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Veröffentlicht am 18.05.2025

Ein unbekanntes Land öffnet sich und seine Türen

Saudi-Arabien
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Saudi-Arabien - ein Land, das nur durch die bisher veröffentlichten Fotos, Reportagen und seit 2021 auch durch die Formel-1-Rennen seine Außenwirkung zeigt. So haben sich die Bilder von Männern mit Schimaghs ...

Saudi-Arabien - ein Land, das nur durch die bisher veröffentlichten Fotos, Reportagen und seit 2021 auch durch die Formel-1-Rennen seine Außenwirkung zeigt. So haben sich die Bilder von Männern mit Schimaghs und Thawbs, Frauen mit Abaya und Niqab, Wüstensand, Reichtum durch Erdöl und konservativer Traditionalität in den den Köpfen eingeprägt.

Doch Saudi-Arabien erfindet sich seit 2019 neu, öffnet sich und seine Türen und ermöglicht so einen Blick hinter spektakuläre Berg- & Wüstenlandschaften. Das Reisebuch bietet eine sehr persönliche Einsichtnahme von den Erlebnissen und Eindrücken, die Lutz Jäkel auf seiner Tour durch das Könirgreich gesammelt hat. Glitzernde Fassenden, prunkvolle Moscheen und der Duft von Weihrauch, Rosen, Kardamom und Kaffee finden sich ebenso auf und zwischen den Seiten wie bittere Armut, der Kampf ums Überleben und die kritische Sicht auf Frauen- & Menschrechtslage.

Geschichte auf Schritt und Tritt, dazwischen moderne Architektur und Digitalisierung - ein Spagat, der nicht immer gelingt, weil viele Verbote wie Geschlechtertrennnung oder das Aufheben des Kopftuchzwangs noch relativ jung sind, in ländlichend und traditionell behafteten Regionen nocht nicht gelebt werden und trotzdem der Staat - gerade durch die digitalen Möglichkeiten - "ein Auge auf alle hat", die sich im Königreich aufhalten.

Die Berichte geben oft einen interessanten Einblick, sind Momentaufnahmen und die Fotos zeigen eine erstaunliche Naturvielfalt, glamouröse Städte und laden zum Wüstenabeteuer ein. Sie könnten jedoch ein wenig mehr Farbbrillanz vertragen, um genau jene intimen Einblicke noch großartiger zu transportieren, damit der Reisebildband noch spannder wird und bleibende Eindrücke hinterlässt.

3,5 Sternchen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 05.05.2025

"Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." –James Daniel –

Die Buchreisenden - Ein Weg aus Tinte und Magie
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Mitten in London, jedoch ganz versteckt, liegt ein kleiner, unscheinbarer Buchladen. Die meisten hasten an Libronautic Inc vorbei und ahnen nicht, dass sich hinter diesen Türen etwas ganz Fantastisches ...

Mitten in London, jedoch ganz versteckt, liegt ein kleiner, unscheinbarer Buchladen. Die meisten hasten an Libronautic Inc vorbei und ahnen nicht, dass sich hinter diesen Türen etwas ganz Fantastisches verbirgt. Die Mitarbeiter des Buchladens haben eine ganze besondere Gabe – sie sind Geschichtenerzähler. Mit ihrer Stimme ermöglichen sie den Menschen, Reisen in die Bücher zu unternehmen und einen Blick hinter die geschrieben Buchstaben zu werfen. Doch was passiert, wenn plötzlich eine Tür auftaucht, die eigentlich in der Handlung nicht vorgesehen ist….

Es ist für alle Buchliebahber:innen ein bisher noch unerfüllter Traum, die Grenzen der Realität mit Reisen in fantastische Welten zu überwinden, in geheimnisvolle ätherische Landschaften einzutauchen und hautnah mitzuerleben, wie Szenen aus dem Lieblingsbuch lebendig werden.

Akram El-Bahay macht mit seinem neuen Roman „Die Buchreisenden“ genau das möglich und entführt seine Leser:innen an den Tisch der Teegesellschaft aus „Alice im Wunderland“, zeigt das Schattenreich der Untoten aus „Vampyr“ und weckt den dringenden Wunsch, der einzigartigen Stimme von Erzähler Adam zu lauschen, um mit ihm hinter den dicken schweren Samtvorhang zu blicken und atemberaubende Abenteuer zu erleben.

Der typische Geruch von alten Büchern nach Vanille, Holz und Gras erfüllt die Luft und legt sich um die Lesenden wie ein weiches Plaid. Mit fortschreitenden Kapiteln verweben sich die einzelnen Elemente, Figuren, Silhouetten und Ereignisse zu einem geheimnisvollen Geschichtenteppich, der so manche Überraschung birgt. Magisches Licht, funkelnde Schneekristalle, mystische Wälder – die Atmosphäre allein ist schon zauberhaft und wird durch die schön gezeichneten Charaktere belebt.

Doch nicht immer kann der Autor die Spannung und Leseneugier gleichbleibend bedienen. Gerade im letzten Drittel überschlagen sich die Ereignisse und so lösen sich schon recht früh Erkennbare familiäre Strukturen auf, der Überraschungseffekt verpufft ein wenig. Das Erzähltempo wirkt etwas überhastet und auch das offene Ende mit dem Hinweis, dass es sofort weitergeht, ist nicht unbedingt als rund zu bezeichnen.

Dennoch ist „Die Buchreisenden“ ein Leseabenteuer, das die Welt hinter den Buchstaben, das Flüstern von Tinte auf Papier und das Atmen der Geschichten für all die Buchliebhaber:innen zugänglich macht, die noch an Träume und (Buch-)Magie glauben

3,5 Sternchen

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Fantasie
Veröffentlicht am 04.05.2025

"Erinnerungen sind Zeitreisen, die uns zurück zu unseren schönsten Augenblicken führen."

Amore in italiano
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Lucia rauft sich die Haare, denn momentan verläuft ihre Leben nicht nach Plan. Statt glücklicher Ehe, zwei braven Kindern und einem tollen Urlaub in Italien steht demnächst die Scheidung an, die Töchter ...

Lucia rauft sich die Haare, denn momentan verläuft ihre Leben nicht nach Plan. Statt glücklicher Ehe, zwei braven Kindern und einem tollen Urlaub in Italien steht demnächst die Scheidung an, die Töchter pubertieren und auf dem Bankkonto herrscht gähnende Leere. Als kurzerhand ihr Vater mitsamt dem pflegebedürftigen Bruder die Biege macht, ist es um die Fassung von Lucia geschenen. Wie soll sie um Himmels Willen Ordnung in dieses Chaos bringen ? Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als selbst die Tasche zu packen, ihre beiden maulenden Töchter ins Auto zu verfrachten und eine Reise anzutreten, die alle nachhaltig verändern wird....


Das nostalgische Cover weckt Sehnsüchte und schickt den ein oder anderen bekannten Evergreen aus den 1950er Jahren als Ohrwurm auf die Reise. So finden sich die Leser:innen mit Petticoat und Anzug auf der Vespa wieder, singen "Volare", Marina" oder "Komm ein bisschen mit nach Italien" mit und starten den ungewöhnlichen Roadtrip.

Tabea König erzählt in Rückblenden von einer Liebe, die stärker ist als der Tod, die sich gegen alle Konventionen auflehnt und dabei Wunden heilt, die das Schicksal hinterlassen hat. Die Erinnerungen sind schmerzhaft, bittersüß und lassen das Herz bluten. Alberto und Christina sind ein so unglaublich schönes, warmherziges Paar, das sich mit Achtung, Respekt und Verständnis begegnet. Ihre Liebe ist spürbar und überträgt sich beim Lesen sofort all jene, die das Buch in den Händen halten.

Ihre gemeinsame Reise ist der Abschied von ihrer Heimat und der Neubeginn in Deutschlad. Eine Geschichte von vielen, die den Schritt der Auswanderung in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gegangen sind und doch ist sie individuell und gibt sehr intime Einblicke. Sie berührt und geht zu Herzen.

Ganz anders die Ereignisse in der Gegenart, denn hier prallen die Lesenden auf Lucia, die mit ihrer doch eher rupiggen und genervten Art eine Barriere schafft. Sie wirkt unnahbar, verschanzt sich hinter einer Mauer aus Perfektion und hat dabei vergessen, selbst zu leben, offen für Neues zu sein und ihren Träumen Raum zu geben.

Der Roadtrip liest sich flott von der Hand weg und ist sehr unterhaltsam, wenn Alberto und Gianni auf der Bildfläche erscheinen. Vater und Sohn haben es faustdick hinter den Ohren und ihre gemeinsame Zeit wirkt wie ein Pflaster auf der trauernden Seele von Alberto.

Leider bremst Lucia diese Wohlfühlatmosphäre immer wieder aus und erst im letzten Drittel gelingt der weiblichen Hauptfigur, sich nahhbar und menschlich zu zeigen. Jedoch konstruiert Tabea König ein doch eher schwülstiges und klischeebeladenes Ende für ihre Familiengeschichte, sodass es im letzten Abschnitt munter vo sich hinpilchert und alles sehr seicht und weichgespült wirkt.

Die Idee der Erzählung gefällt, kann aber nicht über die komplette Dauer des Buches überzeugen. Sehr gute 3,5 Sternchen für einen Roadtrip mit Familienanschluss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2025

Ein neuer Blickwinkel - das Kriegsende als Bühnenstück

Mai 1945: Das absurde Ende des »Dritten Reiches«
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Bald jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal und Gerhard Paul widmet sich in seinem Buch "Mai 1945: Das absurde Ende des »Dritten Reiches«" mit einer nicht ganz alltäglichen Herangehensweise ...

Bald jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal und Gerhard Paul widmet sich in seinem Buch "Mai 1945: Das absurde Ende des »Dritten Reiches«" mit einer nicht ganz alltäglichen Herangehensweise dieser Thematik. Die Absurdität der letzten Kriegstage bis hin zur bedingungslosen Kaputilation, die immer noch verherlichende Anschauung und Fahnetreue bis zum letzten Atemzung werden als tragikomischen Bühenstück in Szene gesetzt.

Paul strickt ein Sachbuch, das teilweise recht ausufernd, manchmal aber auch sehr stark beschnitten von eben jenen Tagen berichtet, fasst dies in manchmal sachliche trockene Beiträge und dann wiederum in zotig-zynische Abschnitte zusammen, die dem Werk schon den Stempel einer Posse aufdrücken.

Die einzelnen Kapitel gleichen daher eher Akte einer bühenenreifen Inszenierung, die mit Bildern, Dokumenten und Zeitzeugenberichten untermalt werden. Demzufolge ist lauf Paul der Gedanke des "Dritten Reiches" eben nichts anderes gewesen als eine bühnenreife Inszenierung, die unglaublich viele brutale Momente, menschenverachtende und völkervernichtende Hirngespinste durch Helfershelfer und fanatische Anhänger in die Tat umgesetzt haben.

Ein blutiges Stück Zeitgeschichte, das die Nazi-Elite auseinanderpflückt, ihre Beweggründe und verzerrten Selbstbildnisse mit Zynismus und überspitzder Feder dbeschreibt und den einen oder anderen bekannten Namen an den Pranger stellt. Nicht immer leicht zu lesen, da sich der Autor manchmal etwas verzettelt, dennoch trotzdem eine ganz andere Art und Weise, dem Schrecken zu begegnen, auf die sich die Lesenden einlassen müssen.

3,5 Sternchen für den Mut, andere Wege zu gehen und der Thematik einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 15.03.2025

Stärker noch als der Tod ist die Liebe

Auf Flügeln getragen
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Kann aus einer arrangierten Ehe wirklch Liebe werden ? Geneva wehrt sich zunächst mit Händen und Füßen gegen den Plan ihres Vaters, doch als sie Warren Hayes gegenübersteht, fängt ihr Herz Feuer. Warren ...

Kann aus einer arrangierten Ehe wirklch Liebe werden ? Geneva wehrt sich zunächst mit Händen und Füßen gegen den Plan ihres Vaters, doch als sie Warren Hayes gegenübersteht, fängt ihr Herz Feuer. Warren tut alles, um seine Frau auf Händen zu tragen. Er steckt sie mit seiner Flugbegeisterung, gibt ihr Flugunterricht und schließlich darf Geneva ein Flugzeug ihr Eigen nenen. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer und Geneava ist schon wenige Monate nach der Hochzeit Witwe. Warren kommt bei einem tragischen Flugzeugabsturz um Leben und die Ermittlungen rücken Geneva immer mehr in den Fokus. Geneva kann und will nicht glauben, dass ausgerechnet sie die Mörderin ihres Mannes sein soll und taucht unter, um ihre mit ihren eigene Methoden auf Spurensuche zu gehen....


"Auf Flügeln gertagen" ist eine faszineriende Mischung aus Romanze und Krimi, lässt sich flüsslig und leicht lesen und zaubert den Glamour der 1920er Jahre in die heimischen vier Wände. Rachel Scott MCDaniel zeichnet sehr platische Bilder, die sich wie ein seiaifarbener Kinofilm vor dem inneren Auge abspulen. Schnell wir Geneva zur Identifitkationsfigur, denn sie ist taff und sprengt das einengende Korsett der Konventionen, die zu damaligen Zeit für Frauen aus gutem Haus gelten.

Warren ist ein Gentleman und es ist nur allzuleicht nachzuvollziehen, warum sich Geneva Herz über Kopf in ihn verliebt. Seine positiv einnehmende Art, der warmherzige und respektvolle Umgang mit seiner Frau und der leichte Hang zum Abenteuer machen ihn zu einem echten Sahnestück im Roman.

Die Handlung selbst ist eine gute Mischung aus geheimnisvollen und romantischen Sequenzen, falschen Fährten und fundierten Einblicken in die Luftfahrt bzw, Luftakrobaktik der Roaring Twenties. Leider gelingt es der Autorin nicht immer, die begonnenen Handlungsstränge zu Ende zu bringen und so bleibt vieles wie ein loser Faden in buchstäblich in de rLuft hängen. Auch werden manche Charaktere nicht näher beleuchtet, tauchen immer wieder mal auf und haben einen sehr exzentrischen Hang zur Dramaitk, was sie unglaugwürdig und sehr oberflächlich erscheinen lässt. Der christliche Aspekt wird leider nur unzureichend behandelt. Die Beziehung zu Gott und der zentrale Inhalt der christlichen Botschaft nehmen keinen oder kaum Einfluss auf die Handlungsweise oder Entfaltung der Personen im Roman. Dies führt dazu, dass die tiefere spirituelle Dimension, die viele Lesende erwarten, stark vernachlässigt wird. Insgesamt bietet die Erzählung dadurch wenig Anknüpfungspunkte für eine tiefere Auseinandersetzung mit Glauben und Spiritualität.

Trotz der Kritikpunkte ist "Auf Flügeln getragen" ein wundeschöner Roman, der für alle Romantiker:innen kurzweilige und zugleich spannend Lesestunden bereit hält, in denen die Zeit wie im Flug vergeht - sehr gute 3,5 Sternchen

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  • Charaktere