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Veröffentlicht am 04.03.2022

Ein ziemlich holpriger Start

Abschied von der Heimat
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Wir denken oft und gerne an den böhmischen Wind.
Uns war sein Lied vertraut, daheim schon als Kind.
Weit in der Ferne rauscht nun leis' der böhmische Wind.
Er wird noch wehen wenn wir längst nicht mehr ...

Wir denken oft und gerne an den böhmischen Wind.
Uns war sein Lied vertraut, daheim schon als Kind.
Weit in der Ferne rauscht nun leis' der böhmische Wind.
Er wird noch wehen wenn wir längst nicht mehr sind.

(Ernst Hutter)


Erika ist gerade einmal fünf Jahre alt, da beschließen die Eltern, sie nach Böhmen zu Tante Mimi zuschicken, um daheim im Rheinland dem nagenden Hunger zu entfliehen. In der Fremde gelingt es ihr, trotz der harten Hand ihrer Tante, zu einer selbstbewussten jungen Frau heranzuwachsen, die gemeinsam mit ihren Freundinnen das Leben genießt. Das ändert sich jedoch, als das Sudetenland 1938 von den braunen Fantasten besetzt wird. Und wieder einmal steht Erika vor dem Nichts, denn sie soll der böhmischen Heimat den Rücken kehren...


Gabriele Sonnberger verarbeitet in der Böhmen-Saga Erinnerungen ihrer Mutter und lässt ihre Leser:innen daran teilhaben. Daraus formt sie die Figur Erika, die die Leser:innen durch die Geschichte führen soll, um ihnen die bewegte Vergangenheit näher zu bringen. Und da liegt auch schon das Problem - kann ich mich zu Beginn noch mit der kleinen Erika anfreunden, verliert sie mit der Zunahme an Lebensjahren immer mehr Sympathiepunkte, da sie ein recht wankelmütiger Charakter wird.

Auf der einen Seite kann sie es nicht ausstehen, wenn Ungerechtigkeit herrscht und andere benachteiligt werden. Auf der anderen Seite scheint sie sich sang- & klanglos ihrem Schicksal zu ergeben. Passt nicht wirklich zusammen und es fällt mit schwer, ihre Handlungen als glaubhaft zu beschreiben. Kann es sein, dass sich die Schreibende nicht traut, die Rückschau ihrer Mutter mit all den Fehlentscheidungen, schmerzhaften Narben und widersprüchlichen Gefühlen aufzuarbeiten, da sie ihr zu nahe steht ?

Auch missfällt mir, dass die Autorin hier die Wesenszüge ihrer Figuren sehr dramatisch kippen lässt. Gerade bei Coele, der zu Beginn ein sehr, sehr guter Freund von Erika ist, wird das deutlich. Die Schere spreizt sich bei seiner Verwandlung zum Bösen extrem und fast könnte man meinen, dass hier ein kompletter Austausch seines Wesens stattgefunden hat.

Es folgt eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die in Erikas Leben eine Rolle spielen, ohne dass auf sie näher eingegangen wird. Sie beginnen und enden abrupt, ohne dass eine gewisse Verbindung besteht und sich die Leser:innen erst zusammenreimen müssen, in welchem Zusammenhang das Gelesene zu verstehen ist.

Manchmal habe ich das Gefühl, auf einem galoppierenden Pferd zu sitzen, das mich in rasender Geschwindigkeit durch die Geschichte bugsiert, weil sich Ereignisse, Schicksalsschläge und Emotionen regelrecht im Schnelldurchlauf an mir vorbei ziehen.

Es gibt unendlich viele Bücher, die sich mit der Thematik Vertreibung aus der Heimat unter der Herrschaft des braunen Sumpfes befassen, aber dieses hier gehört leider in die Kategorie nicht empfehlenswert.


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Veröffentlicht am 03.03.2022

Kindgerechter Naturführer mit den Lieblingen aus dem Fernsehen

Der kleine Maulwurf: Über und unter der Erde
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Das Lachen des kleinen Maulwurfs begleitet Klein und Groß durch diesen wunderschönen Naturführer, der in kindgerechten Worten erklärt, wie sich das (Maulwurfs-)Leben über und unter der Erde gestaltet.

Die ...

Das Lachen des kleinen Maulwurfs begleitet Klein und Groß durch diesen wunderschönen Naturführer, der in kindgerechten Worten erklärt, wie sich das (Maulwurfs-)Leben über und unter der Erde gestaltet.

Die Kinder begleiten den kleine Maulwurf und seine Freunde auf ihrer spannenden Reise durch die Natur, lernen nützliche Helferlein wie den Regenwurm kennen und staunen, was sich alles im Erdreich verbirgt.

Um den achtsamen Umgang mit Natur und Umwelt zu erlernen, führen hier Hase, Maus, Igel und Maulwurf durch die Kapitel Unter der Erde, Auf der Erde, Über der Erde und vermitteln Küchen- & Gartenwissen in leicht zugänglicher Sprache. Die Freunde zeigen kleine Alltagssünden im Umgang mit unserer Natur auf, vermitteln praxisnahe Lösungen, die von Kindern gut umgesetzt werden können und transportieren so die Botschaft von Natur- & Umweltschutz in die Kinderzimmer.

Zusammensetzung der einzelnen Bodenschichten, Essbares aus der Natur, Rezepte und Basteltipps, sowie wichtige Informationen über die heimische Tier- & Pflanzenwelt werden nicht nur erklärt, sondern erhalten auch Unterstützung durch die tollen Aufnahmen und die liebevollen Zeichnungen von Zdenek Miler.

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Es liegt was in der Luft

Ein Fest im kleinen Friesencafé
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Die Saison auf der Insel neigt sich langsam dem Ende zu und Julia kann eine erste Bilanz ziehen. Das Café wird gut angenommen, aber es fehlt die zündende Idee, damit die Einnahmen ihr auch über den Winter ...

Die Saison auf der Insel neigt sich langsam dem Ende zu und Julia kann eine erste Bilanz ziehen. Das Café wird gut angenommen, aber es fehlt die zündende Idee, damit die Einnahmen ihr auch über den Winter hinweg helfen. Mit Finn-Ole wird es auch nicht einfacher, denn wie soll die ohnehin schon schwierige Situation zwischen ihnen besser werden, wenn er auf Amrum seinen Dienst verrichtet, während Julia auf Föhr die Gäste bedient. Und dann ist da auch noch Oma Anita, die mit Enno eine flotte Sohle aufs Parkett legt und damit Hark zur Weißglut bringt...

Janne Mommsen macht es wieder einmal möglich - Inselurlaub mit leichtem Gepäck für seine Leser:innen, die nichts anderes machen müssen, als es sich bequem im Lesesessel einzurichten und gedanklich in die Ferne zu schweifen.

Dabei sind die Szenen auf Föhr so quietschlebendig und bunt, dass es unglaublich leicht fällt, sich direkt in sie hinein katapultieren zu lassen und am trubeligen Inselleben teilzuhaben.

Hark und Anita müssen die große Klippe Enno umschiffen, denn er sorgt für ordentlich Wellengang in der Beziehung der beiden. Was anfangs aussieht wie eine leichte Bö, lässt bei Hark einen Orkan der Eifersucht entstehen und es gilt, dem Tanzlehrer den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Auch bei Julia braut sich einiges zusammen, denn Missverständnisse und Eifersucht sorgen dafür, dass es mit Finn-Ole nicht wirklich rund läuft. Die Vorbereitungen für das große Fest lenken sie ab und machen den Kopf frei.

Auch in diesem Roman gelingt es dem Schreibenden, mit maritimen Naturmotiven, raschelndem Dünengras, nackten Füßen im Watt und frechen Möwen die perfekte Inselstimmung herzustellen, die die Gedanken in die Ferne schweifen lassen. Warmherzig erzählt, wird man gerne Gast im kleinen Friesencafé und begleitet die Figuren durch ihre Geschichte. Es sind Menschen wie du und ich, die hier ihre Sorgen und Nöte, Sehnsüchte und Träume vor den Leser.innen ausbreiten und ihnen ihr Herz ausschütten. Dadurch entsteht ein Gefühl der Verbundenheit, so ,als würde man direkt dazugehören und am Inselleben teilhaben können.

Janne Mommsen vermischt eine Brise Nordseeluft mit Gefühlschaos, kreiert daraus liebevoll erzählte Episoden in und um das Friesencafé und ermöglicht so seinen Leser:innen eine Auszeit vom eigenen Alltag.Happy End inbegriffen.


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Veröffentlicht am 02.03.2022

Aus dem Schatten ins Licht

Insel im Sommer
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Die Schatten der Trauer umhüllen einen trauernden Vater wie ein eisernes Kettenhemd. Der Schmerz scheint übermächtig und doch gibt es sie, die kleinen Lichtpunkte, die sich nach und nach wieder in sein ...

Die Schatten der Trauer umhüllen einen trauernden Vater wie ein eisernes Kettenhemd. Der Schmerz scheint übermächtig und doch gibt es sie, die kleinen Lichtpunkte, die sich nach und nach wieder in sein Leben schleichen und die Hoffnung auf ein glückliches Morgen nähren.


In "Insel im Sommer" erzählt Wolfgang Hermann in einer seelenvollen und poetischen Schreibweise von den tiefen, schmerzenden Wunden, die ein trauernder Vater mit sich trägt und die ihm immer wider klar machen, wie unendlich groß der Verlust ist.

Auf der Flucht vor den seelischen Qualen, vor dem Leben und sich selbst reist er nach Südfrankreich, um all die Orte aufzusuchen, an denen er mit seinem Sohn glücklich gewesen ist.

Und dort, unter der südlichen Sonne, gelingt es ihm Mithilfe eines kleinen Mädchens, wieder Freude und Zuversicht in sein Leben zu lassen, den Tag zu genießen und mit offenem Herzen in die Zukunft zu blicken.

Die kleine Maria ist wie ein Pflaster für die geschundene Seele, nimmt den trauernden Vater an die Hand, zeigt ihm mit kindlicher Unbekümmertheit, dass es sich lohnt, sein Herz immer wieder neu zu öffnen und neugierig auf das Leben zu sein. Sie bereitet ihm einen Weg aus dem Schatten zurück ins Licht.

Ein Buch, das sich wie eine liebevolle Umarmung um die Leser:innen legt und ihnen zeigt, dass es für alles eine Zeit des Lassens gibt- Loslassen, zulassen, einlassen

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Hinterlässt einen schalen Nachgeschmack, wie kalter Tee

Der Friesenhof
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Als Onno für immer die Augen schließt, sieht sich Gesa einer ungewissen Zukunft auf dem Friesenhof gegenüber. Ihr Vater hat einen Berg von Schulden hinterlassen und es gilt, den Hof in Familienbesitz zu ...

Als Onno für immer die Augen schließt, sieht sich Gesa einer ungewissen Zukunft auf dem Friesenhof gegenüber. Ihr Vater hat einen Berg von Schulden hinterlassen und es gilt, den Hof in Familienbesitz zu halten. Doch wie soll das gelingen, wenn kein Bauer auf dem Hof die Arbeit verrichtet und die anfallenden Tätigkeiten von den hinterbliebnenen weiblichen Angehörigen ausgeführt werden? Als wäre all das nicht genug, pocht Helgas Mann Günther auf die umgehende Auszahlung des Erbanteiles seiner Frau, um seinen eigenen Hof zu retten. Gesa sieht nur einen Ausweg - eine Anstellung zu finden, die nicht nur Geld in die Kasse spült, sondern auch endlich für Ruhe innerhalb der Familie sorgt. Ihr Weg fühtr sie direkt in die Geschäftsräume eines Teehandels...

Mit dem Zusatz "Die-Teehändler-Saga" weckt Fenja Lüders die Neugier auf tiefe Einblicke in die Welt des Tees, des Teehandels und der Zusammenstellung einer guten Teemischung. Und es scheint fast so, als würde auf den ersten Seiten diese Neugier schon eine direkte Befriedigung finden, denn mit dem Einbinden der ostfriesischen Teezeremonie zieht die Tradition von der Nordseeküste in die Handlung ein und das Knistern des Kluntje ist förmlich zu hören, wenn der Tee in die Tasse gegossen wird.

Aber das war es dann auch schon mit all der wunderschönen Herrlichkeit, denn der Tee findet nur ganz am Rande Beachtung und nimmt nur wenig Einfluss auf die Handlung.

Vielmehr ist es so, dass hier das Leben auf dem Hof mit all seinen Widrigkeiten in ausufernden Längen geschildert wird und die Aufarbeitung der braunen Vergangenheit von Schwager Günther im Vordergrund steht.

Dieser Mann ist ein absolutes Scheusal, nur auf seinen Vorteil bedacht und kennt keine Grenzen, wenn es darum geht, seine eigenen Interessen zu wahren und diese mit Vehemenz durchzusetzen.

Damit drückt er alle andern Protagonist:innen komplett in den Hintergrund und sie haben es unglaublich schwer, sich freizuschwimmen und ihre Facetten zu zeigen. Gesa versucht zwar mit allen Mitteln, hier eine selbstbewusste und zukunftstorientierte Frau darzustellen, aber das gelingt ihr nur manchmal. Ihre Schwester Hanna ist eine naive Deern, grün hinter den Ohren und gleicht eher einem Hans-guck-in die Luft.

Einzig Frau Becker und Tanti können mit ihren Charakterzügen die Leser:innen überzeugen, denn sie wissen, worauf es ankommt, um mit beiden Beinen mitten im Leben zu stehen, den Stürmen zu strotzen und nicht unterzugehen.

Was ich hingegen vermisse ist die Geschichte des Tees, der hier ja ausschlaggebend sein soll- außer ein paar Tee-Verköstigungen im Kontor, einer Verkaufsfahrt mit Keno und den ab und zu getrunkenen Koopje im Friesenhof bleibt diese Thematik gänzlich unbeachtet. Für einen Auftakt einer großen Romanserie rund um den Tee sehr schwach und enttäuschend.

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