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joker

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2018

Wer will ich sein? vs. Wer soll ich sein?

Von dieser Welt
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Es sei vorausgeschickt, dass dieses Buch in seiner Ganzheit nicht in einer kurzen Rezension erklärt werden kann. Zu facettenreich und zu tiefgreifend ist dieses Werk von James Baldwin.

Es schwebt eine ...

Es sei vorausgeschickt, dass dieses Buch in seiner Ganzheit nicht in einer kurzen Rezension erklärt werden kann. Zu facettenreich und zu tiefgreifend ist dieses Werk von James Baldwin.

Es schwebt eine Zerrissenheit über diesem Buch, welche Baldwin speziell in Form des jungen John Grimes darstellt. Tyrannisiert von seinem religiös fundamentalistischem Vater, der ihn nicht liebt, taumelt John zwischen der Neugier und Verlockungen der weltlichen Güter sowie der panischen Angst vor Sünde und Verdammung hin und her. Doch ist John mit diesen inneren Konflikten nicht alleine...

Baldwin nimmt sich in diesem Werk auch die Zeit, die Geschichten der anderen Figuren zu erzählen und demaskiert somit die Scheinheiligkeit der Fassade, welche vor allem Johns Vater, der als Prediger arbeitet, in der Öffentlichkeit wahren möchte.Gleichzeitig hält er ein Plädoyer, den Mensch als Mensch mit all seinen Facetten zu akzeptieren, anstatt ihn zu einem unfehlbaren und heiligen Wesen hochzustilisieren.

Was "Von dieser Welt" zu solch einem literarischen Erlebnis macht, ist vor allen Dingen die sprachliche Komponente, welche sich als unwahrscheinlich kraftvoll und beeindruckend erweist.

Erschienen im Jahre 1953, habe ich dennoch in letzter Zeit keinen so aktuellen Roman gelesen.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Etwas vorhersehbar, dennoch ein Vergnügen für jeden Coben-Fan

In deinem Namen
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Auch Cobens neuestes Wekr fügt sich wunderbar in eine Reihe spannender und hochwertiger Thriller ein. Auch hier versteht es Coben wunderbar hundert kleine Geschichten zu stricken und diese dann zu einer ...

Auch Cobens neuestes Wekr fügt sich wunderbar in eine Reihe spannender und hochwertiger Thriller ein. Auch hier versteht es Coben wunderbar hundert kleine Geschichten zu stricken und diese dann zu einer starken und kraftvollen Handlung zusammenzufügen.

Als Kritikpunkt muss hier leider das Ende herhalten. Wer sich häufiger mit Coben-Thrillern beschäftigt hat, erhält im Laufe der Geschichte schon eine gewisse Ahnung in welche Richtung es gehen könnte. Diese Ahnung wurde zumindest bei mir bestätigt. Dies ist schade, jedoch war auch der neueste Coben wieder ein Lesevergnügen sondergleichen.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Lobenswerte Botschaft - mangelhafte Umsetzung

Die Symphonie des Augenblicks
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Ein ungleiches Trio begibt sich auf die Suche nach dem Glück des Lebens. Die Handlung klingt wie ein klassisches Feel-Good-Buch, wonach man niemals aufgeben und immer an seine Träume glauben soll.

Das ...

Ein ungleiches Trio begibt sich auf die Suche nach dem Glück des Lebens. Die Handlung klingt wie ein klassisches Feel-Good-Buch, wonach man niemals aufgeben und immer an seine Träume glauben soll.

Das Buch beginnt durchaus erfrischend, da die jeweiligen Protagonisten äußerst sympathisch und amüsant eingeführt werden. Das Buch wirkt hier äußerst leichtfüßig und angenehm zum Lesen.

Mit fortlaufender Handlung nahm meine Leselust allerdings rapide ab, da die Handlung für mich zu sprunghaft war. Den zweiten Teil empfand ich als eine Aneinanderreihung von Ereignissen, welche äußerst trocken und langatmig vorgetragen wurde. Leider hat sich die Autorin aus meiner Sicht nicht die Zeit genommen, diese Geschichte konsequent zu erzählen. Ironischerweise war es gerade dieses Zusammenquetschen der Geschichte, das für mich dazu geführt hat, dass mir die Geschichte am Ende viel zu lang wurde. Schade drum!

Veröffentlicht am 21.09.2018

Ein stiller Roman mit lautem Echo

Acht Berge
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Paolo Cognetti führt uns in diesem Buch in die Abgeschiedenheit der italienischen Berge und beleuchtet dabei eine Jungen- bzw. Männerfreundschaft zwischen dem Stadtkind Pietro und dem armen Bauernjungen ...

Paolo Cognetti führt uns in diesem Buch in die Abgeschiedenheit der italienischen Berge und beleuchtet dabei eine Jungen- bzw. Männerfreundschaft zwischen dem Stadtkind Pietro und dem armen Bauernjungen Bruno. Auf stille Art und Weise wird hierbei die unterschiedliche Bedeutung der Berge und der Natur für die beiden Freunde dargestellt. Was für Pietro Urlaub und Freiheit, Neues und Spannung bedeutet, ist für Bruno harte Arbeit und als erwachsener Mann erweisen sich die Berge für Bruno als Fluch und Segen zur gleichen Zeit. Er liebt seine Berge, doch sie hindern ihn daran, ein neues Leben zu beginnen, wodurch er alles andere verliert, was ihm etwas bedeutet.

Zudem ziehen sich gestörte Vater-Sohn-Verhältnisse durch dieses Buch. Gerade Pietro und sein Vater sind sich fremd und zu spät merkt Pietro, was ihm sein Vater bedeutet hat und wie wenig er ihn eigentlich gekannt hat. Ein Plädoyer des Autors, das durchaus nachdenklich stimmt.

Getragen wird das Buch durch die intensiven Naturbeschreibungen, welche einerseits die potenzielle Idylle aber auch gleichzeitig die kalte Brutalität der Natur hervorheben.

"Acht Berge" bleibt in meiner Erinnerung verankert, als ein düsterer, packender und extrem aufwühlender Roman, der noch lange nachhallt.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Wie böse kann ein Kind sein?

Das Böse in deinen Augen
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Als begeisterter Leser von "Die stille Kammer" war ich riesig gespannt auf meinen zweiten Thriller von Jenny Blackhurst

An das bereits genannte Vorgängerwerk von Blackhurst kommt "Das Böse in deinen Augen" ...

Als begeisterter Leser von "Die stille Kammer" war ich riesig gespannt auf meinen zweiten Thriller von Jenny Blackhurst

An das bereits genannte Vorgängerwerk von Blackhurst kommt "Das Böse in deinen Augen" nicht heran. Doch geht es bei einem Psychothriller in erster Linie immer um Spannung, und ob die Geschichte den Leser unterhalten kann. Hier hat mich der Thriller nicht enttäuscht. Ich habe mich zu keiner Zeit gelangweilt, auch wenn es etwas schwierig war, in das Buch reinzukommen.

Durch dieses Buch zieht sich die Thematik der Mutter-Kind-Beziehung. Es gefällt mir, wenn auch ein Psychothriller ein übergeordnetes Thema hat und versucht etwas in die Tiefe zu gehen. Jedoch konzentriert sich die Autorin aus meiner Sicht hier etwas zu sehr auf die Kinder. Die erwachsenen Figuren kommen allesamt sehr blass rüber und entwickeln sich während des Buches so gut wie gar nicht. Es gibt die hoffnungslos naive und übermotivierte Protagonistin mit ihrem immerzu netten Ehemann. Hinzu kommt die heillos überforderte Pflegemutter und die gleichgültige und nicht minder überforderte Schulleiterin. Alle erwachsenen Figuren wirken oft ziemlich eindimensional, was aus meiner Sicht verschenktes Potenzial für diese Geschichte darstellt.

An manchen Stellen fand ich die Geschichte auch ziemlich vorhersehbar, speziell am Ende. Die letzte Wendung hätte ich nicht mehr gebraucht, um das Buch gut zu finden. Sie wirft zwar viele neue Fragen auf und sorgt für Verwirrung, jedoch muss nicht immer jeder gute Thriller zwangsläufig mit einer 180°-Wendung enden.

Ich bin ein Fan kurzer Kapitel, jedoch gab es einige Kapitel, bei denen nicht wirklich klar war, wer hier erzählt und zudem waren einige Kapitel Rückblenden in Imogens Vergangenheit, welche aber nicht als solche gekennzeichnet waren. Dies wirkte gerade zu Beginn auf mich ziemlich gewöhnungsbedürftig und verwirrend.

Trotz der Kritikpunkte bleibt ein sehr guter Thriller stehen, der stets unterhält