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Veröffentlicht am 10.03.2024

Starke Stimme

James
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Dass Percival Everett schreiben kann, hat er ja schon des Öfteren bewiesen. Seine Bücher sind hart, drastisch und schmerzhaft ehrlich. "James" bildet da wirklich keine Ausnahme.

Seine Titelfigur James, ...

Dass Percival Everett schreiben kann, hat er ja schon des Öfteren bewiesen. Seine Bücher sind hart, drastisch und schmerzhaft ehrlich. "James" bildet da wirklich keine Ausnahme.

Seine Titelfigur James, der von seinen Mastern nur Jim genannt wird (wenn er denn überhaupt wie ein denkender Mensch behandelt wird), lebt gemeinsam mit seiner Frau und Tochter als Sklave unter absolut unwürdigen Bedingungen. Als er verkauft und damit von seiner Familie getrennt werden soll, läuft er weg und versteckt sich. Bis ihn Ziehsohn Huck findet und mit ihm gemeinsam zu einer abenteuterlichen Reise aufbricht, immer von einer Gefahr zur nächsten hangelnd.

Wer Tom Sawyer und Huckleberry Finn in der Schule lesen musste, wird vielleicht so einiges wiedererkennen können. Und doch hat der Autor daraus eine vollkommen neue Geschichte geformt, aus der man sehr viel lernen kann. Sehr viel über abgrundtiefen Rassismus, Diskriminierung, Misshandlung und menschenunwürdige Behandlung und Denkweisen. Zu gerne möchte ich denken, dass wir heutzutage so viel weiter sind als Gesellschaft, diese Schilderungen als geschichtliche Rekapitulation abtun und weiß es doch insgeheim besser.

Sprachlich ist der Roman fast schon eine eigene Kunstform und fügt der Erzählung eine weitere Ebene hinzu.

Insgesamt einfach ein sprachliches und thematisches Kunstwerk.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Starkes Stück mit schwachem Ende

Yellowface
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R.F. Kuang- der Name ist mittlerweile mit relativ hohen Erwartungen verbunden. Wer "Babel" gelesen hat, wird einen sorgfältig recherchierten und minutiös ausgearbeiteten, seitenreichen Roman erwarten und ...

R.F. Kuang- der Name ist mittlerweile mit relativ hohen Erwartungen verbunden. Wer "Babel" gelesen hat, wird einen sorgfältig recherchierten und minutiös ausgearbeiteten, seitenreichen Roman erwarten und könnte eventuell etwas enttäuscht werden. Denn die Autorin weicht, zumindest in gewissen Punkten, von ihrem altbewährten Schema ab.

Diesmal bleiben wir in der Gegenwart und hören der erfolglosen Debutautorin June dabei zu, wie sie von ihrer Freundschaft zur Bestsellerautorin Athena erzählt. Zumindest bis diese bei einem unglücklichen Unfall ums Leben kommt und June dabei deren nächstes Manuskript in die Hände fällt. Von da an wird ihr Erfolg in der Literaturbranche zum Selbstläufer- und wir bekommen einen sehr tiefen und aufschlussreichen Einblick.

Die Erzählung lässt tief blicken und ist gnadenlos bissig. Der besondere Clou, June selbst erzählen zu lassen führt dazu, jede ihrer Schilderungen zu hinterfragen. Alles scheint zutiefst subjektiv, höchst emotional und dank Junes teils labiler Verfassung nicht immer glaubwürdig.

Das macht natürlich unheimlich viel Spaß, lässt nebenbei aber auch sehr tief blicken und vieles hinterfragen, was man so in den sozialen Medien und auch im Buchhandel präsentiert bekommt.

Wer entscheidet eigentlich, welches Buch der nächste Bestseller wird? Wer bestimmt über Erfolg oder Miserfolg eines Debuts?

Zumindest "Yellowface" wäre für mich ein Jahreshit geworden, hätte die Autorin ihre Stärke bis zum Schluss ausspielen zu können. Doch das Ende kann leider mit dem Esprit der ersten Kapitel nicht mithalten.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Jensens sechster Streich

Oxen. Pilgrim
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Niels Oxen ist der Prototyp des verlorenen, verwundeten Soldaten, der an den Spätfolgen seiner militärischen Karriere leidet und sich nur langsam zurück in ein "normales" Leben zurückzukämpfen versucht. ...

Niels Oxen ist der Prototyp des verlorenen, verwundeten Soldaten, der an den Spätfolgen seiner militärischen Karriere leidet und sich nur langsam zurück in ein "normales" Leben zurückzukämpfen versucht. Ob ihm das gelingt, sollte man auf alle Fälle verfolgen- und das von Anfang an!

Wer dieses Buch in die Hand nimmt und sich denkt, einen perfekten Einstieg zu finden, sollte sich zuerst Band 1 vornehmen oder wenigstens den Vorgängerband "Oxen. Noctis" zuerst lesen, da es sich hier um eine fortlaufende Geschichte handelt.

Deswegen hier auch nur ein kurzer Abriss zur Handlung: Oxen wurde aus der Gefangenschaft befreit und versucht nun langsam wieder einen geregelten Alltag mit sich und seinem Sohn aufzubauen. Gleichzeitig geht die Jagd nach den geflohenen Strippenziehern weiter.

In gewohnter Manier beschreibt Jensen den Spionage- und Ermittlungsalltag der Geheimdienste, wem kann man trauen? Das ist natürlich spannend wie immer, aber trotzdem hat man ein wenig das Gefühl, dass sowohl Oxen als auch dem Autor zwischendurch ein wenig die Luft ausgeht. Gerade in der Mitte hat das Buch kleine Längen, die aber noch verschmerzbar sind.

Auch die anderen Figuren wie Mossman und Margarethe haben ihren gewohnt großen Auftritt und tragen zum Lesevergnügen bei.

Insgesamt war es wieder ein sehr unterhaltsames und abenteuerliches Buch, man wünscht Oxen aber trotzdem so langsam seinen wohlverdienten, geruhsamen Lebensabend.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Etwas too much

Das Mörderarchiv
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Ein Mordopfer, das ein Archiv über all seine potentiellen Mörder geführt hat? Das klingt zu spannend um gut zu sein! Tatsächlich hätte die Geschichte wirklich spannend und überraschend sein können. Stattdessen ...

Ein Mordopfer, das ein Archiv über all seine potentiellen Mörder geführt hat? Das klingt zu spannend um gut zu sein! Tatsächlich hätte die Geschichte wirklich spannend und überraschend sein können. Stattdessen war es leider zwischenzeitlich etwas unübersichtlich und verwirrend und verliert den Leser dadurch etwas.

Tante Fracis hat als Jugendliche von ihrer Wahrsagerin gesagt bekommen, wie sie eines Tages sterben würde. Seitdem war sie damit beschäftigt, sich darauf vorzubereiten, indem sie alle Informationen über jeden in ihrer näheren Umgeung gesammelt hat. Als sie mit 60 stirbt, setzt sie ihre Großnichte und ihren Stiefneffen auf den Fall an, als Belohnung winkt ihr Erbe.

Tante Francis Todesfall allein hätte meiner Meinung nach schon genug Material für eine spannende Jagd nach dem Mörder geliefert. Dafür hätte sich die Autorin nur etwas mehr auf die Details konzentrieren müssen und hätte sich zudem mehr Mühe mit ihren Figuren geben können.

Stattdessen verstrickt sie sich in Nebenschauplätzen und einer, für meinen Geschmack unnötigen, zweiten Zeitlinie.

Mit den verschiedenen Handlungssträngen und den zugegebenermaßen zahlreichen Figuren fällt es teilweise etwas schwer, den Überblick zu behalten. Zudem fallen die Figuren relativ flach aus, was das Diefferenzieren zusätzlich erschwert.

Insgesamt hätte die Geschichte wirklich sehr viel Potential für eine originelle Story gehabt, verliert sich selbst aber zu sehr um zu fesseln.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Unverändert spannend

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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Wer die ersten drei Bände dieser Reihe kennt, weiß eigentlich schon, worauf er sich einlässt. Neulingen würde ich immer empfehlen, mit Band 1 zu beginnen. Nicht zuletzt, weil Richard Osman ein Talent dafür ...

Wer die ersten drei Bände dieser Reihe kennt, weiß eigentlich schon, worauf er sich einlässt. Neulingen würde ich immer empfehlen, mit Band 1 zu beginnen. Nicht zuletzt, weil Richard Osman ein Talent dafür hat, mit jedem Band eine Reihe neuer Figuren einzuführen.

Da er es aber gleichzeitig auch immer wieder schafft, seine Figuren mit Esprit und Humor zu versehen, nimmt man es ihm nicht krumm.

Auch die Geschicte ist gewohnt verworren und voller Wendungen, auch für mich kaum vorhersehbar und unterhaltsam.

Besonders die persönliche Entwicklung der fünf Hauptfiguren hat mich diesmal sehr berührt. Es geht um persönliche Erfahrungen, die mit dem Alter einhergehen, ebenso wird die Vergangenheit einer der Fünf endlich etwas näher beleuchtet. Das verspricht viel Sensibilität und Emotionen, die sehr gut dosiert und einfühlsam beschrieben werden.

Insgesamt bleibt der Donnerstagsmordclub auch weiterhin eine Reihe, von der ich mir noch viele Fortsetzungen wünsche.

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