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Veröffentlicht am 09.11.2022

Ein entzückender Liebes-Weihnachtsroman in einer Stadt, die Leser nur lieben können!

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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„Vicky blieb kurz stehen und lauschte der sehnsuchtsvollen Melodie, die er seinem Instrument entlockte, bevor sie ihm ein paar Münzen in den mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Kasten warf. Eine Karte lag ...

„Vicky blieb kurz stehen und lauschte der sehnsuchtsvollen Melodie, die er seinem Instrument entlockte, bevor sie ihm ein paar Münzen in den mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Kasten warf. Eine Karte lag darin. „Es gibt nur einen richtigen Weg – den eigenen!“ stand darauf.“
Und den weiß Viktoria Lambach ganz genau. Sie ist eine der besten Mitarbeiterinnen im Auktionshaus ihres Vaters und sie will unbedingt die neue Filiale in Berlin leiten. Völlig unverhofft ergibt sich eine Chance, die es zu nutzen gilt. Der Brief des kleinen Finlay gelangt zu ihr, den er eigentlich mit einem Ballon seiner toten Mutter schicken wollte. Dabei ein Foto, auf dem er „Alice im Wunderland“ hält – eine Erstausgabe!
Wenn sie dieses Buch besorgen kann, ist ihr die Beförderung sicher! Also reist Viktoria von München nach Schottland, um den Vater des Jungen zum Verkauf zu überreden.
Aber gleich nach der Landung geht alles schief. Eine Autopanne zwingt sie, über Nacht zu bleiben und unversehens arbeitet sie als Aushilfe im „The reading fox“, dem Buchladen, der Finleys Vater Graham gehört. Erst amüsiert sie sich über das kleine Örtchen Swinton-on-sea mit all seinen skurrilen Bewohnern. Doch rascher als geglaubt wachsen sie ihr ans Herz und ebenso wie der kleine Finlay wird ihr auch Graham immer näher. Wie soll sie ihm sagen, wer sie wirklich ist und dass sie nur hier ist, um ihm das Buch zu entlocken?
Katharina Herzog hat einen Traum für jeden Bücherwurm erschaffen: Einen Ort, in dem sich alles nur um Bücher dreht, voller realer, schräger Personen und vor allem voller Leben.
Doch der Reihe nach: Viktorias Leben in München ist traurig, schnell wird beim Zuhören klar, dass sie noch gar nicht spürt, wie unglücklich sie die Jagd nach einem guten Deal, nach der Beförderung macht. Als sie unversehens in Swinton strandet, lernen wir die wahre Vicky kennen, und die mochte ich richtig gerne! Sie hat das Herz am rechten Fleck, gute Ideen, ist bereit, Neues zu probieren. Und auch die Menschen um sie herum machen dieses Örtchen und das Buch zu etwas Besonderem. Sie alle haben ihre eigenen Geschichten, oft traurig und dramatisch. Aber wie Nannette sagt: „Das Leben geht weiter, bedeutet nicht, dass man den geliebten Menschen nicht mehr vermisst, sondern dass man sich irgendwann für die Freude anstatt für den Schmerz entscheidet.“
Doch nicht nur sie hat Weisheiten, auch einige Zitate aus Alice im Wunderland ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, ohne zu viel zu werden.
Mit jedem Tag lernt auch Vicky wieder Freude, auch wenn ihre Lüge wie ein Schatten über ihr hängt und ihr Vater immer mehr drängt, endlich mit dem Buch nach München zurückzukehren. Doch sie beginnt mehr und mehr, sich in Swinton heimisch zu fühlen.
Der Titel sowie die Geschichte mit all ihren Haupt- und Nebenpersonen versprechen den Start einer Reihe und ich hoffe, dass ich spätestens im Frühling wieder in das kleine Bücherdorf zurückkehren kann. Denn ich möchte unbedingt erfahren, wie es mit all den anderen Bewohnern weitergeht!
Fazit: Ein entzückender Liebes-Weihnachtsroman in einer Stadt, die Leser nur lieben können!


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  • Handlung
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Veröffentlicht am 09.11.2022

Ein Mann, eine Mütze, viele geniale Worte!

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
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„Wenn ich auf die erste Hälfte meines Lebens zurückblicke, denke ich gelegentlich: Da war viel Humbug dabei. Besser machen kann man es ja immer, wenn auch nicht unbedingt im Nachhinein.“
Seite 178
Fast ...

„Wenn ich auf die erste Hälfte meines Lebens zurückblicke, denke ich gelegentlich: Da war viel Humbug dabei. Besser machen kann man es ja immer, wenn auch nicht unbedingt im Nachhinein.“
Seite 178
Fast 300 Seiten Sträter pur. Was soll ich sagen? Ein Mann, eine Mütze, viele geniale Worte! Beim Lesen hatte ich durchgehend seine Stimme im Ohr, da brauchte ich gar kein Hörbuch. Und Torsten Sträter hat mich mehr als nur überrascht mit diesem Buch.
Er ist nachdenklich, lustig, ernst, laut und leise an genau den richtigen Stellen. Und vor Allem eins: Schonungslos ehrlich! Er trägt keine Samthandschuhe, schon gar nicht, wenn er sich selber anpackt. Offen erzählt Torsten Sträter von seinen Depressionen, seinen schlimmsten Phasen, um uns ein paar Seiten weiter ein Ranking der wenig hilfreichen Klopper zu diesem Thema zu präsentieren.
„Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen“ ist ein wilder wie unterhaltsamer Mix aus Geschichten, Gedankenspielen (Top: Wie wäre Corona 1976 abgelaufen), Pandemie-Papieren, seine Höhepunkte der deutschen Sprache, Produktbeschreibungen seiner Lieblingsspielzeuge von damals, Filmtipps, Ansprachen ans Volk und Texte an Lieblingspolitiker.
Die Anspielungen, Wortwitze, versteckten Zitate (jaja, Onkel Werner und seine Festanstellung, lg von DÄ) und knallharten Gedanken machen es zu etwas wirklich besonderem.
Einziger Wermutstropfen: Wir leben in einer schnelllebigen Zeit und manche der Themen, die beim Schreiben noch topaktuell waren, sind jetzt einfach durch. Die Queen ist tot, Blackout das neue Corona und gerade die Politikerreden für mich als Nichtdeutsche schwierig.
Dennoch, ich habe viel gelacht (manchmal blieb es mir im Halse stecken), mit Torsten Sträter in Erinnerungen an die gute alte Zeit geschwelgt, die nur gut ist, weil sie vorbei ist und dabei auch noch viele Denkanstöße mitgenommen – dafür DANKE und eine dicke Umarmung (you know what I mean ;) )!
Fazit: Ein Mann, eine Mütze, viele geniale Worte!

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Ein entzückendes kleines Büchlein für Katzenliebhaber – und die, die es noch lernen werden!

Maunzi
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„Ich wollte nur aufräumen. Erde gehört auf den Boden, nicht in einen Topf.“



Dieses entzückende Büchlein richtet sich an Katzenliebhaber – und solche, die es noch werden wollen.

Seit jeher absoluter ...

„Ich wollte nur aufräumen. Erde gehört auf den Boden, nicht in einen Topf.“



Dieses entzückende Büchlein richtet sich an Katzenliebhaber – und solche, die es noch werden wollen.

Seit jeher absoluter Katzenmensch hat mich jede Seite davon überzeugt! Ich kenne Christine Rechls Art zu zeichnen und liebe jeden einzelnen Strich davon. Hier beweist sie nicht nur ihre Zeichenkünste, sondern auch ihren Humor!

Sie zeigt uns die Besonderheiten von Katzen in liebevollen Zeichnungen mit tollen Texten. Ich habe einige Male laut aufgelacht und mich manchmal gefragt, woher die Autorin unsere Katze kennt. So punktgenau trifft sie die gängigsten Eigenschaften unserer charakterstarken Haustiere!

Oder welcher Katzenbesitzer kennt es nicht, dass sein Liebling auf der Tastatur einschläft, gerade, wenn man lostippen will, mit 5 kg ein ganzes Bett belegen kann oder sich in die kleinste Papiertüte zwängt?

Nebenbei räumt sie mit Vorurteilen auf wie zB „Schwarze Katzen bringen Unglück? Fake News!“, was ich als langjährige Besitzerin eines schwarzen Hexenkaters nur bestätigen kann!

Gerne habe ich mir von Christine Rechls Katze Maunzi die Welt erklären lassen und freue mich schon auf weitere Weisheiten ihres klugen Vierbeiners!

Fazit: Ein entzückendes kleines Büchlein für Katzenliebhaber – und die, die es noch lernen werden!

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Weniger weihnachtlich als erwartet, überraschend tiefgehend und bewegend, ein toller Roman!

Mondschein, Flan und Winterherzen
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„Hier ging es zu wie in einem Buch von Astrid Lindgren. Die Frau strickte, der Mann puzzelte, im Kamin brannte ein Feuer, draußen schneite es. Ich hatte vieles von diesem Aufenthalt erwartet, dies am wenigsten.“

Da ...

„Hier ging es zu wie in einem Buch von Astrid Lindgren. Die Frau strickte, der Mann puzzelte, im Kamin brannte ein Feuer, draußen schneite es. Ich hatte vieles von diesem Aufenthalt erwartet, dies am wenigsten.“

Da geht es Carola wie mir, auch ich hatte eine Vorstellung von diesem Buch, aber die tiefgehende Geschichte, die Stina Jensen hier geschrieben hat, hat mich gänzlich positiv überrascht!

Versteht mich nicht falsch, ich lasse mich gerne von einem leichten, lockeren Liebesroman, ruhig auch etwas süßlich, verzaubern. Und das habe ich dem Cover nach erwartet. Doch so einfach macht es sich – und uns – die Autorin nicht. Zum Inhalt:

Es ist kurz vor Weihnachten. Carola erwacht wieder Mal in ihrer Arbeitskleidung, der Kopf schwer von zu viel Rotwein. Momentan braucht sie das halt, zum Runterkommen. Sie hat die Leitung eines gut gehenden Hotels, und neben all der Herausforderungen dort lässt der Vorwurf einer Mitarbeiterin alte Wunden aufbrechen. Als ihr alles zu viel wird, empfiehlt ihr ihre Ärztin dringend, eine Kur zu machen. So kurzfristig bekommt Carola nur einen Platz auf einer spanischen Finca. Abgeschieden kümmern sich dort die Heilpraktikerin für Psychotherapie Lydia, eine Masseurin und ein Trainer liebevoll um sie und Patrick, den einzigen anderen Gast. Nur schwer kann Carola loslassen…

Wie gesagt, in Erwartung einer vorweihnachtlichen Geschichte mit vielen Lichterketten und Kitsch hat mich der harte Einstieg eiskalt erwischt. Denn Carola plagen viele Themen, der Verlust eines geliebten Menschen, Belästigung, Überarbeitung. Sie will nicht wahrhaben, dass sie, um diese zu unterdrücken, viel zu oft zum Alkohol greift. Auf der Finca und in (auch für mich als Leserin) bereichernden Gesprächen arbeitet sie viel auf, beginnt, wieder sie selbst zu werden. Und damit kam sie auch mir ein Stückchen näher. Dort durfte ich sie als die starke, selbstbewusste Frau erleben, die sie mal war und wieder werden kann!

Bei all den schweren Themen kommt aber auch der Humor nicht zu kurz. Denn wo viele unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen, kann es schon bunt werden! Und so dürfen wir auch auf einem Pferd sitzen, durch den Wald irren, gemeinsam kochen und über einen Markt in Palma schlendern. Und auch Lydia und ihr Team haben ihre ganz eigenen Geschichten und ich hoffe, dass die Autorin uns einige davon noch ausführlich erzählen wird!

Dies ist der sechste Band der Winterreihe der Autorin, sie sind alle lose miteinander verknüpft, aber so locker, dass ich weder eine Einführung brauchte, noch dass mir etwas fehlte.

Etwas weniger weihnachtlich als Titel und Cover versprechen, ist „Mondschein, Flan und Winterherzen“ eine berührende, intelligente Geschichte über eine besondere Frau, mit feiner Klinge und einigem an Situationskomik.

Fazit: Weniger weihnachtlich als erwartet, überraschend tiefgehend und bewegend, ein toller Roman!

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Mein Highlight des Jahres!

Morgen ist alles schön
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„Amy wünschte sich, die beiden Gärten wären durch eine hohe, dicke Mauer getrennt und nicht durch den wackeligen Zaun, der der Neugier der Kinder offensichtlich nicht standhielt. Amy wollte die Küchentür ...

„Amy wünschte sich, die beiden Gärten wären durch eine hohe, dicke Mauer getrennt und nicht durch den wackeligen Zaun, der der Neugier der Kinder offensichtlich nicht standhielt. Amy wollte die Küchentür öffnen, hinaustreten und die beiden wegjagen. Doch das war leichter gedacht als getan.“
Vor 10 Jahren hat Amy Ashton einen schweren Schicksalsschlag erlitten, seither schottet sie sich ab und lässt niemanden an sich heran. Nach außen funktioniert sie, geht einer geregelten Arbeit nach. Doch in ihr und in ihrem Haus sieht es anders aus. So ist Amy gar nicht begeistert, als der Witwer Richard mit seinen beiden Söhnen Charlie und Daniel sowie seiner neuen Freundin Nina in das Nachbarhaus ziehen. Zu rasch dringen die Jungs durch den Zaun auf ihr Grundstück, auf dem sie sorgfältig ihre Dinge sammelt. Gegenstände, die sie erinnern und ihr Sicherheit geben, viele Gegenstände. Und ebenso rasch schafft es der kleine Charlie, auch ihre inneren Mauern Stück für Stück zu überwinden.
Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so bewegt, mitgenommen, zerstört und wieder aufgebaut! In zwei Handlungssträngen erzählt uns Eleanor Ray Amys Geschichte. Vor über 10 Jahren, wie sie und ihre beste Freundin Chantal um die Häuser ziehen, wie sie Tim kennen und lieben lernt. Wie sie schließlich beide verliert. Und dann in der Jetzt-Zeit, die mit einer Firmenfeier und dem Einzug der neuen Nachbarn beginnt. Hier wie dort spitzt sich die Lage zu, und jetzt bringt Charlie Dinge ins Rollen, gräbt Sachen und Gefühle ans Tageslicht, die viel zu lange im Dunkeln waren.
Amy war Künstlerin, hat tolle Bilder gemalt, aber einen regulären Job angenommen, um für sich und Tim finanziell zu sorgen. Sie ist so eine feinfühlige, außergewöhnliche Frau und die Welt durch ihre Augen zu sehen, ihre Gefühle hautnah miterleben zu dürfen, war so bewegend. Es hat mir auch geholfen, Menschen wie sie ein Stück weit zu verstehen. Wir erfahren in der Vergangenheit, warum manche Gegenstände der Gegenwart so eine große Bedeutung für sie haben und leiden und wachsen mit ihr mit.
Aber auch die Menschen um sie herum sind so real in ihrer Einzigartigkeit. Sei es ihre langjährige Nachbarin Rachel, die etwas zu neugierig scheint, oder Nina, die Richard liebt, aber wohl etwas Schwierigkeiten mit seinen Kindern hat. Richard selbst, der Amy richtig sieht, ihre Besonderheit erkennt und sie feinfühlig und vorsichtig unterstützt. Und natürlich Daniel und Charlie, der Amy versteht wie kein anderer und der in ihr die Heldin sieht, die sie ist!
„Morgen ist alles schön“ ist kein leichter Gute-Laune-Roman, es ist eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt, die zeigt, auch wenn es lange schlimm war, es kann immer besser werden. Wir dürfen die Vergangenheit auch ein Stück weit loslassen um im Hier und Jetzt zu leben.
Was noch dazukommt: Das Hörbuch ist gesprochen von Eva Gosciejewicz, was einer der Hauptgründe war, warum ich danach gegriffen habe. Es wäre gelogen zu sagen, ich KÖNNTE ihr stundenlang zuhören. Ich HABE ihr bereits stunden-, nein tagelang zugehört. Sie ist für mich DIE Sprecherin von Hörbüchern und macht diese ohnehin einmalige Geschichte für mich noch viel besonderer!
Und so würde ich am liebsten alles vergessen, was ich von diesem Roman weiß, und mich völlig neutral noch mal von vorne in dieses Hörbuch stürzen!
Fazit: Eine ungewöhnliche Geschichte einer besonderen Frau, tragisch, bewegend, aufbauend! Mein Highlight des Jahres!

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