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Veröffentlicht am 23.09.2019

Wenn das Offensichtliche doch für Verwirrung sorgt

Dumm gelaufen, Martha
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Lukas genießt die Zeit als Dauercamper, doch sein Kühlschrank könnte mal wieder eine ordentliche Füllung vertragen. Auf dem Konto sieht es auch mau aus. Da kommt ihm der neue Auftrag gerade recht. Eine ...

Lukas genießt die Zeit als Dauercamper, doch sein Kühlschrank könnte mal wieder eine ordentliche Füllung vertragen. Auf dem Konto sieht es auch mau aus. Da kommt ihm der neue Auftrag gerade recht. Eine junge, gutaussehende Notarsgattin beauftragt Lukas mit der Suche nach dem verschwundenen Ehemann. Als Lukas diesen mausetot in einem Waldstück findet, scheint die Sachlage zunächst klar- zu klar fürs Lukas' Empfinden…

Erwin Kohl hat mit "Dumm gelaufen, Martha" mal wieder eine Schippe Ideenreichtum, Dramatik und einer Prise Wortwitz drauf gelegt und einen spannenden Regio-Krimi mit schrägen Figuren und der SoKo vom Campingplatz zu Papier gebracht. Der Plot ist von Anfang an gut durchdacht, liefert genügend Potential für eigene Ermittlungen und geizt nicht mit spannenden, dramatischen und witzigen Szenen.
Die liebgewonnen Bewohner vom Campingplatz, allen voran natürlich Lukas, bekommen dieses mal einen Fall, der es in sich hat.
Und wieder einmal zeigt es sich, dass manches, was auf den ersten Blick schlüssig erscheint, doch ein genaueres Hinsehen und jede Menge Kombinationsgabe erfordert.
Erwin Kohl lässt rheinische Frohnaturen ebenso über die Bildfläche spazieren wie böse Jungs, lässt alte Damen ebenso zu Wort kommen wie die gutaussehende Notarsgattin, die ihre Reize gekonnt einzusetzen weiß und gestaltet so ein sehr abwechslungsreiches Bild, das sich dem Leser im Verlauf des Romans vor dem inneren Augen aufbaut.
Lange sieht es so als, als würde Lukas Born im Trüben fischen, doch dank seiner schnellen Auffassungsgabe, der nicht immer ganz so legalen Mithilfe seiner Freunde und nicht zuletzt seiner Noch-Frau Julia, löst sich das Gebilde der scheinbar perfekten Tat langsam auf und man blickt hinter den perfiden Plan des Täters.
Widersacher, Handlanger und Zeugenbeeinflussung sind dabei nur einige wenige Tatwerkzeuge, die der Täter nutzt, um mit einer weißen Weste aus dem Ganzen herauszukommen. Doch er hat nicht bedacht, dass es noch den Privatermittler Lukas Born gibt, der bisher noch jeden Täter dingfest gemacht hat :)
Wer auf starke Regio-Krimis mit Humor und Spannung steht, der sollte sich die Roman von Erwin Kohl nicht entgehen lassen.
Absolute Leseempfehlung !

Veröffentlicht am 21.09.2019

Mut, Willen und Stärke - eine Frau geht ihren Weg

Die Hafenschwester (1)
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Martha muss den Verlust der Mutter verkraften und beschließt, ihren Weg zu gehen - durch eine Empfehlung ihres Hausarztes kann sie eine Stelle am Eppendorfer Krankenhaus als Schwesternschülerin erhalten ...

Martha muss den Verlust der Mutter verkraften und beschließt, ihren Weg zu gehen - durch eine Empfehlung ihres Hausarztes kann sie eine Stelle am Eppendorfer Krankenhaus als Schwesternschülerin erhalten und geht dort ihren Weg.
Während Hamburg politisch neue Ufer beschreitet, geht auch Martha unbeirrt ihren Weg und rüttelt die Bewohner Hamburgs auf. Es ist Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und aus der Lethargie zu erwachen…

Melanie Metzethin schlägt das Geschichtsbuch von Hamburg auf, blättert in den Seiten zurück und lässt eine Zeit für den Leser lebendig werden, in der die pulsierende Stadt an der Elbe fest im Würgegriff der Cholera ist.
Wir lernen das Mädchen Martha kennen, die in den Gassen des Gängeviertels lernen muss was es heißt, unter den Ärmsten der Armen groß zu werden, scheinbar aussichtslosen Situationen ins Auge zu sehen und ihren Weg zu gehen.
Zuerst muss sie miterleben, wie die beste Freundin vom eigenen Vater als Prostituierte verdingt wird - dieses Makel bleibt an ihrer Freundin dauerhaft kleben, doch Martha schert sich einen Teufel um die Meinung anderer und hält ihr bis ins Erwachsenenleben die Treue.
Dann wetzt Frau Hippe die Sense und schlägt unbarmherzig zu-erst holt sie Marthas Schwester, dann Marthas Mutter in ihr Reich und von diesem Tag an ist Martha kein Kind mehr. Es blutet mir das Herz wenn ich mit ansehen muss, wie dem Mädchen all das, was es liebt, haltlos durch die Finger gleitet.
Sie übernimmt die Verantwortung und bietet dem Schicksal die Stirn.
Durch ihre Stelle am Eppendorfer Krankenhaus fasst sie Fuß in einem Leben, das bisher von Entbehrungen geprägt ist und lernt, sich durchzusetzen und die Ärmel hochzukrempeln.
Im Verlauf der Jahre wird aus dem Mädchen eine resolute Frau, die den Unterdrückten und Hilflosen eine Stimme gibt, sich für ihre Belange einsetzt und mit offenem Herz durchs Leben geht.
Die Figuren, die die Autorin erschaffen hat, sind grandios gezeichnet - sie überzeugen durch Individualität, ganz viel Herzblut und dem Mut, auch einmal Menschen darzustellen, die nicht vom Leben begünstigt sind.
Dabei ist mir Martha sofort ans Herz gewachsen - egal ob als Kind oder junge Frau. Metzenthin gelingt es die Entwicklung ihrer Figur für den Leser nachvollziehbar und äußert lebendig zu schildern und so mit ihr erwachsen zu werden. Die Hürden, die Martha dabei nehmen muss, sind für den Leser ebenfalls kein Leichtes und man fährt mit Martha die Ellenbogen aus, kämpft an den richtigen Stellen und wetzt die sprichwörtlichen Messer, wenn sie ihrer Widersacherin mutig die Stirn bietet und einfach den Spieß umdreht. Diese Szenen bleiben mir besonders in Erinnerung, denn sie sind mit ganz viel Energie, Tatkraft und Willensstärke versehen, von der sich jede Frau ruhig en Scheibchen abschneiden kann.
Leider ist mir das Buch an manchen stellen etwas zu politisch angehaucht und ich finde es ein wenig zu aufrührerisch - das bremst mich beim Lesen ein bisschen aus, aber ich fühle mich trotzdem sehr gut unterhalten. Die großartige Recherche, der Einfallsreichtum der Autorin und der wie gewohnt fesselnde Schreibstil lassen so einen historischen Roman entstehen, der die Grenze zwischen Fiktion und Wahrheit regelrecht verschwimmen lässt - ich bin Martha, gehe ihren Weg und warte ungeduldig auf Band zwei, in denen ich die weiteren Ereignisse erleben darf...

Veröffentlicht am 20.09.2019

Die Geister der Vergangenheit

Wacholderglück
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Daisy ist normalerweise unstet und flüchtig, denn nur auf dem Bock on Tour quer durch die Lande fühlt sie sich so richtig frei. Alles, was in ihre Tasche passt, ist auch das, was sie zum Leben braucht. ...

Daisy ist normalerweise unstet und flüchtig, denn nur auf dem Bock on Tour quer durch die Lande fühlt sie sich so richtig frei. Alles, was in ihre Tasche passt, ist auch das, was sie zum Leben braucht. Doch wie soll sie damit umgehen, wenn sie jetzt das Erbe von Onkel Reginald antreten soll ? Dieser hat nämlich verfügt, dass ihr das alte Bahnhofsgebäude nur gehört, wenn sie es schafft, ein ganzes Jahr an Ort und Stelle zu verweilen und dem alten Gemäuer wieder neues Leben einzuhauchen.
Daisy muss sich eingestehen, dass sie sich den Geistern ihrer Vergangenheit stellen muss, um endlich wieder da anzukommen wo sie eigentlich hingehört - nämlich bei sich selbst und in Ottercombe Bay...

Nachdem ich das Erstlingswerk von Bella Osborne " Neues Glück in Willow Cottage" regelrecht verschlungen habe, ist natürlich die Neugier auf alles, was danach kommt, umso größer.
Das traumhaft schöne Cover lädt direkt dazu ein, sich in Ottercombe Bay niederzulassen und mit dabei zu sein, wie sich Daisy ihren Dämonen stellt und zurück zu ihren Wurzeln findet.
Doch irgendwie ist das Cover das einzig Schöne, was ich an und in diesem Buch finde, denn es wirkt alles auf mich recht konstruiert und unglaubwürdig.
Angefangen von den Figuren, die alle einen Sprung in der Schüssel haben und auf mich eher wie deplatzierte Slapstick-Komödianten wirken und von mitreißenden Charakteren in einem Buch weit entfernt sind. Ihre überdrehten Einlagen finde ich recht eigentümlich und ich frage mich, was der Sinn hinter solchen wirren Szenen ist.
Die Geschichte kommt nicht richtig in Fahrt, sondern verrennt sich in viele kleine, aber recht überladene Sequenzen. Liebe, Krimi und Selbstfindung - alles in einem Buch, das haut selbst das stärkste Pferd von den Hufen.
Das dicke Ende ist aber der Mops, der mich mit seinen zweifelhaften Auftritten mehr als einmal hat den Kopf schütteln lassen. Ich bin kein Fan von tierischen Einlagen, die zur angeblichen Erheiterung des Lesers beitragen sollen - weniger ist eben manchmal mehr.
Bella Osborne hat hier deutlich gezeigt, wie man es als Autor nicht machen sollte- die Frage ist bloß, was sie mit diesem Buch mitteilen möchte. Einen Sinn hinter der plump-naiven Erzählung habe ich nämlich nicht finden können. Dabei bietet der Grundgedanke so viel Gestaltungsmöglichkeiten, die man hier mit Ideenreichtum, Wortwitz und Charme hätte umsetzen können.
Manchmal sollte man sich eben nicht durch schöne Cover blenden lassen - es könnte sein, dass sich dahinter eine dröge, farblose Geschichte verbirgt.

Autor: Bella Osborne

Veröffentlicht am 18.09.2019

Gleicht einem Werbeprospekt für Winterurlaub am Meer

Bratapfel am Meer (Neuauflage)
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Caro hat einen ganz besonderen Auftrag von einer kürzlich verstorbenen Patientin erhalten- sie soll ein ganz besonderes Schmuckstück wieder zurück auf die Insel Juist bringen, auf der die alte Dame einst ...

Caro hat einen ganz besonderen Auftrag von einer kürzlich verstorbenen Patientin erhalten- sie soll ein ganz besonderes Schmuckstück wieder zurück auf die Insel Juist bringen, auf der die alte Dame einst ihre große Liebe gefunden hat.
Caro hat sowieso den Kopf und die Nase gestrichen voll vom Alltagsstress, von ihrer gescheiterten Ehe und überhaupt ist es Zeit, endlich einmal die Reißleine zu ziehen und das Leben in neue Bahnen zu lenken.
Da kommt ihr die Auszeit zwischen den Jahren auf der Nordseeinsel gerade Recht- einfach mal raus, etwas anderes sehen und sich wieder erden. Doch irgendwie scheint das Schicksal andere Pläne mit ihr zu haben...

Anne Barns ist normalerweise ein Garant für absolute Wohlfühlromane mit Inselflair, viel Herzenswärme und Wellenglitzern, doch mit "Bratapfel am Meer" kann sie an ihre behaglichen, romantischen Bücher, die ich bisher alle gelesen habe, leider nicht anknüpfen.
Zwar sind die ersten Kapitel stimmig und verbreiten auch die richtige Atmosphäre, doch es passiert lange Zeit einfach nichts und das ganze Buch liest sich eher wie ein Hochglanzprospekt der Tourismus- & Werbebranche für einen erholsamen Inselurlaub im Winter.
Die Bedeutung des Schmuckstückes bzw. dessen Herkunft wird einfach komplett hinten an gestellt und Nebensächlichkeiten laufen der Geheimnislüftung den Rang ab.
Die Figuren bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück und sind alle sehr gleichartig gestaltet. Es gibt keine Ecken oder Kanten, sie wirken somit austauschbar und das lässt eine Art Monotonie in die Erzählung einschleichen. Alles Friede, Freude, Eierkuchen und das bis Kapitel 19. Ab dann überschlagen sich die Ereignisse und man kommt als Leser kaum noch mit - die Themen geben sich regelrecht die Klinke in die Hand und wirken wie in die Geschichte hineingepresst, damit auf den letzten Seiten doch noch etwas passiert. Aber genau diese überbordende Vielfalt im Schnelldurchlauf macht es dann auch unübersichtlich und unglaubwürdig - Bisexualität, zerrissene Herzen, nicht abgeschlossene Trauerprozesse und der Verlust von Familienmitgliedern, eine Geburt und dann noch die Entscheidung, das Studium zur Ärztin anzugehen...das kann die Autorin doch viel, viel besser und ich bin maßlos enttäuscht.
"Bratapfel am Meer" ist vollkommen aus der Art geraten und für mich leider kein Zuckerschlecken.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Weihnachten mit viel Herz und Hund

Stille Nacht, flauschige Nacht
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Als wäre die Vorweihnachtszeit nicht schon stressig genug, muss sich Patrick mit der Kündigung eines Mitarbeiter herumschlagen. Einzige Rettung ist Angelique, die zwar ein Profi im organisieren ist, doch ...

Als wäre die Vorweihnachtszeit nicht schon stressig genug, muss sich Patrick mit der Kündigung eines Mitarbeiter herumschlagen. Einzige Rettung ist Angelique, die zwar ein Profi im organisieren ist, doch mit ihrer quirligen Art ist so gar nicht das, was sich Patrick von einer ruhigen Mitarbeiterin vorstellt. Doch damit nicht genug - Angelique hat etwas an sich, dass Patrick unweigerlich anzieht und Liebe hat er definitiv nicht auf seinem Plan stehen...

Petra Schier ist ein Garant für wunderschöne Weihnachtsromane, die mit Herz und Hund den Leser sofort begeistern. Fellnase Oskar hat in meinen Augen die gleichnamige Auszeichnung der Filmbranche verdient, denn dieser kleine spitzbübige Mischling hat es faustdick hinter den Hundeohren.
Damit die weihnachtliche Magie auf den Leser überspringt, lässt Schier den geheimnisvollen Zauber der Kindheit in ihren Winterbüchern wahr werden, denn Santa Claus, seine Frau und natürlich die kleinen Elfen bekommen hier ihren großen Auftritt. Sie ziehen geschickt die Fäden im Hintergrund, spielen mal wieder Schicksal, damit die Liebe auch bei Patrick Einzug hält und verstreuen so Wunderfunkelglitzerzauber, der aus den Seiten direkt auf den Leser überspringt. Ein Familien-Liebesroman, der warmherzig und mit viel Gefühl einfach genau das ist, was man in der hektischen Vorweihnachtszeit lesen möchte.
Ich mag die Figuren, denn sie sind alle wie du und ich, haben ihren Macken und können diese, dank der einfallsreichen Ideen der Autorin, dem Leser in voller Größe präsentieren. Egal ob grummelige Großeltern, die irgendwie kein Herz im Leib haben, Patrick, dem es schwerfällt einmal loszulassen oder Angelique, die mit ihrer quirligen Art alles aufwirbelt - alle sind perfekt aufeinander abgestimmt und lassen so die Geschichte rund wirken.
Oskar aber ist der eigentliche Clou des Buches - nicht selten habe ich ein breites Grinsen im Gesicht, wenn ich da so seine Gedanken lese und mitbekomme, was in so einem vorwitzigen Hundekopf vor sich geht. Schier weiß, wie man tierische Gedanken und Schachzüge auf menschliche Art und Weise an den Leser bringt und das macht ihre Bücher so unverwechselbar.
"Stille Nacht, flauschige Nacht" ist mal wieder ein Roman für alle, die temperamentvolle, witzige Bücher lieben, die an die Magie und den Zauber der Weihnacht glauben und wer weiß, vielleicht hat Santa ja auch bei euch die Hände im Spiel