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Veröffentlicht am 25.03.2019

Eine außergewöhnliche Familiengeschichte, die mich sehr bewegt hat

Worauf wir hoffen
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„Ich werde immer hoffen, dass du glücklich und gesund bist und dass es dir gut geht. Ich werde beten, dass du dein Versprechen hältst. Und dass du dich, wo auch immer du sein wirst, zu Hause fühlst.“ Seite ...

„Ich werde immer hoffen, dass du glücklich und gesund bist und dass es dir gut geht. Ich werde beten, dass du dein Versprechen hältst. Und dass du dich, wo auch immer du sein wirst, zu Hause fühlst.“ Seite 350

Bei Hadias Hochzeit sieht sie endlich ihren Bruder Amer wieder, der vor Jahren nach einem Streit von zu Hause weggelaufen ist. Von diesem Zeitpunkt ausgehend erfahren wir in vielen Zeitsprüngen die Familiengeschichte.

Zu Beginn hatte ich mit eben diesen Sprüngen und wechselnden Perspektiven sehr zu kämpfen, brauchte immer etwas, um mich im jeweiligen Erzählstrang zurechtzufinden. Doch von Seite zu Seite hat mich Fatima Farheen Mirzas Geschichte immer mehr in Beschlag genommen. Sie erzählt uns von der arrangierten Ehe von Laila und Rafik, deren Leben als Einwanderer in Amerika, die Auswirkungen von 9/11 auf ihren Alltag. Und vor allem vom Leben ihrer drei Kinder, die Musterschülerin Hadia, ihrer Schwester Huda und der kleine Bruder Amer, der immer wieder gegen den Vater rebelliert.

Müsste ich es mit einem Satz beschreiben, würde ich wohl sagen, es geht in diesem Buch vor allem um die Liebe. Aber nicht im herkömmlichen romantischen Sinne, sondern um die Liebe von Eltern zu ihren Kindern, Geschwistern untereinander und guten Freunden.
Um Zusammenleben in jeder Form, große und kleine falsche Entscheidungen, die in einer Katastrophe enden können, das Leben mit der Schuld, mit dem besten Vorsatz das Schlechteste gemacht zu haben.

Mich hat „Worauf wir hoffen“ zutiefst berührt. Egal ob es muslimische Regeln sind, christliche Sitten und Gebräuche, oder … Wir lehren unseren Kindern Richtlinien, um ihnen einen Leitfaden für ein gutes Leben zu geben. Aber in einer sich rasch ändernden Zeit weiß man nicht, welche Regeln morgen noch hilfreich sind. Wir können nur hoffen, dass wir die richtigen Grundsätze zeigen und unsere Kinder die Hoffnung nie verlieren, wenn sie es nicht sind…

Dieses Buch hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Ich habe es oft zur Seite gelegt und mir Gedanken über Kindererziehung, Rivalität unter Geschwistern, Traditionen, und Zusammenhalt gemacht.

Ein außergewöhnliches Buch, das ich unter Tränen beendet habe!

Veröffentlicht am 21.03.2019

Prädikat: Lesenswert! Und sollte eines der Stücke mal in der Nähe aufgeführt wer

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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„Wenn ich gar keine Frau hätte, wäre ich dann trotzdem ständig im Unrecht?“
Pos 707 von 1448

Martin Schörle hat zwei sehr unterschiedliche Theaterstücke geschrieben, die in diesem kleinen Buch vereint ...

„Wenn ich gar keine Frau hätte, wäre ich dann trotzdem ständig im Unrecht?“
Pos 707 von 1448

Martin Schörle hat zwei sehr unterschiedliche Theaterstücke geschrieben, die in diesem kleinen Buch vereint sind.
In „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ erzählt er von einem nicht ganz normalen Tag im Arbeitsleben von Herrn Fredenbeck. Während seine Kollegen Karneval feiern, klärt er den Zuseher über die Vorzüge unterschiedlicher Radiergummis auf, beschreibt Annährungsversuche an die nette Kollegin und lässt uns auch an seinen ganz speziellen Urlaubsvergnügungen teilhaben.

Überall entspannte, urlaubsgebräunte, gut gelaunte Menschen. Ich bitte Sie, das ist doch nicht lebensnah. – Pos 125 von 1448

Wenn ihm all die Erholung zuviel wird, eröffnet er einfach in der Bahnhofstoilette seine Amtsstube und sperrt diese für Stunden.

In „Einladung zum Klassentreffen“ dürfen wir ein Gespräch zwischen ehemaligen Klassenkameraden verfolgen. Carsten erreicht Mariana auf dem Heimweg im Zug. Das Telefonat beginnt ganz harmlos mit der Einladung zum Klassentreffen. Doch im Verlauf der Konversation erinnern sie sich melancholisch an früher und alte Gefühle flammen wieder auf. Doch nicht nur wir, auch die Mitfahrenden im Zug, werden unfreiwillig Zeugen dieses doch sehr intimen Gespräches.

Für mich war es im ersten Moment sehr ungewöhnlich, ein Theaterstück „nur“ zu lesen. Doch Fredenbeck spricht bei seinen Erlebnissen und Erinnerungen den Leser/Zuseher oft direkt an, was besonders unterhaltsam ist und mir den Einstieg sehr erleichtert. Er ist sehr spitzfindig und schnell in seinen Pointen. Auf der Bühne aufgeführt würde man wohl bei jedem Mal Zusehen etwas Neues entdecken, so viele Ereignisse und Anspielungen sind auf engstem Raum gesät.

Im Gegensatz dazu war das zweite Stück emotional, von Wehmut und Verletzlichkeit durchzogen. Sehr sanft…
Ich kann nicht sagen, welches mir besser gefallen hat, beide haben mich auf ganz spezielle Weise in ihren Bann gezogen!

Prädikat: Lesenswert! Und sollte eines der Stücke mal in der Nähe aufgeführt werden, ich säße im Publikum!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Ich möchte keinen Tag dieses Sommers missen!

Sommer bei Gesomina
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„Jona, das Leben geht weiter“, sagte sie leise. „Man muss da einmal durch, aber nicht immer wieder, verstehst du?“
„Aber wie geht die Geschichte weiter? Was ist dann passiert?"
„Das ist keine Geschichte“, ...

„Jona, das Leben geht weiter“, sagte sie leise. „Man muss da einmal durch, aber nicht immer wieder, verstehst du?“
„Aber wie geht die Geschichte weiter? Was ist dann passiert?"
„Das ist keine Geschichte“, sagte sie. „Das war mein Leben.“
Seite 143

Weil seine Mutter verreist, muss der 12jährige Jona seine Ferien bei seinem ehemaligen Kindermädchen Gesomina verbringen.
Wie Jona aus dem Wal wird er aus dem glänzenden Mercedes seiner Mutter in die kleine Straße in Berlin gespuckt, um diese zu verändern.

Die Straße selbst ist eine skurrile kleine Welt für sich, mit einer Weinhändlerin, die nichts von Wein versteht, einem trübsinnigen Gastwirt, einem tasmanischen Schuhverkäufer und einem türkischen Friseur.
Jona ist ein unglaublicher Junge, trotz seiner unaufmerksamen Eltern ist er umso feinfühliger und achtsam. Er führt die sehr unterschiedlichen Nachbarn zusammen, und als er von Gesominas verlorenem Kind erfährt, will er alles daransetzen, es wiederzufinden. Dafür muss sie sich an ihr altes Leben in Somalia erinnern, an ihren brutalen Ehemann und den schlimmsten Verlust ihres Lebens. Und sie muss auch wieder lernen, jemanden an sich heranzulassen, auch wenn die Gefahr besteht, verletzt zu werden.

„Anders als bei Bäumen legten sich bei Menschen die neuen Jahre um die alten herum. Das Vergangene blieb nur solange unsichtbar, wie der Mensch nicht zusammenbrach.“ Seite 207

Dafür zeigt sie ihm ihre Welt, kocht aus Atrusis Kochbuch Gespenstergnocchi und Quatschlappen, besucht Indianer übersetzende Maler und alte Freunde. Weg von seiner grauen, finanziell gesicherten, langweiligen Welt hinaus in ein buntes Leben.

Es ist ein verregneter, aufregender, manchmal auch trauriger Sommer, den wir gemeinsam mit den beiden verbringen dürfen, und ich möchte keinen Tag davon missen!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Mehr davon!

Glückskatz
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„Ist es nicht ein bisschen wie bei uns? Der schmerbauchige Kommissar und sein zivilisierter, hochintelligenter Kollege.“ (Frau Merkel Steinböck angesichts von „Tatort“ im TV)

Als der skrupellose Anwalt ...

„Ist es nicht ein bisschen wie bei uns? Der schmerbauchige Kommissar und sein zivilisierter, hochintelligenter Kollege.“ (Frau Merkel Steinböck angesichts von „Tatort“ im TV)

Als der skrupellose Anwalt Käskopf ermordet wird, hält sich die Trauer in Grenzen. Dafür ist die Liste der Verdächtigen lang. Steinböck beginnt zu ermitteln, wie immer tatkräftig unterstützt von Kollegin Ilona, seinem im Rollstuhl sitzenden Kollegen Emil und nicht zu vergessen: Frau Merkel, seine Katze.
Sie ist am Tatort und auch im Kommissariat immer mit dabei und liefert nicht nur einmal den entscheidenden Hinweis.

Ich durfte zum ersten Mal mit Steinböck und Frau Merkel ermitteln und bin restlos begeistert! Schon lange hat mich kein Krimi mehr gleichzeitig so gefesselt und gut unterhalten! Die Katze und ihr schwarzer „Bruder“ Emil haben einen ebenso schwarzen Humor, der mich oft laut auflachen ließ.
Auffallend ist die Kommunikation zwischen Frau Merkel und Steinböck, irgendwie versteht er jedes Wort (wir als Katzenbesitzer wissen, dass es so ist ;) ), sorgt aber auch mehr als einmal für Verwirrung, wenn er seiner Katz antwortet und sich die Kollegen rundherum angesprochen fühlen. Frau Merkel schnüffelt an Leichen, wird von streichelnden Kinderhänden gejagt und greift auch mal beherzt ein, wenn jemand in Gefahr ist. Sie ist der unangefochtene Star, auch wenn ihr eine Winkekatze starke Konkurrenz macht.
Sie ist für bissige Seitenhiebe zuständig, da ist die Rede von „der Achse des Blöden“, auch „ein Depp im Kornfeld“ ist ihr nicht unbekannt.

Doch das ist nicht die einzige Besonderheit dieses Krimis. Obwohl der Schauplatz München ist, was man auch am herrlichen Dialekt immer wieder hört, streckt die Geschichte ihre Fühler weit über die Stadtgrenzen, zeigt Missstände auf und ergreift topaktuelle Themen.
Der Fall selbst stellte mich bis zuletzt vor ein Rätsel. Manche Dinge habe ich erahnt, bei manchen tappte ich bis zur gelungenen Auflösung am Schluss im Dunkeln!

Fazit: Eine perfekte Mischung aus Spannung, Humor, bayrischen Eigenheiten, Weltthemen und einer Katze, die ihre Spürnase nicht raushalten kann! Mehr davon!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Mehr davon!

Glückskatz
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„Ist es nicht ein bisschen wie bei uns? Der schmerbauchige Kommissar und sein zivilisierter, hochintelligenter Kollege.“ (Frau Merkel Steinböck angesichts von „Tatort“ im TV)

Als der skrupellose Anwalt ...

„Ist es nicht ein bisschen wie bei uns? Der schmerbauchige Kommissar und sein zivilisierter, hochintelligenter Kollege.“ (Frau Merkel Steinböck angesichts von „Tatort“ im TV)

Als der skrupellose Anwalt Käskopf ermordet wird, hält sich die Trauer in Grenzen. Dafür ist die Liste der Verdächtigen lang. Steinböck beginnt zu ermitteln, wie immer tatkräftig unterstützt von Kollegin Ilona, seinem im Rollstuhl sitzenden Kollegen Emil und nicht zu vergessen: Frau Merkel, seine Katze.
Sie ist am Tatort und auch im Kommissariat immer mit dabei und liefert nicht nur einmal den entscheidenden Hinweis.

Ich durfte zum ersten Mal mit Steinböck und Frau Merkel ermitteln und bin restlos begeistert! Schon lange hat mich kein Krimi mehr gleichzeitig so gefesselt und gut unterhalten! Die Katze und ihr schwarzer „Bruder“ Emil haben einen ebenso schwarzen Humor, der mich oft laut auflachen ließ.
Auffallend ist die Kommunikation zwischen Frau Merkel und Steinböck, irgendwie versteht er jedes Wort (wir als Katzenbesitzer wissen, dass es so ist ;) ), sorgt aber auch mehr als einmal für Verwirrung, wenn er seiner Katz antwortet und sich die Kollegen rundherum angesprochen fühlen. Frau Merkel schnüffelt an Leichen, wird von streichelnden Kinderhänden gejagt und greift auch mal beherzt ein, wenn jemand in Gefahr ist. Sie ist der unangefochtene Star, auch wenn ihr eine Winkekatze starke Konkurrenz macht.
Sie ist für bissige Seitenhiebe zuständig, da ist die Rede von „der Achse des Blöden“, auch „ein Depp im Kornfeld“ ist ihr nicht unbekannt.

Doch das ist nicht die einzige Besonderheit dieses Krimis. Obwohl der Schauplatz München ist, was man auch am herrlichen Dialekt immer wieder hört, streckt die Geschichte ihre Fühler weit über die Stadtgrenzen, zeigt Missstände auf und ergreift topaktuelle Themen.
Der Fall selbst stellte mich bis zuletzt vor ein Rätsel. Manche Dinge habe ich erahnt, bei manchen tappte ich bis zur gelungenen Auflösung am Schluss im Dunkeln!

Fazit: Eine perfekte Mischung aus Spannung, Humor, bayrischen Eigenheiten, Weltthemen und einer Katze, die ihre Spürnase nicht raushalten kann! Mehr davon!