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Veröffentlicht am 11.10.2020

Eindringlich, erschreckend und ergreifend

Meine dunkle Vanessa
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Inhalt: Vanessa ist gerade fünfzehn, als sie das erste Mal mit ihrem Englisch-Lehrer schläft. Jacob Strane ist der einzige Mensch, der sie wirklich versteht. Und Vanessa ist sich sicher: Es ist Liebe. ...

Inhalt: Vanessa ist gerade fünfzehn, als sie das erste Mal mit ihrem Englisch-Lehrer schläft. Jacob Strane ist der einzige Mensch, der sie wirklich versteht. Und Vanessa ist sich sicher: Es ist Liebe. Alles geschieht mit ihrem Einverständnis. Fast zwanzig Jahre später wird Strane von einer anderen ehemaligen Schülerin wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt. Taylor kontaktiert Vanessa und bittet sie um Unterstützung. Das zwingt Vanessa zu einer erbarmungslosen Entscheidung: Stillschweigen bewahren oder ihrer Beziehung zu Strane auf den Grund gehen. Doch kann es ihr wirklich gelingen, ihre eigene Geschichte umzudeuten – war auch sie nur Stranes Opfer?

Cover: Schlicht, melancholisch, düster und doch bildhübsch. Ich finde das Cover bringt die Stimmung im Buch sehr gut rüber!

Meine Meinung: "Meine dunkle Vanessa" ist ein Buch, bei dem man schon im Voraus weiß, dass es einen schockieren wird. Dann liest man dieses Buch und es haut einen bei jedem Kapitel, jeder Seite von neuem um. Es ist eine unglaublich gute Geschichte, komplex und umfassend ausgearbeitet, wenn man sich auf das Thema einlässt und dafür "bereit ist".

Denn "Meine dunkle Vanessa" ist nichts für seichte Gemüter. Es geht, wie auch schon im Klappentext deutlich erkennbar, um psychischen und körperlichen Missbrauch von Minderjährigen. Man verfolgt beim Lesen die Geschichte von Vanessa. einem 15-Jährigen Mädchen, die eine Beziehung mit ihrem 45 Jahre alten Lehrer führt. 17 Jahre später sieht sie sich mit der Frage konfrontiert, ob es wirklich Liebe oder doch Missbrauch war.

Die Geschichte wird von Vanessa selbst aus der Ich-Perspektive erzählt. Immer im Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Kate Elizabeth Russell schafft dabei ein facettenreiches Bild von der Gefühlswelt ihrer Protagonistin. Wir Leser*innen tauchen tief in eine Welt zwischen jugendlicher Schwärmerei, Abhängigkeit und Grooming ein. Wir sehen die Zweifel und die Ängste von Vanessa, aber auch das Gefühl, begehrt, geliebt und vergöttert zu werden. Wir spüren die unterschwellige Wut über das Geschehene und die Manipulation, die aber nie ganz an die Oberfläche dringen kann.

Die Geschichte von Vanessa geht einem von Anfang bis Ende extrem nah. Sie dringt unter die Haut, ist intensiv, erdrückend, ergreifend und eindringlich. Der Schluss ist offen gehalten und zeigt damit, dass man mit dieser Vergangenheit nie komplett abschließen kann und man diese Last ein Leben lang mit sich trägt.

Fazit: Kate Elizabeth Russell hat mit "Meine dunkle Vanessa" einen Roman geschaffen, der einen wichtigen Beitrag zur #metoo-Debatte leistet. Das Thema ist extrem düster, aber differenziert und umfassend ausgearbeitet. Es geht einem sehr nahe, ist intensiv und eindringlich. Für mich ist dieses Buch daher absolut empfehlenswert, aber man sollte sich vorher über die Thematik bewusst sein.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Noch mehr tolle und spannende Blickwinkel und Facetten von Arastrea

Arastrea
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Inhalt: Die Schlacht gegen den Schattenkönig beginnt. Doch um gegen ihn und seine Truppen bestehen zu können, müssen Arina und ihre Freunde Verbündete suchen, die sie im Kampf unterstützen. Und auch die ...

Inhalt: Die Schlacht gegen den Schattenkönig beginnt. Doch um gegen ihn und seine Truppen bestehen zu können, müssen Arina und ihre Freunde Verbündete suchen, die sie im Kampf unterstützen. Und auch die Prophezeiung ist noch nicht erfüllt.

Cover: Das Cover spiegelt genau das wieder, was alle Charaktere im zweiten Band von Arastrea eint. Es zeigt Stärke, Anmut und Kämpfersinn. Passt also perfekt!

Meine Meinung: Nachdem man im ersten Band der Reihe die ersten Schritte in der Welt von Arastrea gewandelt war und Arina auf ihrem harten Weg begleitet hatte, durfte man im zweiten Teil der Tetralogie noch tiefer in diese Fantasywelt eintauchen und noch mehr Facetten kennenlernen. Zusätzlich entwickelt sich die Geschichte immer spannender weiter, sodass mir "Arastrea - Die Schlacht der Völker" noch besser gefallen hat als der Vorgänger.

Der große Kampf um Arastrea steht zu Beginn des Buches kurz bevor. Die Protagonistin Arina und ihre MitkämpferInnen brechen alle getrennt von einander auf, um Verbündete aus der ganzen Welt von Arastrea zusammenzusammeln. So erlebt man die Welt aus vielen verschiedenen Blickwinkeln, da jede/r ProtagonistIn eine eigene Geschichte erzählt.

Bei den Reisen jedes Einzelnen gibt es so viel zu entdecken. Es gibt alte Bekannte, neue Gesichter und Unterstützer, mit denen man nie gerechnet hatte. Man lernt neue, interessante Ecken des Landes kennen und betrachtet bekannte Reiche aus anderen Blickwinkeln, zum Beispiel den magischen Wisperwald.

Auch den ProtagonistInnen selbst kommt man näher. Arina konnte man im ersten Teil schon sehr gut kennenlernen, da sie die Geschichte fast allein erzählt hatte. "Die Schlacht der Völker" gibt einem nun die Gelegenheit in die Gefühlswelt und die Lebensgeschichte der anderen Charaktere einzutauchen. Da viele von ihnen alte Seelen sind, gibt es dabei viele interessante Vergangenheiten zu entdecken.

Doch auch die Gegenwart bleibt spannend. Jeder Charakter trifft bei seiner Suche auf Herausforderungen, Kämpfe und gefährliche Aufgaben. Stets das Ende der Welt im Nacken und den Schattenkönig, der bereits seine Finger nach den tapferen ProtagonistInnen ausstreckt. Der häufige Perspektivenwechsel hält die Spannung dabei durchgehend hoch - bis zum großen Finale. Das Ende fühlt sich an, als wären alle Feinde besiegt. Da es aber erst die Hälfte der Reihe war, bin ich gespannt, was mich im nächsten Band "Arastrea - Der Pfad des Lebens" erwarten wird.

Fazit: Der zweite Teil der Arastrea-Reihe "Die Schlacht der Völker" konnte mich noch mehr für sich begeistern als der erste Band. Die vielen ErzählerInnen geben einem die Möglichkeit, noch mehr und noch tiefer in die Welt von Arastrea einzutauchen und Phantastisches zu entdecken. Die Geschichte spitzt sich im Verlauf immer mehr zu und wird immer spannender. Ich bin jetzt schon sehr auf den dritten Teil gespannt!

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Sehr wichtiges Thema nicht ganz überzeugend umgesetzt

Whisper Network
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Inhalt: Sloane, Ardie, Grace und Rosalita leiden seit Jahren unter ihrem Vorgesetzten Ames. Zu seinem Verhalten Frauen gegenüber gab es schon immer Gerüchte. Gerüchte, die die Firmenleitung stets ignorierte ...

Inhalt: Sloane, Ardie, Grace und Rosalita leiden seit Jahren unter ihrem Vorgesetzten Ames. Zu seinem Verhalten Frauen gegenüber gab es schon immer Gerüchte. Gerüchte, die die Firmenleitung stets ignorierte oder unter den Teppich kehrte. Aber jetzt soll Ames zum Geschäftsführer befördert werden. Allerdings haben die Zeiten sich geändert, und genug ist genug. Die vier Frauen wissen: Sie müssen Ames‘ Aufstieg unbedingt verhindern. Und wenn ihre Worte wie üblich nicht gehört werden, dann müssen sie eben handeln ...

Meine Meinung: Das Thema, um das es in "Whisper Network" geht, hat mich bei diesem Buch von Angang an angezogen. Ich habe es ständig angeschaut, bis ich es dann doch lesen MUSSTE. Es geht um Frauen im Berufsleben und deren Benachteiligung, sexuelle Belästigung, die Diskrepanzen bei der Bezahlung, Frauen mit Kindern und postnatale Depressionen. Vielleicht ein bisschen viele Themen, aber auch im Nachhinein bin ich immer noch der Meinung, dass es großartige Themen sind, die unbedingt mehr Beachtung finden müssen. Es war mehr die Umsetzung, mit der ich die meiste Zeit nicht ganz warm geworden bin.

Der Schreibstil hat mir von Anfang an nicht zugesagt. Die Geschichte wird aus der Perspektive einer allwissenden Erzählerin in der dritten Person geschildert - so weit, so gut. Allerdings wird bei der Erzählung viel zwischen dem "Wir" (alle Frauen überhaupt?) und den einzelnen Protagonisten hin und her gewechselt. Zum einen war das für den Lesefluss ungeschickt. Zum anderen hat die Verwendung des "wir" allen Frauen auch irgendwie diese eine Meinung bzw. dieses eine Verhalten übergebügelt und das fand ich nicht so schön.

Es wird außerdem viel drumherum erzählt. Am Ende haben viele einzelne Momente zum Fall beigetragen, aber trotzdem hat es sich stellenweise gezogen. Erst im letzten Drittel nimmt die Geschichte nochmal richtig Fahrt auf. Der Fokus wird nur auf den Fall / das Verhör gelegt. Die drei Frauen beweisen wahre Stärke, stehen für ihre Rechte ein und verklagen ihren Chef. Auch wenn ich nicht wirklich warm mit den Protagonistinnen geworden bin, ihre Handlungen sind in diesem Fall mutig und bewundernswert. Durch die Klage wurde es noch einmal wirklich spannend, ein richtiger kleiner Krimi, bei dem man mitfiebern konnte und mitkämpfen wollte. Insgesamt hat das Ende den etwas zähen Anfang aber nicht ganz auffangen können.

Fazit: Das Thema der Benachteiligung von Frauen im Berufsalltag konnte mich komplett überzeugen. Die Kritik der Autorin wird in einen kleinen Kriminalfall verpackt, der zum Schluss wirklich spannend und aufregend wird, zu Beginn aber zu zäh wirkte. Auch der Schreibstil hat mir persönlich nicht zugesagt. Sodass ich am Ende das Thema mit 5 Herzen und die Umsetzung mit 3 Herzen bewerten möchte. Insgesamt gibt es allerdings bessere feministische Werke.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Eine schöne Geschichte über gescheiterte Lebenspläne und das echt ungeplante Leben

Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht
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Inhalt: Irgendwie hatte Nell sich das anders vorgestellt mit dem Leben. Anfang 40 klang nach liebevollem Ehemann, wunderbaren Kindern und einem fantastischen Zuhause. Stattdessen ist der Verlobte weg, ...

Inhalt: Irgendwie hatte Nell sich das anders vorgestellt mit dem Leben. Anfang 40 klang nach liebevollem Ehemann, wunderbaren Kindern und einem fantastischen Zuhause. Stattdessen ist der Verlobte weg, das Geschäft ist pleite und die Ersparnisse sind dahin, während all ihre Freunde die perfekte Hochglanzexistenz führen. Als ein alter Arbeitskollege ihr einen Job als Nachrufschreiberin verschafft, lernt sie die unkonventionelle und lebenslustige Witwe Cricket kennen. Die ungleichen Freundinnen helfen sich gegenseitig, mit dem Abschied von ihrem alten Leben fertig zu werden. Begleitet von Artus, einem riesigen Fellknäuel von Hund, geht Nell endlich ganz eigene Wege. Und trifft unterwegs einen Mann zum Verlieben, wo sie ihn nie vermutet hätte …

Cover: Ein zuckersüßes, fröhliches Cover. Es bringt Lebensfreude rüber, aber hat ansonsten nicht viel mit dem Buch zu tun. Dafür in den Klappen umso mehr: Ein Interview mit der Autorin und wirklich, wichtige Weisheiten. Liebevoll gestaltet und ein süßer Hingucker!

Meine Meinung: Man nimmt dieses Buch in die Hand. Süßes Cover, lustiger Titel, ansprechender Klappentext. Doch das Buch ist so viel mehr als man aufgrund dieser Eindrücke erwartet. Es geht um Trauer, Einsamkeit, gescheiterte Pläne, Selbstzweifel und die Erwartungshaltung der Gesellschaft. Auf der anderen Seite aber auch um neue Pläne, Freundschaften, Erlebnisse und Chancen.

Alexandra Potter erzählt zusammen mit ihrer Protagonistin Nell und ihren Freunden von einem Leben fern ab der perfekten Realität. Die Geschichte ist ehrlich und echt. Sie zeigt ein Leben geprägt von Tief- und Höhepunkten. Ohne dabei zu gewollt rüberzukommen. Es gibt genau die richtige Prise (selbstironischer) Humor und Witz bei den lustigen Szenen, aber auch ernsthafte Momente, die mir die Tränen in die Augen getrieben haben. Meine anfängliche Angst, dass sich die Geschichte auf 560 Seiten in die Länge ziehen könnte, war unbegründet. Ich habe diesen Mix aus Humor und Ernsthaftigkeit in den vielen verschiedenen Alltagsszenen sehr genossen.

Dabei ist das Buch auf keinen Fall nur für Frauen über 40. Obwohl die Protagonistin Nell so viel älter als ich ist, habe ich mich in meinen Zwanzigern in vielen ihrer Worte wiedergefunden. Die Autorin erzählt die Geschichte für alle Menschen, die sich schon einmal in ihrem Leben umgeschaut und sich gefragt haben, wie sie an diesen Punkt gelangt sind. Wo ihre Pläne links abgebogen sind und warum das Leben nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Die an sich gezweifelt und sich am Erfolg der anderen definiert haben. Für die das Leben an sich manchmal schon eine Herausforderung darstellt.

Es sind tolle Botschaften, die Alexandra Potter mit "Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht" sendet und ich habe diese Geschichte, dieses Jahr nach Nells "großem Scheitern", sehr gerne mitgelesen. Nur zum Ende hin war ein kleines bisschen die Luft raus und das letzte Kapitel war etwas irritierend, aber ansonsten eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

Fazit: Alexandra Potter hat mit "Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht" einen Roman für die Menschen geschrieben, die sich manchmal verloren fühlen und deren Leben nicht so läuft, wie sie es sich vorgestellt haben. Sie lässt ihre Protagonistin Nell ein Jahr durchleben, in dem sie "scheitert" und mit ganz neuen Perspektiven wiederaufsteht. Es ist emotionsvoll, lustig und manchmal traurig, aber vor allem liest man gerne mit. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Eine tiefgehende, ergreifende Geschichte mit einem Hauch zu viel Drama

Never Doubt
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Inhalt: Manchmal braucht man die Worte eines anderen, um seine eigene Geschichte zu erzählen ...
Für das, was vor einem Jahr geschah, hat Willow keine Worte. Erst als sie die Rolle der Ophelia am städtischen ...

Inhalt: Manchmal braucht man die Worte eines anderen, um seine eigene Geschichte zu erzählen ...
Für das, was vor einem Jahr geschah, hat Willow keine Worte. Erst als sie die Rolle der Ophelia am städtischen Theater bekommt, sieht sie eine Chance, ihren Schmerz mit den Zeilen Shakespeares in die Welt zu schreien. Ihr Hamlet ist Isaac Pearce, der Bad Boy der Stadt. Instinktiv versteht Isaac ihren Hilferuf, und mit jeder Konfrontation der tragischen Liebenden auf der Bühne kommen Willow und Isaac sich näher. Doch um wieder wirklich zu leben, muss Willow ihre eigene Stimme finden ...

Cover: Ein wirklich schönes Cover. Die Farben harmonieren toll miteinander und ein bisschen Funkeln verleiht dem Bild das gewisse Etwas.

Meine Meinung: Nachdem mich das All-In-Duett so beeindruckt und begeistert hatte, war ich wirklich gespannt auf dieses neue Buch von Emma Scott. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Schreibstil der Autorin war wieder einmal wunderbar leicht, poetisch, und intensiv. Dabei widmet sie sich mit wahrem Fingerspitzengefühl einem Thema, das sehr erschütternd und nahe gehend ist. Was einen tief beschäftigt und lange nicht loslässt. Es hat mich allerdings überrascht, dass es keine Triggerwarnung gab. Das möchte ich nachholen (leichte Spoiler zum Inhalt enthalten): Vergewaltigung, gewalttätige Eltern, Betäubung durch Drogen

Die Geschichte ist in drei Akte aufgeteilt und verwebt geschickt das Theater mit der Realität, denn das wahren Leben von Isaac und Willow zeigt viele Parallelen zum Schauspiel in Hamlet. Für Willow ist die Rolle als Ophelia der erste Lichtblick seit einem Jahr, seit diesem Moment, der für immer ihr Leben verändern sollte. Als Ophelia findet sie endlich Worte, um ihren Schmerz auszudrücken.

Ich musste an einigen Stellen weinen, weil die Geschichte mich so berührt hat. Man spürt den Schmerz der Protagonistin so intensiv, als würde man selbst in Willows Haut stecken. Dabei drückt das Buch gar nicht gewollt auf die Tränendrüse, man war nur so tief verbunden mit den Charakteren.

Sehr langsam, wirklich nur Schritt für Schritt, fängt Willow an ihre Geschichte zu verarbeiten und öffnet sich anderen Menschen. Einer davon ist Isaac, ihr Hamlet. Von Anfang an fühlen sich die beiden Protagonisten zueinander hingezogen. Zwischen den beiden findet eine langsame, zaghafte, aber dennoch gewaltige Annäherung statt. Genau das, was diese Situation gebraucht hat. Allerdings waren mir die gegenseitigen Beschreibungen voneinander etwas zu übertrieben.

Typisch für eine Tragödie entwickelt auch die Geschichte von Willow und Isaac immer mehr Drama. Besonders der Tatsache geschuldet, dass Willows Eltern ihr jegliche Verbindung zu Isaac untersagen. Im dritten Akt (dem Höhepunkt eines Theaterstücks) überschlagen sich die Ereignisse und „das Schicksal der Helden nimmt eine unerwartete Wendung“. Dramatik, die zum Stil der Geschichte passt, aber für mich nicht hätte sein müssen und etwas zu viel war.

Fazit: Willows Geschichte umfängt einen, reißt einen tief in ihre Gefühlswelt hinein und lässt einen auch lange danach nicht mehr los. Emma Scott widmet sich in „Never Doubt“ mit großem Feingefühl einem intensivem und tief erschütterndem Thema. Geschickt verbindet sie die Realität von ihren Protagonisten Willow und Isaac mit dem Theaterstück Hamlet und schafft dadurch eine parallele Erzählung und Verarbeitung von jenen tief sitzenden Ereignissen.
Nur zum Ende hin spitzt sich das Drama etwas zu stark zu. Ansonsten eine wunderbar tragisch schöne Geschichte!

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