Tolles Buch mit musikalischen Grundzügen und einem verborgenen Familiengeheimnis
Die Melodie der Villa WinterIn der Villa Winter ist eine renommierte Musikakademie entstanden. Die Gründerinnen Marina und Maresa sind die Großmütter (eigentlich ist eine Großmutter, die andere Großtante, aber Elodie bezeichnet sie ...
In der Villa Winter ist eine renommierte Musikakademie entstanden. Die Gründerinnen Marina und Maresa sind die Großmütter (eigentlich ist eine Großmutter, die andere Großtante, aber Elodie bezeichnet sie selbst so) von Elodie Wagner, die ebenfalls an der Akademie lernt und sehr viel Talent besitzt. Als beim Sommerfest der Akademie plötzlich ihre Großmutter Maresa an einem Herzinfarkt verstirbt, findet Elodie ein Stück Papier in der Hand ihrer Oma – ein Brief, doch wo ist die andere Hälfte dazu? Elodie beschließt herauszufinden, um was es hier geht und wird schnell in einen reißenden Strudel rund um ihre eigene Herkunft und einiger alter Familiengeheimnisse mit hineingezogen.
„Die Melodie der Villa Winter“ stammt von der Autorin Anett Diell und es ist ihr Debütroman. Das Cover hat mich direkt angesprochen, da man einen historischen Roman vermutet. Die Geschichte spielt dabei richtigerweise auch auf zwei Zeitebenen, einmal rund um Elodie Wagner im Jahr 2004 und einmal zurück zu den Anfängen des Geheimnisses und zum Beginn der Villa Winter in den 20er Jahren, nämlich 1924. Die Kapitel wechseln dabei regelmäßig und sind mehr oder weniger lang. Anfangs nimmt die historische Geschichte mehr Raum ein, zum Ende hin etwas mehr die Geschichte der Gegenwart. Das allseits gegenwärtige Musikthema im Buch fand ich als Hobbymusiker sehr gut gelungen und konnte mich sehr damit identifizieren, dass alle Personen eine Art Melodie umgibt. Das Buch ist in moderner Sprache verfasst und die Autorin hat einen gut zu folgenden und sehr flüssigen Schreibstil. Durch die Wechsel der Kapitel bleibt die Geschichte durchgehend spannend und man möchte wissen, wie es weitergeht. Die Charaktere sind gut skizziert und gut vorstellbar, allerdings haben mich hier die Personen der Historie mehr überzeugt. Besonders gewisse Intrigen und alte Familienfehden begeistern dabei. Elodie als Protagonistin der Gegenwart ist für ihre 20 Jahre doch noch recht naiv, gutgläubig und nicht genügend gefestigt im Leben. Da gab es einige Szenen, da dachte ich, sie ist erst 14 Jahre alt. Ein weiterer Kritikpunkt ist das schnell, beinahe unverhofft kommende Ende, da hätte ich mir doch mehr Aufklärung zur jahrelangen Familienfehde gewünscht oder einen Epilog, wie sich das alles zum Schluss entwickelt hat. Hier wird dem Leser wieder Raum für eigene Spekulationen gegeben, aber es wirkt in sich dann immer nicht so harmonisch abgeschlossen.
Mein Fazit: Trotz kleinerer Schwächen ist es ein sehr gelungenes und mitreißendes Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe, ich vergebe daher 4 von 5 Sternen. Wer Familiengeheimnisse im historischen Kontext mag, sollte gern rein lesen.