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Veröffentlicht am 19.02.2022

Wieder ein unterhaltsamer Schmunzelkrimi der Familie Backes – aber bitte mit Sahne!

Nur Bärbel backte besser
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„… nein, er würde auf eigene Faust ermitteln. Schließlich war die Ivana seine Putzfrau und damit sein Fall. Da konnten sich die Kripokollegen auf den Kopf stellen. Aber so was von!“
Kapitel 12

Das nimmt ...

„… nein, er würde auf eigene Faust ermitteln. Schließlich war die Ivana seine Putzfrau und damit sein Fall. Da konnten sich die Kripokollegen auf den Kopf stellen. Aber so was von!“
Kapitel 12

Das nimmt Oberkommissar Jupp Backes schon fast persönlich! Jetzt ist er eh schon gestraft genug, weil die werte Gattin mit einem Gipsbein daheim weilt und er deswegen putzen muss! Also muss eine Putzfrau her, die von Oma Käthe beinhart gecastet wird. Doch schon einen Tag später ist diese tot, aber ob das wirklich ein Selbstmord war?
Nach außen hin lässt es Jupp mal wieder so aussehen, würden ihm doch sonst die Kollegen aus Saarbrücken den Fall abnehmen. Aber er startet seine eigenen Ermittlungen – auf seine ihm eigene Art!
Als wäre das alles nicht schon tragisch genug, hat sich Oma Käthe auch noch in den Kopf gesetzt, mit einem Onlinebusiness durchzustarten und stellt wieder mal das ganze Haus auf den Kopf!

Ich bin ja eine absolute Wiederholungstäterin, habe schon einige Fälle mit Jupp gelöst. Und er ist mir dabei wirklich ans Herz gewachsen, der schrullige Kommissar. In diesem Fall hat er mich wieder besonders begeistert. Er ist ja meist ganz schön von vorgestern, der Gute, aber Homosexualität, das ist doch wohl das Normalste von der Welt. Doch bei Lehrern, auch noch aus Saarbrigge zugezogenen, da hört die Toleranz auf, irgendwann muss Schluss sein! Ganz auf modern kann man ihn halt doch nicht drehen!
Wie immer sind es auch die Nebenschauplätze, die richtig Spaß machen bei Dany R. Woods Roman. Sei es die Hasenkasten-Doris, die neuerdings Interesse an allen möglichen Männern zeigt, oder wieder Mal Oma Käthe, die immer für einen Lacher sorgt! Dieses Mal will sie mit Selbstgebackenem durchstarten, blöd nur, dass sie gar nimmer backen mag! Aber dafür holt sie sich Unterstützung von Seniorinnen.
Und dann sind da noch die vielfältigen Nachbarn der Toten, die alle nicht besonders gut auf sie zu sprechen waren.
Die Seiten fliegen nur so dahin, und obwohl die Auflösung stimmig ist, hat mich der Autor bis zu Letzt an der Nase herumgeführt, genauso, wie ich es gerne mag!
Fazit: Wieder ein unterhaltsamer Schmunzelkrimi der Familie Backes – aber bitte mit Sahne!

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Ein packender Graz-Krimi mit einem interessanten Setting!

Der Tod ist ein Spieler aus Graz
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„… er weiß nicht, was er will. Nur das hier nicht. Das Jetzt, das gefällt ihm nicht. Seine Rolle als Ermittler, als Chefermittler, dieser Fall, all die anderen Fälle.“

Seite 43



Armin Trost ist sich ...

„… er weiß nicht, was er will. Nur das hier nicht. Das Jetzt, das gefällt ihm nicht. Seine Rolle als Ermittler, als Chefermittler, dieser Fall, all die anderen Fälle.“

Seite 43



Armin Trost ist sich sicher, heute kündigt er bei der Grazer Polizei, er will das alles nicht mehr. Doch bereits am eigenen Gartentor erwartet ihn eine Botschaft, die ihm zeigt, dass er seine Pläne wohl ändern wird. Als er dann auch noch zu einem rituell anmutenden Mord gerufen wird, beginnt er zu ermitteln. Abseits jeglicher Dienstwege, bei fragwürdigen aber hochinteressanten Informanten und allein. Von seinen Vorgesetzten und Kollegen wird er nicht mehr ernst genommen, doch rascher als erwartet zeigt sich auf gefährliche Weise, dass er auf der richtigen Spur ist…



Robert Preis zeigt mir als Ortskundigen neue Plätze in Graz und Umgebung, düstere Stellen und vor allem einen Ermittler, den Armenier, der ausreichend Ecken und Kanten hat. Auf den ersten Seiten hatte ich sehr mit Trost zu kämpfen. Dass ihm sein Job keine Freude mehr macht habe ich so deutlich gespürt, dass auch mir das Lesen erst keine Freude machte. Doch bald haben mich die beiden, Trost und der Autor, gepackt und auf den Kopf gestellt!

Trost ist eigentlich ein normaler Kerl mit dem Herz am rechten Fleck. Eine schwangere Frau, die neuerdings jedes Gewinnspiel mitmacht, ein pubertierender Sohn, den er nicht versteht, eine kleine Tochter, die überall Engel sieht, lebt er am Rande von Graz. Irgendwann wurde ihm seine Welt zu düster, sein Beruf erfüllt ihn nicht mehr und er wirkt manchmal demotiviert und fast schon depressiv. Doch trotz allem scheint er ein begabter Ermittler zu sein, vertraut auf seine Intuition und lässt sich auf fragwürdige Wege leiten. Obwohl seine KollegInnen es nicht verstehen, lässt er sich in die Welt der Sagen und Rollenspieler fallen. Dabei zeigte er auch mir ein unbekanntes, faszinierendes Universum, das eigenen Regeln folgt.

Der Mord selbst ist gruselig, düster, wirkt fast inszeniert und die Hintergründe scheinen in dieser Parallelwelt zu liegen, einer Welt, die unserer doch zu nahe ist. So haben mich die Geschehnisse mit sich gerissen und letzten Endes ergaben auch „merkwürdige“ Randbemerkungen einen Sinn und rundeten das Leseerlebnis ab!

Der Roman ist in der Gegenwartsform geschrieben, manchmal etwas knapp liest sich leicht weg.

Trotz des leicht holprigen Startes – oder gerade deswegen – hat mich das Buch voll überzeugt und ich bin jetzt schon gespannt auf den nächsten Teil!

Fazit: Ein packender Graz-Krimi mit einem interessanten Setting!

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Eine emotionale Schifffahrt nach Island

Kein Isländer ist auch keine Lösung
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„Ich bin unterwegs. Auf der Eydna. Weil ich einfach meine Ruhe haben wollte, ganz ohne Hintergedanken. Und Buckelwale unterm Nordlicht sehen. So what?“
Seite 122

Ja, das war der Plan. Eine Fährreise nach ...

„Ich bin unterwegs. Auf der Eydna. Weil ich einfach meine Ruhe haben wollte, ganz ohne Hintergedanken. Und Buckelwale unterm Nordlicht sehen. So what?“
Seite 122

Ja, das war der Plan. Eine Fährreise nach Island, für Merle mit Stricksachen und guten Büchern und ganz viel Ruhe. Und für ihre Freundin Steffi mit Schuss, denn die Reise bietet auch Lesungen und Workshops für Krimifans und sogar ein Rollenspiel.
Alles nichts für Merle, doch einer der Darsteller hat es ihr rasch angetan – würde da nicht ihr Lernpartner Hannes in ihrem Kopf herumspuken, der in der letzten Zeit online immer für sie da war.
Und so ist nichts mit Ruhe für Merle…
Ich bin mit der Autorin auch schon quer durch Schottland gereist und habe mich jetzt sehr gefreut, mich mit ihr auf ein Fährschiff zu begeben – Schiff mit Schuss, Krimi inklusive, das klingt schon mal toll. Und auch die Freundinnen Merle und Steffi fand ich super, halten zusammen wie Pech und Schwefel. Auch wenn Steffi etwas übergriffig ist und Merle unbedingt verkuppeln will, obwohl die doch mit ihrer Tochter und zwei Jobs schon genug um die Ohren hat. Trotzdem spürt man, dass sie eine gemeinsame Vergangenheit haben, viel erlebt und sich immer beistehen.
Mit ihren Kuppelversuchen reitet Steffi Merle in eine wirklich vertrackte Situation, spannender als der Krimi. Jeder längere Blick lässt Merle schon zweifeln und obwohl sie keine Beziehung sucht, soll sie sich entscheiden. Eine monatelange Onlinefreundschaft ohne jeden persönlichen Kontakt gegen eine kontaktreiche, kurze Bekanntschaft?
Rund herum bekommen wir viele Eindrücke von den Ländern, durch die sie das Schiff führt (diese Reiseroute gibt es wirklich, ich hab schon lange Zähne bekommen), baden in Hot Pots und sehen Nordlichter – Herrlich! Beeindruckt hat mich auch, dass bei all der guten Laune auch die Probleme, die diese Länder haben und verursachen, nicht unter den Tisch gekehrt wurden.
Doch die See ist alles andere als ruhig und so wird aus der Schiffsfahrt bald eine Achterbahnfahrt der Gefühle – nicht nur für Merle! Für mich hätte es da ein Looping weniger sein können, aber alles in allem – was für ein unterhaltsamer Ritt!
Fazit: Eine emotionale Schifffahrt nach Island – Verstrickungen, Krimi und Liebe inklusive!

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Ein interessanter Was-wäre-wenn Roman mit einer magischen Uhr – eines meiner Jahreshighlights!

Zwischen hier und für immer
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„Wie meinen Sie das?“
Der Uhrenverkäufer lächelt nachdenklich und trommelt mit den Fingern auf den Karton vor ihm.
„Man fängt an nachzudenken, über die falschen Entscheidungen, die man im Leben getroffen ...

„Wie meinen Sie das?“
Der Uhrenverkäufer lächelt nachdenklich und trommelt mit den Fingern auf den Karton vor ihm.
„Man fängt an nachzudenken, über die falschen Entscheidungen, die man im Leben getroffen hat. (…) Oder über den falschen Weg, den man eingeschlagen hat. (…) Man fängt an, sich zu fragen, wie es anders hätte laufen können. Und ob man – wenn man in der Zeit zurückreisen und bestimmte Dinge ändern könnte – es dann auch tatsächlich tun würde.“
3. Kapitel

London, 24. Dezember 2020:
Ben sitzt mit seinem besten Freund Harv in der Bar, nachdem er sich wieder mal mit seiner Frau Daff gestritten hat. Sein Traum, Autor zu werden, ausgeträumt, die Beziehung ein Trümmerfeld. Wie wäre es wohl gelaufen, wenn er sich damals für Alice entschieden hätte und nicht für Daff? Wie würde sein Leben jetzt laufen?
Da schenkt ihm ein merkwürdiger Uhrenverkäufer eine Uhr, die noch dazu kaputt zu sein scheint, denn sie ist um kurz vor Mitternacht stehengeblieben. Mißmutig vergräbt er sich daheim im Dachboden und wühlt in alten Erinnerungen…
Doch Ben erwacht am nächsten Morgen in der Vergangenheit! Von jetzt an schickt ihn die Uhr jede Nacht kurz vor 12 zu einem anderen, bedeutenden Tag in seiner Vergangenheit. Er hat die Möglichkeit, die Dinge erneut zu erleben, zu verändern und einen anderen Weg auszuprobieren! Aber bringt ihn das ans Ziel? Und ist dieses Ziel wirklich erstrebenswert?
„Zwischen hier und für immer“ spielt auf sehr interessante Weise mit den beliebten Themen Was-wäre-wenn und Zeitreisen. Unser Protagonist Ben ist mürrisch, hadert mit seinem Schicksal, träumt ungelebte Träume und tut doch nichts für deren Erfüllung. Die Uhr gibt ihm ungeahnte Möglichkeiten und zeigt ihm teilweise andere Facetten des bereits Erlebten.
Zu Beginn konnte ich mit Ben nicht viel anfangen, zu pessimistisch, passiv dümpelt er vor sich hin, enttäuscht seine Frau und ist doch selbst ständig enttäuscht. Aber seine innere Frage kennt wohl jeder von uns nur zu gut, als dass ich ihn nicht ein Stück weit verstanden hätte. Was wäre, wenn damals… Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, sagt man, und gemeinsam mit Ben erfahren wir, was ihn dorthin gebracht hat, wo er jetzt ist und wie er zu dem heutigen Ben wurde.
Aber die Uhr hat ihre eigenen Regeln und er erlebt nicht nur schöne, sondern auch schreckliche Tage ein zweites Mal, und genau das macht sie für ihn auch unendlich wertvoll. Er nutzt die Zeit, um hinter die Kulissen zu sehen, die Menschen um ihn auch von einer anderen Seite kennenzulernen und vor allem auch, um sich selbst zu hinterfragen und endlich auch Verantwortung für sein Tun und sein Leben zu übernehmen.
Und er begreift, dass er zwar nicht alles andere verändern kann, aber sich selbst und damit auch den Umgang der Menschen mit ihm!
Ich habe ihm gerne beim Wachsen zugesehen, dankbar Lektionen mit ihm gelernt und seine Sicht auf die Dinge auch in mir reifen lassen.
Die Seiten sind nur so dahingeflogen und das Buch hat mich auf fast magische Weise berührt! Bereits jetzt, Anfang Februar, eines meiner Jahreshighlights!
Fazit: Ein interessanter Was-wäre-wenn Roman mit einer magischen Uhr – eines meiner Jahreshighlights!

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Veröffentlicht am 07.02.2022

Ein wunderbar gesprochener Auswandererroman mit vielen Anspielungen auf Shakespeare – mit sehr vielen Schauplätzen.

All You Wish For
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Ich beziehe mich in meiner Rezension auf das Hörbuch

„War es möglich? (…) Ihr Schlagabtausch letzten Samstag war so unterhaltsam gewesen, weil die Luft zwischen ihnen praktisch knisterte. Chemie? Hatten ...

Ich beziehe mich in meiner Rezension auf das Hörbuch

„War es möglich? (…) Ihr Schlagabtausch letzten Samstag war so unterhaltsam gewesen, weil die Luft zwischen ihnen praktisch knisterte. Chemie? Hatten sie einander trotz der spitzen Bemerkungen und Beleidigungen gern? (…) Dies waren Emotionen von Menschen aus Fleisch und Blut und… ich habe die größte Lust, mich einzumischen!“

Kapitel 14



Evie steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Beruflich tritt sie auf der Stelle, ihre Dates sind eine Katastrophe. Als sie, der große Shakespeare-Fan, entdeckt, dass man einen kleinen Buchladen namens „Much Ado About Books“ für den Urlaub mieten kann, fliegt sie kurz entschlossen nach England und übernimmt ihn für ein paar Wochen.

Schneller als erwartet wachsen ihr das kleine Dorf und seine Bewohner ans Herz – und auch Farmer Roane, doch sie hat den Männern eigentlich abgeschworen.

„All you wish for“ ist einer dieser klassische Auswandererromane, in dem eine Frau, nachdem sie alles verloren hat, für einige Zeit in ein fremdes Land zieht. Obwohl die Bewohner dort Fremden gegenüber eher zurückhaltend sind, schließen sie sie sofort in ihr Herz. Durch ihre besondere Art wird sie von allen gemocht und hilft ihnen, was sie schnell zum Teil der Gemeinschaft werden lässt. So lange, bis sie dort ihre Heimat hat.

Genau diesem Schema folgt das Buch, mit einigen Anspielungen auf bekannte Werke von Shakespeare. Da haben wir die unglücklich Verliebten, die aufgrund der Eltern nicht zueinander finden können, die verstoßene Tochter, etc. … Das alles war besonders und unterhaltsam, mir in der Summe aber einfach zu viel. Vor allem, weil Evie wirklich überall mitmischt.

Sie ist nett und sympathisch, hat einen tollen Humor und ein Talent dafür, immer das Richtige zu sagen. Binnen kürzester Zeit schafft sie es, (beinahe) alle Probleme des Dorfes zu lösen und überall gemocht zu werden.

Und es sind teilweise heftige Themen, die das Dorf mit sich trägt. Ob es Homosexualität ist, Vorurteile gegenüber Menschen mit anderer Herkunft, Unterdrückung und Ausbeutung. Das gab dem Roman auch mehr Tiefe und eine interessante Komponente.

Gewürzt wird das Ganze von Evies übermächtigen Gefühlen für Roane und einigen prickelnden Szenen, die ich generell nicht gerne lese/höre. Gegen Ende finden wir dann noch schnell die notwendige Verstrickung samt überzogenem Drama – auch das hätte ich nicht mehr gebraucht.

Das Hörbuch wird gesprochen von Pan Selle. Sie war für mich ein echtes Highlight. Sie spricht klar, in der richtigen Geschwindigkeit und klingt manchmal auf angenehme Weise atemlos – top!

Fazit: Ein wunderbar gesprochener Auswandererroman mit vielen Anspielungen auf Shakespeare – mit sehr vielen Schauplätzen.

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