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joker

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2018

Kopf aus - Buch auf

Der Ozean am Ende der Straße
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Ich habe eine Weile überlegt, wie ich dieses Buch beschreiben könnte. Nach einer Weile habe ich beschlossen, die bereits hier vorhandenen Rezensionen als Anregung durchzulesen und stellte fest, dass ich ...

Ich habe eine Weile überlegt, wie ich dieses Buch beschreiben könnte. Nach einer Weile habe ich beschlossen, die bereits hier vorhandenen Rezensionen als Anregung durchzulesen und stellte fest, dass ich mit diesem Problem wohl nicht alleine bin, was sehr tröstlich ist.

Möglicherweise ist es aber auch eine der großen Stärken dieses Buches, dass es gelesen und genossen werden sollte, ohne groß darüber nachzudenken. Schließlich ist dieser Roman bzw. dieses moderne Märchen auch aus einer kindlichen Perspektive geschrieben, die Fantasy-Elemente und an sich unvorstellbare Dinge ganz gelassen hinnimmt, ohne diese groß zu hinterfragen. Dem Leser, dem es gelingt, diese Perspektive einzunehmen, bietet sich ein außergewöhnliches Lesevergnügen.

Also: Kopf ausschalten und einfach genießen!!!

Veröffentlicht am 26.08.2018

Auf dem Weg nach Hause

Blanca
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Die 15-jährige Blanca hat einen Traum: endlich ein Zuhause haben. Zeit ihres Lebens wurde Blanca von ihrer Mutter von einem Ort zum anderen geschleppt, ohne dass sie jemals Wurzeln schlagen konnte. Alltägliche ...

Die 15-jährige Blanca hat einen Traum: endlich ein Zuhause haben. Zeit ihres Lebens wurde Blanca von ihrer Mutter von einem Ort zum anderen geschleppt, ohne dass sie jemals Wurzeln schlagen konnte. Alltägliche Dinge wie Heimat und echte Freundschaften sind für Blanca ein Fremdwort.

Doch Blanca hat einen Plan: Nach einem Streit mit ihrer Mutter haut sie ab und will nach Italien - zurück an den einzigen Ort, an dem sie je glücklich war...

Nach Lesen dieses Buches kann ich der Geschichte insgesamt sehr viel abgewinnen. Ich mag es, wie dieses Buch mit Gegensätzen spielt. Im Speziellen wird Blancas Mutter zu Beginn des Buches als freiheitsliebende und mutige sowie unkonventionelle Frau dargestellt. Doch Blanca merkt nach und nach, dass sich hinter dieser Fassade nichts anderes als Angst und Feigheit verbirgt, wofür sie ihre Mutter verachtet.

Blanca stellt jedoch mit der Zeit fest, dass sie ihrer Mutter in dieser Hinsicht gar nicht so unähnlich ist. Schließlich schlägt Blanca nach der Enttäuschung mit Ambra sämtliche Gelegenheiten auf tiefere Beziehungen aus und beschränkt sich auf oberflächliche Kontakte mit wildfremden Personen. Es scheint, als ob sie ihrer Mutter, welche sie einerseits liebt und dennoch verachtet, trotz der zunehmenden Entfernung nicht ganz entfliehen kann.

Andererseits beeindruckt mich hier auch die Kompromisslosigkeit mit der Blanca ihr einziges Ziel, ein Wiedersehen mit Karl und Toni, verfolgt und sich durch nichts davon abbringen lässt. Es entsteht ein Wechselspiel zwischen Mut und Angst und auch der Leser stellt sich häufiger die Frage, wie er selbst in solchen Situationen handeln würde.

Das Ende bzw. der letzte Satz dreht die ganze Geschichte noch einmal völlig, da nicht klar daraus hervorgeht, ob die Geschichte nun als Happy-End oder als Alptraum für die Protagonistin endet. Hier spielt die Autorin den Ball an den Leser weiter, der sich seine eigene Meinung dazu bilden soll, was ich sehr interessant finde.

Kritisch anmerken muss ich, dass ich die Geschichte an manchen Stellen etwas arg konstruiert fand und auch dass ich mich mit dem Schreibstil nicht hundertprozentig anfreunden konnte. Es gab Phasen, wo ich gut in der Geschichte drin war, aber wiederum gab es auch Momente, wo kein rechter Lesefluss bei mir aufkommen wollte.

Im Grunde bleibt ein positiver Gesamteindruck, da mich die Botschaft dieser Geschichte absolut erreicht hat.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Eine packende Geschichte über Freundschaft und das Erwachsenwerden

Wer hat Angst vor Jasper Jones?
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Charlie Bucktin ist ein normaler 13-jähriger Junge. Schüchtern, zurückgezogen, nicht viele Freunde. Eines Nachts klopft plötzlich der berühmt, berüchtigte Jasper Jones an sein Fenster, der Buhmann der ...

Charlie Bucktin ist ein normaler 13-jähriger Junge. Schüchtern, zurückgezogen, nicht viele Freunde. Eines Nachts klopft plötzlich der berühmt, berüchtigte Jasper Jones an sein Fenster, der Buhmann der Kleinstadt Corrigan, in der Charlie lebt. Charlie hat Angst, doch er geht mit Jasper in den Wald. Ein Weg, der sein Leben für immer verändern wird...

"Jasper Jones" ist ein Jugendbuch, das mich auf allen Ebenen überzeugt hat, da es eine unglaublich facettenreiche Geschichte ist, die neben der spannenden Haupthandlung viele weitere kleine Geschichten nebenbei erzählt.

Es beginnt mit dem schüchternen Protagonisten Charlie Bucktin, welcher ein schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern hat. Seine Mutter ist ein Tyrann, die Charlie und seinen Vater für ihr verpfuschtes Leben verantwortlich macht. Doch Charlie verachtet auch seinen Vater, da dieser seltsam distanziert ist, und sich aus Charlies Sicht gegen seine Mutter zur Wehr setzt.

Plötzlich erscheint der berüchtigte Jasper Jones auf der Bildfläche, welcher von der ganzen Stadt als kriminell und gefährlich verschrien wird. Neben der Furcht, die Charlie spürt, entwickelt sich in Charlie an Jaspers Seite auch der Reiz des Verbotenen. Es scheint, als ob Charlie nun endlich jemanden gefunden hat, zudem er aufblicken kann. Jasper wirft Charlie brutal aus seiner kindlichen Welt, indem Charlie mit Gerüchten, Intrigen und dem Tod in Berührung kommt.

Gleichzeitig merkt Charlie durch den Kontakt mit Jasper auch, das Gerede und die Gerüchte der Menschen kritisch zu betrachten und nicht alles zu glauben, was er hört.

Als Kontrast steht Jeffrey Lu, Charlies bester Freund, auf der anderen Seite. Mit ihm zusammen kann Charlie wieder Kind sein und sich über alltägliche Dinge wie Cricket, Comics etc. unterhalten. Doch auch hier wird Charlie mit der hässlichen Fratze der Menschheit konfrontiert: Jeffrey ist gebürtiger Vietnamese und so werden er und seine Familie von Teilen der Stadt rassistisch diskriminiert.

Unter dem Strich bleibt ein tiefgreifendes Jugendbuch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt hat.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Mittelmäßige Umsetzung einer interessanten Thematik

Lucid - Tödliche Träume
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Mit "Lucid" habe ich eine Geschichte gelesen, die mit einer interessanten Thematik aufwarten kann und im weiteren Verlauf nicht auf Schockmomente setzt, sondern sich hauptsächlich auf die persönliche Entwicklung ...

Mit "Lucid" habe ich eine Geschichte gelesen, die mit einer interessanten Thematik aufwarten kann und im weiteren Verlauf nicht auf Schockmomente setzt, sondern sich hauptsächlich auf die persönliche Entwicklung der Figuren im Angesicht von Ruhm und Intrigen fokussiert. So weit so gut.

Leider plätscherte die Geschichte während des Lesens in weiten Teilen vor sich hin. Ich habe mich zwar nicht gelangweilt, doch sonderlich spannend fand ich die Geschichte hinten raus auch nicht mehr.

Meiner Meinung nach hatte dieses Werk alle Zutaten, um eine fesselnde Geschichte zu erzählen, doch kamen die Autoren irgendwann von dem Weg ab. Der Verlust der Figur Dr. Hardenberg war für mich der Knackpunkt der Geschichte, da er bis dahin den moralischen Konflikt zwischen Liebe für seine Freundin und Ehrgeiz für seine Karriere auf seinen Schultern trug. Dieser Konflikt war auch der Reiz, welche diese Geschichte auf mich ausübte. Die Art und Weise, wie sich die Geschichte danach entwickelte, wirkte auf mich ziemlich langatmig und in seinem Ende auch etwas unvollständig, da einige Fragen offen blieben (z.B. die Frage nach der Rolle von Prof. Wendt).

So bleibt unter dem Strich ein eher enttäuschendes Werk zurück, dass die hohen Erwartungen nicht rechtfertigen konnte.

Veröffentlicht am 01.07.2018

Wie weit gehst du für deine Überzeugung?

Tod eines glücklichen Menschen
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Giacomo Colnaghi, ein junger Staatsanwalt aus Mailand, soll einen Mord aufklären, welcher linksextreme Tendenzen aufweist. Colnaghi, der einst selbst seinen Vater durch einen politisch extremistisch motivierten ...

Giacomo Colnaghi, ein junger Staatsanwalt aus Mailand, soll einen Mord aufklären, welcher linksextreme Tendenzen aufweist. Colnaghi, der einst selbst seinen Vater durch einen politisch extremistisch motivierten Mord verlor, begibt sich nicht nur auf die Suche nach den Mördern, sondern versucht ebenso die Hintergründe des Bösen in der Welt zu erkennen und zu verstehen. Wie besessen stürzt er sich in die Arbeit, merkt jedoch, dass er seine Familie mehr und mehr vernachlässigt und die selben Fehler wie sein Vater zu begehen scheint...

Trotz des Antriebes und der Besessenheit an diesem Fall zieht sich ein ständiges Schuldgefühl durch diese Geschichte. Giorgio Fontana stellt in diesem Werk die Frage, wie weit Menschen für ihre Überzeugung gehen und welche Opfer sie bereit sind, dafür zu bringen. Colnaghi, der seinen Vater durch den extremistischen Terror verlor, lehnt jede Form des Extremismus ab und versucht sie zu bekämpfen. Dem Pragmatismus seiner Kollegen, welche einfach nur Verbrecher wegsperren wollen, kann er nicht viel abgewinnen. Dafür nimmt er, wenn auch unter Schuldgefühlen, die Vernachlässigung seiner Kinder und die Entfremdung zu seiner Frau in Kauf.

Fontana beleuchtet in diesem Werk nicht nur das politische Handeln, sondern schildert auch die Umstände, unter denen politische Aktivisten und mehr noch ihre Angehörigen leiden. Zudem beschreibt er das Dilemma zwischen dem Handeln für seine Überzeugungen und den Opfern und Gefahren, die damit einhergehen.

Ein äußerst spannendes und nachdenkliches Werk, das mich von Beginn an gefesselt hat.