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Veröffentlicht am 29.11.2022

Gelungener Roman aus der NS-Zeit

Die Wiege der Hoffnung
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Berlin, 1935. Familie Rosenbaum führt eine erfolgreiche Apotheke. Als Deutsche mit jüdischem Hintergrund fühlen sie sich noch relativ sicher in Deutschland. Doch die Übergriffe auf Juden nehmen zu. Die ...

Berlin, 1935. Familie Rosenbaum führt eine erfolgreiche Apotheke. Als Deutsche mit jüdischem Hintergrund fühlen sie sich noch relativ sicher in Deutschland. Doch die Übergriffe auf Juden nehmen zu. Die Kinder der Familie, Luise und Hannes, erleben erste Anfeindungen in der Schule und wechseln diese. Doch Luise träumt von einem Studium der Kunstgeschichte, dass unter den aktuellen Gegebenheiten unmöglich erscheint. Der Zufall will es, dass sich eine Möglichkeit findet mit den Nazis zu kollaborieren. So rettet sie nicht nur Kunst vor der Zerstörung und verkauft diese in andere Länder, sondern warnt auch einige Familien vor bevorstehenden Deportationen. Doch auch mit ihrer Sonderrolle ist es in den 40er Jahren nicht mehr sicher in Berlin. So flüchtet sie mit ihrem Freund Emilio in dessen Heimat Apulien in Italien.
Das Buch „Die Wiege der Hoffnung“ ist der neue Roman der Autorin Tara Heigh aka Tessa Hennig, von der ich bisher zwar oft gehört habe aber noch nichts gelesen. Das Cover des Buches finde ich sehr gelungen und es hat mich im Zusammenhang mit der Kurzbeschreibung des Buches angesprochen. Da ich oft Literatur der NS-Zeit lese, schien das genau das Richtige zu sein. Der Erzählstil ist sehr gut verständlich und man kann der Geschichte sofort sehr gut folgen und ist direkt im Geschehen vor Ort dabei. Die Autorin schafft es auch sehr gut, die drohenden Gefahren und den Zeitgeist im Laufe der behandelten Jahre einzufangen. Auch die Romantik darf nicht zu kurz kommen, was äußerst gelungen ist und zum Glück einmal absolut nicht kitschig. Manche Stellen des Buches fand ich sogar mehr als erschreckend realistisch. Die Charaktere sind gut skizziert, sofort meint man Gut und Böse erkennen zu können. Luises Lebensgeschichte ist sehr gut zu verfolgen, wenn auch nicht alle ihrer Handlungen rational und gut durchdacht erscheinen und teilweise sogar überhetzt wirken (oft wurde von Flucht gesprochen, aber es passierte nicht und dann plötzlich). Auch das fängt sicher den Zeitgeist hervorragend ein, dass sich eben die Situationen von Minute zu Minute schlagartig ändern konnten.
Für meinen persönlichen Geschmack sind aber einige Stellen zu stark konstruiert und es haben sich Längen eingeschlichen und das Ende war dann doch wieder recht plötzlich. Irgendwie hat auch ein Teil Spannung vor allem in der ersten Hälfte des Buches gefehlt. Als die Flucht kam, wurde es glücklicherweise nochmal spannender. Außerdem hätte ich mir einen Epilog gewünscht. Diese offenen Enden in Büchern scheinen ein Trend zu sein, dem ich nicht zustimmen kann, für mich dürfen keine Fragen offenbleiben. Luise als Protagonistin selbst bleibt mir insgesamt etwas zu unnahbar.
Mein Fazit: Alles in allem nicht nur ein unterhaltsames Buch, sondern auch eine tolle Geschichte zu den Wirren, Verstrickungen und Gefahren der NS-Zeit, die ich sehr gern gelesen habe, aber sie hat noch ein wenig Luft nach oben. Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Gut skizzierte Frauenporträts

Rivalinnen
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Einige Frauen vergangener Tage beflügelten sich gegenseitig, indem sie zueinander in Konkurrenz standen. Sie waren Vorreiter auf ihrem Gebiet, sie waren jung und schön, erfolgreich, einfach besonders und ...

Einige Frauen vergangener Tage beflügelten sich gegenseitig, indem sie zueinander in Konkurrenz standen. Sie waren Vorreiter auf ihrem Gebiet, sie waren jung und schön, erfolgreich, einfach besonders und sie hatten jeweils eine Rivalin, welcher sie gegenüberstanden bzw. die Stirn bieten mussten.
Dieses Buch veranschaulicht gelungen das Leben und Wirken von 10 erfolgreichen Frauen und die Beziehung zu ihrer jeweiligen Rivalin. Es handelt sich dabei um: Sarah Bernhardt und Eleonora Duse, Helena Rubinstein und Elizabeth Arden, Gabrielle Chanel und Elsa Schiapparelle, Louelle Parsons und Hedda Hopper sowie Olivia de Havilland und Joan Fontaine.
Da mir nicht alle Damen direkt bekannt waren, habe ich sehr gerne zum Buch gegriffen, um mich weiterzubilden und mal wieder fern von Roman etwas anderes zu lesen, was dennoch sehr interessant erschien. Das Betrachten der jeweiligen Einzelbeziehung eines Frauenduos fand ich sehr ansprechend. Die Autorin Paola Calvetti beschreibt sehr anschaulich Leben, Wirken und Hintergründe der jeweiligen Frauen sowie auch ihre Meinungen zueinander bzw. übereinander. Ein Bildteil am Ende des Buches rundet dieses Buch ab, was ich sehr gelungen finde. Die 5 Porträts lassen sich flüssig und eingängig lesen und die Damen werden, wie ich finde, sehr gut skizziert. Man fühlt sich teilweise hinein versetzt in ihre besondere Lebenswelt, sei es nun Theater, Mode, Film oder Unternehmertum und kann auch über ihre Lebensleistung staunen. Unterlegt werden alle Behauptungen mit historischen Quellen, sodass dies auch Lust macht, sich bei Interesse weiter mit dem Leben der Damen zu beschäftigen. Das Buch ist nicht zu lang und die Kapitel sind recht kurzweilig. Allerdings fand ich es zum Schluss leider nicht so unterhaltsam wie erhofft. Mir hat ein wenig Leichtigkeit oder Esprit in den Texten gefehlt. Vielleicht ist das auch ein Übersetzungsproblem, da das Buch ursprünglich im Italienischen erschienen ist.
Mein Fazit: Ich vergebe trotzdem sehr gute 4 von 5 Sternen. Wer sich für außergewöhnliche Frauen interessiert, sollte einmal rein lesen.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Geniales Grundkonstrukt, was unnötig in die Länge gezogen wird

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Zwei Familien in Malmö zu Silvester: Die üblichen Parties steigen, aber haben die vermeintlichen Freunde überhaupt noch Lust aufeinander? Eigentlich haben die Freunde nicht mehr viel gemeinsam, aber die ...

Zwei Familien in Malmö zu Silvester: Die üblichen Parties steigen, aber haben die vermeintlichen Freunde überhaupt noch Lust aufeinander? Eigentlich haben die Freunde nicht mehr viel gemeinsam, aber die traditionelle Silvesterfeier bleibt ein fester Termin im Kalender. Als die 17-jährige Jennifer, die Tochter der einen Familie, verschwindet, dreht sich die freudige Stimmung um und auf einmal herrscht pures Entsetzen und Drama. Noch dazu kommen Geheimnisse ans Licht, die eher verborgen bleiben sollten.
Das Buch „Happy New Year“ stammt von Malin Stehn, die bisher als Kinderbuchautorin bekannt ist. Schon allein dieser Umstand (denn wie kommt man plötzlich auf Thriller) und das sehr auffällige Cover, welches auch einen Bezug zur Geschichte an sich hat, machen neugierig und haben mich angesprochen. Man ist sofort in der Geschichte drin, der Erzählstil und Lesefluss sind sehr gut und man muss wissen, wie es weitergeht. Die Geschichte wird aus den unterschiedlichsten Perspektiven erzählt und die recht kurzen Kapitel springen hin und her. Dies erfordert gewissermaßen aber auch sehr viel Aufmerksamkeit von Leser/in, denn man muss erstmal das Gesamtkonstrukt im Kopf zusammen bekommen, wer nun zu wem gehört. Insgesamt baut sich so aber eine spannungsgeladene Geschichte auf. Kleine Cliffhanger am Ende des Kapitels runden dies oft ab. Schwierig sind für mich die Charaktere, warm geworden bin ich mit keinem von ihnen, ich kam mir stets nur wie ein Beobachter vor- mitleiden, mitfühlen- leider überhaupt nicht. Sie jammern teilweise auf hohem Niveau und identifizieren kann ich mich damit nicht. Außerdem verliert sich der Hauptplot in einigen Nebensächlichkeiten und es wird unnötig hinausgezögert, teilweise auch wiederholt, so zum Bsp. der Zustand der Beziehung zwischen Fredrik und Nina. Das Ende der Geschichte fällt dann endgültig durch, denn es bleiben offene Fragen und es ist ein sehr abruptes Ende. Schade, dass man eine solide aufgebaute Spannung so beenden musste, es wirkt gehetzt und unfertig und wie gesagt, ich hätte mir auch einfach noch ein paar richtige Auflösungen erhofft.
Mein Fazit: Den Hype um diesen Thriller kann ich nicht ganz nachvollziehen. Alles in allem ist es für mich eine sehr durchwachsende Geschichte, die man durchaus lesen kann, aber nicht zwingend muss und ich habe mir deutlich mehr davon versprochen. Ich vergebe daher 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Geschichte insgesamt ok, aber sehr arrogante Protagonistin und streckenweise verwirrend

Der Clan der Highlanderin
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Lady Enja lebt mit ihrem schottischen Ehemann James ihr Leben im Jahr 1314. Als plötzlich eine schwangere Frau auftaucht und Enja diese als Mätresse ihres Ehemanns hält, stürzt sie sich ins nächste Abenteuer ...

Lady Enja lebt mit ihrem schottischen Ehemann James ihr Leben im Jahr 1314. Als plötzlich eine schwangere Frau auftaucht und Enja diese als Mätresse ihres Ehemanns hält, stürzt sie sich ins nächste Abenteuer und will als Spionin nach Irland gehen. Zwischenzeitlich begegnet sie einem Söldner, der ihr auffallend ähnlich ist und aus ihrer tatsächlichen Heimat zu stammen scheint. Enja beginnt eine Affäre mit ihm, muss aber schlussendlich wählen, auf welcher Seite sie steht.
Das Buch „Der Clan der Highlanderin“ stammt von Eva Fellner, die ich bisher noch nicht als Autorin kannte. Dieser Band ist bereits der 3.Teil rund um Enja und ihre Abenteuer, was ich leider erst zu spät gemerkt habe und auch als solches nicht wirklich angegeben wurde. Sicherlich fehlt einem etwas die Vorgeschichte der ersten beiden Bände, aber die Geschichte ist auch so sehr gut lesbar, denn sie verweist auch hin und wieder auf die Vergangenheit Enjas und ihre Erlebnisse und sie wirkt insgesamt in sich abgeschlossen. Das Cover des Buches hat zu den anderen Bänden einen hohen Wiedererkennungswert, aber die Frau auf dem Foto ist für mich nicht Enja, sie wirkt für mich viel zu weiblich, während man sie eher als burschikos bezeichnen kann, denn sie verkleidet sich nicht umsonst als Mann. Die Geschichte an sich wechselt zwischen verschiedenen Perspektiven, wobei Enjas Anteile in der Ich-Form geschrieben sind. Dadurch hat man einen direkten Einblick in ihr persönliches Denken und Fühlen, aber man bekommt eben auch einige negative Aspekte mit. Lady Enja ist für mich keine Protagonistin zum Gernhaben, sie ist sehr stark, clever und selbstbewusst, was bewundernswert ist für ihre Zeit, aber sie weiß auch davon und ich finde sie furchtbar arrogant und Ich-bezogen. Ihr Spiel mit den Männern, wobei sie eigentlich ihren James sehr liebt, ist quasi unmöglich und das Schicksal ihres Liebhabers, nun ja, ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll, ich fand es schrecklich. Teilweise fand ich, dass der Liebhaber besser zu ihr gepasst hat und in ihn konnte ich mich noch am besten hineinversetzen. Ansonsten wirken auch die anderen Charaktere stark konstruiert und unnahbar, die Geschichte aufgesetzt. Die geschichtlichen Ereignisse, die sich im Hintergrund eigentlich abspielen, waren teilweise langatmig geschildert und unzureichend mit den Figuren verknüpft. Viele Szenen fand ich auch einfach unrealistisch geschildert und der Zufall hat wieder eine zu große Rolle gespielt. Das Ende kommt dann wieder abrupt und bleibt offen, sodass sicher von einer Fortsetzung ausgegangen werden kann.
Mein Fazit: Alles in allem ist es für mich eine sehr durchwachsende Geschichte, von der ich mir mehr versprochen habe. Ich vergebe 3 von 5 Sternen, denn man kann es lesen, muss es aber nicht. Wer sich für historische Romane interessiert, der sollte gern mal reinschauen.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Roman, der mich gefesselt hat und sprachlos zurücklässt

Feldpost
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Die Anwältin Cara Russo trifft kurz vor Weihnachten 2000 eine ominöse Frau in einem Café. Diese übergibt ihr eine Aktentasche mit alten Verträgen, Fotos und vor allem Feldpostbriefen und ist daraufhin ...

Die Anwältin Cara Russo trifft kurz vor Weihnachten 2000 eine ominöse Frau in einem Café. Diese übergibt ihr eine Aktentasche mit alten Verträgen, Fotos und vor allem Feldpostbriefen und ist daraufhin wieder verschwunden. Schnell ist das Interesse der Anwältin geweckt und sie beginnt erste Nachforschungen anzustellen. So kommt sie auf die Spur der Familien Kuhn und Martens, deren Schicksal durch den Nationalsozialismus eng miteinander verwoben ist. Nach und nach zeichnet sich ein bitteres Bild von Schuld, Intrigen, Liebe und Verrat ab.
Das Buch „Feldpost“ ist der neue Roman der Autorin Mechtild Borrmann, von der ich bis dato noch kein Buch gelesen habe. Der viel beworbene Roman und das schlichte Cover haben mich neugierig gemacht und da ich sehr gerne Literatur aus der NS-Zeit lese, habe ich zum Buch gegriffen. Dem Buch sind wahre Begebenheiten zugrunde gelegt und die Autorin hat hierzu sehr viel recherchiert und wurde letztendlich so inspiriert. Das Buch fesselt sofort von Seite 1 an, so etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Der Sprachstil der Autorin ist modern und baut viele Bilder im Kopf auf, aber gleichzeitig von Anfang an Spannung. Als Leser/in betrachtet man die Geschichte aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, mal geht es um die jungen Leute Adele und Albert Kuhn, dann wieder über den mittlerweile alt gewordenen Richard Martens. Auch die Eltern der Kuhn-Geschwister haben eigene Anteile am Buch sowie natürlich die Anwältin Cara Russo. Durch diesen schnellen und kurzweiligen Wechsel der Kapitel, muss man einfach wissen, wie es weitergeht, zumal die Sprünge in die Vergangenheit sehr gut mit der Gegenwart verwoben wurden sind, äußerst flüssig und harmonisch. Stück für Stück wird somit ein Puzzle zusammengesetzt, dass mit Wendungen daherkommt, mit denen ich persönlich absolut nicht gerechnet habe und somit auch mal wieder überrascht worden bin. Die letztendliche Aufklärung der Familiengeschichte und den späteren Verbleib der zunächst überlebenden Kuhn-Mitglieder und dann vermissten Mitgliedern nach dem Krieg, ist sehr gut erzählt und steht sicherlich für so manches, grausames Schicksal in den Wirren des Krieges, aber es zeigt auch die Unmenschlichkeit der Menschen untereinander, um selbst überleben zu können oder Vorteile herauszuholen. Besonderer Wert wird auf die Gefühle aller Beteiligten gelegt und unterschwellig haben wir es neben den Schrecken des Krieges hauptsächlich mit einer Liebesgeschichte zu tun, die aber ein bisschen anders ist als zunächst angenommen. Die Charaktere sind sehr feinfühlig skizziert worden und man kann sie sich sehr gut vorstellen und auch mit ihnen mit fiebern. Insgesamt wurde außerdem die Zeitepoche sehr gut und bewegt eingefangen, man fühlt sich mittendrin im Geschehen.
Mein Fazit: Für alle Liebhaber von Büchern der NS-Zeit ist dieses hier eine klare Empfehlung und volle 5 Sterne wert. Ich habe schon lange nicht mehr so sprachlos vor einem Buch gesessen und länger darüber nachgedacht. Ich kann das Buch daher nur weiterempfehlen.

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