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Veröffentlicht am 15.09.2016

chic oder altbewährt und heimisch – das ist hier die Frage

Schwarzbuch Superfood
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Im „Schwarzbuch Superfood“ werden einige trendige Superfrüchte durchleuchtet; gemeinsam haben sie den weiten Transport und andere bedenkliche Zusatzeigenschaften zu den versprochenen werbewirksamen. So ...

Im „Schwarzbuch Superfood“ werden einige trendige Superfrüchte durchleuchtet; gemeinsam haben sie den weiten Transport und andere bedenkliche Zusatzeigenschaften zu den versprochenen werbewirksamen. So werden bei erhöhter Nachfrage z.B. Teile des Regenwaldes gerodet oder Pestizide in höherem Maße eingesetzt um eine intensivere Ernte zu ermöglichen. Viele der Superfoods lassen sich nicht lange langern und schon gar nicht in frischem Zustand weit transportieren, müssen dafür getrocknet und zu Pulver, Pellets, Kapseln, Sirup verarbeitet werden, wobei einige der angepriesenen Wirkstoffe leiden.
Mich haben besonders die empfohlenen Höchstmengen dieser Superfoods verwundert, ebenso auch einige mir vorher nicht bekannte Details, z.B. dass die Afa-Alge nicht separat, sondern immer zusammen mit nicht essbaren, giftigen Algen verarbeiten werden, weil eine getrennte Abfischung nicht möglich ist. Bei vielen der hier vorgestellten Superfoods wird klar, dass die angepreisenen gesundheitsfördernden Wirkungen oft gar nicht oder nur in vitro oder Versuchstier belegt wurden; bei manchen werden sogar Warnungen, auch bzgl. der Dosierung ausgesprochen. Es werden sogar Superfoods vorgestellt, die mir bislang noch nicht bekannt waren, aber sehr wohl schon im Vormarsch sind, z.B. Macawurzel und Noni, beide wohl mit umstrittener Wirkung; wobei von der Nori wohl „kostbare“ Produkte aus der Frucht hergestellt werden, der Wirkstoff sich jedoch in der Wurzel befinden soll.
Man muß sich schon fragen, ob diese Superfood-Mode sinnvoll und vertretbar ist, zumal durch die erhöhte Nachfrage Nutzfläche verloren geht, die für eigenen Nahrungsanbau benötigt wird. Will man überhaupt etwas essen, was möglicherweise durch Pestizide stärker belastet ist, als regionale Produkte und benötigen wir überhaupt diese Nahrungsergänzungen, die einen weiten, nicht energieneutralen Weg hinter sich haben?
Die Autorinnen stellen ganz richtig fest: Warum in die Fene schweifen, wenn das Gute liegt so nahe? - und portraitieren heimische Superfoods wie Aronia, Brennessel, Giersch, Heidelbeeren u.a.,
stellen auch hier Wirkung, Verabreichung vor. Sie sind nicht so modern oder kostspielig, man kann mit ihrem Verzehr auch nicht unbedingt angeben; dafür aber lange erprobt, mindestens genauso wirksam, viel frischer, klimaneutraler und man kann sie selber anbauen oder sammeln.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein außergewöhnliches Buch, das jeder gelesen haben sollte

Die Freiheit nehm ich dir
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Patrick Spät stellt in elf Kapiteln Kehrseiten des Kapitalismus vor, beginnend mit dem Allmende-Raub im 13. Jahrhundert, der vielen das Land nahm und nur die Möglichkeit gab, die eigene Arbeitskraft zu ...

Patrick Spät stellt in elf Kapiteln Kehrseiten des Kapitalismus vor, beginnend mit dem Allmende-Raub im 13. Jahrhundert, der vielen das Land nahm und nur die Möglichkeit gab, die eigene Arbeitskraft zu verkaufen.
Entlang der Geschichte zeigt Spät auf, dass Kapitalismus nur befristet funktionieren kann, wenn Zustände geschaffen werden, dass Freie sich in Lohn verdingen müssen und er immer soziale Ungerechtigkeit mit sich bringt. Beleuchtet wird der Aspekt der taktischen Kriegsführung um leicht bestechbare Diktatoren ins Amt zu setzen und gegen Bakschisch Land und Leute auszubeuten. Ganz klar ist, dass wir die Sklaverei nicht abgeschafft, sondern nur outgesourct haben. „Der Kapitalismus sägt den Ast ab, auf dem er sitzt, indem er seinen eigenen Markt zerstört.“; die Ressourcen sind halt endlich und das Wachstum auch.
Spät erörtert viele Aspekte, seien es Zockereien durch Banker und Finanzieren der Verluste durch die Steuerzahler, weltweite Überproduktion von Gütern, die Privatisierung öffentlicher Bereiche, Lobbyarbeit und im Vorstand sitzende „unabhängige“ Politiker samt ihren Nebeneinkünften, Landraub, Steuern, Reichensteuern und Steuervermeidung, Subventionen für Millionäre oder Massenentlassungen, neudeutsch „Arbeitsintensivierung“ genannt, Marketing, das den Verbraucher für sein Gewissen bezahlen läßt, Schuldenschnitt und auch, warum diesem System kaum Einhalt zu gebieten ist – so vielseitig, dass es gar nicht möglich ist, sie aufzuzählen.
Außerdem werden viele Bestrebungen der Vergangenheit oder z. Zt. erfolgreiche selbstverwaltete „Aussteigermodelle“ kurz benannt, die aber keine wirklich globale Lösung darstellen. Hierfür gibt Spät Denkanstöße und Forderungen an die Hand, z.B. die 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich; schwarzarbeitende Maschinen, die Arbeitnehmer ersetzen, sollen eine Abgabe an die Gemeinschaft zahlen; privatisierte Bereiche der öffentlichen Hand sollen zurückgeführt werden; der Mindestlohn soll deutlich über dem Existenzminimum liegen und auch für Lehrlinge, Praktikanten, arbeitende Gefängnisinsassen und Flüchtlinge gelten; Subventionen müssen gerechter verteilt und Lobbyarbeit vermieden werden; der Staat soll wieder die Verantwortung übernehmen und sich der Vermeidungsethik zuwenden. Vor allem sind die Bürger gefragt, die sich mittlerweile nicht mehr alles gefallen lassen und rebellieren...

Geistreich, wortgewandt und pointiert veranschaulicht Spät das Problem des Kapitalismus, gibt Denkanstöße, Erklärungen und mögliche Strategien. Die einzelnen Kapitel werden mit Zitaten eingeleitet, von denen ich zwei zitieren möchte:

„Reicher Mann und armer Mann / Standen da und sah'n sich an. / Und der Arme sagte bleich: /
Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich.“
Berthold Brecht

„Wenn irgendwer meiner Konkurrenten am Ertrinken wäre, dann würde ich ihm einen Schlauch in den Mund stecken und das Wasser aufdrehen. Das ist ein Kampf jeder gegen jeden.“
Ray Kroc ( Gründer von McDonalds)

Fazit: Ein außergewöhnliches Buch, das jeder gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein hilfreicher Ratgeber mit leckeren Rezepten

Das Apfelbuch
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Das Apfelbuch bietet einen guten Überblick über Apfelschätze, grenzt die ursprünglichen, heimischen Sorten, die auf den Streuobstwiesen beheimatet sind oder waren, gegen die Sorten des industriellen Anbaus ...

Das Apfelbuch bietet einen guten Überblick über Apfelschätze, grenzt die ursprünglichen, heimischen Sorten, die auf den Streuobstwiesen beheimatet sind oder waren, gegen die Sorten des industriellen Anbaus ab. Außerdem finden sich in einer Liste eben jene alten Sorten, die für den Hobbygarten oder den eines Selbstversorgers geeignet sind, die man reif erntet und, die auch noch Geschmack aufweisen, weil sie nicht da Jahr über halbreif in Reifekammern gelagert werden.
Unterschieden werden Sommer-, Herbst-und Winterapfel sowie die Erziehung als Hoch-, Halb- oder Niederstamm. Unterstützende Informationen zur Wahl des persönlich richtigen Apfels, zur Ernte, Lagerung und Verarbeitung werden gegeben und ganz viele Rezepte, bei denen mir die Kästchen mit Tipps besonders gut gefallen. Zwischendurch werden Gedichte, Märchen und Geschichten rund um den Apfel erzählt; es finden sich auch Checklisten, z.B. für benötigte Materialien zum Einkochen. Nützlich finde ich auch die Listen im Anhang mit Adressen und Literaturtipps.

Ausgesprochen gut gefallen mir auch die Illustrationen, wie man sie bei pala gewohnt ist, und, selbstverständlich auch, dass dieses Buch, ebenfalls wie gewohnt, auf Papier aus 100% Recyclingmaterial gedruckt wurde.

Fazit: Ein hilfreicher Ratgeber mit leckeren Rezepten

Veröffentlicht am 15.09.2016

An diesem Buch kommt man nur mit Scheuklappen vorbei

Fleischfabrik Deutschland
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Sehr sachlich und durchdacht erläutert Dr. Anton Hofreiter die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft, wobei er auch auf Massentierhaltung, Tierquälerei, Antibiotikaresistenzen, routinemäßigen Einsatz ...

Sehr sachlich und durchdacht erläutert Dr. Anton Hofreiter die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft, wobei er auch auf Massentierhaltung, Tierquälerei, Antibiotikaresistenzen, routinemäßigen Einsatz von Reserveantinbiotika, Klimakrise, massives Artensterben ( 1/3 aller Arten ist in Deutschland gefährdet), Gülleüberschuß mit Bodenverseuchung, Überdüngung, Patente auf Saatgut oder Leben... eingeht. Sehr eindrucksvoll beleuchtet er, wie kleine Landwirtschaften vielen Zwängen unterworfen werden, Kompromisse eingehen, in der Hoffnung überleben zu können und sich unter dem Rentabilitätsdruck weiter verschulden um zu investieren und meist doch nicht gegen die großindustriellen Fleischfabrikbesitzer ankommen. Er berichtet vom Hofsterben, von der Aufgabe der Bauern, die ihre Arbeit seit Generationen geleistet haben, mit dem Blick auf Wohlergehen der Tiere, der Natur und auch der nachfolgenden Generationen – im Vergleich zu den Massentierhaltungsbetrieben, die es eher auf Gewinnmaximierung abgesehen und Deutschland zu den „Europameistern im Schweineschlachten“ gemacht haben. Aber es werden auch Beispiele von kleinen Bio-Landwirtschaften aufgezeigt, die beweisen, dass es auch anders geht. Hofreiter benennt es als Fehler im System, in dem die Großgrundbesitzer und -massentierhalter den Großteil der EU-Subventionen abschöpfen; immerhin geht ein Viertel dieser Gelder an nur 1% der Betriebe. Warum müssen wir die millionenschweren Billigfleisch-Großindustriellen im sechsstelligen Eurobereich mit unseren Steuern / Subventionen bezuschussen? Durch eine gerechtere Umverteilung und Kappung der Subventionen an „Fleischmillionäre“ und „Schweinebarone“ könnte die Agrarwende schon zum größten Teil finanziert werden.

Vieles des Dumpingfleisches wird exportiert, da überproduziert wird. Demzufolge wird auch zuviel Gülle entsorgt und verdirbt das Grundwasser. Fraglich bleibt auch der Sinn, in fernen Ländern Hunger auszulösen, weil die Bevölkerung ihre Anbauflächen nicht zur eigenen Nahrungserzeugung sondern für Billigsojafutter ( u.a. für Deutschland) hergeben muß.

Zweifelsohne handelt es sich um ein globales Problem und wir haben auch eine globale Verantwortung, was den Klimawandel, Menschenrechte und Umweltschutz ( in allen Lieferketten), Tierschutz u.v.m. betrifft.
Hofreiter beschreibt, wie die Politik gefordert ist, und wie wirksam die Lobbyisten eine Änderung verhindern – erinnert dabei z.B. an die Verhandlungen zur Eikennzeichnung und fordert auch eine Kennzeichnung des Fleisches, so dass Bauern bessere Produkte besser bezahlt bekommen und der Konsument eine freie Wahl treffen kann.

Es ist gar nicht möglich, auf jeden angesprochenen Punkt einzugehen, aber betonen muß ich, dass Hofreiter keine Schuldzuweisungen, außer die an das System, macht. Seine vorgestellten Punkte um zu einer global und sozial gerechten Landwirtschaft zu gelangen, sind durchdacht und machen Mut, denn er belegt, dass diese Wende bereits begonnen hat und beschreibt Strategien, Aktionen, Initiativen – ganz offensichtlich beginnt das Volk umzudenken. Beeindruckend fand ich auch die vielen Quellen, mit denen Hofreiter seine Strategie belegt und untermauert, ganze 13 engbedruckte Seiten im Anhang sind aufgelistet.
Bleibt zu hoffen, dass Hofreiter viele seiner Forderungen in seinem politischen Leben durchsetzten wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

äußerst interessante Einsichten

Ein Appell von Shirin Ebadi an die Welt
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Shirin Ebadi, Iranerin, Juristin, Menschenrechtsaktivistin und Nobelpreisträgerin lebt im Exil, hat mit der Nahostexpertin Gudrun Harrer dieses 40seitige Büchlein geschrieben, in der sie zu einzelnen Begriffen ...

Shirin Ebadi, Iranerin, Juristin, Menschenrechtsaktivistin und Nobelpreisträgerin lebt im Exil, hat mit der Nahostexpertin Gudrun Harrer dieses 40seitige Büchlein geschrieben, in der sie zu einzelnen Begriffen wie Gerechtigkeit, Frausein, Liebe, Leben, Unabhängigkeit, Gewalt oder Frieden eine kurze Stellungnahme abgibt. Der größere Teil des Büchleins widmet sich ihrem Lebenslauf, ihren Erfahrungen, Familienleben, Einsatz für eine bessere Welt. Das, was sie berichtet war sehr interessant, besonders die Beschreibungen, wie sie zur Schah-Zeit Karriere machen konnte, ihre veränderte Situation nach dem Sturz der Pahlavi-Dynastie und über ihren unermütlicher Einsatz als Kämpferin für Menschenrechte.

Das kleine Buch ist sehr interessant, aber leider schnell gelesen; es hätte eindeutig detaillierter sein dürfen. Sehr gut gefällt mir, dass das ebook kostenlos erhältlich ist und einen schnellen, leichten Einstieg in dieses wichtige Thema ermöglicht.