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Veröffentlicht am 27.04.2019

Blindheit

Mein Tod in deinen Augen
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Das Buch beginnt nicht etwas damit, dass man die Protagonistin kennenlernt, sondern im Jahr 1987. Die Ereignisse, die hier im ersten Kapitel aufgegriffen werden, scheinen anfangs gar nicht richtig zum ...

Das Buch beginnt nicht etwas damit, dass man die Protagonistin kennenlernt, sondern im Jahr 1987. Die Ereignisse, die hier im ersten Kapitel aufgegriffen werden, scheinen anfangs gar nicht richtig zum Klappentext zu passen, fügen sich dann aber richtig gut in die Haupthandlung ein. Außerdem wird so auch schon Spannung aufgebaut, denn es gibt einen kleinen Cliffhanger und man springt in die Gegenwart zur Psychaterin Jennifer.

Dabei wird auch gleich ihre Blindheit thematisiert und zwar so, wie es sein soll. Nicht als Behinderung, die Mitleid erregt, sondern als eine Andersartigkeit, mit der man leben kann. Und das tut Jennifer. Sie ist selbstständig, hat ihr Leben im Griff und ist jetzt auf dem Weg nach Rügen, um dort einem Kollegen zu helfen und wieder zu arbeiten.

Gut hat mir gefallen, dass sich die Autorin auf nur wenige Protagonisten beschränkt, ihnen aber viel Raum gibt, sodass man sich mit jeder Figur genau befassen kann. Es gibt natürlich Jennifer, die im Mittelpunkt steht, aber auch ihr Kollege Gideon, den sie besucht und den geheimnisvollen Marc, den sie im Zug kennenlernt. Schnell wird klar, dass irgendwas nicht wirklich stimmt und Jennifer in Gefahr ist - und natürlich denkt man als Leser sofort an einen der beiden Männer. Doch die Autorin schafft es hier wirklich geschickt, falsche Fährten zu lesen und so dafür zu Sorgen, dass man mal Sympathien für den einen, dann wieder mehr für den anderen entwickelt. Man steht, genau wie die Protagonistin, richtig zwischen den Stühlen, was dafür sorgt, dass es schon spannend ist und man immer weiter lesen will.

Das wird dadurch unterstützt, dass man nur nach und nach etwas über die Vergangenheit erfährt. Dabei spielen zwei Ebenen eine Rolle, einmal Jennifers direkte Vergangenheit, die zu ihrer Blindheit geführt hat, aber auch die von 1987, die im ersten Kapitel angesprochen wurde.

Auch wenn mir der grundsätzliche Aufbau des Buches zugesagt hat, gibt es für mich doch einige Kritikpunkte. Der größte ist das Verhalten von Jennifer. Ich fand sie sehr sympathisch und es war toll, wie sie mit der gegenwärtigen Situation umgeht, allerdings handelt sie hier für meinen Geschmack viel zu oft zu irrational. Nach allem, was sie erlebt hat, hätte ich erwartet, dass sie besonnener mit den Geschehnissen umgeht. Natürlich gerät sie dadurch erst in spannende Situationen, was für das Buch wichtig ist, aber nachvollziehbar war es nicht immer.

Außerdem kam für mich der eigentliche Grund für Jennifers Besuch auf der Insel zu kurz. Denn eigentlich ist sie ja zum Arbeiten dort, um Bilder zu analysieren, die ein traumatisiertes Kind gemalt hat. Das wird zwar immer mal wieder angesprochen und die Protagonistin versucht auch zu helfen, allerdings stellt sie dann zu oft andere Sachen in den Vordergrund.

Der Schluss hat mich dann leider auch nicht überzeugen können. Zwar gab es schon einen Überraschungseffekt, allerdings geht dann alles sehr schnell und einfach zu glatt, vor allem in Anbetracht der Tatsache, was vorher alles war. Das Ende wird dann richtig kitschig, zu viel Hollywood und zu wenig Realität. Es rundet das Buch zwar an sich ab und lässt keine Fragen offen, aber es hat mich nicht wirklich abholen können.

Insgesamt war das Buch ein solider Thriller, der mir einige spannende Lesestunden beschwert hat. Trotzdem konnte er mich an der ein oder anderen Stelle nicht überzeugen und das gewisse Etwas hat gefehlt.

Von mir gibt es 3 Sterne!

Veröffentlicht am 27.04.2019

Er soll mir gehören

Mein
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Das Buch beginnt mit einem Prolog, den man nicht so recht einordnen kann, denn es scheint schon der Höhepunkt der Geschichte zu sein. Dann bricht er aber so ab, dass nichts verraten wird, man aber schon ...

Das Buch beginnt mit einem Prolog, den man nicht so recht einordnen kann, denn es scheint schon der Höhepunkt der Geschichte zu sein. Dann bricht er aber so ab, dass nichts verraten wird, man aber schon neugierig gemacht wurde, wie es weiter geht. Seine Funktion hat er bei mir auf jeden Fall erfüllt.

Anschließend lernt man gleich die Protagonistin Francine kennen. Sie arbeitet als Scheidungsanwältin und hat eine steile Karriere vor sich. Dafür arbeitet sie auch mehr oder weniger Tag und Nacht. Ihr Leben wird sehr ausführlich vorgestellt, was leider dafür gesorgt hat, dass die vom Prolog aufgebaute Spannung schnell wieder verpufft. Ich empfand es stellenweise sogar richtig langatmig, wenn über potentielle Karrierechancen oder aktuelle Fälle berichtet wurde. Außerdem kamen hier ziemlich viele andere Personen ins Spiel, die aber für die eigentliche Story gar nicht nötig waren und eher verwirrt haben. Das fand ich sehr schade.

Mein größter Kritikpunkt ist aber die Protagonistin selbst. Ich wurde einfach nicht mit ihr warm. Dass sie anfangs nicht viele Gefühle zeigt, sondern sich auf ihr Ziel fokussiert, fand ich gut. Aber dann konnte ich ihr Handeln und Denken von Seite zu Seite weniger nachvollziehen. Sie verhält sich komplett daneben, denkt nur an sich und ihren Vorteil, tritt Menschen auf die Füße, die es wirklich nicht verdient haben und entwickelt sich zu einer Person, die ich einfach schrecklich fand. Ich musste mehrmals den Kopf schütteln, weil ich wirklich nicht glauben konnte, dass sie dieses oder jenes gerade wirklich macht oder sagt.

Aber natürlich muss es so sein, denn sonst würde die Story nicht funktionieren. Trotzdem hat es mich nicht überzeugt und wenn ich einen Protagonisten nicht mag, dann wirkt sich das bei mir leider auch auf die Story aus.

Was mir aber wirklich gut gefallen hat, war der Schreibstil der Autorin. Sie schreibt in der Ich-Perspektive von Francine, was den Leser sehr nah an die Figur heranführt. Außerdem schreibt sie sehr flüssig und gut beschreiben, sodass man sich alles genau vorstellen kann. Was ich nicht unbedingt gebraucht hätte sind die Sex-Szenen, aber es passt zum Inhalt, deswegen bewerte ich das als gelungene Abrundung.

Das Ende hat mich dann aber doch auch überrascht. Ich war zwar kein Fan von Francine, aber zum Schluss habe ich doch richtig mitgefiebert und war auch ein klein wenig auf ihrer Seite. Es ist auf jeden Fall schlüssig und hat eine Wendung, mit der man gar nicht rechnet. Gelungen!

Insgesamt hatte ich aber doch so meine Probleme mit dem Buch, vor allem aufgrund der Protagonistin. Es wird mir wahrscheinlich auch nicht so lange im Gedächtnis bleiben. Trotzdem ist es mal etwas anderes als ein klassischer Thriller oder Schicksalsroman. Von mir gibt es deswegen 3 Sterne!

Veröffentlicht am 27.04.2019

Hinter dem Fenster

Die Beobachterin
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Gleich vorweg: Das Buch hat mich umgehauen! Ich habe es am Stück gelesen, weil ich es nicht mehr weglegen konnte und es steckt viel mehr drin, als man am Anfang erwartet. Die Autorin werde ich wirklich ...

Gleich vorweg: Das Buch hat mich umgehauen! Ich habe es am Stück gelesen, weil ich es nicht mehr weglegen konnte und es steckt viel mehr drin, als man am Anfang erwartet. Die Autorin werde ich wirklich im Hinterkopf behalten.

Eingeteilt ist das Buch in kurze Kapitel, die jeweils in der Ich-Perspektive geschrieben sind. Je nachdem erzählt die Protagonistin Elena, die auch den Hauptteil ausmacht, der Ehemann oder die Ehefrau, wobei man hier immer nur Bruchstücke ihrer Gedanken mitgeteilt bekommt. Durch die Kapitelüberschriften kann man immer gut unterscheiden, durch welche Augen man gerade blickt. Aber weil es eben immer in der Ich-Form ist, ist man sehr nah an den Figuren, sie wirken authentisch und teilweise fast, als würden sie dem Leser ihre Geschichte erzählen. Das hat mir richtig gut gefallen und dafür gesorgt, dass ich immer weiter umgeblättert habe.

Die Geschichte an sich ist eigentlich recht simple. Elena befindet sich in einer kleinen Lebenskrise, ist von ihrem Mann getrennt und versucht erstmal, wieder mit sich selbst klar zu kommen. Was alles passiert ist, was dahinter steckt, das wird nur angedeutet. Hier kann man nach und nach zwischen den Zeilen lesen und sich ihre Vergangenheit erschließen.

Nicht zu kurz kommen aber auch die Geschehnisse in der Gegenwart, vor allem Elenas Beobachtungen und ihre Rückschlüsse. Es ist einfach super spannend, aber auch ein bisschen gruselig, wenn man bedenkt, dass man von jemand Fremden beobachtet wird. Obwohl handlungstechnisch gar nicht so viel passiert, ist das Buch überhaupt nicht langatmig.

Elena als Protagonistin hat mir gut gefallen. Sie ist auf keinen Fall die typische Heldin und um ehrlich zu sein verhält sie sich schon teilweise sehr komisch, aber gerade deswegen fand ich sie sehr sympathisch. Ich bin ihr gern auf den Füßen gefolgt.

Was aber das Buch ausmacht, ist das Ende. Es ist kein klassischer Thriller und der ein oder andere Leser wird vielleicht enttäuscht sein, aber mich hat es einfach nur begeistert. Auf einmal werden die ganzen Schichten aufgedeckt, die die Autorin geschaffen hat, ohne dass man als Leser vorher auch nur den Hauch einer Ahnung hatte. Mir blieb wirklich der Mund offen stehen, aber alles war in sich so schlüssig, dass es total Sinn gemacht hat. Einfach super!

Wie gesagt: Ich bin restlos begeistert, von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.04.2019

Sie jagen dich

Cainstorm Island – Der Gejagte
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Wenn man den Klappentext kennt, kann man ganz leicht in das Buch einsteigen. Man begegnet sofort dem Protagonisten Emilio, der uns wortwörtlich durch seine Augen schauen lässt. Mit dem Zeigen seines Lebens ...

Wenn man den Klappentext kennt, kann man ganz leicht in das Buch einsteigen. Man begegnet sofort dem Protagonisten Emilio, der uns wortwörtlich durch seine Augen schauen lässt. Mit dem Zeigen seines Lebens verdient er sich Geld, eigentlich wie ein heutiger Influenzer, nur filmt er eben nicht, sondern man sieht durch seine Augen.

Ohne viel Vorrede geht es dann auch gleich zur Sache, was mir sehr gut gefallen hat, denn durch den Klappentext wusste man ja schon, was passieren wird und so wurde nicht viel vorweggenommen. Was mich allerdings sehr überrascht hat, war die Brutalität. Denn auch wenn ich normalerweise ohne mit der Wimper zu zucken blutige Thriller lesen kann, hat mich das in diesem Buch schon sehr mitgenommen. Vielleicht deshalb, weil Emilio ein Jugendlicher ist und einer solchen Brutalität ausgesetzt ist. Denn nicht nur die eigentlichen Taten sind schlimm, sondern auch die Äußerungen der User, die durch seine Auge blicken. Die Gesellschaft scheint einfach nur total abgestumpft zu sein, ein Menschenleben nichts Wert, es geht rein um den Kick. Ich habe es während des Lesens immer wieder mit der realen Welt verglichen und hoffe, dass es solche Ausmaße nie annehmen wird. Trotzdem muss ich sagen, dass ich die Altersempfehlung deswegen sogar höher ansetzen würde.

Gut war, dass es nicht nur Emilio als Helden und die "Schlangen" als Bösewichte gibt, sondern einem beim Lesen immer mehr klar wird, wer denn die eigentlich Schuldigen bzw. Verbrecher sind. Dies geschieht sehr subtil, aber trotzdem, dass man es gut verstehen kann. Die Autorin hält hier dem Leser einen Spiegel vor und zeigt Werte auf, die in der Cainstorm Island- Gesellschaft verloren gegangen sind.

Über weite Teile hat mich das Buch gut abgeholt und ich habe es nicht aus der Hand gelegt. Dann gab es aber immer mehr kleine Kritikpunkte, die sich etwas summiert haben.

Zum einen fehlen mir mehr Hintergrundinformationen, warum die Welt, in der Emilio lebt, so zweigeteilt ist. Die Entstehung dieser Spaltung wird zwar angesprochen, aber warum die Welt wie wir sie kennen nicht mehr existiert, wie weit wir in der Zukunft sind etc. wird nicht angegeben. Hier bin ich aber sehr anspruchsvoll.

Außerdem wird Emilio anfangs als ganz normaler, armer Jugendlicher verkauft, der sich durchs Leben schlägt und dem seine Familie das allerwichtigste ist. Er ist sehr authentisch, trifft sich mit Freunden, ist verliebt etc. Die Entwicklung, die er dann aber durchmacht, war für mich stellenweise unglaubwürdig und ging viel zu schnell. Manche Handlungen konnte ich nicht nachvollziehen, da sie nicht zu seiner Persönlichkeit passten, die anfangs vermittelt wurde. Das fand ich sehr schade.

Am Ende geht dann auch alles etwas zu glatt und zu schnell. Es kommen einige neue Personen dazu, denen aber nur wenig Raum gegeben wird, wodurch sie zu oberflächlich bleiben.

Der Schluss ist dann aber ein richtiger Cliffhanger. Man möchte wissen, wie es weitergeht und auch wenn ich dem Buch insgesamt nur 3 Sterne gebe, werde ich Emilios Geschichte weiterverfolgen, sonst fühlt es sich unfertig an.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Erschreckend

Die Reinsten
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Mal eine Dystopie, die irgendwie gar nicht so weit weg ist, weil sie ein sehr aktuelles Thema anspricht: Der Klimawandel hat die Erde völlig zerstört, die Menschen kämpfen um das Überleben und schaffen ...

Mal eine Dystopie, die irgendwie gar nicht so weit weg ist, weil sie ein sehr aktuelles Thema anspricht: Der Klimawandel hat die Erde völlig zerstört, die Menschen kämpfen um das Überleben und schaffen es nur mit einer künstlichen Intelligenz, die alles kontrolliert.
So weit in der Zukunft ist das Buch gar nicht mal angesiedelt, knapp 150 Jahre, und das ist auch ein kleiner Kritikpunkt. Denn der Höhepunkt der Zerstörung war 2041, und knapp 100 Jahre später gibt es schon wieder so viel Technologie, dass riesige Roboter die Erde umgraben, Ressourcen recyceln etc. und man mit Solarjets unfassbar schnell um die Welt fliegt. Das konnte ich mir nicht so gut vorstellen. Die Grundidee war aber sehr spannend.
Die meisten Menschen, die noch übrig sind, leben in bestimmten Zone. Viele haben ein Hirnimplantat, mit der sie direkt mit der KI verbunden sind. Diese entscheidet alles, welches Beruf man ausübt, welche Position man erreichen kann und so weiter. Man soll "rein" sein, nicht negatives Denken und dem Ziel dienen. An sich eine gute Sache, aber auch gruselig. Jedes Fehlverhalten und sogar Fehldenken wird sofort erkannt und bestraft. Trotzdem hat mir gut gefallen, dass die künstliche Intelligenz nicht Böse oder Gut ist - sondern sehr rational.
Im Mittelpunkt steht Eve, eine vielversprechende Reine, die ganz hinter der Sache steht und sich auf ihre Karriere freut. Ich fand sie ganz okay, konnte mich aber auch nicht ganz mit ihr anfreunden. Sie ist tief mit der KI verbunden, bis alles anders kommt, als man denkt.
Und hier ein weiterer Kritikpunkt meinerseits. Es dauert sehr lange, bis etwas passiert. Gut die Hälfte des Buches lernt man nur die Protagonisten kennen und die Welt, in der sie sich bewegen. Das ist natürlich für das Verständnis wichtig, allerdings zieht es sich etwas. Außerdem fehlte mir hier teilweise der rote Faden, sie reisen hin und her, manchmal ohne ersichtlichen Grund, dann gehen Auswahlprozesse los, da sind die Protagonisten aber erst mal nicht dabei etc. Hier hätte ich mir mehr Kompaktheit gewünscht und vielleicht eine Karte am Anfang und Ende des Buches, dass man die Wege besser mitverfolgen kann.
Ab der Mitte war der Plot aber dann doch recht fesselnd, weil eben auf einmal alles anderes ist, als zuerst gedacht. Hier hat der Autor eine sehr komplexe Welt gestaltet, die man sich gut vorstellen kann.
Das Ende ist dann für meinen Geschmack wieder etwas zu ausführlich geraten, wobei Eve im Mittelpunkt steht. Hier war dann auch nicht alles logisch für mich. Insgesamt war es aber doch zufriedenstellend und es wurden alle Fragen gut aufgelöst. Von mir gibt es deswegen 3,5 Sterne!