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Veröffentlicht am 16.03.2021

Das ganze Leben ist ein ewiges Wiederanfangen. Hugo von Hofmannsthal

Alles, was noch vor uns liegt
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Eva und Angela sind nicht nur Schwägerinnen, sondern auch durch den schmerzhaften Verlust ihrer Ehemänner miteinander verbunden. Das Brüderpaar kam bei einem Tauchunfall ums Leben und seit dem ist nichts ...

Eva und Angela sind nicht nur Schwägerinnen, sondern auch durch den schmerzhaften Verlust ihrer Ehemänner miteinander verbunden. Das Brüderpaar kam bei einem Tauchunfall ums Leben und seit dem ist nichts mehr, wie es war. Eva hat die Lust verloren, mit ihren Händen wunderschöne bunte Blumengebinde zu erschaffen und Angela kann kaum den Spagat zwischen Mehrfachbeschäftigung und Kindererziehung leisten. Evas Idee, das Andenken an die beiden Männer mit einem Ultramarathon in Neuseeland zu bewahren, stößt bei Angela zunächst auf Kopfschütteln und Unverständnis. Doch sie müssen die extreme Strecke von 250 km nicht alleine bewältigen, denn das Schicksal stellt ihnen zwei nette Männer an die Seite, die nicht nur für die Dauer des Marathons die Frauen begleiten wollen....

"Alles, was noch vor uns liegt" ist ein sehr einfühlsamer Roman, der sich mit den Themen Trauerbewältigung, Loslassen, innerer Heilung und Selbstfindung befasst und mit leisen Tönen die Geschichte von Eva und Angela erzählt.

Gefangen in ihrer Trauer können beide nicht aus ihrer Haut, schotten sich immer mehr ab und verlieren sich dabei komplett selbst aus den Augen. Für Eva geht es sogar soweit, dass sie keinerlei Inspiration mehr verspürt, ihr die Welt grau und einsam vorkommt uns sie sich immer mehr in ihrer Trauer verschanzt. Dabei merkt sie gar nicht, dass ihr nicht nur eine, sondern gleich mehrere helfende Hände gereicht werden, um ihr die Rückkehr ins Leben wieder zu ermöglichen.

Angela erscheint mit manchmal recht verbittert und ihre Unzufriedenheit sorgt dafür, dass sei selbst einen Keil zwischen sich und ihre Kinder treibt, obwohl sie gerade jetzt zusammenhalten müssten.

Mit der Anmeldung zu Ultramarathon scheinen auch ein wenig die Lebensgeister zurückzukehren und man merkt, dass beide das Training dazu nutzen, im wahrsten Sinne des Wortes wieder Fuß zu fassen. Anfangs hat man noch das Gefühl, dass sie eher von ihrer Trauer davonlaufen, anstatt sich ihrer Gefühle zu stellen, aber je mehr Trainingskilometer gelaufen sind, desto mehr öffnen sich die beiden Frauen und lassen Einblicke in ihr Seelenleben zu.

Die Laufstrecke in Neuseeland bietet zwar landschaftliche Reize, aber es passiert leider nicht all zuviel, um hier eine großartige Spannung oder Neugier zu erzeugen. Der Prozess des Loslassen und des Zulassens von Gefühlen ist zwar recht anschaulich beschrieben, emotional rührt die Autorin aber leider nicht am Mitgefühl des Lesers, sodass sich dieser Part ein wenig zähflüssig liest. Für mich hätte ruhig noch stärker zum Ausdruck kommen können, dass die Rrauer quasi mit jedem Schritt in Grund und Bogen gelaufen bzw. abgegeben wird und sich so eine gewisse Art der Befreiung in den beiden Frauen ausbreiten kann.

Bis es zum Happy-End kommt, vergehen noch ein paar Augenblicke, die das Gefühlsleben der Protagonisten in Wallung versetzen, den Leser aber außen vor lassen. Die Vermittlung der christlichen Botschaft geschieht wohl dosiert und ist passend zum Thema in die Handlung eingearbeitet.

Leider kann das Buch nicht an die herausragende Qualität von "Das Flüstern von Tinte auf Papier" anknüpfen und ich bleibe ein wenig enttäuscht zurück. Somit kann ich nur gute 3,5 Sternchen vergeben.

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Veröffentlicht am 11.02.2021

Rache in homöopathischen Dosen

Rote Belladonna
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Maja Ursinus soll undercover in einem Fall ermitteln, der sie in eine Marburger Apotheke führt. Die Besitzerin, Elisabeth Wenderoth, gilt als Expertin für Homöopathie und doch hat ihr makelloses Bild tiefe ...

Maja Ursinus soll undercover in einem Fall ermitteln, der sie in eine Marburger Apotheke führt. Die Besitzerin, Elisabeth Wenderoth, gilt als Expertin für Homöopathie und doch hat ihr makelloses Bild tiefe Kratzer bekommen. Nach der Einnahme von Globuli, die eindeutig aus der Salus-Apotheke stammen, ist eine Kundin an einer Überdosis Atropin gestorben und nun stellt sich die Frage, ob ein Fehler bei der Herstellung unterlaufen ist oder jemand mit Absicht die Globuli manipuliert hat. Majas Ermittlungen bringen langsam Licht ins Dunkel...


Jürgen Seibold entführt mit "Rote Belladonna" den Leser in das malerische Marburg an der Lahn und lässt die Oberstadt mit ihren verwinkelten Gässchen und den kleinen Bistros vor dem inneren Auge entstehen. Der zauberhafte Flair der historischen Kulisse mit Elisabethkirche und dem Schloss sorgt dafür, dass sich der Leser sofort in Marburg heimisch fühlt mit Maja auf Spurensuche geht.

Maja Ursinus ist eine sympathische Hobby-Ermittlerin, die das Herz auf dem rechten Fleck hat, aber manchmal ihre Zunge nicht im Zaum halten kann. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um darum geht, für Recht und Ordnung zu sorgen. Dass sie dabei ab und zu aneckt, nimmt sie in Kauf, denn ihr geht es hauptsächlich darum, dass kein Unschuldiger für etwas verdächtigt wird, was er nicht getan hat.

Der Autor präsentiert eine Vielzahl an Charakteren, die mal als cholerischer Gegener der Homöopathie, mal als ergebener Handlager, als betrogene Ehefrau oder als dauergelangweiltes Dummchen auf der Bildfläche erscheinen und so für Abwechslung sorgen.

Die Handlung baut sich chronologisch auf, gibt einen kurzen Einblick in die Herstellung und Wirkung von Globuli und bietet so genügend Möglichkeiten, mögliche Verdächtige zu finden. Allerdings zieht sich der Kreis der Missetäter recht schnell zu, denn der Schreibende lässt schon recht früh erkennen, in welche Richtung der Leser gehen muss, um den Übeltäter aufzuspüren. Leise Zweifel werden trotzdem von ihm noch in die Seiten gestreut, man schwankt kurz, um aber trotzdem wieder auf den Täter zu kommen, den man bereits vorher in Gedanken dingfest gemacht hat. Lediglich die Beweggründe bleiben bis zum Schluss verboregen.

Die Spannung hätte in meine Augen etwas höher dosiert werden dürfen, damit man regelrecht an den Seiten klebt, trotzdem bleibt ein gewisser Reiz und eine Neugier dauerhaft erhalten. Dem Charme des Buches kann man sich nicht entziehen und irgendwie macht es Spaß, die Entwicklungen zu verfolgen.

Ich gebe dem Buch 3,5 Sternchen, denn ein bisschen mehr Nervenkitzel und Rätselraten hätte der Roman aus meiner Sicht schon noch vertragen können.


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Veröffentlicht am 19.01.2021

Trau schau wem

Kurschatten-Affäre
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Alexander "Sascha" Maiensäss hat es schon immer geahnt, dass er der Welt zeigen kann, was in ihm steckt. Aber dafür den geradliningen Weg zu gehen, ist ihm einfach zu mühselig. Es lebt sich doch ganz gut ...

Alexander "Sascha" Maiensäss hat es schon immer geahnt, dass er der Welt zeigen kann, was in ihm steckt. Aber dafür den geradliningen Weg zu gehen, ist ihm einfach zu mühselig. Es lebt sich doch ganz gut als Groupier und mit seinen "heilenden" Händen weiß er auch geschickt die weibliche Kundschaft als falscher Physiotherapeut um den Finger zu wicklen. Dass er dabei einmal in einen echteh Mordfall verwickelt wird, hätte er sich nicht in seinen kühnsten Träumen vorstellen können....


"Kurschatten-Affäre" ist der Start einer neuen Krimi-Reihe und die lässt tief in die Bekenntnisse eines Hochstaplers blicken. Sascha ist ein sehr charmanter Blender, der nicht nur immer wieder seine Großtante Pauline geschickt um den Finger wickelt, sonder auch die übrige Frauenwelt liegt ihm zu Füßen. Wie er sich immer wieder in brenzlige Situationen manövriert und dann doch wieder mit einem breiten Lächen aus diesen Fettnäpfchen heraustreten kann, ist schon recht amüsant zu lesen.

Manchmal erscheint er mir ein wenig zu überheblich und zu selbstsicher, aber irgendwie macht er das durch sein schelmisches Grinsen wieder wett.

Großtante Pauline ist der heimliche Star im Krimi, denn ihre Schlagfertigkeit sucht ihresgleichen und so kann sich noch manch Protagonist noch eine Scheibe von ihr abschneiden

Die Welt der Schönen und Reichen, die mehr Schein als Sein ist, wird hier von der Autorin zugänglich gemacht, die aufregende Atmosphäre in der Spielbank springt auf den Leser über und es kribbelt mächtig in den Fingern, wenn die Kugel im Roulette kreist und über Glück und Unglück entscheidet.

Der Fall an und für sich ist relativ schnell gelöst, sodass in Sachen Spannung noch ordentlich Luft nach oben ist, denn man weiß leider nur all zu schnell, wer der Täter ist und welche Beweggründe hinter der Tat stecken. Trotzdem ist die Handlung für mach Überraschung gut und man fühlt sich unterhalten.

Denn auch hier gilt: Je mehr alles blitzt und blinkt, glitzert und funkelt, desto schwärzer sind die Abgründe, in die man blicken darf.

Für den weiteren Verlauf der Serie wünsche ich mir ein bisschen mehr Spannung und Dramatik, ein wenig mehr versteckte Hinweise und weniger offensichtliche Täte. Dann bleibe ich auch gerne dran, wenn Sascha wieder sein charmantes Lächeln anknipst

3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Kurzbiografie

Siegfried, das Wolfskind
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Siegfried Moldenhauer hat als Kind die Schrecken des Krieges mit voller Wucht erleben müssen - Entbehrungen, Hunger, Kälte und grausame Szenen brennen sich für immer in sein Gedächtnis ein und werden zu ...

Siegfried Moldenhauer hat als Kind die Schrecken des Krieges mit voller Wucht erleben müssen - Entbehrungen, Hunger, Kälte und grausame Szenen brennen sich für immer in sein Gedächtnis ein und werden zu Narben auf der Seele. Seine Mutter hat ihn immer dazu angehalten, nie die Hoffnung und den Gauben an Gott zu verlieren und auf ihn zu bauen. Siegfried muss lernen, sich durchzuschlagen, für den Unterhalt zu sorgen, um so zumindest ein wenig Essen für sich uns eine Mutter zu organisieren. Zwischen Trümmern und der ständigen Angst, von den Russen beim Schwarzmarkthandel erwischt zu werden, wird er zum gewieften "Organisator" und kann so von seinen Tauschgeschäften und Verkäufen profitieren.

Erst tim hohen alter bricht er sein Schweigen und erzählt dem Autor seine Lebensgeschichte, die stellvertretend für alle Kriegskinder steht. Unglaubliche Ereignisse, die für uns heute nicht nachvollziehbar sind, aber auch immer verbunden mit dem Glauben an Gott, der ihn getragen hat. Durch sein Bekenntnis zum christlichen Glauben hat Siegfried Moldenhauer Halt und Zuversicht gefunden und sich von Gott leiten lassen.

Leider hat das Büchlein nur 155 Seiten und es reißt nur an, was diese Lebensgeschichte ausmacht. Manchmal recht zügig erzählt, erlebt man leider nur im Schnelldurchlauf die wichtigen Stationen des Kinderlebens. So können oft keine richtigen Emotionen aufkommen und man bleibt als Leser außen vor, weil sich das Gelesene nicht festigen kann.

Trotzdem eine sehr interessante Kurzbiografie, die die Botschaft des christliche Glaubens transportiert - daher 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 06.11.2020

In einer echten Gemeinschaft wird aus vielen Ich ein Wir

Bergsalz
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Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, ...

Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, dafür ist der Mensch nicht geboren. Dieses tägliche Einerlei wird jäh unterbrochen, als eine Nachbarin bei ihr klingelt - zunächst erscheint Franziska der Besuch sehr ungelegen, aber dann entwickelt sich daraus eine kleine Gemeinschaft, der sich immer mehr Menschen im Dorf anschließen, deren Kontakte sich bis dato auf ein Mindestmaß beschränkt haben. Daraus entsteht eine wundervolle Idee: ein Mittagstisch für alle, die normalerweise alleine sind. Denn wo sonst schmeckt es besser, als in Gemeinschaft an einem großen Tisch. Ein kleiner Kübel Alpensalz, fast schon leer, in einer ehemaligen Gaststätte setzt den Startschuss für das einzigartige Projekt....

"Bergsalz" von Karin Kalisa ist kein alltäglicher Roman und doch zeigt er leider die bittere und einsame Seite des Alltags von vielen Menschen, die völlig zurückgezogen und isoliert ihr Leben verbringen müssen und somit immer mehr verkümmern. Nach dem Verlust des Partners igeln sich viele ein, werden von der Gesellschaft vergessen und fristen so ihr Dasein in einem Leben ohne Pep, ohne Schwung und Elan.

Die Autorin statuiert ein Exempel, in dem sie die Figur Franziska aus ihrer Lethargie erwachen lässt und ihr mit jeder Nachbarin, mit jedem neuen Treffen in der Gemeinschaft wieder Leidenschaft und Biss fürs Leben verleiht.

Stellvertretend für die Würze im Leben steht hier der noch halbvolle Kübel Speisesalz, der nicht nur die Gerichte würzt, sondern auch die Lebensgeister weckt. Das Schreckgespenst der Einsamkeit verliert immer mehr seine Zugkraft und es kehrt wieder Farbe, Humor und Hunger auf Leben in die Menschen zurück.

Eine Geschichte, die nicht immer einfach zu lesen ist. Gerade die eingeschobenen historischen Teile wirken schwerfällig und bremsen so den Lesefluss ein wenig aus. Wer sich nicht im Allgäuer Dialekt heimisch fühlt, der dürfte einige Schwierigkeiten haben, den Dialogen zu folgen, die zwar interessant und humorvoll gestaltet sind, aber nicht immer erschließt sich dem Leser sofort der Hintergrund dessen, was gesagt wird.

Dabei sind es gerade die kleinen Botschaften in den zwischenmenschlichen Beziehungen, die hier für Ansporn und Leidenschaft, aber auch für das Umdenken sorgen und so die Gemeinschaft zusammenwachsen lässt. Das kommt nicht immer gleich schlüssig rüber und so geht viel Wertvolles verloren. Das, für mich, sehr unerwartete Ende lässt mich mit ganz vielen Fragezeichen zurück - es bleibt vieles ungeklärt, ungesagt und somit verknüpfen sich die losen Enden leider nicht, um ein stimmiges Gesamtbild zu ergeben.

Die Botschaft des Buches und die Allgäuer Bergwelt erreicht zwar den Leser, aber mir fehlt hier definitiv noch ein bisschen Dynamik und ein schlüssiges Ende, um vollkommen mit dem Buch eins zu werden - ich kann daher nur 3,5 Sternchen vergeben

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