Profilbild von holdesschaf

holdesschaf

Lesejury Star
offline

holdesschaf ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit holdesschaf über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2023

Nichts ist in "Butter"

Mein letzter Livestream – und alle schauen zu
0

Butter ist 16 Jahre alt und wiegt über 400 Pfund, als er in einem schwachen, verzweifelten Moment ankündigt, sich an Silvester zu Tode zu fressen und das Ganze live zu streamen. Eigentlich eher ein Hilferuf, ...

Butter ist 16 Jahre alt und wiegt über 400 Pfund, als er in einem schwachen, verzweifelten Moment ankündigt, sich an Silvester zu Tode zu fressen und das Ganze live zu streamen. Eigentlich eher ein Hilferuf, erntet er nicht wie erwartet Mitleid, auch will ihn niemand wirklich davon abbringen. Im Gegenteil: Man ermuntert ihn, feiert ihn und macht ihm Vorschläge, was er in die Liste seiner Henkersmahlzeit aufnehmen könnte. Er, der sogar zu fett war, um noch beachtet zu werden wird von denen hofiert, die ihm einst das Leben zur Hölle machten. Zum ersten Mal hat Butter so etwas wie Freunde, wird hofiert und spricht sogar wirklich mit dem Mädchen, dem er online einen anderen Menschen vorspielt. Die Welt könnte für ihn in Ordnung sein, wäre da nicht sein selbst gesetzter Todestag, der unaufhaltsam näher rückt und an dem er nur verlieren kann, egal, wie er sich letztendlich entscheidet.

Mich hat dieses Buch vor allem interessiert, weil ich immer neugierig bin, wie die Gefühlswelt von Menschen mit Essstörungen in der erzählenden Literatur dargestellt wird. Dass das Buch eine Neuauflage des vorher unter dem Titel "Butter" erschienenen Buches ist und damit nicht mehr ganz neu, wusste ich vorher nicht. Meiner Meinung nach fiel das auch nicht sehr auf. Im Gegenteil: Das sich Weiden am Unglück der anderen wird wohl immer aktuell sein, solange es Social Media gibt. Technisch ist die Geschichte eben noch 10 Jahre zurück, so dass Butter eine Website für seinen Suizidplan nutzt, anstatt ihn irgendwo zu posten.

Butter... dieser Name hat mich im Vorfeld sehr verwundert. Passt zu einem stark übergewichtigen Jungen, im Buch erfährt man irgendwann, wie er zu diesem gekommen ist. Obwohl Butter für sich gesehen alles versucht, um sein Gewicht zu reduzieren, wird er immer dicker und unglücklicher, wodurch er wieder mehr isst usw. Ein Teufelskreis. Sein einziger Freund ist ein Junge aus dem Abnehmcamp, den er nur dort oder online trifft, seiner Mom fehlt die nötige Konsequenz, um ihn zu unterstützen und sein Dad hat ihn bereits abgeschrieben. Und somit sieht Butter irgendwann keinen anderen Ausweg, als durch die Ankündigung seines Todes auf seine Verzweiflung aufmerksam zu machen.

Ich hätte nicht gedacht, dass die Autorin es so gut hinbekommt, das Seelenleben von Butter und den Zwang zu essen realistisch darzustellen. Die ständigen Vorhaben, die in der nächsten Sekunde vergessen sind. Das Zurückfallen in alte Muster nach einem kurzfristigen Abnehmerfolg. Ich konnte mich richtig gut in diesen Jugendlichen hineinversetzen. Umso schockierender sind die Reaktionen der Mitschüler, die ihn plötzlich umgarnen um in der ersten Reihe dabei zu sein, wenn Butter seine Ankündigung wahr macht. Traurig ist das vor allem, weil niemand merkt, was in Butter vorgeht, dass er eigentlich viel mehr drauf hat. Und selbst als es bemerkt wird, ändert es nichts.

Der Stil der Autorin ist gut. Sie begibt sich sprachlich auf die Ebene der Zielgruppe. Zeitweise könnte man das Buch für eine typische amerikanische Highschoolkomödie mit den üblichen klischeehaften Figuren und Partys halten. Doch diese Verharmlosung steht im krassen Gegensatz zur Ernsthaftigkeit und Dramatik des eigentlich Themas und lässt die Situation fast schon absurd und gleichzeitig doch realistisch wirken. Alles läuft darauf hinaus, ob Butter seine Ankündigung wahr macht und sein Leben verliert oder einen Rückzieher macht und alles verliert, was ihm die letzten Tage so viel erträglicher gemacht hatte. Und ob man will oder nicht, man "fiebert" mit und hofft, dass es eine Person geben wird, die das Schlimmste verhindern möge.

Ein eindeutig amerikanisches Jugendbuch mit Highschoolelementen, das wichtige Themen wie Mobbing, Essstörungen und den Umgang mit Medien ungeschönt anspricht und so ohne belehrend zu wirken vielleicht dem ein oder anderen die Augen öffnet und mehr Empathie für die Mitmenschen möglich macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.01.2023

Alltagstaugliche, langfristige Ernährungsumstellung

Abnehmen mit der HAWEI-Methode
0

Wer schon einige Diäten mitgemacht hat, kennt ihn gut: den Jojo-Effekt. In seinem Buch "Abnehmen mit der HAWEI-METHODE" erklärt Ernährungsmediziner Winfried Keuthage zunächst, warum man bei vielen Diäten ...

Wer schon einige Diäten mitgemacht hat, kennt ihn gut: den Jojo-Effekt. In seinem Buch "Abnehmen mit der HAWEI-METHODE" erklärt Ernährungsmediziner Winfried Keuthage zunächst, warum man bei vielen Diäten nur kurzfristige Erfolge erzielt und dann bald wieder mehr Kilos drauf hat, als vorher. Seine Erläuterungen sind leicht verständlich aufbereitet, einiges dürfte den bisher Erfolglosen bereits bekannt sein.

Um also Jojo, Muskelabbau und eine Körper auf Sparflamme zu vermeiden, hat der Autor die Formel aus Hafer und Eiweiß entwickelt, wobei Bestandteile des Hafers den Blutzuckerspiegel senken und das Eiweiß lange sättigt und den Abbau von Muskelmasse verhindern soll. Wie bei jeder anderen Ernährungsumstellung gibt es eine Vielzahl von Regeln zu beachten. Diese werden bereits im Umschlag kurz umrissen. Desweitern wird das Problem Insulinresistenz angesprochen, verschiedene Arten von Hunger, Stresshormone, die das Abnehmen behindern, Alkoholkonsum und eine schlechte Darmflora, welche das Abnehmen ebenfalls ausbremsen.

In einem weiteren Kapitel werden die beiden "Hauptwirkstoffe" der Hawei-Methode genau beleuchtet und die Methode verständlich mit vielen Zusatzinfos erklärt. Das Grundgerüst der Diät bilden zwei Hafertage mit jeweils drei Hafermahlzeiten pro Tag, die alle ein bis zwei Wochen wiederholt werden sollen. Für die Hafertage gibt es die gemäßigte Variante und individuelle Anpassungsmöglichkeiten, was die Diät etwas flexibler macht als die ursprüngliche strenge Variante. Wie bei jeder Diät hängt der Erfolg aber von drei wesentlichen Aspekten ab: Ernährung, Bewegung und Verhaltensänderung. Erstaunt hat mich dann die Vielfalt der gut 60 Rezepte im Anschluss, die alle Hafer in unterschiedlicher Form enthalten und eiweißreich sind. Häufig fällt beides optisch und geschmacklich gar nicht wirklich auf, so dass der Genuss nicht zu kurz kommt und man sich die Hafertage auch längerfristig vorstellen kann. Und damit natürlich auch einen dauerhaften Erfolg beim Durchbrechen einer Insulinresistenz und beim Abnehmen. Für mich ein vielversprechender, übersichtlicher und gut verständlicher Ratgeber, der auf der Basis medizinischer Erkenntnisse entwickelt wurde und dessen Ernährungskonzept gut machbar ist. Schön ist auch die Vorlage zur Erstellung eines Wochenplanes zum Herunterladen. 5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.01.2023

Tolle Fortsetzung der Zauberschüler-Reihe

Der Zauberschüler (Band 2) - Im Bann des Seeungeheuers
0

Kurz nachdem Zauberschüler Flo Zuflucht bei den Elfen im Wald gefunden hat, bedroht der Giftwurm "Grol" des Hexenmeisters Basil Humbuck den Magischen Waldsee! Flo und seine neue Verbündete Ava müssen ihn ...

Kurz nachdem Zauberschüler Flo Zuflucht bei den Elfen im Wald gefunden hat, bedroht der Giftwurm "Grol" des Hexenmeisters Basil Humbuck den Magischen Waldsee! Flo und seine neue Verbündete Ava müssen ihn unbedingt besiegen, bevor er den von den eilig herbeieilenden Helfern erbauten Damm zerstört. Doch Flo hat Zweifel, dass seine Hexenmagie stark genug ist, dabei beherrscht er etwas viel Besseres. Doch die Zeit wird knapp, als Humbucks Rabe die Otter-Königin, die über den Waldsee herrscht in ein Ungeheuer verwandelt.

Der zweite Band der Zauberschüler-Reihe für geübte Erstleser ab 7 Jahren beginnt dort, wo uns der erste Band mit vielen Fragen zurückgelassen hat. Endlich konnten wir lesen, wie es mit dem Giftwurm weitergeht, der schon im der vorherigen Geschichte den Fluss im Zauberwald bedrohte. Diesmal ist die Geschichte noch spannender, denn die Zeit, die Flo und Ava bleibt, um den bedrohten Waldsee zu retten ist knappt und Flo selbst hält nicht viel von seinen Fähigkeiten, denn bei seinem Meister konnte er die einfachsten bösen Zauber nicht ausführen. Auch gefällt uns der Band wieder wegen seiner vielen fantasievoll erdachten Kreaturen und der magischen Stimmung des Zauberwaldes und des Sees. Wieder muss Flo fest an sich glauben, um den Bewohnern des Zauberwaldes zu helfen. Auch Freundschaft und Selbstvertrauen spielen wieder eine große Rolle

Die Bilder, die den Text reichlich illustrieren sind genauso gut, wie im letzten Band, größtenteil sogar etwas actionreicher und es macht einfach Spaß wieder in die Geschichte einzutauchen. Die Schriftgröße ist wieder leicht lesbar. Die längere, zusammenhängende Geschichte ist in gut schaffbare Häppchen sprich Kapitel eingeteilt, so dass Lesepausen kein Problem darstellen. Durch die beiden Hauptfiguren Ava und Flo ist die Geschichte gleichermaßen für Jungen und Mädchen geeignet. Es ist einfach toll, dass an Fantasy interessierte Leser*innen mit dieser Reihe ansprechendes Lesefutter bekommen. Am Ende bleiben wieder einige Fäden unverknüpft, so dass man sich auf Band 3 freuen darf. 5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2023

Fiesta für den Gaumen!

MEZCLA
0

MEZCLA. Bereits optisch springt dieses quietschbunte Kochbuch ins Auge. Und auch der Titel löste bei mir Neugier aus. Was bitte ist denn MEZCLA? Genauso bunt und interessant, wie der Einband und der Titel, ...

MEZCLA. Bereits optisch springt dieses quietschbunte Kochbuch ins Auge. Und auch der Titel löste bei mir Neugier aus. Was bitte ist denn MEZCLA? Genauso bunt und interessant, wie der Einband und der Titel, sind auch die Rezepte, die man im Inneren findet. Doch zuallererst findet man die Antwort auf die Titelfrage, denn mezcla ist spanisch und bedeutet Mix, Mischung, Gemisch oder Fusion und passt somit hervorragend zu diesem geschmacklich außergewöhnlichen Kochbuch, in dem die Köchin Ixta Belfrage die Länderküchen Brasiliens, Italiens und Mexikos zu unglaublich leckeren und neuen Geschmackskompositionen verschmelzen lässt. In der Einleitung lernen wir sie und ihren Werdegang etwas näher kennen, doch - und das gefällt mir - sie legt das Hauptaugenmerk auf die Zutaten, welche häufiger verwendet werden und auch vielleicht nicht so bekannt sind, das Zubehör und vor allem das Kochen selbst. Für mich ist das ein absoluter Pluspunkt, denn zu viel Selbstinszenierung, wie es sie jetzt immer häufiger in Kochbüchern von Prominenten gibt, schreckt mich eher ab. 

Hier schreiten wir gleich zur Tat. An die Einteilung in die drei Kategorien "Für jeden Tag", "Entertaining (irgendwie)" und "Zu guter Letzt" musste ich mich erst etwas gewöhnen. Für jeden Tag bedeutet in dem Fall, dass man einfach flott etwas zu Essen auf dem Tisch haben möchte, im Vergleich zu längeren Kochsessions, die eher irgendwie Entertaining sein sollen. Beide Kapitel sind dann noch in Vegetarisch, Fisch und Fleisch unterteilt, wobei die vegetarischen Gerichte etwas überwiegen. Auch das in der heutigen Zeit ein Pluspunkt für mich. Zu guter Letzt beschäftigt sich mit dem Thema Nachtisch. Vorsicht Heißhungergefahr. Allein an den Geschlagenen Joghurt mit gerösteten Erdbeeren und Erdnuss-Toffeesauce zu denken... Eines von vielen Rezepten, die ich erfolgreich nachgezaubert und einfach nur genossen habe. Ixta Belfrage schafft es einfach, verschiedene, oft einfache Zutaten zu unglaublich köstlichen Geschmacksexplosionen zu komponieren. Alles, was ich gekocht habe, konnte mich begeistern.

Die einzelnen Rezepte haben alles, was es braucht, um die köstlichen Gerichte nachzukochen. Eine Zutatenliste, Portionsangabe, eine kurze Erklärung oder der Gedanke hinter dem Gericht, eine Zubereitungsanleitung, verschiedene Anmerkungen und Tipps zum Vorbereiten. Zubereitungszeiten sind nicht angegeben, diese dürften sich je nach Routine des Kochs ohnehin unterscheiden. Eine grobe Richtung wäre schön gewesen. Zu jedem Gericht/Rezept gibt es mindesten ein meiner Meinung nach sehr authentisches Foto ohne zu viel Show und gekünstelte Foodfotografie-Tricks. Die Endergebnisse sehen wirklich so aus. Die Schrift hätte ich mir etwas größer gewünscht, doch aufgrund der Gaumenfreuden, die ich bereits genießen durfte und der vielen, die noch auf mich warten, sehe ich darüber hinweg und vergebe 5 Sterne für den Genuss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2023

Wie die Wut verraucht

Der Stampfosaurus
0

Eigentlich ist es ein wunderbarer Traumtag, als der kleine Dino früh wach wird. Doch dann will der kleine Bruder spielen und wirft ungeduldig ein Kissen. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd stößt Dino ...

Eigentlich ist es ein wunderbarer Traumtag, als der kleine Dino früh wach wird. Doch dann will der kleine Bruder spielen und wirft ungeduldig ein Kissen. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd stößt Dino sich schmerzhaft den Zeh und dann gibt es noch nicht mal sein Lieblingsfrühstück. Wütend stampft und schreit er herum und verschreckt alle um ihn herum. Erschöpft hockt er dann auf einem Stein, bis Flattosaurus auftaucht und ihm zeigt, wie er die Wut und Unzufriedenheit loswerden kann. Und dann steht natürlich noch eine Entschuldigung an.

Nach dem Knuddelsaurus und dem Sorgosaurus ist "Der Stampfosaurus" das dritte Bilderbuch der Autorin Rachel Bright, in dem ein kleiner Dinosaurier lernt, mit seinen Gefühlen umzugehen. Das Cover ist schon sehr ausdrucksstark. Beinahe bekommt man Angst vor dem grimmigen Stampfosaurus, aber die Kinder werden auch neugierig, was ihm wohl widerfahren sein mag, dass er so wütend ist. Die Geschichte ist einfach erzählt und reimt sich durchgehend. Der Dino träumt von einem schönen Tag mit Freunden und dann kommt alles ganz anders. Er ist furchtbar wütend und tut Dinge, die ihm hinterher leid tun. Das sieht er aber erst ein, nachdem er sein Verhalten noch mal überdenkt und merkt, dass er einiges hätte anders machen können. 

Ich denke auch jüngere Kinder verstehen diese Botschaft gut. Da die Geschichte sehr eindrücklich und bunt illustriert ist und es auch so einiges zu entdecken gibt, wird sie auch immer wieder gerne angeschaut. Dinos sind immer noch beliebte Gesellen, so dass das Buch viele Fans der Urzeitwesen anspricht. Wirklich toll ist die Gestaltung oder Komposition. Als der Dino besonders wütend ist, ist er auch besonders groß und mit viel Rot dargestellt und auch die Schriftgröße und -art verändert sich. Am Ende sieht die Welt schon besser aus. Auch Eltern können hier einiges für ein besseres Miteinander mitnehmen. 5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere