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Veröffentlicht am 25.12.2023

Lieblose Zusammenstellung nimmt dem Märchen den Zauber

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
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Weihnachten ohne "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist undenkbar und so ist es nicht verwunderlich, dass diese wunderschöne Märchen seit nun mehr 50 Jahren ganze Generationen verzaubert. Das vorliegende ...

Weihnachten ohne "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist undenkbar und so ist es nicht verwunderlich, dass diese wunderschöne Märchen seit nun mehr 50 Jahren ganze Generationen verzaubert. Das vorliegende Buch wirbt damit, dass es mit den Original Filmbildern bestückt ist und so die Magie des Films in transportiert und die wunderschöne Filmmelodie in Dauerschleife im Ohr präsent ist.

Doch statt einer handwerklich sehr guten Arbeit, die den Kultfilm würdigt, erhalte ich eine doch sehr willkürlich zusammengestellte Aneinanderreihung von Filmbildern, die mit einem lieblosen Text zu einer Art Kurzzusammenfassung zwischen zwei Buchdeckeln präsentiert werden. Die Texte lassen sich nicht wirklich gut lesen, sind eher belanglos und lassen genau das Vermissen, wofür das Märchen steht: Das Necken und Flirten, Lachen und Träumen und das Mitfiebern, ob am Ende der große Traum von Aschenbrödel in Erfüllung geht.

Das Märchen wird regelrecht entzaubert, die Magie löst sich in Luft auf und selbst die humorigen Schlagabtausche finden keinen Einzug in dieses Buch. Ich kann die vielen begeisterten Stimmen einfach nicht nachvollziehen, denn eine Hommage an die wohl schönste Liebesgeschichte im Winterkleid ist dieses Buch leider nicht.

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Veröffentlicht am 25.12.2023

In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit - Thomas Carlyle

Die Bibliothek im Nebel
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Thomas hat es sich zur Aufgabe gemacht, die dunkelsten Geheimnisse der Menschen aufzudecken, die es sich nach dem Krieg in der Bussi-Bussi-Gesellschaft so herrlich bequem eingerichtet haben. Seine Methoden ...

Thomas hat es sich zur Aufgabe gemacht, die dunkelsten Geheimnisse der Menschen aufzudecken, die es sich nach dem Krieg in der Bussi-Bussi-Gesellschaft so herrlich bequem eingerichtet haben. Seine Methoden sind nicht immer Usus, aber um Recht walten zu lassen, greift er auch gerne mal zu unkonventionellen Taktiken. Das ruft Liette auf den Plan, denn ihr gehört das Hotel, in dem Thomas seine List zu Geld macht. Ein Treffen zwischen den beiden verspricht aufregend zu werden, denn Thomas soll für Liette die Besitzerin eines Buches ausfindig machen....


Kai Meyer schreibt Märchen für Erwachsene, die so gut erdacht sind, dass sie die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion vollkommen verschwimmen lassen. Mit "Die Bibliothek im Nebel" gelingt ihm wieder ein großer Coup, der von der ersten bis zur letzten Seite randvoll mit faszinierenden Geschichten, jede Menge Spannung und abwechslungsreichen Charakteren ist.

Auf drei Zeitebenen erzählt, weiß der Autor seine Leserschaft mit auf eine Zeitreise zu nehmen, die von Sankt Petersburg im Jahr 1917 bis hin an die Cote d’Azur im Jahr 1928 reicht , um dann mit den Recherchen im Jahr 1958 ebenda ihre Höhepunkt zu nehmen. Die Handlung ist eine sehr gelungene Mischung aus historischen Begebenheiten, Familiensaga und leichten kriminalistischen Elementen und fesselt die Leser:innen regelrecht an die Buchseiten.

Es ist, als würde beim Umblättern die Tinte auf dem Papier leise Flüstern, um ihre Geheimnisse zu offenbaren, die sich hinter dem Nebel verstecken. Es gelingt Meyer sehr gut, dieses mystisch-magische Lesegefühl über die komplette Dauer des Buchs aufrecht zu halten, sodass die Neugier auf die Handlung zu jederzeit erhalten bleibt.

Die Figuren Liette und Thomas sind federführend, aber sie bekommen durch Artur und Mara zwei ebenbürtige Charaktere an die Seite gestellt, sodass die Lesenden im Verlauf des Buches immer wieder mit den unterschiedlichsten Wesenszügen und Beweggründen konfrontiert werden. Meyer verpackt seine sehr gute Recherche in eine mitreißende Story über Bücher, Buchdruck und die Bücherstadt Leipzig, sodass es ihm gelingt, noch ein Stück Wissensvermittlung zu betreiben.

Der Schreibstil ist sehr dynamisch, vermittelt einen hauch Dramatik und Mystik, glänzt mit überraschenden Einblicken und Erkenntnissen und spielt mit den Emotionen der Lesenden. Ein echter Pageturner !

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Veröffentlicht am 22.12.2023

„Die wahre Freundschaft erkennt man daran, wie wenig sie verlangt und wie viel sie gibt.“ — Marie von Ebner-Eschenbach

Die Weite des Horizonts
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1942 - Der Krieg tobt mit all seinen Schrecken und macht auch vor dem Gutshof der Familie Biber im Schwarzwald nicht halt. Während Cara als Wehrmachtshelferin in die Normandie versetzt wird, lösen unbedachte ...

1942 - Der Krieg tobt mit all seinen Schrecken und macht auch vor dem Gutshof der Familie Biber im Schwarzwald nicht halt. Während Cara als Wehrmachtshelferin in die Normandie versetzt wird, lösen unbedachte Äußerungen ihres Bruders Alexander in der Heimat eine mittelschwere Katastrophe aus. Doch auch Cara weiß nicht, wie sie sich verhalten soll, denn die schönen Urlaubserinnerungen an die Normandie werden durch die Kriegsereignisse beeinträchtigt. Ausgerechnet Nic, der ihr Herz höher schlagen lässt, gehört einer geheimen Operation an. Die Komplikationen sind vorprogrammiert. Aber was passiert, wenn sich die Freunde von einst als Feinde gegenüberstehen ?


Noa C. Walker alias Elisabeth Büchle ist eine Garantin für historische Bücher, die unter die Haut gehen und noch lange nachwirken. So auch das neueste Werk "Die Weite des Horizonts" , in dem sie die Schrecken der Kriegstage unglaublich lebendig erzählt. Ihre Figuren werden durch ihren aktiven Schreibstil zum Leben erweckt, steigen aus den Seiten und nehmen die Leser;innen an der Hand, um gemeinsam mit ihnen den steinigen Weg zu gehen, der unglaublich viele Entscheidungen von Herz und Verstand verlangt.

Das macht nicht nur Cara, Alexander, Isabell und Nic nahbar, sondern es gelingt der Schreibenden, dass sich ihre Leser:innen komplett in die fiktiven Charaktere hineinversetzen können. Es ist eine Metamorphose, bei der sich die Lesenden in die Figuren des Buches verwandeln, um sie zu verstehen und sie ernst zu nehmen, damit ihre Beweggründe nicht nur nachvollziehbar werden, sondern als eigene Entscheidungen mitgetragen werden.

Es steht die Frage im Raum, wie weit Freundschaft bereit ist, in Krisenzeiten Möglichkeiten und Entscheidungen auszuhalten, die den Umständen geschuldet sind. Auch flicht die Autorin den christlichen Glauben unaufdringlich mit ein, sodass dieser eine Halt gebende Stütze wird, aber sich nie in den Vordergrund drängt.

Zwischen Glaube, Liebe und Hoffnung, Freundschaft und der Tätigkeit im Widerstand entsteht ein Wechselbad der Gefühle und eine unglaublich spannende Handlung, die zum einen durch die sehr innigen Beziehungen der Protas zueinander eine Saite im Herzen zum Klingen bringt und zum anderen deutlich macht, dass es immer einen Weg des Guten gibt, um das Böse zu besiegen.

Der historische Teil ist wie immer sehr sauber recherchiert und vermittelt daher einen sehr fundierten Einblick in unsere jüngste Geschichte.

Sehr lesenswert und ein Highlight 2023 !

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Kurzweilig zu lesen

Das Papageienbuch
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Es gleicht schon fast einem Märchen, wenn uralte Texte den Weg ins Hier und Jetzt finden. Ihnen haftet etwas Mystisches, Faszinierendes an und genau das macht den Reiz beim Lesen aus. "Das Papageienbuch" ...

Es gleicht schon fast einem Märchen, wenn uralte Texte den Weg ins Hier und Jetzt finden. Ihnen haftet etwas Mystisches, Faszinierendes an und genau das macht den Reiz beim Lesen aus. "Das Papageienbuch" führt die Leser.innen mehr als tausend Jahre zurück und lässt sie ein Teil der Kurzgeschichten und Fabeln werden.

Ein Papagei als Moralapostel, der Prabhawati durch seine Erzählungen davon abhält, den letzten Schritt zu gehen und so ihre Ehe zu gefährden. Seine Geschichten und Fabeln werden so erzählt, dass sie Prabhawatis Neugier wecken, sie die ganze Nacht über in Schach halten und so letztendlich den Seitensprung verhindern.

Die Erzählungen lassen sich gut lesen, sind unterhaltsam und zeichnen trotz ihrer Knappheit ein schönes Bild, in das die Lesenden eintauchen können. Zwar stehen hier immer fremdgehende Frauen im Mittelpunkt, aber sie werden nicht angeprangert oder dafür gar vorverurteilt. Was nicht heißen will, dass ein Ehebruch als legitim zu werten ist.

Die Geschichten wissen zu unterhalten, aber so ganz können sie mich nicht überzeugen. Anhand des wirklich mehr als gelungenen Covers und des Klappentextes hatte ich mir eine Leseerlebnis a la Tausendundeiner Nacht erhofft, das mich mit dem Reiz der Exotik auf einer Art fliegendem Teppich in Buchform in die fernöstliche Welt trägt und verzaubert.

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Veröffentlicht am 19.12.2023

Rührselige Schmonzette

In Liebe, deine Lina (Mühlbach-Saga 1)
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Für Lina gibt es nur einen Mann im Leben - ihren Albert. Das, was die beiden verbindet, ist so viel mehr, als ein flüchtiges Gefühl. Lina träumt davon, dass Albert sie eines Tages zum Traualtar führen ...

Für Lina gibt es nur einen Mann im Leben - ihren Albert. Das, was die beiden verbindet, ist so viel mehr, als ein flüchtiges Gefühl. Lina träumt davon, dass Albert sie eines Tages zum Traualtar führen wird. Es kommt, wie es kommen muss, Lina wird schwanger und hofft darauf, dass sie nun endlich eine Zukunft an Alberts Seite leben darf. Doch Alberts Eltern haben noch ein Wörtchen mitzureden und verbieten ihrem Sohn die unpassende Liaison. Einzig Karl Schäfer, der extra aus Bremen zurückgekommen ist, weiß, wie er Lina helfen kann. Teilt er doch das gleiche Schicksal wie Linas Kind...

Nach "Fritz und Emma" ist dies nun ein neuer Roman aus der Feder von Barbara Leciejewski und dieser ist, laut Ausführend der Autorin, persönlicher und intensiver als alle bisherigen Bücher von ihr. Das Grundgerüst liefert nämlich einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte und dient so der Suche nach der eigenen Identität.

Doch "In Liebe, deine Lina" kann sie mich leider nur bedingt mit ins Boot holen und weckt auch nicht das tiefer gehende Interesse an den Ausführungen, da die Schreibende allzu pathetisch, rührselig und manchmal nicht wirklich überzeugend schreibt.

Mit ihrer weiblichen Hauptfigur Lina kann ich mich leider nicht identifizieren. Nicht nur, dass sie sich naiv und unschuldig gibt, sondern auch bereitwillig immer wieder in die Arme von Albert flüchtet, um dort ihr vermeintliches Glück zu finden lassen mich doch arg an ihr zweifeln. Zwar porträtiert die Autorin das dörflichen Leben in der Pfalz Ende des 19. Jahrhunderts, aber so ganz gelingt es ihr nicht, die Szenen glaubwürdig zu vermitteln.

Mit Karl Schäfer hat Leciejewski allerdings einen sehr starken Charakter erschaffen, der mich vom ersten Auftreten bis zum Ende des Buches von seiner Persönlichkeit überzeugen kann. Seine Liebe zu Lina echt und unverfälscht, da er ihre Situation aus eigener Erfahrung allzu gut kennt. Während ich an seinen Gefühlen zu Lina in keiner Minute zweifle, so habe ich über den Verlauf des Buches berechtigte Bedenken, ob es Lina jemals ernst mit ihm gemeint hat.

Auf 945 Seiten wird Geschichte geschrieben und hier hätte eine Straffung dem Buch unglaublich gut getan. Viele Nichtigkeiten und Nebenhandlungen, die nichts zum Fortgang des Buches beitragen, halten Einzug, werden künstlich aufgebläht und dann wieder einfach fallen gelassen.

Auch drückt die Schreibende sehr oft auf die Tränendrüse, sodass der Roman sich in eine rührselige Schmonzette verwandelt. Um die eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten, braucht es vielleicht doch etwas mehr Abstand, um professioneller und glaubwürdiger zu werden. Hier reicht es für neutrale 3 Sternchen.

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