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Veröffentlicht am 10.10.2022

Thematisch ein klassischer Eschbach, aber ungenügend umgesetzt

Freiheitsgeld
5

Europa in der fernen Zukunft 2064: Mittlerweile wurde das Freiheitsgeld eingeführt und niemand muss mehr arbeiten, Digitalisierung beherrscht alle Lebensbereiche und viele Roboter haben die meisten Arbeiten ...

Europa in der fernen Zukunft 2064: Mittlerweile wurde das Freiheitsgeld eingeführt und niemand muss mehr arbeiten, Digitalisierung beherrscht alle Lebensbereiche und viele Roboter haben die meisten Arbeiten der Menschen übernommen. Aufgrund des Klimawandels wurden außerdem viele Menschen umgesiedelt und es wurden Naturschutzzonen eingerichtet. Neben all diesen Hintergründen werden der ehemalige Präsident Havelock sowie sein Widersacher, der Journalist Leventheim, tot aufgefunden. Der noch junge Ermittler Ahmad Müller wird mit der Aufklärung der Fälle betraut und muss irgendwann feststellen, dass nichts so scheint, wie es tatsächlich ist.
Das Buch „Freiheitsgeld“ stammt aus der Feder von Andreas Eschbach, von dem ich schon einige Bücher gelesen habe. Thematisch bewegt sich Eschbach sehr oft zwischen Verschwörung und aktuellen gesellschaftlichen Themen und Herausforderungen, sodass seine Bücher daher sehr interessant zu lesen sind; zeichnen sie doch nicht nur klassische dystopische Züge einer Gesellschaft, sondern geben sie doch oft einen Vorgeschmack, was passieren könnte, wenn jetzt nicht gegengesteuert wird. Oft kommt man in den Gedankenfluss: Was wäre, wenn? Das Cover finde ich für eine moderne Welt sehr ansprechend, zeigt es vermutlich die Vernetzung untereinander.
Der Schreib- und Erzählstil ist einfach und gut zu folgen, die Kapitel wechseln sich sehr schnell ab, manchmal ein klein wenig zu gehetzt. Die Geschichte, die rund um das Thema Freiheitsgeld bzw. bedingungsloses Grundeinkommen aufgebaut wird, ist wieder äußerst gelungen, aktueller denn je und genau so könnte man sich es tatsächlich vorstellen. Vor diesem außergewöhnlichen Setting hat Eschbach aber dieses Mal seine Charaktere aus dem Blickfeld verloren. Möglichst viele von ihnen sollten zur Sprache kommen und aus ihrer Sicht die Dinge darstellen und vermitteln. Allerdings ist es dadurch passiert, dass Pfade ins Leere laufen und vieles einfach unnötiges, schmückendes Beiwerk ist und nichts zum Fortgang der Geschichte beiträgt. Dadurch schleichen sich Längen in die Geschichte und die Ermittlungen ein, die meiner Meinung nach hätten vermieden werden können. Aber die Charaktere polarisieren und es fällt eher weniger leicht, sich mit ihnen zu identifizieren, da sie doch Verhaltensweisen an sich haben, die nicht immer logisch erscheinen und man ihnen am liebsten mehrfach „kräftig auf den Kopf hauen“ möchte. Besonders Beziehungen gelingen dem Autor dieses Mal nicht. Es werden nicht nur Klischees bedient, sondern die gängige Meinung, dass man bei gemütlichem Kaffee und Kuchen alle Probleme lösen kann und dann einfach weiter macht wie vorher. Ich sehe daher auch wenig Entwicklung in den Charakteren und ich für mich persönlich habe nicht wirklich mit jemandem direkt mitfiebern können.
Das Ende des Buches löst zwar im Allgemeinen die Verflechtung der Ereignisse auf, aber es bleiben Fragen des geübten Lesers zurück. Noch dazu kam das Ende viel zu abrupt und man hätte sich noch weiter reichende Aufklärung gewünscht und im Endeffekt war es auch zu einfach gelöst, lässt aber somit wiederum Platz für Spekulationen und eigene Gedanken. Mir stellt sich die ganze Zeit die Frage, ob Eschbach fertig werden musste oder ob er zum Ende hin keine Lust mehr hatte? Irgendwie fehlt etwas, um das Buch rund zu machen.
Mein Fazit: Thematisch haben wir es mit einem klassischen Buch von Eschbach zu tun, aber überzeugend ist es leider nicht. Die Umsetzung, insbesondere im Bereich der Charaktere sowie die Charaktere an sich, würde ich sogar als mangelhaft bezeichnen. Dementsprechend vergebe ich nur 3 enttäuschte Sterne. Natürlich kann man das Buch aber Eschbach-Fans ans Herz legen, denn es gilt sich seine eigene Meinung zu bilden. Für Neuleser, die Eschbach entdecken möchten, würde ich es nicht empfehlen, da gibt es würdigere Kandidaten.

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Eine Geschichte zum Wohlfühlen und Träumen

Die Frauen von Gut Falkensee
3

Charlotte von Bargelow, ist aller Konventionen und Erwartungen an eine junge Frau im Jahr 1904 zum Trotz, sehr selbständig, selbstbewusst und teils auch eigensinnig. Normalerweise haben junge Frauen, vor ...

Charlotte von Bargelow, ist aller Konventionen und Erwartungen an eine junge Frau im Jahr 1904 zum Trotz, sehr selbständig, selbstbewusst und teils auch eigensinnig. Normalerweise haben junge Frauen, vor allem jene von Stand, eine vernünftige Partie zu heiraten und selbst einmal einen großen Haushalt mit Dienerschaft zu führen. Nicht so bei Charlotte. Sie studiert in Paris und geht ohne das Wissen ihrer Eltern in Vorlesungen zu Themen der Agrarwissenschaften und träumt davon einmal das Gut ihres Vaters führen zu können. Als Gut Falkensee in eine Schieflage gerät, kann nur eine arrangierte Ehe, die Charlotte mit einem wohlhabenden Mann, dem Witwer Baldur von Krammbach, eingehen muss, das Gut retten. Als sie dann Karol, einen jungen Polen, kennen lernt, stellt das ihr Leben reichlich auf den Kopf. Zwischen den beiden entwickeln sich erste Gefühle. Doch Karol ist kaum standesgemäß für eine junge Gutsherrentochter. Trotzdem können beide nicht voneinander lassen. Charlotte muss sich entscheiden und das ist nicht leicht …

Luisa von Kamecke beginnt mit „Die Frauen von Gut Falkensee“ als Band Nr. 1 die große Westpreußen-Saga. Sie hat bereits vorher unter verschiedenen Pseudonymen historische Romane veröffentlicht. In diesem historischen Roman schreibt sie nun sehr persönlich von den Erzählungen ihrer Familie, die in den Kriegswirren 1944 ihren Landsitz in Westpreußen aufgeben mussten. Man kann daher annehmen, dass in dem Roman sich vielfältige persönliche Einblicke bieten. So gelingt es Luisa von Kamecke in ihrem leichten, flüssigen Erzählstil den Leser von Anfang an in die Geschehnisse um Gut Falkensee einzubinden. Alle Charaktere werden anschaulich beschildert, die Gutsherrenfamilie ebenso wie die Dienerschaft. Natürlich darf hierbei auch nicht das übliche „Schubladendenken“ der Stände fehlen sowie Liebe und Leidenschaft.
Das Buch ist großartig für Fans von historischen Romanen, die sich eine wunderbare Unterhaltung wünschen. Besonders die Hauptfigur Charlotte von Bargelow zieht einen schnell in den Bann. Sie ist bereits Anfang des 20. Jahrhunderts so, wie man sich eine junge, selbstbewusste Frau heute vorstellt. Man möchte unweigerlich wissen, wie es mit Charlotte aber auch den anderen Charakteren weiter geht. Für mich persönlich war es eine regelrechte Sucht. Die Geschichte wird so locker und liebevoll erzählt, dass man unweigerlich mit den Charakteren mitfiebert, sich mitfreut oder auch mitleidet. Die Gefühle werden so realistisch dargestellt, dass man selbst durchaus auch ein Tränchen oder einen tiefen Seufzer verlieren kann. Dabei gelingt es Luisa von Kamecke vortrefflich, die unterschiedlichsten Personen, die man in einer solchen Geschichte erwartet, darzustellen. Die starke Frau, die stark konventionellen Eltern, der Umwerbende, der ungestüme Liebhaber, der Möchtegern-Matcho, die guten Seelen der Dienerschaft – alles passt wunderbar zusammen.

Am Anfang vermisst man noch eine gehörige Portion Liebe und Leidenschaft, die sich durch die Beziehung von Charlotte und Karol erst später einstellt. Da auf dem Klappentext auf die Beziehung zu beiden hingewiesen wird, erwartet man förmlich, dass es doch mal losgehen müsse und die Geschichte bleibt an dieser Stelle hinter den Erwartungen zurück. Diesbezüglich bleiben für mich, wahrscheinlich auch deshalb, allerlei Fragen offen. Anfangs erscheint es so, dass sie sich gar nicht leiden können oder voneinander angetan sind, plötzlich befinden sie sich in einem Gefühlschaos. Diese beschriebene Situation ist für mich auch das Gesamtmanko des Buches. Es wird zwar viel erzählt, allerdings ist manches eventuell nicht ganz zu Ende gedacht – ich wünschte mir unweigerlich immer ein Fünkchen mehr. Das Leben auf dem Gut wird hinsichtlich der Dienerschaft auch ordentlich erzählt und man mag es sich lebhaft vorstellen, aber auch dort hätte ich mir mehr Hintergrundwissen z.B. aus landwirtschaftlicher Sicht gewünscht. Viele Erzählstränge sind aufgrund der relativen Kürze des Buches (395 Seiten) noch nicht zu Ende erzählt aber die Ankündigung weiterer Bände lässt hoffen, dass doch einige Vorkommnisse weitergeführt bzw. aufgearbeitet werden.

Mein Fazit:

Alles in allem ein sehr gelungenes und unterhaltsames Buch, welches man so schnell nicht wieder aus der Hand legen möchte. Ich werde auch Band 2 lesen und freue mich auf die Fortsetzung der Geschichte. Allerdings fehlt einem trotzdem das gewisse Etwas um eine volle Punktzahl geben zu können, da manches in meinen Augen zu einfach und zu flach erzählt ist. Dennoch- wer einmal in eine andere Welt eintauchen und träumen möchte, der ist hier genau richtig!

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Gelungener und unterhaltsamer Roman verbunden mit der tatsächlichen Biografie

Die rebellische Pianistin. Das Leben von Johanna Kinkel
1

Johanna Kinkel, eine heute eher vergessene Komponistin der Romantik, damals aber in einer Reihe mit Felix Mendelssohn Bartholdy oder Franz Liszt, erfährt in diesem Roman anhand einer Biografie eine tolle ...

Johanna Kinkel, eine heute eher vergessene Komponistin der Romantik, damals aber in einer Reihe mit Felix Mendelssohn Bartholdy oder Franz Liszt, erfährt in diesem Roman anhand einer Biografie eine tolle Ehrung. Die junge Johanna träumt schon lange davon als große Pianistin durchzustarten, doch ihre Eltern sehen sie eher als Ehefrau und Mutter an der Seite eines fürsorglichen Ehemanns. Johanna beugt sich auch diesem Wunsch und heiratet, muss aber wenig später aus dieser sehr toxischen Ehe flüchten. Als sie den jüngeren Gottfried Kinkel kennenlernt, ist es um sie geschehen und Jahre nach ihrer Scheidung können sie endlich heiraten. Johanna entwickelt sich nicht nur zu einer Pianistin, sie wird auch Komponistin und Dirigentin, bewegt sich mit ihrem Mann aber auch im literarischen Bereich.
Verena Maatman verarbeitet in diesem Buch die doch sehr anschauliche Geschichte von Johanna Kinkel, die mich sehr neugierig gemacht hat. Ich gebe zu, vor der Lektüre des Buches habe ich nicht wirklich etwas von ihr gehört gehabt, aber ihre Geschichte und meinen eigenen persönlichen Hang zum Klavierspiel haben mich sehr neugierig gemacht. Das Cover des Buches finde ich nicht ganz so gelungen und wirkt durch die Umrandung etwas überladen. Allerdings ist die Geschichte einfach nur klasse. Die Autorin ist für die Umsetzung ihres Romans sehr nah an der Wirklichkeit geblieben und hat nur wenige handelnde Personen erfunden. Der Roman liest sich sehr schnell, ist sehr kurzweilig und tatsächlich ist der Lebensweg zur damaligen Zeit im 19. Jh. sehr spannend, insbesondere auch hinsichtlich des Frauenbildes. Man begegnet nicht nur anderen großen Meistern und ihren Werken, sondern auch vielen historischen Fakten rund um das Leben der Kinkels. Die Geschichte lädt wahrlich zum Abtauchen ein und man wünscht sich so sehr für Johanna, dass sie ihre Bestimmung in der Gesellschaft finden möge, was alles anderes als leicht ist als arbeitende Frau. Das Buch spiegelt damit gleichzeitig sehr eindrücklich die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse wider und wie schnell man doch da in „Ungnade“ fallen konnte.
Mein Fazit: Dieses Buch hat mich wirklich sehr gut unterhalten und ich habe es sehr schnell gelesen, noch dazu etwas über eine Frau gelernt, die als Vorbild für ihre Generation dient. Ich kann das Buch uneingeschränkt mit 5 Sternen weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Geniales Grundkonstrukt, was unnötig in die Länge gezogen wird

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
1

Zwei Familien in Malmö zu Silvester: Die üblichen Parties steigen, aber haben die vermeintlichen Freunde überhaupt noch Lust aufeinander? Eigentlich haben die Freunde nicht mehr viel gemeinsam, aber die ...

Zwei Familien in Malmö zu Silvester: Die üblichen Parties steigen, aber haben die vermeintlichen Freunde überhaupt noch Lust aufeinander? Eigentlich haben die Freunde nicht mehr viel gemeinsam, aber die traditionelle Silvesterfeier bleibt ein fester Termin im Kalender. Als die 17-jährige Jennifer, die Tochter der einen Familie, verschwindet, dreht sich die freudige Stimmung um und auf einmal herrscht pures Entsetzen und Drama. Noch dazu kommen Geheimnisse ans Licht, die eher verborgen bleiben sollten.
Das Buch „Happy New Year“ stammt von Malin Stehn, die bisher als Kinderbuchautorin bekannt ist. Schon allein dieser Umstand (denn wie kommt man plötzlich auf Thriller) und das sehr auffällige Cover, welches auch einen Bezug zur Geschichte an sich hat, machen neugierig und haben mich angesprochen. Man ist sofort in der Geschichte drin, der Erzählstil und Lesefluss sind sehr gut und man muss wissen, wie es weitergeht. Die Geschichte wird aus den unterschiedlichsten Perspektiven erzählt und die recht kurzen Kapitel springen hin und her. Dies erfordert gewissermaßen aber auch sehr viel Aufmerksamkeit von Leser/in, denn man muss erstmal das Gesamtkonstrukt im Kopf zusammen bekommen, wer nun zu wem gehört. Insgesamt baut sich so aber eine spannungsgeladene Geschichte auf. Kleine Cliffhanger am Ende des Kapitels runden dies oft ab. Schwierig sind für mich die Charaktere, warm geworden bin ich mit keinem von ihnen, ich kam mir stets nur wie ein Beobachter vor- mitleiden, mitfühlen- leider überhaupt nicht. Sie jammern teilweise auf hohem Niveau und identifizieren kann ich mich damit nicht. Außerdem verliert sich der Hauptplot in einigen Nebensächlichkeiten und es wird unnötig hinausgezögert, teilweise auch wiederholt, so zum Bsp. der Zustand der Beziehung zwischen Fredrik und Nina. Das Ende der Geschichte fällt dann endgültig durch, denn es bleiben offene Fragen und es ist ein sehr abruptes Ende. Schade, dass man eine solide aufgebaute Spannung so beenden musste, es wirkt gehetzt und unfertig und wie gesagt, ich hätte mir auch einfach noch ein paar richtige Auflösungen erhofft.
Mein Fazit: Den Hype um diesen Thriller kann ich nicht ganz nachvollziehen. Alles in allem ist es für mich eine sehr durchwachsende Geschichte, die man durchaus lesen kann, aber nicht zwingend muss und ich habe mir deutlich mehr davon versprochen. Ich vergebe daher 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Es hätte ein guter Ratgeber sein können…

Frauenblut
1

Das Buch „Frauenblut“ von Manuela Kloibhofer versteht sich als „Dein Ratgeber für die Menstruation“. Im Klappentext wird angesprochen, um was es geht: Alles über den Zyklus und dessen Gesundheit, Hilfen ...

Das Buch „Frauenblut“ von Manuela Kloibhofer versteht sich als „Dein Ratgeber für die Menstruation“. Im Klappentext wird angesprochen, um was es geht: Alles über den Zyklus und dessen Gesundheit, Hilfen bei Regelbeschwerden, Tipps und Tricks zur Selbstfürsorge, alles rund um das Thema Menstruationsprodukte. Die Autorin selbst ist praktizierende Psychologin, Kräuterexpertin und Hara Shiatsu-Praktikerin und behandelt in ihrer Praxis Frauen ganzheitlich zu den genannten Themen.

Das Buch verspricht ein sehr guter Ratgeber zu werden, zum einen, was den Zyklus und die „Basics“ sozusagen an sich angeht, als auch Hilfen und Alternativen bei Beschwerden anzubieten. Ebenso lädt das farbenfrohe Cover des Buches dazu ein. Dementsprechend war ich gespannt auf das Buch und hoffte (obwohl ich meist diesbezüglich beschwerdefrei bin) noch einige kleine Tipps und Anregungen mitzunehmen. Das Buch beginnt meiner Meinung nach recht interessant, in dem die Menstruation aus der Historie heraus beleuchtet wird. Zudem werden zahlreiche Tabus, Aberglauben und Mythen beleuchtet, die sich rund um das Thema ranken. Der erste Abschnitt des Buches ist sehr ausführlich und an manchen Stellen ziemlich abschweifend, dennoch gut gelungen. Es zeigt sich bereits hier beim Schreibstil der Autorin, dass sie sehr sprunghaft ist und versucht ihr gesamtes Wissen in diese Zeilen zu packen. So wirkt es bisweilen überladen und manchmal kann man dem ganzen gar nicht folgen und muss es 2x lesen. Da es außerdem sehr ausführlich ist, kann man sich ebenfalls nicht alles sofort merken. Der zweite Abschnitt des Buches befasst sich mit der Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane und beleuchtet zudem detailliert alle Hormone des weiblichen Körpers. Diese Abhandlung ist wissenschaftlich sehr gut gelungen und lädt wohl hin und wieder auch zum Nachschlagen im Werk ein. Im nächsten Abschnitt des Buches beginnt dann das eigentliche Thema Menstruation und Zyklus. Leider verliert das Buch nun zunehmend seinen Charakter als Ratgeber und gleitet auf die spirituelle Ebene ab. Für Frauen, die es eher wissenschaftlich mögen und dazu nicht unbedingt einen Zugang haben, ist es eher schwierig zu folgen und für mich schien manches „an den Haaren herbeigezogen“. Genauso verhält es sich in den nächsten Abschnitten zu Zyklusstörungen und Beschwerden sowie zu Heilmitteln des Zyklus. Die Autorin versucht zwar die ganzheitliche Ebene abzubilden, allerdings kaum wissenschaftlich, sondern sehr esoterisch und es stellt sich in ihrem Schreibstil sehr schnell heraus, was sie persönlich für das Beste hält. Prinzipiell positiv anzumerken ist, dass die Autorin immer wieder darauf verweist, dass wir offener im Umgang mit dem Zyklus und der Menstruation werden sollten und dies kein Thema ist, vor dem man sich ekeln sollte. Dieser Grundtenor des Buches ist sehr löblich. Ebenfalls sehr gut gelungen sind die kleinen hervorgehobenen Info-Kästchen im Buch, die nochmals etwas zum Thema zusammenfassen. Punkten kann bei mir ebenfalls der Abschnitt zu Heilkräutern und wie diese zum Lindern von Beschwerden beitragen können, da ich sehr an Kräuter(heil)kunde interessiert bin. Im letzten Abschnitt des Buches zu den Produkten für die Monatshygiene sowie des sich anschließenden Nachworts, übertreibt es die Autorin aber gewaltig. Von einem Sachbuch ist nichts mehr zu erkennen. Wir erfahren zu unserem Erschrecken, dass Tampons absoluter Mist sind (und dabei wird wissenschaftlich noch nicht mal etwas zum Toxischen Schocksyndrom erläutert- leider!!!) und dass die Pille erst recht ein Teufelsinstrument ist. Ich muss ehrlich sagen, trotz einiger positiver Aspekte und Anregungen, sich wirklich einmal mit dem Thema und seinem eigenen Körper auseinander zu setzen, ist dies für einen Ratgeber ein absolutes No-Go. Es hätte sich gehört, dass man nicht nur alle Alternativen beleuchtet, sondern sachlich ein Pro und Kontra dazu abliefert. Ich hatte mir wirklich erhofft einen Ratgeber in die Hand zu bekommen, den man später einmal mit seiner Tochter lesen und besprechen könnte. Allerdings weit gefehlt- da erkläre ich ihr die Grundlagen lieber selbst, anstatt sie einer Gehirnwäsche (und nichts anderes ist es in manchen Teilen des Buches) zu unterziehen.

Mein Fazit: Es hätte gut werden können, allerdings bin ich ein eher wissenschaftlicher Typ und kann mit Hokuspokus nichts anfangen, deshalb tut es mir leid, dass ich keinen besseren Zugang zum Buch finden konnte- ich gehöre einfach nicht zur Zielgruppe des Werkes. Auch der Schreibstil der Autorin hat mich stellenweise genervt und dass sie ihre Meinungen so unverblümt mitteilt. Ich kann das Buch daher nicht weiterempfehlen aber vergebe für die positiven Aspekte gut gemeinte 2 Punkte.

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