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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2023

Beeindruckend

Diamantnächte
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Agnete hat einen gut getakteten Alltag. Alles scheint zu funktionieren, alles scheint perfekt. Doch so ist es bei weitem nicht. Irgendwann fallen Agnete die Haare aus. Ein eindeutiges Signal ihres Körpers. ...

Agnete hat einen gut getakteten Alltag. Alles scheint zu funktionieren, alles scheint perfekt. Doch so ist es bei weitem nicht. Irgendwann fallen Agnete die Haare aus. Ein eindeutiges Signal ihres Körpers. Sie muss handeln. Als ihr Mann für einige Wochen beruflich ins Ausland reist, nimmt Agnete sich die Zeit, um ihre Vergangenheit und ihr bisheriges Leben aufzuarbeiten und sich dem allen zu stellen.

So facettenreich, wie das Cover gestaltet ist, so gibt sich auch dieser Roman. Hilde Rød-Larsen schafft es, dass man beim Lesen total mitgerissen wird. Es ist eine fesselnde, aber auch erschreckende Geschichte, unter anderem über toxische Beziehungen und Selbsttäuschung - es ist keine leichte Kost, die uns hier serviert wird, aber es lohnt sich auf jeden Fall, sich darauf einzulassen, daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.09.2023

Verdient auf der Shortlist

Muna oder Die Hälfte des Lebens -
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„Muna oder Die Hälfte des Lebens“ - ein Buch, das mich ganz schön aufgewühlt hat. Wie kann eine so gebildete, intelligente Frau einem Mann wie Magnus dermaßen verfallen?

Worum geht’s?
Die Geschichte ...

„Muna oder Die Hälfte des Lebens“ - ein Buch, das mich ganz schön aufgewühlt hat. Wie kann eine so gebildete, intelligente Frau einem Mann wie Magnus dermaßen verfallen?

Worum geht’s?
Die Geschichte beginnt 1989 in der DDR zur Zeit der Wende. Muna ist fast 18 und lebt zusammen mit ihrer alkoholkranken Mutter, einer Schauspielerin, in der fiktiven Stadt Jüris. Der Vater ist bereits verstorben.
Als die Abiturientin den Lehrer und Fotografen Magnus Otto kennenlernt, ist sie sofort fasziniert von ihm und verliebt sich in ihn. Es kommt zu einer gemeinsamen Nacht, aber schon bald ist Magnus wieder verschwunden, scheinbar spurlos.
Sieben Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Und es entwickelt sich eine Beziehung, die toxischer nicht sein könnte, ein Irrsinn, einfach ein Wahnsinn - Magnus, ein Wahnsinniger. Muna kommt nicht mehr von ihm los. Schiebt alles, was schief läuft, auf sich, gibt sich selbst die Schuld.
Diese Frau hat studiert, promoviert und ist nicht in der Lage, diese Beziehung zu durchblicken. Kein Einzelfall, wie man ja weiß. Man möchte schreien, wird wütend, möchte Muna helfen, sie wachrütteln.
Wir begleiten die inzwischen erwachsene Frau auf ihren Stationen wie London, Basel, Berlin, Wien und Zürich mit der Hoffnung, dass sie doch noch zur Vernunft kommen wird.

Terézia Mora hat es geschafft, mich mit ihrem außergewöhnlichen Schreibstil völlig zu packen. Die wörtliche Rede ist nicht in Anführungszeichen gesetzt, nicht Ausgesprochenes der Protagonistin durchgestrichen, Gedanken sind eingeklammert. Anfangs hat mich das etwas irritiert, schließlich fand ich es dann richtig klasse.

2013 bekam Terézia Mora für „Das Ungeheuer“ den Deutschen Buchpreis. Heute wurde die Shortlist für 2023 veröffentlicht, und erneut wurde ein Buch der Autorin nominiert. Drücken wir also die Daumen für „Muna oder Die Hälfte des Lebens“. Das Zeug zum Buchpreis hat der Roman auf jeden Fall.
Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Leise und doch so eindringlich

Das leise Platzen unserer Träume
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„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“

Der Traum vom Haus auf dem Land - mit großem Bauerngarten und Kindern, die da spielen und toben. Freunde, die zu Besuch kommen, im Garten sitzen, Feste feiern ...

„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“

Der Traum vom Haus auf dem Land - mit großem Bauerngarten und Kindern, die da spielen und toben. Freunde, die zu Besuch kommen, im Garten sitzen, Feste feiern und so weiter.
Der Traum vom Haus auf dem Land - den konnten Jule und David sich verwirklichen, alles andere nicht. Die Besuche von Freunden wurden seltener, eigene Kinder blieben aus, die Beziehung leidet darunter.

Dies alles und noch viel mehr erfahren wir von Jule in einzelnen Kapiteln im Roman „Das leise Platzen unserer Träume“ von Eva Lohmann.
Und neben Jule gibt es auch noch Hellena, aus deren Sicht ebenfalls berichtet wird. Hellena ist die Geliebte von David. Sie ist geschieden und lebt mit ihren beiden Kindern in der Stadt. Sie weiß, dass David verheiratet ist, weiß einiges über dessen Ehe, und sie macht sich viele Gedanken darüber. Versucht, sich in Jule hineinzuversetzen. Warum funktioniert diese Ehe nicht mehr? Und was fehlt noch für einen Schlussstrich, für eine Trennung?

Eva Lohmann gibt beiden Frauen eine Stimme und lässt sie einander kennenlernen.
Man fliegt nur so durch das Buch, durch eine Geschichte, die sich wunderbar leicht lesen lässt und gleichzeitig so tiefgründig ist. Das alles habe ich sehr genossen.
Leider war der Roman für mich viel zu schnell zu Ende, dabei habe ich extra versucht, ganz langsam zu lesen.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Verdient auf der Longlist

Paradise Garden
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„Paradise Garden“ so heißt der größte Eisbecher im Eiscafé Venezia. Die 14-jährige Billie und ihre Mutter Marika bestellen ihn, wenn Anfang des Monats mal genügend Geld dafür zur Verfügung steht. Dies ...

„Paradise Garden“ so heißt der größte Eisbecher im Eiscafé Venezia. Die 14-jährige Billie und ihre Mutter Marika bestellen ihn, wenn Anfang des Monats mal genügend Geld dafür zur Verfügung steht. Dies ist allerdings eher selten der Fall. Aber Billies Mutter versucht trotz finanzieller Probleme, den Alltag und das Leben in der Hochhaussiedlung bunt und fröhlich zu gestalten.
Doch dann stirbt Marika plötzlich, und Billie muss mit ihrer ungarischen Großmutter alleine zurechtkommen, ob sie will oder nicht. Eine Sache gibt es allerdings, die Billie unbedingt will - endlich wissen, wer ihr Vater ist. Und sie macht sich auf die Suche nach dem Unbekannten.

„Paradise Garden“ ist der Debütroman von Elena Fischer. Es ist eine Mischung aus Coming-Of-Age-Geschichte und Roadtrip. Wie die Autorin selbst sagt, handelt es sich um einen Entwicklungsroman, es geht ums Erwachsenwerden.
In jedem Fall ist es ein gelungenes Erstlingswerk, das absolut berechtigt auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2023 steht.
Ich habe bereits unzählige positive Rezensionen und Leseeindrücke gelesen und kann mich diesen nur anschließen.
Elena Fischer hat einen erstklassigen Roman geschrieben, eine faszinierende Geschichte, traurig und schön zugleich, mitreißend, ergreifend, aufwühlend. Für mich gehört die Lektüre zu meinen absoluten Lesehighlights.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Elegant und stilvoll

Regen
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Bei Ferdinand von Schirach kann ich mich immer nur wiederholen. Er schreibt mit einer Eleganz, die Worte wohl gewählt, keines zu viel. Auch mit seiner neuen Lektüre „Regen“ konnte er mich wieder erreichen. ...

Bei Ferdinand von Schirach kann ich mich immer nur wiederholen. Er schreibt mit einer Eleganz, die Worte wohl gewählt, keines zu viel. Auch mit seiner neuen Lektüre „Regen“ konnte er mich wieder erreichen.
Die Erzählung erstreckt sich lediglich über knapp 60 Seiten und beinhaltet doch so viel.
Sie ist in Form eines Einmannstückes geschrieben. Und Ferdinand von Schirach wird damit auf Tournee gehen. Er selbst spricht dann den Theatermonolog auf der Bühne.

„Regen - Eine Liebeserklärung“

Ein Mann kommt vom Regen durchnässt in eine Bar und beginnt zu erzählen - erzählt von seiner Rolle als Schöffe. Er wurde für dieses Amt ausgewählt, muss es antreten, aber es widerstrebt ihm. Er spricht über seine Gedanken, über banale Dinge, aber auch Tiefgehendes.

„Das Schreiben selbst kann rauschhaft sein, aber es ist im Rausch nicht möglich zu schreiben.“ Ein Satz aus dem zweiten Teil der Lektüre, der aus einem Interview besteht, das bereits 2022 in der „Süddeutschen Zeitung“ erschienen ist.
Im Interview gibt sich Ferdinand von Schirach charmant, aber auch distanziert, wie man es von ihm kennt.

Als großer Fan des Schriftstellers hat mich auch sein neues Werk wieder überzeugen können. Allerdings finde ich es mit einem Preis von 20 Euro doch etwas überteuert. Daher gibt’s auch nur vier Sterne.

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