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Veröffentlicht am 16.03.2022

Ode ans Essen

Butter
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Asiatische Literatur ist nicht unbedingt etwas, mit dem ich mich besonders gut auskenne. Allerdings habe ich in letzter Zeit vermehrt Autorinnen aus diesem Teil der Welt gelesen und glaube einige Parallelen ...

Asiatische Literatur ist nicht unbedingt etwas, mit dem ich mich besonders gut auskenne. Allerdings habe ich in letzter Zeit vermehrt Autorinnen aus diesem Teil der Welt gelesen und glaube einige Parallelen auch in dieser Geschichte entdecken zu können.

Die Reporterin Rika recherchiert anlässlich der bald anstehenden Gerichtsverhandlung den Fall der vermeintlichen Serienmörderin Manako Kajii, die ihre männlichen Verehrer erst beköstigt und dann auf verschiedene Arten umgebracht haben soll. Im Gefängnis wird Rika, die vollkommen dem japanischen Frauenbild entspricht, mit der dominanten, scheinbar unangepassten Manako konfrontiert und es entspinnt sich ein intellektuelles Ringen um die Rechte für ein Exklusivinterview. Dabei geht es ums Kochen ebenso wie um das Selbstbild der Frauen.

Typisch japanisch ist dieser Roman sehr zurückhaltend und fast schon emotionslos verfasst. Die Erzählung wirkt sehr nüchtern und teilweise etwas langatmig. Einzig wenn es ums Essen oder Kochen geht, schwenkt die Autorin von knappen Sätzen zu fast schon poetischen Elegien über einzelne Zutaten, Zusammenstellungen von Rezepten oder den Geschmack der Speisen im Mund. Man sollte definitiv nicht hungrig zu diesem Buch greifen, der Apetit wird dabei auf jeden Fall angeregt.

Für Leser, die sich wenig aus Kulinarik machen und stattdessen auf eine spannende Enthüllungsstory mit kriminalistischen Zügen hoffen, sind hier vollkommen fehl am Platz. Auch wenn Rika die Geschichte Manakos gründlich recherchiert und bis zu ihren Kindheitswurzeln zurück verfolgt, kommt dabei leider sehr wenig Spannung auf.

Die Einblicke ins heutige Japan, das Gesellschaftsbild, das hier gezeichnet wird, und vor allem die Sicht auf die moderne japanische Frau sind unheimlich interessant und gleichzeitig auch sehr ernüchternd. Wenn eine Frau, die für ihr Leben gerne isst und dabei ein Gewicht von 70 kg halten kann, schon als fett bezeichnet wird, muss ich sehr an mich halten, um mich nicht damit zu vergleichen. Trotzdem fehlt mir auch hier ein wenig der Tiefgang. Diese Themen werden zwar angekratzt, aber der angeündigte Wandel, den vor allem Rika als Hauptfigur durchmachen soll, fehlt mir.

"Ein universeller Roman über Genuss, Lebenskunst und die Geschichte einer weiblichen Befreiung."

So wird das Buch beworben und in den ersten zwei Punkten kann ich auch bis zu einem gewissen Grad mitgehen. Die weibliche Befreiung habe ich allerdings nicht sehen können. Meiner Meinung nach wird den Frauen sowohl von der Gesellschaft als auch von ihnen selbst den ganzen Roman hindurch ein gewisser Zwang auferlegt.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Überfrachtetes Kammerspiel

Die Feuer
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Ein Theaterstück von Beckett, drei ziemlich verschiedene Frauen und ringsum wüten die Buschfeuer. Klingt nach einem interessanten Plot? Ist es grundsätzlich auch, mit kleinen Abstrichen.

Margot, Ivy und ...

Ein Theaterstück von Beckett, drei ziemlich verschiedene Frauen und ringsum wüten die Buschfeuer. Klingt nach einem interessanten Plot? Ist es grundsätzlich auch, mit kleinen Abstrichen.

Margot, Ivy und Summer befinden sich an verschiedenen Punkten in ihrem Leben. Alle drei sind aus verschiedenen Gründen im Theater, um sich abzulenken, weil sie eingeladen wurden oder weil sie dort arbeiten. Alle drei verfolgen das Stück mehr oder weniger interessiert und beginnen dabei über ihr Leben nachzudenken, bis sie zum Schluss einen Entschluss fassen.

Soweit, so gut. Alle drei sind auf ihre Art interessante Persönlichkeiten, haben viel erlebt in ihrem Leben und müssen so einiges verarbeiten.

Die Themen, die sie dabei anreißen, sind so vielfältig, wie ernst und wichtig. Jedes für sich würde schon locker einen Roman füllen können. So kommen sie aber mit geballter Macht auf den Leser zu, treffen ihn mitten ins Gesicht und verschwinden aber auch ebenso schnell wieder.

Sie regen unbedingt zum Nachdenken an, bedenkt man auch die Nonchalance, mit der sie angesprochen werden. Man hat das Gefühl, dass sich die Frauen daran gewöhnt haben, mit der jeweiligen Bürde zu leben, mit den damit zusammenhängenden Gefühlen umzugehen. Teilweise wirkt es aber auch wie ein Stück im Stück. Die Emotionen kommen nicht so richtig zum Tragen, bringt man sie nicht selbst ein.

Insgesamt fühle ich mich zum Schluss etwas erschlagen von den Themen, die Tiefe lässt aber etwas zu wünschen übrig.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Tragisch und beklemmend

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Wer je ein Buch von Matt Haig gelesen hat, seine Kinderbücher mal ausgenommen, weiß, dass es keine glücklichen Gute Laune-Geschichten sind. Das liegt mit Sicherheit auch an der psychischen Krankheitsgeschichte ...

Wer je ein Buch von Matt Haig gelesen hat, seine Kinderbücher mal ausgenommen, weiß, dass es keine glücklichen Gute Laune-Geschichten sind. Das liegt mit Sicherheit auch an der psychischen Krankheitsgeschichte des Autors, dass sich seine Bücher immer wieder mit den tiefen der menschlichen Psyche beschäftigen. §Der fürsorgliche Mr Cave" macht da absolut keine Ausnahme.

Mr Cave kümmert sich seit dem Tod seiner Frau um die gemeinsamen Zwillinge und den Antiquitätenladen, nur unterstützt von der Schwiegermutter. Als sein Sohn bei einem Unfall ums Leben kommt, tut er alles um seine 15-jährige Tochter vor allem Übel der Welt zu beschützen- komme was da wolle und egal, was sie davon hält.

Diese Geschichte beginnt mit einem Unglück und wird im Laufe der Erzählung auch nicht fröhlicher. Es tut weh zu sehen, wie der Vater durch seine Handlungen die Beziehung zu seiner Familie immer mehr strapaziert, beschädigt und damit letztendlich genau das Gegenteil von dem erreicht, das er eigentlich wollte.

Dass dieses Verhalten kein gutes Ende nehmen kann ist wohl allen von Anfang an klar. Dieses Buch ist wie ein in Seiten gefasster Autounfall- eine Katastrophe, die man einfach nicht verhindern kann, der man nur hilflos zusehen kann.

Dabei ist das Ganze so eindrücklich geschrieben, Mr Cave legt einen absoluten Seelenstriptease hin, lässt den Leser an seinen Emotionen, an seinem Innenleben teilhaben.

Großartig umgesetzt ist das auch dadurch, dass der gessamte Roman als Brief des vaters an seine Tochter verfasst ist. Zu Beginn hatte ich damit, um ehrlich zu sein, noch meine Probleme- diese permanente Anrede ist einfach etwas sehr Ungewöhnliches. Und doch ist es für diesen Roman genau das Richtige!

Man muss auf dieses Thema gefasst sein, es muss einen in der richtigen Stimmung erwischen. Aber wenn es einen erwischt, dann trifft es hart und tief.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Mysteriös und verwirrend

Ancora
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Eines kann man dem Buch auf jeden Fall zugute halten: es ist keine typische Jugendfantasy und bietet diesem Genre tatsächlich mal noch etwas neues an.

Romy nimmt sich mit ihren Freunden Jannis und Aurel ...

Eines kann man dem Buch auf jeden Fall zugute halten: es ist keine typische Jugendfantasy und bietet diesem Genre tatsächlich mal noch etwas neues an.

Romy nimmt sich mit ihren Freunden Jannis und Aurel im Sommer eine Auszeit, ohne Technik, ohne Handy, abseits der Zivilisation in einer zurückgezogen lebenden Dorfgemeinschaft. Von Anfang an wirken die Bewohner etwas seltsam, scheinen Geheimnisse zu haben, die vermutlich mit der tragischen Vergangenheit dieses Ortes zusammenhängen. Doch bald lassen sich die mysteriösen Vorkommnisse nicht mehr auf rationale Art erklären.

In vielen Fantasygeschichten wird zu Beginn viel Zeit darauf verwendet, umfänglich in die Welt und ihre (Macht-)Strukturen einzuführen. Hier wird man, gemeinsam mit den Hauptfiguren, ins kalte Wasser geschubst. Man erschließt sich die Welt im Laufe der Erzählung, dadurch wird diese besondere, mystische Stimmung erzeugt. Gemeinsam mit Romy erforscht man die Geheimnisse.

Das funktioniert lange Zeit recht gut, allerdings beginnt der Autor nicht rechtzeitig damit, Erklärungen zu liefern. Dadurch wirkt das Ganze zum Ende hin etwas zu gehetzt, die Enthüllungen kommen zu plötzlich und geballt.

Romy erscheint mir als eine interessante, junge Frau. Und doch erfährt man nicht sonderlich viel von ihr, ebenso wie die anderen Figuren bleibt sie relativ blass, ich kann mir im Kopf kein richtiges Bild von ihr machen.

Insgesamt freut es mich, dass die Geschichte als abgeschlossener Einzelband funktioniert. DIe Geschichte ist rund, alle losen Fäden sind zum Schluss vernäht. Hätte man sie auf zwei Bände gestreckt, wäre sie zu langatmig geworden.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Willkommen im Ameisenbau

Brummps
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Willkommen in der Welt der Ameisen. So fühlt es sich wohl an, wenn man kopfüber vor dem Ameisenhügel landet. So wie Jonny.

Jonny Ameise lebt bei den Ameisen, seit ihn die Königin eines Morgens vor dem ...

Willkommen in der Welt der Ameisen. So fühlt es sich wohl an, wenn man kopfüber vor dem Ameisenhügel landet. So wie Jonny.

Jonny Ameise lebt bei den Ameisen, seit ihn die Königin eines Morgens vor dem Bau gefunden hat. Er ist viel größer als die anderen Ameisen und auch nicht so stark, wird von den anderen Ameisen deswegen gehänselt. Zum Glück hat er seine Freundin Butz, die immer zu ihm hält und mit der er so einiges erlebt.

Diese Geschichte ist eine Geschichte übers Anderssein, ausgeschlossen werden. Über Freundschaft und darüber, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Dabei legt die Autorin einen interessanten Sprachstil an den Tag, sehr jugendlich-frisch und etwas flapsig. Das passt aber irgendwie sehr gut zur Geschichte und wird konsequent bis zum Schluss durchgezogen.

Besonders hervorheben möchte ich auch nochmal die Illustrationen und deren Farbgebung. Das gesamte Buch ist einer Dreifarbigkeit aus Orange, Rot und Schwarz gehalten, wirkt dadurch sehr künstlerisch und modern. Gleichzeitig bezaubern die flächigen Illustrationen aber auch durch ihren handgezeichneten Stil, der zurückgenommen und gleichzeitig liebevoll gestaltet ist. Die Zeichnungen erschlagen einen nicht und doch kann man viele kleine Details entdecken.

Insgesamt ist es eine tolle Kombination aus witziger, gefühlvoller Geschichte und außergewöhnlicher Gestaltung, die perfekt geeignet ist für ältere Kinder.

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