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Veröffentlicht am 26.06.2018

Viele Briefe, starke Frauen...

Der grüne Palast
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Ich kann mich nicht erinnern, wann ich meinen letzten Briefroman gelesen habe - deswegen war es am Anfang auch etwas schwer, in der Buch hineinzukommen. Ich musste erst die Briefe zuordnen, denn die Personen ...

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich meinen letzten Briefroman gelesen habe - deswegen war es am Anfang auch etwas schwer, in der Buch hineinzukommen. Ich musste erst die Briefe zuordnen, denn die Personen lernt man ja auch erst nach und nach kennen. Das war allerdings schon nach kurzer Zeit kein Problem mehr.

Sehr sympathisch ist mir Erzherzogin Leopoldine. Ihre Art ist sehr erfrischend, ihre Briefe immer sehr ehrlich und ihr Verhalten, dass man vor allem durch die Post der anderen mitbekommt, wirklich sehr aufopfernd.

Am meisten hat mir gefallen, durch den Roman in gleich zwei andere Welten versetzt zu werden: Zum einen das historische Österreich, das noch einen Kaiser an der Spitze hat und dessen verwandtschaftliche Beziehungen in allerlei andere Herrscherhäuser in Europa reichen und das ferne Brasilien, dass in dieser Zeit noch so völlig unbekannt und anders ist. Es war wirklich schön, den Schilderungen dieser zwei Settings zu folgen und ich habe sofort Lust bekommen, den "Urwald" auch mal kennenzulernen.

Ungeschönt wird aber vor allem zwischen den Zeilen deutlich gemacht, warum man froh sein kann, heute zu leben: Leopoldine muss sich immer unterordnen, den Befehlen des Kaisers und natürlich auch den ihres späteren Mannes. Frauen haben wenig Mitspracherecht. Außerdem ist es erschreckend, dass auch 1816 Sklaverei und Babyhandel noch völlig normal war. Gerade weil man in der Schule wenig über die Geschichte Südafrikas lernt, war das ein interessanter, aber auch trauriger Aspekt.

Natürlich ist die Handlung fiktiv, auch wenn einige der Personen wirklich gelebt haben und so ein Fünkchen Wahrheit in diesem Roman steckt. Im Anhang wird das auch erklärt. Die Verbindung zwischen Realität und Fiktion hat mir sehr gut gefallen.

Trotzdem habe ich keinen kleinen negativen Aspekt: Teilweise geht die Geschichte nicht richtig voran, da verliert man sich in den Briefen in Nebensächlichkeiten. Zum Ende hin geht es aber dann sehr schnell. Hier hätte ich mir etwas mehr Ausgewogenheit gewünscht.

Der Schluss wiederum hat mich richtig berührt, denn mit so einem Ende hätte ich nie gerechnet... Leider kann ich das nicht begründen, ohne zu spoilern.

Insgesamt hat mir der historische Briefroman sehr gut gefallen. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 26.06.2018

Ein modernes Märchen...

Meghan
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Ich lese sehr selten Biografien, deswegen habe ich keinen Vergleich. Diese wollte ich als Royal-Fan aber auf keinen Fall verpassen.

Das Buch beginnt erstmal mit der Vergangenheit von Meghan - und zwar ...

Ich lese sehr selten Biografien, deswegen habe ich keinen Vergleich. Diese wollte ich als Royal-Fan aber auf keinen Fall verpassen.

Das Buch beginnt erstmal mit der Vergangenheit von Meghan - und zwar mir ihren Ururur...großeltern. Diese Passage fand ich zwar interessant, weil es die Abstammung Meghans von ehemaligen Sklaven und europäischen Einwanderern beleuchtet wird. Allerdings war es auch an der ein oder anderen Stelle etwas langatmig und die vielen Namen und Verwandschaftsbeziehungen ziemlich verwirrend.

Schnell geht es zu Meghans Kindheit über. Sie wirkt wie das Mädchen von Nebenan, das unter der Trennung ihrer Eltern leidet, aber trotzdem sehr aktiv ist und sich für Dinge einsetzt, die ihr wichtig sind. Vieles weiß man schon, wenn man die Regenbogenpresse etwas verfolgt, aber es gibt auch einige neue Aspekte. Mir hat gefallen, dass auch viele Freunde Meghans zu Wort kamen. Natürlich ist alles sehr positiv, was über sie geschrieben wird.

Das zieht sich auch durch die komplette Biografie. Die einzige Kritik, die zugelassen wird, sind die Äußerungen ihrer Schwester Samantha, die alles andere als schmeichelhaft sind. Diese werden aber auch sofort abgewiegelt und ihnen nicht viel Raum gegeben. Natürlich war mir bewusst, dass es ein sehr positives Buch über die Prinzessin wird, an der ein oder anderen Stelle hätte ich mir aber einen etwas kritischeren Blickwinkel gewünscht.

Als die Liebesgeschichte der beiden dann losging, ist mein Herz aufgegangen: Es ist einfach sehr romantisch, eben wie in einem Märchen. Das hat mich dann wieder für die langatmigen Passagen am Anfang versöhnt.

Inhaltlich endet das Buch kurz vor der Hochzeit der Beiden. Ich hatte deswegen das Gefühl, schon mehr zu wissen als der Autor :) Trotzdem wird es gut abgerundet.

Ich habe das Buch der Reihe nach gelesen, da es chronologisch aufgebaut ist. Negativ ist mir hier aufgefallen, dass sich doch einige Infos mehrmals wiederholen. Das hätte ich nicht gebraucht.
Positiv hervorzuheben sind allerdings die vielen Fotos, die in zwei "Blöcken" im Buch verteilt sind. So hatte man auch noch was zum Gucken, denn darunter waren auch alte Bilder, die ich noch nicht kannte.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und ich hätte nicht gedacht, dass sich Biografien so leicht lesen lassen können. Trotzdem hatte ich einige kleine Kritikpunkte, deswegen gibt es von mir 4 Sterne!

Veröffentlicht am 26.06.2018

Schweig...

Das Haus der Mädchen
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Gleich zu Beginn wird nicht lange gefackelt: Der Leser bekommt das Kellerverlies präsentiert, in dem zwei junge Frauen gefangen gehalten werden. Von wem oder warum ist allerdings unklar. Man weiß nur, ...

Gleich zu Beginn wird nicht lange gefackelt: Der Leser bekommt das Kellerverlies präsentiert, in dem zwei junge Frauen gefangen gehalten werden. Von wem oder warum ist allerdings unklar. Man weiß nur, dass es kein gutes Ende nehmen kann - und dass man besser nicht redet...

Dann gibt es einen harten Bruch, denn man lernt die Protagonistin kennen: Ein Mädchen vom Lande, dass ziemlich naiv in die Großstadt Hamburg kommt und eine Mitbewohnerin, die nur dort ist, um sich einen Millionär zu angeln - eine ziemlich wilde Kombination, auf die man gleich zu Anfang des Buches trifft. Die schüchterne Leni war mir aber doch gleich sympathisch, weil sie sofort Zivilcourage zeigt. Und das steigert sich noch im Laufe der Geschichte, weil sie eben nicht wegsieht, sondern all ihren Mut zusammennimmt und sich auf die Suche nach ihrer Mitbewohnerin begibt, die plötzlich verschwunden ist.

Wo diese sich befindet, weiß der Leser natürlich - im Kellerverlies, das man schon kennengelernt hat. Und es ist wirklich schaurig. Wer redet, wird bestraft. Und wer sich nicht fügt, der hat nicht mehr lange zu leben. Die eigene Identität wird den Gefangenen geraubt, sie sind nur noch eine Nummer.

Der Leser springt immer wieder zwischen Leni, dem Verlies und den Ermittlern der Polizei hin und her. Dadurch wird die Spannung immer aufrecht erhalten. Ich musste das Buch deswegen auch an einem Tag weglesen, ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen.

Wer allerdings aufmerksam liest, der kann die ein oder andere Wendung vorhersehen. Ich habe mich immer richtig gefreut, wenn ich mit einer Vermutung richtig lag. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, weil es meist eh einige Seiten später aufgelöst wird. Trotzdem lag ich bis zum Ende zumindest zum Teil mit meinen Vermutungen, wer hinter allem steckt, falsch. Am Schluss wurde ich also nochmal richtig überrascht.

Wie auch schon im "Housesitter" konnte mich Winkelmanns Schreibstil komplett überzeugen. Auf der einen Seite ist das Buch teilweise sehr sachlich, fast schon emotionslos geschrieben, dann werden Passagen wieder so anschaulich geschildert, dass mir fast das Herz stehen geblieben ist. Es ist rasant, ohne sich in die Länge zu ziehen und man hat trotzdem das Gefühl, dass alles gesagt wird, was wichtig ist.

Ich kann nicht anders: Auch dieses Buch von Andreas Winkelmann bekommt von mir 5 Sterne und ich freue mich schon wahnsinnig auf sein nächstes - hoffentlich dauert es nicht so lange!

Veröffentlicht am 18.06.2018

Du musst die Nacht überleben...

AchtNacht
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Liebe Fitzek-Fans, bitte köpft mich nicht, aber wirklich überzeugen konnte mich "AchtNacht" nicht. Für mich ist es sogar der schlechteste Thriller des Autors. Die Grundidee an sich fand ich richtig gut. ...

Liebe Fitzek-Fans, bitte köpft mich nicht, aber wirklich überzeugen konnte mich "AchtNacht" nicht. Für mich ist es sogar der schlechteste Thriller des Autors. Die Grundidee an sich fand ich richtig gut. Aber die Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt.

Los geht es mit einem Prolog, der nach der AchtNacht spielt. Dort trifft man auf ein Opfer, dass die Nacht überlebt hat, jetzt allerdings in der Psychiatrie ist. Natürlich will man wissen, wie es dazu gekommen ist und liest sofort weiter. Der Einstieg ist also gelungen.

Danach nimmt die Story aber meiner Meinung nach wirklich ab. Als Experiment gedacht, läuft die AchtNacht komplett aus dem Ruder und es werden nicht nur ein, sondern gleich zwei Opfer gejagt, die versuchen, die Nacht zu überleben. Daran hat mich sehr gestört, dass mich die Story sehr an "Nerve" erinnert. Das Buch habe ich letztes Jahr gelesen und es konnte mich gar nicht überzeugen. Im Endeffekt ging es aber um das Gleiche: Es gibt Aufgaben zu bewältigen, bei denen sich die Opfer in Gefahr bringen. Ich habe mich während des Lesens immer wieder gefragt, warum man nicht zur Polizei geht bzw. die Behörden bei all dem so ruhig bleiben. Dadurch wurde die Handlung für meinen Geschmack ziemlich unglaubwürdig. Auch wenn im Buch versucht wurde, genau diese Naivität der Opfer, alles auf eigene Faust zu tun, zu erklären. Mich konnte das nicht überzeugen.

Die Auflösung am Ende fand ich dann richtig mies. Leider kann ich das nicht genauer begründen, ohne dass ich zu viel spoilere. Für mich war es aber an den Haaren herbeigezogen. Außerdem bleiben zu viele Fragen offen, als dass der Schluss für mich nachvollziehbar wäre. Das gleiche gilt für den Epilog. Ich denke, hier wollte der Autor die Geschichte positiv abrunden. Für mich war das aber dann ein bisschen zu viel Hollywood - ich hätte es nicht gebraucht.

Vom Schreibstil und Aufbau her ist das Buch aber sehr spannend. Man fiebert dem Ende der AchtNacht entgegen, denn jedes Kapitel ist mit der Restzeit überschrieben. Das Buch ist sehr lebendig geschrieben, teilweise brutal, ohne zu blutig zu sein. Thriller-Fans kommen in diesem Bereich sicher auf ihre Kosten.

Insgesamt konnte mich das Buch von der Story her nicht überzeugen. Die tolle Grundidee und der gute Schreibstil rechtfertigen aber noch 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Wem kannst du trauen?

Wahrheit gegen Wahrheit
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Wie der Klappentext verrät, geht es in diesem Buch vor allem darum: Ehefrau gegen Ehemann, gegenseitiges Vertrauen und natürlich immer die Frage, wer auf welcher Seite steht. Die Idee ist zwar nichts neues, ...

Wie der Klappentext verrät, geht es in diesem Buch vor allem darum: Ehefrau gegen Ehemann, gegenseitiges Vertrauen und natürlich immer die Frage, wer auf welcher Seite steht. Die Idee ist zwar nichts neues, aber für mich immer wieder spannend.

Und spannend ist der Thriller wirklich: Denn auf einmal weiß die Protagonistin Vivian nicht mehr, ob ihr Mann wirklich der ist, der er zu seien scheint. Ihre ganze Ehe und ihre Familie scheinen auf einer Lüge zu basieren. Man leidet wirklich mit ihr mit. Die Zerrissenheit zwischen ihrem Gewissen gegenüber ihrem Beruf bzw. der Treue zu ihrem Land und dem Wunsch, ihre Familie zu schützen, ist einfach super. Ich habe mich beim Lesen mehr als einmal gefragt, wie ich handeln und mich entscheiden würde.

Gut gefallen hat mir auch, dass man das Gefühl bekommt, wirklich etwas über die Arbeit von Geheimdiensten zu erfahren. Egal ob der Aufbau der Behörde, die Hierarchien und natürlich immer die strengen Geheimhaltungsstufen - es wirkt realistisch und hat deswegen sehr gut zum Buch gepasst.

Spannend war es auf jeden Fall und ich habe auf jeder Seite mitgefiebert. Das wird auch dadurch unterstützt, dass es immer wieder neue Wendungen gibt, etwas anderes passiert mit dem man nicht rechnet und mehr als einmal das Gefühl hat, jetzt müsste alles auffliegen.

Auch die Sprache ist sehr rasant, man fliegt nur so über die Seiten. Sachliche Passagen, in denen mehr erklärt wird, wechseln mit emotionalen gedankliche Passagen der Protagonistin ab. Es gibt auch immer wieder Rückblenden, in denen sie sich an Ereignisse erinnert, die früher stattgefunden haben - und sie hätten stutzig machen müssen. Das alles wurde geschickt miteinander verflochten, sodass es keine Längen gab.

Etwas gestört hat mich der Amerika gegen Russland-Aspekt, bei dem die Amerikaner als die Guten und die Russen als die Bösen eingeordnet wurden. Ich denke, dass ist aufgrund des Patriotismus normal, trotzdem war mir das etwas zu sehr schwarz-weiß-gezeichnet und ich bin der Meinung, in Zeiten vom IS gibt es durchaus größere Gefahren für jedes einzelne Land.

Das Buch hat mich wirklich gefesselt und es klang für mich alles plausibel und realistisch: Bis auf den Schluss. Hier war ich ein klein wenig enttäuscht, denn irgendwie war es etwas vorhersehbar. Außerdem war es für meinen Geschmack etwas unglaubwürdig, auch wenn es natürlich Raum lässt, weiterzudenken. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch irgendwann einen zweiten Teil.

Insgesamt fand ich das Buch richtig spannend und ich habe die Lesezeit genossen. Trotzdem muss es leichte Abzüge geben, deswegen "nur" 4,5 Sterne.