Abenteuer integriert, ohne ihnen dabei die Show zu stehlen. Trotzdem wird klar, wie wichtig diese Bindungen für die Charaktere sind und wie viel Kraft sie daraus ziehen können.

Es ist für mich nicht das erste Buch der Autorin und wieder hat Nadine Erdmann es bereits auf den ersten Seiten der Geschichte geschafft, mich komplett in die Story eintauchen zu lassen. Der Schreibstil ist sehr flüssig, mitnehmend, vielseitig und detailreich. Durch anschauliche Beschreibungen konnte ich mir sowohl die Welt, als auch die Figuren sehr gut vorstellen und man bekommt schnell ein Gefühl für die Umgebung, die Schauplätze und die zahlreichen unterschiedlichen Charaktere und Wesen. Die Mischung der Figuren hat mir sofort wieder gut gefallen. Jeder bringt seine Ecken und Kanten und seine Vorgeschichte mit, die sich auf unterschiedliche Art und Weise in der Geschichte wiederfinden bzw. einen Einfluss darauf nehmen. Es ist eine bunte Mischung, die gleichzeitig aber auch harmonisch und einfach stimmig wirkt. Ich mag auch die Art, wie die Autorin Ironie, Sarkasmus oder freundschaftliches Necken in die Geschichte mit einfließen lässt. Denn selbst wenn die Figuren sich auch mal gegenseitig aufziehen oder mal ein Spruch kommt, der auf Schwächen oder begangene Fehler hindeutet, ist es nie wirklich beleidigend oder herablassend – zumindest nicht wenn nicht gerade Feinde anwesend sind.
Einige der Charaktere kennen sich schon eine Weile, da wissen sie, womit sie ihren Gegenüber ärgern können und worauf diese besonders gut anspringen. Trotzdem schwingt auch viel Vertrauen und Zusammenhalt mit und man spürt, dass die Kerntruppe gemeinsam durch dick und dünn gehen und bedingungslos füreinander einstehen würde. Liv stößt neu zu der Gruppe und muss sich erst mal einfinden. Dabei stehen ihr einige sehr hilfreich zur Seite, andere preschen ein wenig rasch vor und bringen sie damit ziemlich durcheinander oder sorgen für sehr verständliche Überforderung. Auch da spiegelt sich wieder, wie unterschiedlich die Figuren angelegt sind und dass jeder seine Eigenschaften mit einbringen kann. Schön war auch, dass man nicht nur von Liv sondern auch von den anderen schon einiges erfährt. Ihr bisheriges Leben unterscheidet sich deutlich von dem von Liv und all die Erfahrungen und Erlebnisse haben die Figuren natürlich geprägt. Dabei wird allerdings auch an verschiedenen Stellen angedeutet, dass es da noch viel mehr zu erfahren gibt und die Charaktere teilweise vielleicht nicht mal selbst wissen, welche Geheimnisse sie noch mit sich herumtragen. Das erzeugt zusätzliche Spannung und macht sehr neugierig auf die Fortsetzung, die ich bestimmt bald lesen werde, damit ich weiß, wie es mit dem Cliffhanger weitergeht.
Fazit

Ein toller Auftakt der High-Fantasy-Reihe, der einen schönen Einblick in die abwechslungsreiche Welt Interria mit all ihren verschiedenen Wesen gibt und gleichzeitig neugierig macht auf all das, was es noch zu entdecken und erfahren gibt. Mit einer facettenreiche Figurenmischung, verschiedenen Bindungen zwischen den Charakteren, anstehenden Abenteuern und Herausforderungen, Spannung, einer Vielzahl an unterschiedlichen Gefühlen, detaillierten, bildhaften Beschreibungen und einem flüssigen Schreibstil schafft Autorin Nadine Erdmann eine mitnehmende Kombination, die mich komplett überzeugt hat. Ich freue mich schon auf den nächsten Ausflug nach Interria.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

clevere, kriminalistische Ermittlungen einer Zwölfjährigen im 19. Jahrhundert

Mord im Gewächshaus
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Myrtle ist alles andere als eine gewöhnliche Zwölfjährige. Sie interessiert sich wenig für schicke Empfänge, Teegesellschaften, die neuste Mode oder all diese Dinge, für die sich eine Tochter aus gutem ...

Myrtle ist alles andere als eine gewöhnliche Zwölfjährige. Sie interessiert sich wenig für schicke Empfänge, Teegesellschaften, die neuste Mode oder all diese Dinge, für die sich eine Tochter aus gutem Hause im Jahr 1893 wohl interessieren sollte. Myrtle liest lieber die Fachbücher ihres Vaters, der Staatsanwalt ist, und beschäftigt sich mit Toxikologie und Kriminologie. Damit fällt sie ziemlich auf und noch mehr rückt sie in den Fokus des kleinen Städtchens Swinburne, als sie felsenfest davon überzeugt ist, dass ihre alte Nachbarin keineswegs einfach an einem Herzversagen gestorben ist. Denn für Myrtle ist die Sache ganz klar: es war Mord! Wie kompliziert es dann jedoch wird, Beweise zu sammeln und Täter zu überführen, das hätte die Zwölfjährige zu Beginn ihrer Ermittlungen wohl auch nicht gedacht.

Myrtle ist eine eher ungewöhnliche Protagonistin, die ich aber gleich liebgewonnen habe – vermutlich auch, weil sie etwas eigen ist. Sie hat einen sehr wachen Verstand und schert sich nur wenig darum, was die Gesellschaft eigentlich von ihr erwarten würde. Sie ist wissbegierig, hat eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und kombiniert ziemlich clever, auch wenn sich nicht immer alle Zusammenhänge sofort erschließen lassen. Myrtle lässt sich nicht so schnell von etwas abbringen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, sie ist schlagfertig und geht dabei dennoch geschickt vor. Trotzdem weiß sie auch, dass es Momente gibt, in denen sie sich zügeln muss und nur denken darf, was sie eigentlich gern sagen würde. Natürlich ist Myrtle aber auch nicht perfekt, ihr unterlaufen auch mal Fehler oder sie zieht die falschen Schlüsse, weil die ersten Hinweise alle auf etwas anderes hingedeutet haben der sie eben einfach noch nicht alle Zusammenhänge kennt. Auch kann es passieren, dass man mal den falschen Menschen vertraut – aber irren ist menschlich, oder? Es hat sie mir auf jeden Fall nur noch sympathischer gemacht. Mit ihren 12 Jahren wird sie von ihrem Umfeld gern auch mal unterschätzt oder dafür gerügt, dass sie sich nicht mit den Dingen befasst, mit denen sich Töchter aus gutem Hause befassen sollte, aber Myrtle ist eben etwas eigen.
Gemeinsam mit ihrer Gouvernante Miss Judson ergibt sich ein ziemlich kreatives Ermittlerteam, das nicht auf den Kopf gefallen ist. Die biegen auch mal die Regeln und Vorschriften, damit ihre Recherchen in einem für sie angemessenen Rahmen bleiben. Ich hatte viel Spaß mit den beiden und mochte auch Miss Judson einfach total gern. Sie ist ein sehr herzlicher Mensch, unterstützt Myrtle, weiß aber auch zu rügen, wenn es angebracht ist, allerdings nie so intensiv, dass Myrtle den Mut verlieren würde, denn eigentlich steht sie schon auf der Seite ihres Schützlings. Auch Myrtles Vater spielt immer wieder eine Rolle, zum einen weil er als Staatsanwalt beruflich mit dem Fall betraut ist, in dem Myrtle privat „ermittelt“ zum anderen natürlich als ihr Vater, der sich mit seiner wissbegierigen Tochter befasst. Auch er ist aber die meiste Zeit eher stolz auf sie, auch wenn sie sich nicht immer benimmt wie eine Tochter aus gutem Hause. Dennoch gibt es auch Situationen, die ihm missfallen und bei denen er es lieber sehen würde, wenn die Zwölfjährige sich raushalten würde.
Darüber hinaus gibt es natürlich dann noch einige Verdächtige und weitere Figuren, die mal eine größere, mal eher eine kleinere Rolle spielen. Positiv aufgefallen ist mir auch Katze Peony, die ein treuer Begleiter von Myrtle wird.

Die Geschichte spielt zum Ende des 19. Jahrhunderts, das merkt man natürlich in unterschiedlichen Aspekten. Zum einen eben was die gesellschaftlichen Vorstellungen so angeht, aber auch bezogen auf den technischen Stand, das Wissen rund um Medizin und einige Ausdrucksweisen wird es deutlich. Dennoch empfand ich es nicht als zu intensiv. Ich fühlte mich gut in das Setting der Vergangenheit zurückversetzt, ohne ständig überlegen zu müssen, was mir dieser oder jener Satz sagen soll. Die Sprache war trotz allem gut verständlich. Hin und wieder gibt es Fußnoten, die dann unten auf der jeweilige Seite erklärt werden. Manchmal sind das Begriffe, die vielleicht nicht so geläufig sind, manchmal wird dabei jedoch auch Bezug genommen auf ein vorausgegangenes Ereignis, das im Buch selbst nicht thematisiert wird oder es gibt eine kurze Erklärung zu einer Person.
Der Stil der Geschichte war angenehm und hat mich gut mitgenommen. Es war eine abwechslungsreiche Kombination aus den reinen Geschehnissen rund um den Todesfall, die durchbrochen wurden durch die direkten Ansprachen Myrtles an die Leser und ihren cleveren oder auch mal aufmüpfigen Gedanken zu unterschiedlichen Themen. So entstand eine dynamische Mischung, die mich gut mitgenommen und auch mal zum Schmunzeln gebracht hat. Zwischendurch gibt es auch mal sarkastische oder ironische Äußerungen, was ihr sehr erfrischend fand. Myrtle ist zwar gut erzogen und weiß sich – meistens- auch zu benehmen, aber sie ist eben kein kleines, stilles Püppchen, das ihren Kopf nur zum Frisieren hat. Im Gegenteil, all das ist ihr eben reichlich egal, sie überzeugt lieber mit Intelligenz und nicht mit Mode.
Der Kriminalfall hat ein paar Kurven und Wendungen genommen. Nicht alle davon kamen für mich komplett überraschend, aber dennoch war es interessant und spannend zu verfolgen, wie Myrlte nach und nach an ihre Hinweise und Beweise kommt, welche Wege sie gehen, um dem nachzugehen, welche Verbündeten sie sich sucht und wem man davon dann wirklich trauen kann. Einen Verdächtigen hatte ich sehr früh, den ich dann fast wieder verworfen hatte, so ganz loslassen konnte ich denjenigen aber nicht. Dazu kamen dann aber auch noch andere potenzielle Täter und Motive, die mal mehr mal weniger wahrscheinlich waren oder eben alsbald widerlegt werden konnten. Es hat einfach Spaß gemacht die Zwölfjährige zu begleiten, auch wenn die eine oder andere Aktion vielleicht etwas überstürzt und kopflos war. Die meiste Zeit hat sie schon durchdacht agiert und unermüdlich gegrübelt, wie sie weiterkommen könnte. Schon allein durch das Alter und den gesellschaftlichen Stand waren ihr ab und an aber auch einfach die Hände gebunden.
Fazit

Ein sehr erfrischend und gleichzeitig spannend gestalteter Krimi, der mir beim Lesen viel Spaß gemacht hat. Das Highlight war für mich wirklich die Protagonistin selbst, die nicht nur für ihre Zeit sondern auch ganz allgemein ein wenig ungewöhnlich und eigen ist, die ich aber total gern mochte, vor allem aufgrund ihrer cleveren Gedanken und der sarkastischen Äußerungen. Auch wenn nicht alle Wendungen ganz überraschend kamen, hat sich das Buch zügig lesen lassen und es war durchweg interessant. Stimmungsvoll war auch das Setting umgesetzt und hat dem Ganzen einen schönen Rahmen gegeben. Ich könnte mir gut vorstellen, Myrtle auch bei ihrem nächsten „Fall“ zu begleiten.

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