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Veröffentlicht am 17.11.2022

Eine bewegende Vergangenheit

Isidor
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Dr. Isidor Geller - der Onkel von Shelly Kupferbergs Großvater Walter und somit Shellys Urgroßonkel - der schillernde Isidor, ein Lebemann, Multimillionär und Kunstliebhaber, Kommerzialrat in Wien, 1938 ...

Dr. Isidor Geller - der Onkel von Shelly Kupferbergs Großvater Walter und somit Shellys Urgroßonkel - der schillernde Isidor, ein Lebemann, Multimillionär und Kunstliebhaber, Kommerzialrat in Wien, 1938 von den Nazis fast in den Tod getrieben.

In diesem Debüt, das im Diogenes Verlag erschienen ist, erzählt Shelly Kupferberg von ihren jüdischen Vorfahren, insbesondere von Isidor und Walter. Die Journalistin hat sich auf die Suche gemacht, hat sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit begeben. Auf Spuren, die nach Ostgalizien, Wien, Budapest und sogar Hollywood führten.

Was für eine bemerkenswerte Erzählung!
Diese klare, elegante Sprache, die bildhaften Schilderungen. Ich bin begeistert!

Das Buch hatte ich mir von Freunden ausgeliehen und werde es mir nun aber kaufen. So eine Lektüre möchte ich einfach selbst besitzen und vielleicht irgendwann nochmal lesen. Man merkt, ich bin sehr beeindruckt. Von mir gibt’s daher eine ganz klare Leseempfehlung für „Isidor“.

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Wunderbar und federleicht

Die Familien der anderen
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„Der Zauberberg“ von Thomas Mann - gefühlte 60 Jahre schlich Christine Westermann um ihn herum. Zeitgleich mit dem Schreiben ihres neuen Buches macht sie sich ans Lesen des etwa 1000 Seiten umfassenden ...

„Der Zauberberg“ von Thomas Mann - gefühlte 60 Jahre schlich Christine Westermann um ihn herum. Zeitgleich mit dem Schreiben ihres neuen Buches macht sie sich ans Lesen des etwa 1000 Seiten umfassenden Werks. Mit Beenden ihres Buches möchte sie auch mit Thomas Manns Zauberberg durch sein. Ob ihr das gelingt erfahren wir in „Die Familien der anderen“.
Christine Westermann - Journalistin, Moderatorin und Autorin - erzählt in der Lektüre sehr kurzweilig aus ihrem Leben und von ihrer Liebe zum Lesen. Nebenbei lässt sie Buchempfehlungen einfließen. Und immer wieder erfahren wir zwischendurch von ihrem Lesefortschritt bezüglich des Zauberbergs.

Mit 224 Seiten ist „Die Familien der anderen“ ein Buch, das sich leicht und schnell lesen lässt. Wer Christine Westermann kennt, der hat beim Schmökern bestimmt ihre Stimme im Ohr. Oder man widmet sich dem Hörbuch, welches die Autorin selbst liest.
Mir hat diese Art von Biografie gut gefallen. Ich mag Christine Westermann sehr und denke wehmütig an die Sendung „Zimmer frei“ mit Götz Alsmann zurück.
Von mir gibt’s daher eine klare Leseempfehlung für diese schöne Lektüre. Eine Lektüre so „federleicht“, um es mit den Worten von Christine Westermann auszudrücken.

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Magisch und melancholisch

Die Kunst des Verschwindens
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Du willst ein Buch, welches dich ab der ersten Seite in seinen Bann zieht, voller Magie, mit einem Hauch Nervenkitzel, eine berührende Lektüre, einfach zu lesen, einen Pageturner?

Das alles trifft auf ...

Du willst ein Buch, welches dich ab der ersten Seite in seinen Bann zieht, voller Magie, mit einem Hauch Nervenkitzel, eine berührende Lektüre, einfach zu lesen, einen Pageturner?

Das alles trifft auf „Die Kunst des Verschwindens“ von Melanie Raabe zu. Ich kannte die Autorin bisher noch nicht, was vermutlich daran liegt, dass sie überwiegend Thriller geschrieben hat. Ihr neuer Roman - diesmal kein Thriller - ist mir aber kürzlich auf der Spiegel-Bestsellerliste aufgefallen und mehrmals schon auf Instagram begegnet. Die Posts dazu haben mich total neugierig gemacht, und ich wollte das Buch unbedingt lesen. Jetzt habe ich es innerhalb von drei Tagen verschlungen, bin eingetaucht in das geheimnisvolle Leben von Nico und Ellen. 

Die Fotografin Nicolette, genannt Nico, ist Anfang 30 und lebt in Berlin. Zwischen den Jahren begegnet sie zufällig der berühmten Schauspielerin Ellen Kirsch und fühlt sich fast magisch zu ihr hingezogen. Nach einigen Treffen verschwindet Ellen ganz plötzlich wieder von einem Tag auf den anderen von der Bildfläche. Nico lässt das keine Ruhe, denn sie spürt eine Verbindung zu der jungen Frau, etwas Magisches. Und sie macht sich auf die Suche - auf die Suche nach Ellen, aber auch auf die Suche nach ihrer Mutter und ihrer Vergangenheit. 

Was für ein Leseerlebnis! 
„Die Kunst des Verschwindens“ ist das ideale Buch zum Abtauchen. Es entwickelt einen Sog, der bis zur letzten Seite anhält. Gerade in der dunklen Jahreszeit passt diese geheimnisvolle Geschichte ganz wunderbar als Lektüre. Von mir gibt’s hier eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Ein Buch mit Längen

Lektionen
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In seinem neuen Roman „Lektionen“ erzählt Ian McEwan ein ganzes Leben. Das Leben von Roland Baines - als Jugendlicher von seiner Klavierlehrerin verführt, als Mann von der Ehefrau verlassen.
1958 wird ...

In seinem neuen Roman „Lektionen“ erzählt Ian McEwan ein ganzes Leben. Das Leben von Roland Baines - als Jugendlicher von seiner Klavierlehrerin verführt, als Mann von der Ehefrau verlassen.
1958 wird er als 11-jähriger in ein Internat in England geschickt, weit weg von seinen Eltern. Da beginnt das, was ihn für sein Leben prägt.

McEwan verwebt Rolands Geschichte mit historischen Ereignissen aus sieben Jahrzehnten wie unter anderem Tschernobyl, dem Mauerfall, 9/11 und der Pandemie.
Entstanden ist ein kluges, unterhaltsames Buch, das allerdings deutlich Längen aufweist und durchaus mit 200 Seiten weniger auskommen würde.
Auch die Zeitsprünge fand ich teilweise etwas anstrengend. Die zweite Hälfte des Romans hat mich dann allerdings sehr gefesselt. Während ich für die ersten 300 Seiten zwei Wochen brauchte, habe ich den Rest innerhalb von drei Tagen verschlungen.
Insgesamt hat mir die Lektüre gut gefallen. Allerdings habe ich schon bessere Werke des Autors gelesen.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Erschreckend und doch großartig

Lügen über meine Mutter
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Ursprünglich wollte ich dieses Buch erst lesen, wenn ich mein aktuelles beendet habe. Das hat allerdings nicht funktioniert, denn aus einem „Nur-mal-kurz-reinlesen" wurde ein „ Ich-kann-nicht-mehr-aufhören". ...

Ursprünglich wollte ich dieses Buch erst lesen, wenn ich mein aktuelles beendet habe. Das hat allerdings nicht funktioniert, denn aus einem „Nur-mal-kurz-reinlesen" wurde ein „ Ich-kann-nicht-mehr-aufhören". Die Geschichte hat einen Sog entwickelt, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte.

Worum geht’s?
„Lügen über meine Mutter“ ist ein Roman mit autobiografischen Zügen.
Vater, Mutter, Kind - eine Familie Mitte der 80er Jahre in einem kleinen Ort im Westen Deutschlands.
Daniela Dröscher erzählt von ihrer Familie, von ihrer Kindheit. Von einem Vater, der seine beruflichen und gesellschaftlichen Misserfolge seiner Frau zuschiebt und deren Übergewicht. Zwischen beiden Elternteilen steht Ela, die Tochter. Sie ist hin- und hergerissen, wird manipuliert, versucht zu vermitteln.

Das alles ist so schrecklich, dass man nicht weiß, ob man schreien oder lachen soll. Es macht einen wütend, zornig, traurig, sprachlos. Und trotz allem ist es ein großartiges Buch, das man gelesen haben muss. Ich bin begeistert!
Der Roman steht verdient auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und auf der Shortlist für den Preis der unabhängigen Buchhandlungen 2022.

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