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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2022

Kleiner Schachtelteufel

Der Tote aus Zimmer 12
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Im Genre Krimi kann man so langsam das Gefühl bekommen, eigentlich schon alles mal gelesen zu haben. Und dann kommt Anthony Horowitz und belehrt dich eines besseren!

Die ehemalige Lektorin Susan lebt ...

Im Genre Krimi kann man so langsam das Gefühl bekommen, eigentlich schon alles mal gelesen zu haben. Und dann kommt Anthony Horowitz und belehrt dich eines besseren!

Die ehemalige Lektorin Susan lebt mittlerweile auf Kreta und führt dort mit ihrem Partner mehr oder weniger erfolgreich ein Hotel. Bis eines Tages die Trehernes, die ironischer Weise ein wesentlich erfolgreicheres Hotel in England führen, auf der Matte stehen und sie um Hilfe bitten. Ihre Tochter ist verschwunden, nachdem sie einen vor Jahren von Susan lektorierten Krimi gelesen und darin Hinweise auf den vor noch mehr Jahren in ihrem Hotel verübten Mord entdeckt haben will. Susan soll nun alle Zusammenhänge und Geschehnisse rekonstruieren und ihre Tochter wiederfinden.

Klingt irgendwie interessant? Ist es auch, und wie!

Allein die Idee, einen Krimi im Krimi zu verstecken und die beiden Handlungen aufeinander abzustimmen, ohne sich vordergründig zu wiederholen, ist genial.

Die Hinweise sind so gut versteckt, dass man selbst als geübter Krimileser nicht sofort auf die Lösung kommt.

Zudem lassen sich in der Kombinationsgabe der Ermittler immer wieder Bezüge zu Krimigrößen wie Holmes oder Miss Marple erkennen.

Die emotionalen Verstrickungen der Hauptfigur Susan fallen für meinen Geschmack zwar ab und zu zu vereinnehmend aus und hätten nicht unbedingt so sehr im Vordergrund stehen müssen; sie sind aber vermutlich als Zuckerchen für die Fans der Reihe gedacht.

Denn, das sollte vielleicht erwähnt werden, dies ist der zweite Band einer Reihe rund um Lektorin Susan. Die Bände lassen sich aber, wie ich feststellen konnte, auch sehr gut unabhängig voneinander lesen.

Ich jedenfalls habe mir vorgenommen, auch dem ersten Band eine Chance zu geben um herauszufinden, ob dies eine erfolgreiche Eintagsfliege oder eher ein Dauerbrenner war.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Tiefe Schatten

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Dass auch oder gerade in Hollywood nicht immer alles Friede-Freude-Sonnenschein ist, sollte wohl jedem klar sein. Wie tief dunkel die Schattenseiten der Glanzfabrik aber eigentlich sein können, davon erzählt ...

Dass auch oder gerade in Hollywood nicht immer alles Friede-Freude-Sonnenschein ist, sollte wohl jedem klar sein. Wie tief dunkel die Schattenseiten der Glanzfabrik aber eigentlich sein können, davon erzählt uns Evelyn Herrera in diesem Buch.

Die in New York geborene Evelyn Herrera wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und hat schon früh den Wunsch, dem väterlichen Zugriff zu entkommen und als Schauspielerin berühmt zu werden. Wie sie das geschafft hat und was ihre sieben Ehemänner damit zu tun haben, erzählt sie Jahrzehnte später, am Ende ihres Lebens der Journalistin Monique Grant.

Mit dieser Hollywoodglamour versprühenden Erzählung ist dieses Buch perfekt für den Sommer. Ein bisschen Zeitreisefeeling, berühmte Figuren der Anfangszeit der Traumfabrik und dazu ganz viel Romantik- das klingt doch perfekt, oder?

Dass nicht immer alles so leicht und locker läuft, dass die Geschichte viel mehr Tiefgang besitzt als Cover und Klappentext vermuten lassen, wird relativ schnell klar.

Es geht vielmehr um tiefe Emotionen, starke Frauen, die Opfer für ihre Lebensziele bringen, Intrigen und das Frauenbild eines vollkommen auf reichen, weißen Männern aufgebauten Systems.

Am meisten hat mich Evelyn beeindruckt als eine Figur, die nicht nur die Sonnenseite des Lebens erlebt hat, sondern auch ganz tief in ihre Schatten abgetaucht ist. Sie ist keine vollkommen reine Person, hat ebenso ihre Abgründe wie die Welt, in der sie ihren Platz erkämpft hat.

Großes Kino, mehr kann man dazu nicht sagen!

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Geflügeltes Abenteuer

Skandar und der Zorn der Einhörner
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Früher oder später hat doch jeder von uns schon einmal von einem eigenen Einhorn geträumt. Ein flauschiges, niedliches Ding, Das man gern haben und kuscheln kann.

Auch Skandar träumt schon immer von seinem ...

Früher oder später hat doch jeder von uns schon einmal von einem eigenen Einhorn geträumt. Ein flauschiges, niedliches Ding, Das man gern haben und kuscheln kann.

Auch Skandar träumt schon immer von seinem eigenen Einhorn. Allerdings sind die in seiner Welt fliegende, wilde Kreaturen, die auf proteinreiche Lebendnahrung stehen und sich eher zum Kämpfen als zum Kuscheln eignen. In seinem 13. Lebensjahr soll es eigentlich so weit sein: die Einhornprüfung steht bevor und diese wird darüber entscheiden, ob er einer von den Auserwählten ist, die auf die EInhroninsel reisen dürfen um ihr eigenes Tier schlüpfen zu lassen und die lebenslange Verbindung einzugehen. Doch leider macht ihm der sagenumwobene Weber mit sienem Angriff einen Strich durch die Rechnung.

Ich finde die Idee von nicht kindgerecht verzauberten Einhörnern mit Flügeln und Magie toll. Geschichte steckt voller Abenteuer, magischen Momenten und spannenden Abschnitten.

Gleichzeitig bietet sie dank der erblühenden Freundschaften zwischen Skandar und seinen Mitschülern auch ernstere Themen wie Mut, Zusammenhalt, Diskriminierung und Umgang mit psychischen Erkrankungen.

Auch wenn die Erzählung ab und zu kleine Logiklücken aufweist, überzeugt doch das Gesamtpaket.

Allerdings sollte das Kind beim Lesen eventuell durch ein Elternteil begleitet werden. Manche Szenen sind für einen Elfjährigen vielleicht noch etwas zu brutal oder schwer zu verarbeiten. Gerade die wilden Einhörnern, die dank ihrer langen Lebensdauer langsam verwesen, und die teilweise sehr harten Kämpfe bieten einiges an Schauwert, aber auch eine gewisse Anforderung an die geistige/ psychische Konstitution.

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Vieles bleibt vage

Der große Fehler
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Wer eine Faszination für New York hegt, kommt an diesem Buch eigentlich nicht vorbei. Denn Jonathan Lee beleuchtet hier das Leben von Andrew H. Green, dem Vater von Greater New York.

Alles beginnt damit, ...

Wer eine Faszination für New York hegt, kommt an diesem Buch eigentlich nicht vorbei. Denn Jonathan Lee beleuchtet hier das Leben von Andrew H. Green, dem Vater von Greater New York.

Alles beginnt damit, dass der 83-Jährige auf offener Straße erschossen wird. Auch wenn sein Mörder noch am Tatort gefasst werden kann, beleuchtet Inspector McClusky in seinen Ermittlungen das Leben des Opfers näher.

Andrew wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und arbeitet sich mit viel Fleiß und einigen Rückschlägen empor; ein typischer Self made Man. Dass er sein Leben lang einsam bleibt und nie heiratet, nur durch seine enge Freundschaft zu Samuel Tilden auf sich aufmerksam macht, regt zu Spekulationen an.

Und darauf ist leider auch der Leser angewiesen. Obwohl der Autor einige Informationen über die reale Person Andrew Green ausgegraben hat, scheint er davor zurückzuschrecken, die vielen Lücken durch Spekulationen bzw Interpretationen auszufüllen. Einige Etappen im Leben des Andrew werden dafür umso ausführlicher geschildert, ohne dass sie (scheinbar) etwas zur größeren Geschichte beitragen.

Ab und zu hat man das Gefühl, dass der rote Faden sehr dünn geworden ist und beinahe verblasst.

Auch zu den Figuren findet man nur schwer Zugang, selbst Andrew bleibt merkwürdig blass. Und das, obwohl man doch eigentlich einen Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt bekommt.

New York-Fans werden wohl jedes Buch über diese Stadt verschlingen wollen, können dieses Buch aber auch getrost auslassen, ohne allzu viel zu verpassen.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Little Big Brother

Die Kinder sind Könige
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Kinder der 90er Jahre können sich noch an die Anfänge des Reality TV erinnern, ihnen sind Namen wie Jürgen und Zlatko noch ein Begriff.

Genau diese Art von TV-Sendungen greift Delphin de Vigan auf, um ...

Kinder der 90er Jahre können sich noch an die Anfänge des Reality TV erinnern, ihnen sind Namen wie Jürgen und Zlatko noch ein Begriff.

Genau diese Art von TV-Sendungen greift Delphin de Vigan auf, um ihre Figur Melanie einzuführen. Sie ist ein solches Kind dieses Jahrzehnts, ist mit Bewunderung dieser Art von TV-Sternchen aufgewachsen und hat sie mit der Muttermilch aufgesogen. Ihre eigenen Kinder wachsen mit dieser Begeisterung und ihren Auswüchsen auf; von klein Auf werden sie zu Youtube-Stars vermarktet. Bis die sechsjährige Kimmy verschwindet.

Dieses Buch ist eine interessante Mischung aus Krimi und topaktueller Gesellschaftskritik. Sie beleuchtet die Schattenseiten von social media, die Zwänge und den psychischen Druck, den es vor allem auf junge Konsumenten, vor allem aber auch Produzenten ausübt.

Mit Clara, der dokumentierenden Ermittlerin, und Melanie, der geltungssüchtigen Übermutter und Influencerin, lebt die Geschichte von ihren Gegensätzen. Die Verantwortung und der Einfluss, den Eltern auf ihre Kinder ausüben, und den sie in den meisten Fällen kaum ermessen können, wird sehr plastisch und auch drastisch dargestellt.

Insgesamt ist es eine sehr eindrückliche Geschichte, die zum Nachdenken anregt, wenn auch vermutlich nicht die Leute erreichen wird, die es eigentlich lesen sollten.

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