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Veröffentlicht am 11.03.2024

Wieviel Recht steckt in Gerechtigkeit

Zeit der Schuldigen
2

Anne Paulsen ist Polizistin und getrieben von dem Gedanken, Gerechtigkeit walten zu lassen. Aber es gibt ein rotes Tuch, das aus dem Mensch Anne eine Getriebene werden lässt. Denn Volker März, ein freigesprochener ...

Anne Paulsen ist Polizistin und getrieben von dem Gedanken, Gerechtigkeit walten zu lassen. Aber es gibt ein rotes Tuch, das aus dem Mensch Anne eine Getriebene werden lässt. Denn Volker März, ein freigesprochener Straftäter, reißt Wunden auf, die nie verheilt sind. Anne will, dass er bestraft werd - nicht nur für den Mord an der 17jährigen Nina, die März 1981 regelrecht hingerichtet hat. Die Justiz kann einen einmal freigesprochenen Täter nicht für die gleiche Tat erneut verurteilen, doch Anne will Gerechtigkeit und überschreitet eine Grenze....


Wie weit geht ein Mensch, der Gerechtigkeit erreichen will ? Diese Frage steht immer wieder im Raum, wenn Markus Thiele in seinem Roman, der angelehnt an den Fall Frederike von Möhlmann geschildert wird, den Fall schildert. In zwei Zeitsträngen erzählt, erhalten die Leser:innen sehr genaue Einblicke in das, was dem jungen Mädchen angetan wurde und welche - nicht nur rechtlichen - Folgen daraus resultieren.

Dabei schafft es Thiele, eine sehr bedrückende, aufwühlende und emotionsgeladene Atmosphäre zu gestalten, die von der ersten Seite an unter die Haut geht. Allein die Beschreibung vom "Wartesaal" rufen mir als Urbexerin coole Bilder hervor, die düster und unheilschwanger eine Art Endzeitszenario verbreiten.

Die Figur Volker März ist unglaublich gut gezeichnet - seine markanten Koteletten erinner mich an Brian Hibbarnd von den Flying Pickets und so brennt sich sein Gesicht regelrecht ins Gedäöchtnis ein, um die Leser:innen den ganzen Tag über zu verfolgen. März ist immerzu präsent, ob man will oder nicht. Der Geruch von Tabac Original und das Bild der markanten Panzerkette verfolgen mich regelrecht. Er sitzt in den Gedanken und treibt dort sein perfides Spiel. Alleine so eine Situation für die Leser:innen zu kreieren, ist schon eine großartige schriftstellerische Leistung.

Doch der Autor lässt nicht locker, treibt die Leserschaft gemeinsam mit Anne durch die Seiten und deckt immer mehr Feinheiten auf, die auch Jahrzehnte später ihre Spuren hinterlassen. Thiele lässt seine Leserschaft vergessen, dass sie "nur" ein Buch in den Händen halten, das Hier und Jetzt verschwindet vollkommen und der lesende Part wird gegen die authentischen Figuren eingetauscht. Die Schilderungen in jedem einzelnen Kapitel gehen tief...sie hinterlassen deutliche Spuren, die nachdenklich machen. Nicht nur wegen der Rechtsprechung, sondern auch, weil ein so detaillierten Einblick in die Ereignisse ermöglicht wird, der den Leser:innen sonst verborgen bleibt.

Bis zum Ende entbrennt immer wieder die Diskussion, wieviel Recht in Gercehtigkeit steckt...eine Frage, auf die es viele unterschiedliche Antwortmöglichkeiten gibt.

Erneut ein sehr authentischer Roman von Markus Thiele, der noch lange nachwirkt.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Von allem zu viel und doch viel zu wenig Logik und Thrill

Die Patienten
2

Es ist ein Bild des Grauens, was sich mitten in der Silberbachkolonie bietet - ein grausamer Mord erschüttert nicht nur die Bewohner:innen der Klinik für psychisch Erkrankte. Es ist eine von ihnen, die ...

Es ist ein Bild des Grauens, was sich mitten in der Silberbachkolonie bietet - ein grausamer Mord erschüttert nicht nur die Bewohner:innen der Klinik für psychisch Erkrankte. Es ist eine von ihnen, die sich nicht aus den Fängen des Täters befreien konnte. Das ruft Polizeipsychologin Caro Löwenstein auf den Plan, denn sie soll, dank ihrer Ausbildung, das Vertrauen der Patient:innen gewinnen und so Licht ins Dunkel bringen. Aber der Wald am Silberbach ist alles andere als idyllisch und je mehr Einblicke Caro in den Alltag auf dem Klinikgelände erhält, desto düsterer werden die Geheimnisse....

Mit dem ersten Kapitel hat mich Nikolas Stoltz an und für sich schon fest an die Seiten gekettet und die unterschwellige Bedrohung, das abgrundtief Böse hält Einzug. Ein wenig erinnert die beschriebene Situation an das Buch "Schmerzwinter", denn dort werden die Opfer auf gleiche Weise "zur Schau" gestellt.

Aber schon nach wenigen Seiten kehrt sich das Bild komplett und der anfängliche Nervenkitzel weicht absolutem Unverständnis. Wie kann ein Vorgesetzter wirklich das Leben seiner Angestellten aufs Spiel setzen, in dem er sie schutzlos und völlig auf sich allein gestellt in dieser Kolonie ermitteln lässt ? Zudem ist Caros Handeln mitunter sehr suspekt und nicht nachvollziehbar, was vollkommen gegen ihre Ausbildung als Psychologin spricht.

Das ist aber längst noch nicht alles, denn der Autor scheut sich nicht, absurd aufgeblähte Gewaltszenarien auf seine Leser.innen loszulassen. Es fließt literweise Blut, Folter und Misshandlungen seelischer und körperlicher Art, sowie durch die Bank weg unsympathische Charaktere belagern die Handlung, die dadurch nicht besser wird, sondern sich ins Gegenteil kehrt. Dem Puzzle der Abneigung und Langeweile wird mit jeder Seite noch ein Stück hinzugefügt, sodass die Logik vollkommen auf Eis liegt (Caro stößt einen entsetzten Schrei aus, obwohl sie geknebelt ist) und von Spannung nichts zu spüren ist.

Normalerweise finde ich viele Handlungsstränge in einem Buch interessant, denn sie halten die Spannung hoch und die Neugier auf den Fortgang der Handlung wird befeuert. Hier ist aber von allem zu viel ( Sugardaddy, BDSM und sonstige Gewaltfantasien, Ritualmorde etc. pp) vorhanden und es wirkt so, als habe der Schreibende alle seine Einfälle, die er auf einem Konzeptpapier aufgeschrieben hat, unbedingt in diesem Buch unterbringen müssen. Weniger ist manchmal mehr...eine Straffung an Themen hätte dem Buch mehr als gut getan, dafür hätte es ruhig etwas mehr an Logik und Thrill sein dürfen.

Auf die Fortführung dieser Reihe werde ich verzichten.


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Veröffentlicht am 25.10.2022

Winterfreu(n)de

Der kleine Frosch will schwimmen gehen!
2

Der kleine Frosch reckt sich seine müden Arme und Beine, denn er hat sooo lange in der Winterstarre ausgeharrt. Jetzt will er nur noch eines: Schwimmen. Also flink die rote Badehose angezogen und mit Anlauf ...

Der kleine Frosch reckt sich seine müden Arme und Beine, denn er hat sooo lange in der Winterstarre ausgeharrt. Jetzt will er nur noch eines: Schwimmen. Also flink die rote Badehose angezogen und mit Anlauf ins Wasser. Aua ! Warum ist das Wasser so hart und rund um den See sieht alles so anders aus ?

Dieses zauberhaft illustrierte Kinderbuch ist ein kleiner Schatz! Die Zeichnungen sind lustig und bunt und sprechen somit Kinder vom ersten Augenblick an. Mimik und Gestik der Tiere bringen ihre Gefühle sehr schön zum Ausdruck und lassen die Kinder mit ihnen mitfühlen.

Schon das Cover ist herzallerliebst und vermittelt das Gefühl, gemeinsam mit dem kleinen Frosch in der Winterlandschaft zu sein und zu überlegen, was man alles im Winter so alles unternehmen kann. Mit dem Schlitten die Hänge runtersausen, mit viel Schwung auf Skiern die Piste unsicher machen, oder gefrorene Beeren am Stiel schlecken – alles wunderbare Vorschläge, die Spaß machen, aber dem kleinen Frosch keine Freude bereiten. Die Gestaltung des Vorsatzblattes ist mit den zarten Blüten der Frühblüher übersät und auf dem Nachsatzblatt erfahren Jungen und Mädchen in altersgerechten Erklärungen alles Wissenswerte über Tiere im Winter. Witzig und und trotzdem lehrreich – eine sehr gelungene Mischung aus Sach- & Bilderbuch!

Die Geschichte selbst ist sehr liebevoll erzählt, nimmt die Kinder an die Hand und zeigt ihnen die Winterwelt am Teich. Dabei stehen die wunderschönen Zeichnungen im Vordergrund und unterstreichen eindrucksvoll, wie der Frosch nicht nur den Winter selbst, sondern auch die Winterfreu(n)de kennenlernt und ein neues Hobby für sich entdeckt.

Der kleine Frosch hüpft in die Herzen von Kindern und Vorlesenden und das Buch wird schnell zum Lieblingsbuch. Hier kann ich nicht anders, als 5 Sternchen zu vergeben!

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Ich schenk dir ein Lächeln

Lächeln gefunden
2

Nach einem unglaublich langen Winterschlaf kitzelt der Frühlingsduft und die Sonne in Bärs Nase. Sein Spaziergang führt ihn über weiches Moos, bunte Blumen recken ihre Blüten Richtung Himmel und der Wind ...

Nach einem unglaublich langen Winterschlaf kitzelt der Frühlingsduft und die Sonne in Bärs Nase. Sein Spaziergang führt ihn über weiches Moos, bunte Blumen recken ihre Blüten Richtung Himmel und der Wind streicht sanft durch die hellgrünen Blätter. Aber was ist das ? Bär findet im Spiegelbild auf dem See ein Lächeln , das sein ganzes Gesicht erhellt. Aber ist es auch wirklich seins ? Bär hängt Zettel an die Bäume und bittet die Waldbewohner, das Lächeln bei ihm abzuholen....

Gerade jetzt in der Corona-Pandemie haben es die Kleinsten besonders schwer und die Geschichte mit ihren herzallerliebsten Zeichnungen ist einfach nur dazu gedacht, die Tiere des Waldes gern zu haben und ins Herz zu schließen. Sie zaubert automatisch ein Lächelns ins Gesicht, macht Vorlesende und Kinder gleichermaßen glücklich und vermittelt eine wundervolle Botschaft: Ein Lächeln kann man immer verschenken, ohne Grund und ohne jede Gegenleistung dafür zu erwarten. Ein Lächeln kostet nichts und macht gute Laune.

Der Text ist altersgerecht ausformuliert und die farbenfrohen Illustrationen schaut man sich immer wieder gerne an. Auch und gerade weil es so viel zu entdecken gibt - von Schlafmütze und Nachthemd mit Sternen über die bunten Fische im See bis hin zu kleinen Glitzersternchen, wenn der Igel küsst.

Außerdem wird der Wortschatz hier spielerisch erweitert und fördert so die Sprechfreude der Kinder.

Tüpfelchen auf dem i ist allerdings die Bärenmaske, damit sich das Kind selbst in einen Bären verwandeln kann, der gerne ein Lächeln verschenkt.

Ein zauberhaftes Vorlesebuch, das glücklich macht .



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Veröffentlicht am 08.02.2021

Verliert den Navogationskurs

Die Pilotin
2

Sarahs große Leidenschaft ist die Fliegerei und die darf sie nach aller Herzenslust bei ihrer Großmutter Nancy in Florida ausleben. Doch der Sommer 2006 hält für sie eine Überraschung parat, denn Nancy ...

Sarahs große Leidenschaft ist die Fliegerei und die darf sie nach aller Herzenslust bei ihrer Großmutter Nancy in Florida ausleben. Doch der Sommer 2006 hält für sie eine Überraschung parat, denn Nancy bittet Sarah, dass sie bei ihrer Rückkehr nach England einen Mann ausfindig machen und ihm einen Fliegerorden zurückgeben soll, der sich seit Jahrzehnten in Nancy Besitz befindet. Und während Sarah auf Nancys Bitte hin den Spuren der Vergangnheit nachgeht, stößt sie auf eine unglaubliche Liebesgeschichte....


"Die Pilotin" von Amelia Carr ist ein Roman, der unglaublich viele Themen miteinander vereinen möchte - Historischer Roman, Romanze und Familiensaga. Leider gelingt es der Autorin nicht, den Ansprüchen der aufgezählten Genres gerecht zu werden und ihre Leser zu begeistern.

Hat der Leser schon zu Beginn einige Startschwierigkeiten, um in die Geschichte hineinzufinden, so zieht sich das Geholpere leider durch das komplette Buch wie ein roter Faden durch die Seiten und man verliert schnell den Überblick. Die Autorin bedient unglaublich viele Handlungsstränge, um ihren Ideen Platz zu verschaffen, aber das geht zu Lasten der Glaubwürdigkeit und der Spannung. Man erhält zwar einen detaillierten Einblick in die Ausbildung und den Einsatz der Pilotinnen, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas, um den Funken der Begeisterung hier überspringen zu lassen.

Auch finden sich, in meinen Augen, gewisse Ähnlichkeiten mit dem Film "Pearl Harbor" wieder und das Liebeschaos droht den Leser regelrecht zu erschlagen. Irgendwie hat man das alles schon mal gelesen und die ménage à trois wirkt ein wenig trivial.

Die Autorin bemüht sich, ihrem Buch den nötigen historischen Anstrich zu verpassen, in dem sie Erinnerungen und Lebensgeschichten wieder aufleben lässt, verliert dabei aber den Navigationskurs völlig aus den Augen. An manchen Stellen wird unglaublich dick aufgetragen und mit der Kelle aus dem Vollen geschöpft. Die Handlung büßt unglaublich viel an Authentizität, Einfühlungsvermögen und Empathie ein und ich lese nur noch quer, um endlich zum Ende zu kommen.

Die Figuren können leider alle nicht den Leser von sich überzeugen und wirken wie Statisten in ihrer eigenen Geschichte. Der Roman bietet unglaublich viele Möglichkeiten, den Leser abzuholen und ihm ein aufregende Zeitreise zu ermöglichen , doch hier wird leider unglaublich viel Potenzial verschenkt und der Leser klappt Buch völlig entnervt zu.


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