Lügen bauen Kartenhäuser – die Wahrheit weht sie um
Lauter kleine LügenEs könnte ein ganz normaler Sommertag werden, doch mit einem Schlag ist alles anders. Ein Mord ist geschehen und hinter verschlossen Türen versucht eine Hausfrau, die Spuren zu beseiten, die ihr Mann hinterlasen ...
Es könnte ein ganz normaler Sommertag werden, doch mit einem Schlag ist alles anders. Ein Mord ist geschehen und hinter verschlossen Türen versucht eine Hausfrau, die Spuren zu beseiten, die ihr Mann hinterlasen hat. Je mehr sich die Sonne aus dem Dunkel ins Licht schiebt, desto mehr Gerüchte werden laut. Jede/r hat eine ganz bestimmte Meinung dazu, der eine lässt etwas aus, die andere fügt etwas hinzu. Und so entsteht ein perfekter Nährboden für Lügen, Intrigen und Verdächtigungen, der immer wieder befeuert wird. Doch wer hat Antonio wirklch umgebracht ?
"Lauter kleine Lügen" ist der Debütroman von Kate Kemp und besticht auf den ersten Blick durch sein ansprechendes Cover und die mehr als interessanten Andeutungen im Klappentext. Ein wenig erinnert das Buch an die genialen Romane von Liz Nugent und deshalb sind die Erwartungen entsprechend hoch gesteckt.
Statt eines Thrillers mit hohem Nervenkitzel erwartet die Leserschaft ein Sittengemälde aus den 1970er Jahren, das sich tief mit den Gefügen einer (Vorort-)Gemeinschaft beschäftigt. Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung des Zusammenhalts innerhalb dieser Gemeinschaft, die treffend mit dem Verhalten einer Ameisenkolonie verglichen wird. Der innere Kreis hält fest zusammen, während Außenseiter:innen Schwierigkeiten haben, Gehör zu finden und überhaupt in dieses Gefüge aufgenommen zu werden. Die Gerüchteküche brodelt und die Figuren sind geprägt von Halbwahrheiten, was realistisch und nachvollziehbar wirkt.
Was mir jedoch gefehlt hat, ist das Element des Geheimnisvollen und Mysteriösen. Trotz des Kriminalfalls steht nicht die Spannung im Vordergrund, sondern die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Dynamik des Vorortlebens. Die Vielzahl an Charakteren macht es herausfordernd, den Überblick zu behalten.
Die Handlung spielt im Australien des Jahres 1979 und widmet sich ernsthaften Themen wie Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Sexismus und Abtreibung. Positiv hervorzuheben ist die Darstellung der weiblichen Charaktere, die aus verschiedenen Altersgruppen und Hintergründen kommen. Ihre individuellen Herausforderungen und Entwicklungen, sowie deren innige Freundschaften, verleihen der Geschichte Tiefe.
Insgesamt zieht sich der Roman aber unnötig in die Länge, da Kemp eine sehr kleinteilige Geschihcte erzählt. Auf der einen Seite gibt sie ihren Leser:innen damit die Möglichekit, sich mit den Gegebenheiten vor Ort zu befassen, auf der anderen Seite fehlt aber eine emotionale Bindung an die Figuren und eine mitreißende Handlung, die Nervenkitzel und Gänsehaut verursacht.
Für einen Debütroman ist "Lauter kleine Lügen" von der Grundidee gu im Ansatz, jedoch ist noch ordentlich Luft anch oben.