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Veröffentlicht am 25.06.2023

Spannend, mystisch, verwirrend und doch glaubhaft!

Grazer Hexenjagd
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„Hexe oder Jäger?“
Trost zuckte mit den Schultern. „Bin mir manchmal nicht sicher.“ (…)
„Du bist immer der Jäger. Hörst du? Nie die Hexe. Immer der Jäger. (…)“
Seite 114

Die Jagd nach Verbrechern ist ...

„Hexe oder Jäger?“
Trost zuckte mit den Schultern. „Bin mir manchmal nicht sicher.“ (…)
„Du bist immer der Jäger. Hörst du? Nie die Hexe. Immer der Jäger. (…)“
Seite 114

Die Jagd nach Verbrechern ist Trosts Leben. Als Sonderermittler bekommt er es dieses Mal mit einem mehr als grausigen Fall zu tun. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen in Graz und Umgebung. Die Opfer wurden grausam gefoltert, nach mittelalterlichen Methoden. Einiges deutet auf eine geistig verwirrte Frau hin, die selbst das Gespräch mit Trost gesucht hat.
Die Polizei ruft zur Hexenjagd auf und bringt damit die Bevölkerung in Rage. Und für Trost scheinen die Grenzen zwischen damals und heute, zwischen Realität und Einbildung zu verschwimmen.
Dies ist der achte Fall für Ermittler Trost, der sich mittlerweile einen Namen gemacht hat, für seine eigenwillige Art und seinen Spürsinn, wenn es um das Geheimnisvolle geht. Dieser Fall bringt ihn selbst an eine Grenze.
„Grazer Hexenjagd“ ist spannend und mysteriös, die Handlungsstränge verknotet. Lange Zeit tappte ich mit den Ermittlern völlig im Dunkeln – und das ist furchteinflößend, wenn man dort offensichtlich nicht alleine ist und um jede Ecke jemand zu lauern scheint.
Robert Preis greift ein düsteres Kapitel der europäischen Geschichte auf, bringt es fulminant in die Neuzeit. Da darf auch das Hexenmuseum auf der Riegersburg nicht fehlen. Er zeigte mir neue Plätze in der Steiermark oder versteckte Ecken in den mir bekannten.
Neben all der Spannung sind es vor allem die geheimnisvollen Szenen, die einen gepackt halten. Ein Gespräch mit dem Freund seines Vaters (siehe Eingangszitat), der Dialog mit einem italienischen Kollegen, die einem bei genauem Hinhören viel offenbaren.
Und gegen Ende gelingt dem Autor das Meisterwerk: Absolut glaubhaft entwirrt er die vielen Fäden und bringt sie zu einem schaurigen Ende! Einem Ende, das einen ungeduldig auf den nächsten Band warten lässt!
Fazit: Spannend, mystisch, verwirrend und doch glaubhaft!

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Magischer Lokalkrimi mit subtilem Humor und Tiefe.

Traubentod
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„Hä? Wie soll das denn gehen? Das ist doch bloß Wein.“
Sofie lachte leise. „Wein ist nie einfach bloß Wein. Und dieser hier erst recht net.“
Seite266
Nein, dieser hier erst recht nicht… Aber nicht nur ...

„Hä? Wie soll das denn gehen? Das ist doch bloß Wein.“
Sofie lachte leise. „Wein ist nie einfach bloß Wein. Und dieser hier erst recht net.“
Seite266
Nein, dieser hier erst recht nicht… Aber nicht nur der Wein ist besonders in Elwenfels. Die Menschen, die Gegend sind so besonders, dass auch eine Filmcrew darauf aufmerksam wurde und mit seinen Dreharbeiten die Bewohner des beschaulichen Ortes ganz schön durcheinanderbringen.
Und als wäre das nicht genug, wird in der Nähe eine Leiche gefunden. Jemand, den der in Elwenfels untergetauchte Privatdetektiv Carlos Herb kennt. Schlagartig wird ihm klar, dass seine Verfolger im näher sind, als er denkt und er so nicht nur sich, sondern auch ganz Elwenfels in Gefahr bringt.
Aber Elwenfels wäre nicht Elwenfels, wenn nicht alle zusammenhelfen würden!
„Traubentod“ ist der fünfte Band der Elwenfels-Reihe, und er steht seinen Vorgängern in nichts nach! In diesem Band kämpfen die Dorfbewohner nicht nur gegen einen cholerischen Hauptdarsteller und die eigene Eitelkeit sondern auch gegen die Mafia! Denn niemand geringerer ist Carlos auf den Fersen, seit er den Kopf der Bande erschossen hat. Sie sind es auch, die ihm einen Mord in die Schuhe geschoben haben, und so versteckt er sich vor der Polizei ebenso wie vor der Mafia. Ihm wird klar, dass er nicht ewig untertauchen kann. Und so wagt er sich aus der Deckung und versucht, seinen Namen wieder reinzuwaschen.
Mit Elwenfels haben die Autoren Britta und Christian Habekost ein Dörfchen erschaffen, das ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt. Internet gibt es nur an wenigen Flecken, was ein Streamingdienst ist, lässt sich den Bewohnern schwer erklären. Dafür zählen hier noch Freundschaft, Zusammenhalt und ein gutes Glas Wein. Sogar ein magisches, wenn es aus dem geheimen Wingert im Wald kommt, bewacht von den Elwetritschen.
Ihr merkt, hier kommt einiges zusammen und es fällt mir schwer, das Buch in ein Genre zu pressen. Magischer Lokalkrimi mit subtilem Humor und Tiefe in schönstem Pälzer Dialekt würde es wohl am ehesten treffen.
Ja, magisch auch so mancher Bewohner mit eisblauen Augen, der Wein und die Fabelwesen, die nicht immer nur in der Fabel leben. Und magisch, wie sehr mich das Autorenduo wieder gepackt hat! Der Schreibstil ist ebenso fesselnd wie die Handlung, die Bewohner gleichermaßen skurril wie liebenswert.
Und so ist und bleibt Elwenfels für mich ein Sehnsuchtsort, wo aus den verrücktesten Ideen die besten Lösungen entstehen und man am Schluss – fast ein wenig wie bei Asterix – am Dorfplatz zusammenkommt, um bei einem Glas Wein auf das gute Ende des Abenteuers anstößt!
Alla hopp, ich hoffe, ihr schreibt schon an der Fortsetzung!
Fazit: Magischer Lokalkrimi mit subtilem Humor und Tiefe.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Ein ebenso spannender wie unterhaltsamer Lokalkrimi!

Salzburger Männerherzen
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„Im Garten wimmelt es nur so von Menschen in weißen Schutzanzügen. Während der Fritz, Chef der Salzburger Tatortgruppe, mit seinen Leuten draußen alles scannt, vermisst und fotografiert und im wahrsten ...

„Im Garten wimmelt es nur so von Menschen in weißen Schutzanzügen. Während der Fritz, Chef der Salzburger Tatortgruppe, mit seinen Leuten draußen alles scannt, vermisst und fotografiert und im wahrsten Sinne des Wortes jeden Stein umdreht, warten mein Polizist und ich etwas verloren auf der überdachten Holzterrasse.“
Seite 64

Es geht ganz schön rund im Garten von Notar und Lokalpolitiker Siegfried Lanner. Wurde der doch eben erschossen aus dem Pool gefischt, am Morgen nach dem Eröffnungstag des Volksfestes. Der Motive und Verdächtige gibt es viele und Kommissar Raphi Aigner hat alle Hände voll zu tun – bearbeitet doch auch die Linzerin Gscheitmeier den Fall und er wird rasch von den Ermittlungen ausgeschlossen.
Und als wäre das nicht genug, macht auch noch eine Einbrecherbande Koppelried unsicher.
Dies war mein erster Besuch in Koppelried aber sicher nicht der letzte! Sind mir doch die Bewohner des fiktiven salzburger Örtchens rasch ans Herz gewachsen, ebenso wie der flotte und unterhaltsame Stil der Autorin! Sie schreibt in der Gegenwart aus Aigners Ich-Perspektive, was einen zusätzlich zur packenden Handlung gleich noch mehr ins Geschehen zieht.
Auch als Quereinsteigerin waren für mich die Verbindungen der Personen zueinander rasch klar, immer wieder flicht Natascha Keferböck kurze Erklärungen ein, ohne dass es zu viel oder störend wird.
Aber nicht nur mit dem Fall, auch privat hat Raphi alle Hände voll zu tun. Als alleinerziehender Vater mit dem kleinen Felix und mit seiner neuen Freundin, der Wirtshausbesitzerin Marie. Gut, dass ihn seine Schwester unterstützt und auch Ex-Kollegen ihm beistehen, damit er trotzdem an vorderster Front mitermitteln kann.
Der Mord war ebenso kaltblütig wie sauber durchgeführt, es gibt wenige Spuren, aber die weisen in eine folgenschwere Richtung.
Ich bin ein großer Fan von Lokalkrimis, ich hatte viel Freude mit den Eindrücken des ländlichen Salzburg. Aber ich mag es auch, wenn ich am Ende eines verwirrenden Falles glaubhaft überrascht werde. Und auch wenn ich einige Dinge geahnt habe, so hat mich die Auflösung dann doch staunen lassen!
Fazit: Ein ebenso spannender wie unterhaltsamer Lokalkrimi!

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Eine modernes Märchen mit einer entzückenden Protagonistin und einem ernsten Hintergrund!

Dornröschen auf Föhr
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„Einen wunderschönen guten Tag, Föhr“, begann ich spontan und hielt mir die Deosparydose alternativ als Mikro vor den Mund.

Oja, Radiomoderatorin sein, das ist Donna Röschens größter Wunsch! Und dem ist ...

„Einen wunderschönen guten Tag, Föhr“, begann ich spontan und hielt mir die Deosparydose alternativ als Mikro vor den Mund.

Oja, Radiomoderatorin sein, das ist Donna Röschens größter Wunsch! Und dem ist sie einen großen Schritt näher, sie darf ein Volontariat bei Welle 33, dem Lokalradiosender auf Föhr, machen!
Für sie ist das noch eine größere Herausforderung als für manch anderen, hat sie doch, obwohl sie schon fast 30 ist, bis jetzt unter der Obhut ihrer Mutter gelebt. Denn Donna hat Narkolepsie und schläft zu den unmöglichsten Momenten ein. Das sorgt oft für ganz schönen Wirbel, vor allem, weil sie so mit ihrer Krankheit hadert, dass sie ihren neu gewonnenen Freunden auf Föhr nichts davon erzählt.
Unter ihnen ist auch der lustige Kellner Fritz, mit dem sie einen kleinen Säbelschnäbler rettet und sich dann rührend um ihn kümmert. Und der kleine Vogel – Benji genannt – bleibt nicht das einzige Tier, das ihre Hilfe braucht.
Mit Donna hat die Autorin Emma Bieling eine wunderbare Protagonistin erschaffen und eine Geschichte darumgezaubert, die ebenso unterhaltsam und humorvoll wie ernst ist. Es war wunderschön mitzuerleben, wie die etwas weltfremde Donna auf Föhr aus sich herauswächst und bei Jung und Alt rasch beliebt ist. Auch Fritz kommt sie immer näher und er bestärkt sie, zu sich und ihrer Krankheit zu stehen. Die gemeinsame Entwicklung war einfach wunderschön!
Doch nicht nur die eher unbekannte Krankheit wird thematisiert, auch die staatliche Robbenjagd. Und der Balanceakt, trotz ernster Themen lustig und unterhaltsam zu sein, ist perfekt gelungen!
Fazit: Eine modernes Märchen mit einer entzückenden Protagonistin und einem ernsten Hintergrund!

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Ein bewegendes, berührendes Buch über zwei Frauen, die aus Versehen nicht nur die Schuhe, sondern ein Stück weit auch das Leben tauschen!

Mein Leben in deinem
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„Aber die Schuhe…“
„Ich habe diese Schuhe getragen, weil … naja, weil man es manchmal braucht, sich wie eine andere Version seiner selbst zu fühlen.“

Sam und Nisha haben so gar nichts gemeinsam. Sam macht ...

„Aber die Schuhe…“
„Ich habe diese Schuhe getragen, weil … naja, weil man es manchmal braucht, sich wie eine andere Version seiner selbst zu fühlen.“

Sam und Nisha haben so gar nichts gemeinsam. Sam macht den Haushalt, geht mit dem Hund raus, besucht ihre Eltern, die immer wieder Unterstützung brauchen. Seit ihr Mann Phil seinen Vater und danach noch seine Arbeit verloren hat, ist er depressiv und sie Alleinverdienerin.
Nisha scheint mit dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen zu sein. Ihr Leben dreht sich um ihren Mann Karl, ihre Designerkleider, -schuhe und -taschen, Reisen und Luxus.
An einem verhängnisvollen Tag vertauschen die beiden im Fitnessclub ihre Taschen. Und von diesem Moment an ist nichts mehr wie zuvor. Während Sam gezwungen ist, in Nishas Louboutins zu Geschäftsterminen zu hasten – und dabei große Erfolge erzielt – scheint Nisha vom Glück verlassen. Ohne Ausweise und einen Cent kämpft sie sich durch London.
Es ist schwierig, etwas über die Handlung zu sagen, ohne zu viel zu verraten. Deshalb gehe ich eher auf die Personen ein und überlasse es euch, den Rest zu entdecken!
Jojo Mojes hat es wieder einmal geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln! Ich habe mit Sam mitgelitten und mitgefiebert. Denn welche Frau kennt es nicht, sich für alle anderen aufzureiben, bis man sich unsichtbar fühlt?
Aber auch Nisha ist mir ans Herz gewachsen. Die auf den ersten Blick arrogante Luxusfrau kann, wenn es darauf ankommt, zupacken und ist nun gezwungen, genau das zu tun. Hart arbeiten, mit wenig auskommen. Sie ist eine Kämpferin, die immer wieder aufsteht, egal wie hart der Schlag war.
Beide Frauen haben es auf ihre Art schwer, versuchen einfach nur, den Kopf über Wasser zu halten. Allein, denn sie lassen sich nicht helfen und erkennen erst spät, welch starke Verbündete sie haben.
Ebenfalls nicht helfen lässt sich Phil, Sams Mann, und die Passagen über ihn und seine Depression waren manchmal heftig und könnten eventuell triggern. Achtet hier beim Lesen auch auf euch selbst!
Doch sie alle erkennen letztlich, wieviel in ihnen steckt und was man gemeinsam mit guten Freunden erreichen kann! Gerade diese Momente des Zusammenhalts, zu sehen, was dabei rauskommt, wenn man seine Kräfte bündelt, waren wunderbar zu hören!
Nach all den Turbulenzen gehen unsere beiden Protagonisten gestärkt in ein anderes, besseres Leben und in den letzten Szenen habe sich bei mir Lachtränen und jene der Rührung abgewechselt!
Fazit: Ein bewegendes, berührendes Buch über zwei Frauen, die aus Versehen nicht nur die Schuhe, sondern ein Stück weit auch das Leben tauschen!

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