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Veröffentlicht am 20.02.2023

Väter und Söhne

Saubere Zeiten
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„Rei in der Tube“ - da werden bei mir Kindheitserinnerungen wach, denn meine Eltern hatten dieses Waschmittel in den 70er- und 80er-Jahren immer in unseren Urlauben dabei. Und dann wurden damit einzelne ...

„Rei in der Tube“ - da werden bei mir Kindheitserinnerungen wach, denn meine Eltern hatten dieses Waschmittel in den 70er- und 80er-Jahren immer in unseren Urlauben dabei. Und dann wurden damit einzelne Kleidungsstücke im Waschbecken rausgewaschen.

Erfunden wurde „Rei in der Tube“ von Andreas Wunns Großvater. Er hatte eine Drogerie in St. Ingbert und war mit seiner Waschmittelmarke Rei in der Nachkriegszeit sehr erfolgreich. Dies hat sich allerdings dann geändert, denn bereits Mitte der 1950er verlor er sein Vermögen selbstverschuldet wieder.
Der Journalist Andreas Wunn hat nun in seinem Buch „Saubere Zeiten“ Teile dieser Familiengeschichte mit Fiktivem verwoben und so einen sehr lesenswerten Roman geschaffen.

Der Ich-Erzähler Jakob Auber reist von Berlin nach Trier, wo sein Vater im Sterben liegt. Und er begibt sich dort in der alten Heimat zurück in die Vergangenheit, macht sich auf die Suche nach Antworten - Antworten auf offene Fragen, die sein Vater hinterlassen hat. Dabei führen die Spuren bis nach Rio de Janeiro an die Copacabana.
Es geht um die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen, um Schuld und Vergebung, um Zeiten, in denen nicht jeder eine weiße Weste hatte.

Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich in dieser Geschichte nahtlos ab und werden nicht immer klar abgegrenzt. Teilweise musste ich beim Lesen kurz überlegen, auf welcher Zeitebene der Roman gerade spielt. Aber genau das hat für mich die Lektüre so attraktiv gemacht. Dieses Ineinandergreifen der Geschehnisse und die Zeitsprünge - das alles ist hier wunderbar gelungen. Ein fesselndes Debüt, das sich sehr gut lesen lässt. Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Wunderbar und federleicht

Die Familien der anderen
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„Der Zauberberg“ von Thomas Mann - gefühlte 60 Jahre schlich Christine Westermann um ihn herum. Zeitgleich mit dem Schreiben ihres neuen Buches macht sie sich ans Lesen des etwa 1000 Seiten umfassenden ...

„Der Zauberberg“ von Thomas Mann - gefühlte 60 Jahre schlich Christine Westermann um ihn herum. Zeitgleich mit dem Schreiben ihres neuen Buches macht sie sich ans Lesen des etwa 1000 Seiten umfassenden Werks. Mit Beenden ihres Buches möchte sie auch mit Thomas Manns Zauberberg durch sein. Ob ihr das gelingt erfahren wir in „Die Familien der anderen“.
Christine Westermann - Journalistin, Moderatorin und Autorin - erzählt in der Lektüre sehr kurzweilig aus ihrem Leben und von ihrer Liebe zum Lesen. Nebenbei lässt sie Buchempfehlungen einfließen. Und immer wieder erfahren wir zwischendurch von ihrem Lesefortschritt bezüglich des Zauberbergs.

Mit 224 Seiten ist „Die Familien der anderen“ ein Buch, das sich leicht und schnell lesen lässt. Wer Christine Westermann kennt, der hat beim Schmökern bestimmt ihre Stimme im Ohr. Oder man widmet sich dem Hörbuch, welches die Autorin selbst liest.
Mir hat diese Art von Biografie gut gefallen. Ich mag Christine Westermann sehr und denke wehmütig an die Sendung „Zimmer frei“ mit Götz Alsmann zurück.
Von mir gibt’s daher eine klare Leseempfehlung für diese schöne Lektüre. Eine Lektüre so „federleicht“, um es mit den Worten von Christine Westermann auszudrücken.

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Veröffentlicht am 28.09.2022

Wunderbarer Winterroman

Die Wunderfrauen
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„Die Wunderfrauen - Wünsche werden wahr“ ist der vierte Band über die vier Freundinnen Luise, Helga, Annabel und Marie. Und wie gewohnt entführt uns die Lektüre nach Oberbayern, genauer gesagt an den Starnberger ...

„Die Wunderfrauen - Wünsche werden wahr“ ist der vierte Band über die vier Freundinnen Luise, Helga, Annabel und Marie. Und wie gewohnt entführt uns die Lektüre nach Oberbayern, genauer gesagt an den Starnberger See, diesmal ins Jahr 1991.
Die Kapitel werden wie immer abwechselnd aus Sicht von Luise, Annabel, Helga und Marie erzählt und zusätzlich in diesem Roman auch von Josie, Luises Tochter.
Wir begleiten die Frauen durch die leicht hektische Vorweihnachtszeit. Nicht ohne Stress und Turbulenzen verläuft diese bei den vier Freundinnen und ihren Lieben. Auch springen wir zurück in die vergangenen Jahre und erfahren, was da so alles geschehen ist. Nicht zu vergessen „Luises-Ladenkundealbum“ mit Notizen und Rezepten, das uns schon vertraut ist aus den anderen Büchern. Und wer will, kann wieder zu Spotify hüpfen und die von Stephanie Schuster erstellte Playlist zur Lektüre hören mit passenden Titeln aus der damaligen Zeit.

Mit diesem Buch, das die Reihe sehr stimmig ergänzt, endet leider die Geschichte der „Wunderfrauen“.
Mich hat es sehr gefreut, dass zur geplanten Trilogie noch dieses Weihnachtsbuch dazukam. Ich habe es wieder mit großem Vergnügen gelesen, und am Ende schwang bei mir doch etwas Wehmut mit. Aber eine Leseprobe im Anhang macht bereits neugierig auf die neue Romanreihe von Stephanie Schuster, auf die wir uns jetzt schon freuen dürfen.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Beeindruckend

Diamantnächte
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Agnete hat einen gut getakteten Alltag. Alles scheint zu funktionieren, alles scheint perfekt. Doch so ist es bei weitem nicht. Irgendwann fallen Agnete die Haare aus. Ein eindeutiges Signal ihres Körpers. ...

Agnete hat einen gut getakteten Alltag. Alles scheint zu funktionieren, alles scheint perfekt. Doch so ist es bei weitem nicht. Irgendwann fallen Agnete die Haare aus. Ein eindeutiges Signal ihres Körpers. Sie muss handeln. Als ihr Mann für einige Wochen beruflich ins Ausland reist, nimmt Agnete sich die Zeit, um ihre Vergangenheit und ihr bisheriges Leben aufzuarbeiten und sich dem allen zu stellen.

So facettenreich, wie das Cover gestaltet ist, so gibt sich auch dieser Roman. Hilde Rød-Larsen schafft es, dass man beim Lesen total mitgerissen wird. Es ist eine fesselnde, aber auch erschreckende Geschichte, unter anderem über toxische Beziehungen und Selbsttäuschung - es ist keine leichte Kost, die uns hier serviert wird, aber es lohnt sich auf jeden Fall, sich darauf einzulassen, daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Elegant und stilvoll

Regen
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Bei Ferdinand von Schirach kann ich mich immer nur wiederholen. Er schreibt mit einer Eleganz, die Worte wohl gewählt, keines zu viel. Auch mit seiner neuen Lektüre „Regen“ konnte er mich wieder erreichen. ...

Bei Ferdinand von Schirach kann ich mich immer nur wiederholen. Er schreibt mit einer Eleganz, die Worte wohl gewählt, keines zu viel. Auch mit seiner neuen Lektüre „Regen“ konnte er mich wieder erreichen.
Die Erzählung erstreckt sich lediglich über knapp 60 Seiten und beinhaltet doch so viel.
Sie ist in Form eines Einmannstückes geschrieben. Und Ferdinand von Schirach wird damit auf Tournee gehen. Er selbst spricht dann den Theatermonolog auf der Bühne.

„Regen - Eine Liebeserklärung“

Ein Mann kommt vom Regen durchnässt in eine Bar und beginnt zu erzählen - erzählt von seiner Rolle als Schöffe. Er wurde für dieses Amt ausgewählt, muss es antreten, aber es widerstrebt ihm. Er spricht über seine Gedanken, über banale Dinge, aber auch Tiefgehendes.

„Das Schreiben selbst kann rauschhaft sein, aber es ist im Rausch nicht möglich zu schreiben.“ Ein Satz aus dem zweiten Teil der Lektüre, der aus einem Interview besteht, das bereits 2022 in der „Süddeutschen Zeitung“ erschienen ist.
Im Interview gibt sich Ferdinand von Schirach charmant, aber auch distanziert, wie man es von ihm kennt.

Als großer Fan des Schriftstellers hat mich auch sein neues Werk wieder überzeugen können. Allerdings finde ich es mit einem Preis von 20 Euro doch etwas überteuert. Daher gibt’s auch nur vier Sterne.

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