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Veröffentlicht am 29.08.2021

Gute Grundidee - leider zu knapp erzählt

Der Ort der verlorenen Herzen
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Der Ort der verlorenen Herzen – der Buchtitel des Romans von Claire Stihlé trägt auch in der Geschichte zentral zur Handlung bei. Es handelt sich dabei um ein Chalet in den Bergen, indem Anouk die Weihnachtsfeiertage ...

Der Ort der verlorenen Herzen – der Buchtitel des Romans von Claire Stihlé trägt auch in der Geschichte zentral zur Handlung bei. Es handelt sich dabei um ein Chalet in den Bergen, indem Anouk die Weihnachtsfeiertage verbringt. Zusammen mit vier weiteren Gästen, die wie sie ein eher einsames Leben führen. Für Anouk hat das Chalet eine besondere Bedeutung, denn sie kam dort zu Welt.

Die Grundidee des Romans, Anouks Vergangenheit, kombiniert mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten der anderen Gäste, eingeschneit zur Weihnachtszeit finde ich eigentlich sehr spannend. Trotzdem konnte ich mit dem Roman nicht so richtig warm werden. Der Stil ist sehr gut lesbar, die Atmosphäre ist schön beschrieben und kommt gut rüber, aber die Geschichte wurde meiner Meinung nach einfach zu schnell „abgehandelt“. Die Handlung hat nur knapp 270 Seiten, obwohl die Idee durchaus genügend Stoff für einen dicken Schmöcker bieten würde. So wird alles sehr schnell aufgelöst und erklärt, die Persönlichkeiten haben keinen Raum für eine echte Entwicklung. Insgesamt hat sich dadurch bei mir auch keine richtige Spannung aufgebaut. Ich habe den Roman an einem Abend gelesen und für mich war das Buch leider insgesamt zu seicht und leider enttäuschend.

Für mich persönlich daher nur 2,5 Sterne, ich hatte mir einfach mehr erwartet. Trotzdem bin ich sicher, dass dieses Buch auch Fans finden wird, die sich eine leichte, weihnachtliche Liebesgeschichte wünschen.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Im Bann der Geschwister...

Das Haus der Libellen
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„Das Haus der Libellen“ von Emma Behrens klang nach einer Geschichte ganz nach meinem Geschmack: Ein exzentrisches Geschwisterpaar in einer alten Villa, ein geheimnisvolles Verschwinden, eine Liebesgeschichte ...

„Das Haus der Libellen“ von Emma Behrens klang nach einer Geschichte ganz nach meinem Geschmack: Ein exzentrisches Geschwisterpaar in einer alten Villa, ein geheimnisvolles Verschwinden, eine Liebesgeschichte – dazu ein außergewöhnlich schönes und modernes Cover mit Blumen und Libellen, dass mich direkt neugierig gemacht hat.

Sophie ist mit den Geschwistern Noah und Emilia aufgewachsen und von Anfang an faziniert von Noah. Sie werden ein Liebespaar – bis er sie plötzlich verlässt. Jahre später ist Noah erneut verschwunden und Sophies Wunden immer noch nicht verheilt. Sie macht sich auf die Suche nach ihm. Dabei erfahren wir parallel zur Geschichte in der Gegenwart in Rückblenden alles zur Vergangenheit der drei Protagnonist:innen. Der Stil der Autorin lässt sich flüssig lesen, man ist schnell in die Welt der Geschwister und Sophie eingetaucht.

Ganz erfüllt wurden meine Erwartungen aber trotzdem nicht. Der Mystery-Faktor und die Spannung kamen für mich im Buch ein bisschen zu kurz und die ersten 2/3 fühlte sich das ganze für mich eher nach Teeniedrama an. Auch hätte ich mir noch ein, zwei spannende Plottwists gewünscht. Die Autorin spricht mit ihrer Sprache alle Sinneseindrücke an – auf Dauer haben sich einige Beschreibungen für mich, aber einfach zu häufig wiederholt (z.B. der salbeiduftene Mann, die gerade gehaltenen Schultern etc. ). Auch fehlte für mich eine Protagonistin mit der ich mich idenfizieren kann, denn den großen Teil des Buches fragte ich mich zu Sophie: Warum tut sie sich das an?

Insgesamt habe ich das Buch aber doch ganz gerne gelesen. Es war für den Urlaub ein schöner Feel Good Roman, der sich entspannt lesen lässt und mir ein paar Stunden Unterhaltung geboten hat. Daher gibt es von mir 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Familienroman oder dystopischer Politthriller?

Heimatsterben
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Heimatsterben von Sarah Höflich ist beides – Familienroman und politischer Thriller. Als Tilde Ahrens hochbetagt stirbt, hinterlässt sie eine große Familie, in der der Zusammenhalt längst nicht mehr vorhanden ...

Heimatsterben von Sarah Höflich ist beides – Familienroman und politischer Thriller. Als Tilde Ahrens hochbetagt stirbt, hinterlässt sie eine große Familie, in der der Zusammenhalt längst nicht mehr vorhanden ist. Während Hanna eher links orientiert in der New Yorker Künstlerszene lebt, hat ihre Schwester Trixie in den konservativen Adel eingeheiratet. Ihr Mann Felix hat die BürgerUnion gegründet, eine rechtsorientierte Partei im Aufschwung. Er überredet Hanna nach Trixies Tod ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen.

Was folgt ist eine erschreckend realistische Dystopie. Sarah Höflich beschreibt eindrücklich, wie verschiedene Persönlichkeitstypen vom Rechtsruck mitgerissen werden und sich der politische Diskurs zunehmend verschärft. Angesichts der aktuellen politischen Situation liefen mir beim Lesen regelmäßig Schauer über den Rücken, denn der Roman zeigt deutlich, wie einfach eine Demokratie ins Wanken geraten kann.

Abgesehen davon bin ich leider beim Lesen den Protagonist:innen nicht wirklich Nahe gekommen. Durch den eher sachlichen Stil und die große Anzahl an verschiedenen Familienmitgliedern blieb ich beim Lesen eher auf Distanz. Das liegt auch daran, dass mir gerade Hannas impulsiver Entschluss Felix zu unterstützen, sehr „out of character“ vorkam.

Nichts destotrotz kann ich den Roman, gerade im Hinblick auf die anstehenden Wahlen, nur empfehlen, denn er zeigt deutlich, wie wichtig es ist, gerade jetzt politisch Stellung zu beziehen.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Nichts ist perfekt hinter der Fassade

Eine perfekte Ehe
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Gibt es die perfekte Ehe? Oder lassen wir uns einfach nur von der strahlenden Fassade der anderen blenden? In Kimberly McCreights Thriller „Die perfekte Ehe“ ist jedenfalls nichts so, wie es scheint. Die ...

Gibt es die perfekte Ehe? Oder lassen wir uns einfach nur von der strahlenden Fassade der anderen blenden? In Kimberly McCreights Thriller „Die perfekte Ehe“ ist jedenfalls nichts so, wie es scheint. Die Hauptrollen spielen zwei ganz unterschiedliche Frauen: Lizzie, die scheinbar erfolgreiche Anwältin, die von ihrem alten Studienfreund Zach um Hilfe gebeten wird, ihn in einem Mordfall zu vertreten und Amanda – Zachs Frau und das Mordopfer, das wir in Rückblenden kennenlernen.

Während Lizzies Erzähllinie die Zeit nach dem Mord abdeckt, eröffnet uns Amanda Einblick in die letzte Woche vor ihrem Tod – und schnell wird deutlich, dass sie und Zach nicht das glückliche, reiche Glamourpaar waren, das sie nach außen hin repräsentierten. Auch Lizzies Ehe steht auf wackeligen Beinen.

Im ersten Drittel des Buches ist das Tempo noch sehr gemächig. Es öffnen sich viele Türen und viele Fragen tauchen auf. Dazu möchte ich inhaltlich gar nicht zu viel verraten, um nicht zu spoilern. Nur soviel: Es lohnt sich dran zu bleiben, auch wenn der Anfang ein wenig langatmig erscheint. Im zweiten Teil wurde es für mich erst richtig spannend. Die Autorin streut sehr geschickt immer wieder Hinweise in das Buch ein – es entsteht ein richtiger Gedankenstrudel, wie sich diese logisch miteinander verbinden lassen. Dabei liegt der Fokus eher auf persönlichen Verstrickungen als auf der Polizeiarbeit. Der letzte Teil steckt dann voller unerwarteter Wendungen und hat deutlich mehr Tempo.

Ich konnte das Buch nach ca. 2/3 gar nicht mehr weglegen und wollte unbedingt wissen, ob ich mit meinen Theorien Recht habe. Mir hat das Buch also ein spannendes Lesewochenende bescherrt. Für alle Fans subtiler Spannung zum Mitdenken ist es auf jeden Fall zu empfehlen. Wer eine klassischen Ermittlungsarbeit + blutige Details Thriller sucht, ist vielleicht mit anderen Büchern besser bedient. Mir ist das Buch auf jeden Fall vier Sterne wert, auch wenn es nicht zu meinen absoluten Lesehighlights dieses Jahr zählt.

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Veröffentlicht am 29.07.2021

Super Debüt mit Tempo

Ausweglos
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„Ausweglos“ von Henri Faber ist ein Thriller Debüt, das sich sehen lassen kann. Die Story beginnt mitten im Geschehen: Noah kommt schwer verletzt in der Wohnung seiner Nachbarin Emma zu Bewusstsein. Sie ...

„Ausweglos“ von Henri Faber ist ein Thriller Debüt, das sich sehen lassen kann. Die Story beginnt mitten im Geschehen: Noah kommt schwer verletzt in der Wohnung seiner Nachbarin Emma zu Bewusstsein. Sie liegt neben ihm – tot. Die Polizei beginnt zu ermitteln und hat schnell einen Serienmörder im Fokus. Dieser wollte Noah zwingen, ihn zu seiner Frau zu führen. Er wählte jedoch, die seiner Meinung nach leere Wohnung der Nachbarn. Warum war Emma doch zu Hause? Und was ist wirklich passiert?

Henri Faber erzählt die Geschichte aus drei Perspektiven: Neben Noah tauchen auch noch der Ermittler Elias und Noahs Frau Linda auf. Elias hat bereits vorher im Fall „Ringfingermörder“ ermittelt, wurde nach einem Skandal aber versetzt. Nun ist er versessen, den Mörder zu finden. Der schnelle Wechsel zwischen den drei Perspektiven und der kurze, knappe Stil ohne überflüssige Schnörkel sorgen dafür, dass man nur so durch die Seiten fliegt und der Thriller ordentlich Fahrt auf nimmt.

Schnell treten erste Ungereimheiten auf und es wird klar, dass nicht jeder der Protagonisten die Wahrheit sagen kann. Besonders spannend fand ich, dass sich das Bild, das man von Noah, Elias und Linda hat mit jedem Kapitel etwas ändert und dann immer klarer wird. Und immer wieder wird man auch komplett überrascht.

Mehr möchte ich zum Inhalt eigentlich gar nicht verraten, nur, dass mir das rätseln, Theorien aufstellen und Hinweise suchen großen Spaß gemacht hat und ich ein spannendes Lesewochenende mit „Ausweglos“ hatte. Einen kleinen Punkt Abzug muss ich aufgrund einer Polizeiaktion geben, die ich dann doch etwas sehr weit hergeholt fand. Ansonsten ein tolles Debüt!

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