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Veröffentlicht am 16.04.2024

Summer in the city

Happy Hour
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„Der amerikanische Barkeeper entpuppte sich als doch ziemlich skrupellos und suchte am Ende doch bloß wieder eine Frau mit einer Wohnung. Ich wiederum suchte Zerstreuung, doch dafür erinnerte ...

„Der amerikanische Barkeeper entpuppte sich als doch ziemlich skrupellos und suchte am Ende doch bloß wieder eine Frau mit einer Wohnung. Ich wiederum suchte Zerstreuung, doch dafür erinnerte er mich zu sehr an mich selbst. “

Isa & Gala wollen das pralle Leben genießen, daher reisen die beiden Twens von London nach New York. Da sie kein Arbeitsvisum erhalten, müssen sie allerlei dubiose Jobs annehmen; etwa als Aktmodell. Außerdem verkaufen sie Waren auf dem Markt. Einer ihrer Mitbewohner verkündet, weißen Frauen könne man nicht trauen, woraufhin die einundzwanzigjährige Ich-Erzählerin Isa (es wird auf ihre Herkunft/Hautfarbe angespielt) kontert, dass Gala für eine Weiße ziemlich leiderprobt sei (die Critical Race Theory lässt grüßen), da gebürtig aus „Ex-Jugoslawien“ stammend. Ein Roman über junge Menschen, für junge Menschen? Einen Sommer lang wollen sich die Mädels die Drinks finanzieren lassen und einfach Spaß haben. Hedonismus pur!
Doch unter der Oberfläche brodelt eine große Unsicherheit, außerdem gibt es im 21. Jahrhundert immer noch so etwas wie Klassenschranken und soziale Ungerechtigkeit, da ist die Ansage, dass die Welt ein Dorf sei, eigentlich nur das hohle Geschwätz der Privilegierten. Vordergründig ist „Happy Hour“ ein spritziger Sommerroman. Wenn man zwischen den Zeilen liest, ist er aber auch eine Milieustudie, ein Gesellschaftsroman & ein sozialkritischer Kommentar. Es werden auch psychologische Profile entworfen, da die Geschichte eher character – driven als plot – driven ist, wirkt die Haupthandlung wie eine Aneinanderreihung von oberflächlichen Ereignissen, eine Party jagt die nächste; die Erzählung will aber gar keine Chronik der Begebenheiten sein. Ist alles mehr Schein als Sein? „Es ist so viel einfacher, sich albern und leichtfertig zu geben, als wirklich die Summe der eigenen Erfahrungen zu sein.“ Stil und Sprache in „Happy Hour“ passen zum Sujet, ich hätte mir stellenweise jedoch ein wenig mehr Abwechslung gewünscht, da sich die Szenen wiederholen, der episodenhafte Charakter der Erzählung legt nahe, dass die story als Film womöglich besser funktioniert, die Handlung erstreckt sich von Mai bis September.
Jammern auf hohem Niveau?
Ob „Happy Hour“ gelungene Weltschmerz - Literatur ist, muss jeder Leser für sich entscheiden. Die Ökonomisierung aller Lebensbereiche wird meines Erachtens in Emma Clines „Die Einladung“ pointierter dargestellt, insofern ist der Sommerroman („Happy Hour“ findet wie Emmas Roman, in welchem die Heldin um jeden Preis ein Ticket für die Hamptons lösen will, auch vor dem Hintergrund einer Hitzewelle statt) Clines die bessere Kapitalismuskritik. Marlowe Granados versucht komplexe Figuren zu erschaffen, weswegen sie die Freundschaft von Gala & Isa als eine Art Hassliebe präsentiert. Diese mehr oder weniger toxische Beziehung erinnerte mich an die Verbindung der Protagonistinnen in Lana Bastašićs „Fang den Hasen“, insofern ist Granados‘ Ansatz so innovativ auch wieder nicht, die Autorin hätte insgesamt mehr aus der Geschichte machen können.

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Lesenswerter Ratgeber

REMIND Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst
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Zur Optik:

Zunächst möchte ich auf die Umschlaggestaltung eingehen. Das sonnengelbe Cover macht richtig Lust auf’s Lesen. Das Buch liegt gut in der Hand, die stabile Klappbroschur ist ein großes ...

Zur Optik:

Zunächst möchte ich auf die Umschlaggestaltung eingehen. Das sonnengelbe Cover macht richtig Lust auf’s Lesen. Das Buch liegt gut in der Hand, die stabile Klappbroschur ist ein großes Plus, da man richtig mit dem Exemplar arbeiten soll und kann.

Über die Autorin:

Yvonne Diewald wurde 1967 geboren. Sie studierte kognitive Neurowissenschaften im Masterstudiengang. Die langjährige Beraterin eines DAX-Konzerns arbeitet als Neurocoach und Transformationsexpertin, mit ihrem Mann lebt die Mutter zweier Kinder bei Bonn, außerdem ist sie die Begründerin der Yvonne – Diewald – Academy.
(Quelle: https://www.yvonnediewald.com)

Zum Inhalt:

Der Name ist Programm: „Remind- Dein Gehirn kann viel mehr, als Du glaubst. So befreist Du Dich von belastenden Mustern“ soll dem Leser und der Leserin dabei helfen, negative Denkmuster zu durchbrechen. Mir gefiel die klare Gliederung dabei besonders gut, da die Autorin weder in unstrukturiertes „Esoteriksprech“ verfällt noch mit Fachchinesisch um sich wirft. In vier Teilen wird ein Programm entworfen; die Tatsache, dass auch Quellen und weiterführende Literatur genannt werden, zeugt von wissenschaftlicher Redlichkeit.
Yvonne Diewald nennt als Initialzündung für ihre Beschäftigung mit dem Gehirn ein traumatisches Erlebnis, welches in gewisser Weise inspirierend auf potentielle Klienten wirken soll; wenn man jedoch ähnliche Erfahrungen gemacht hat, weiß man, dass auch große Herausforderungen zum Leben gehören. Böse Zungen könnten womöglich von erweitertem Inspiration Porn oder TMI sprechen.

Bewertung:

„Was ist neuronale Programmierung“?
Bereits zu Beginn wird man an die Hand genommen und Schritt für Schritt an die Materie herangeführt. Der Leser wird geduzt, aber auf respektvolle Weise. Auf Erklärungen folgt die Aufforderung zur Mitarbeit – man kann die im Buch enthaltenen Tabellen ausfüllen, das eigene Handeln hinterfragen, um alte Muster zu durchbrechen.
Es gibt also eine praktische Komponente in der Publikation. Hilfe zur Selbsthilfe, etwa zum Thema „Messie-Syndrom“ oder Bindungsangst (vgl. dazu „Das Kind in dir muss eine Heimat finden“ von Stefanie Stahl). Bei komplexen Themen und Traumata kann ein Therapeut oder Facharzt vor Ort jedoch hilfreich sein, daher stößt “Remind“ meines Erachtens in gewisser Weise an seine Grenzen. Insgesamt ist Yvonne Diewalds Handbuch jedoch eine lesenswerte Publikation; stilistisch weder zu flapsig noch zu wissenschaftlich. Die Begeisterung der Autorin für das Sujet wirkt ansteckend, der lebensbejahende Ton klingt motivierend!


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Veröffentlicht am 27.03.2024

Kompakter Ratgeber

Stark gegen Ängste
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Zum Thema „Umgang mit Panikattacken und Ängsten“ habe ich bereits das Buch
„Frei von Angst durch die Heilung der Mitte. Das Beste aus westlicher Medizin, TCM und Yoga“ von Dr. Georg Weidinger ...

Zum Thema „Umgang mit Panikattacken und Ängsten“ habe ich bereits das Buch
„Frei von Angst durch die Heilung der Mitte. Das Beste aus westlicher Medizin, TCM und Yoga“ von Dr. Georg Weidinger gelesen, außerdem einen Ratgeber aus Sicht einer Betroffenen – „Liebe Angst, Zeit, dass Du gehst“ von der Ex-Fernsehfrau Annett Möller (sie arbeitet als Coach). Daher war ich auch auf den kompakten Ratgeber „Stark gegen Ängste“ von Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert gespannt; das Stiftung – Warentest – Sachbuch wirbt mit dem Slogan „Wirksame Strategien gegen Ängste, Phobien und Panikattacken.“

Erster Eindruck:

Das grasgrüne Cover finde ich nicht unbedingt ansprechend, die Farbgebung ist mir zu unruhig, aber man erhält bereits auf den ersten Blick relevante Informationen – der Autor ist Chefarzt und Psychotherapeut. Es ist wichtig, dass es sich hier tatsächlich um einen Fachmann handelt, da der Markt derzeit von Coaches „überschwemmt“ wird, die mehr oder weniger qualifiziert sind. Meines Erachtens kann nur ein Arzt die neurologische Dimension einer Angststörung richtig einordnen.
Besonders gut gefällt mir die Gliederung des Buches, es besteht aus sieben Kapiteln, dabei ist die Auswahlliteratur am Ende ein Ausdruck von wissenschaftlicher Redlichkeit, das Register ist sehr hilfreich, wenn es darum geht, schnell eine Information zu finden.
Der Text ist angereichert mit Symbolen (die eingangs erklärt werden) und passenden Illustrationen. Es gibt die Möglichkeit, in vorgedruckten Feldern eigene Erfahrungen (etwa zu Vermeidungsstrategien) einzutragen. Mit dem Buch kann man also arbeiten, der Satz „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist hier keine leere Phrase.

Zum Inhalt:

Die Quintessenz des Ratgebers wird schon im ersten Kapitel benannt: ‚Keine Angst vor der Angst!‘
Der Text ist gut lesbar, da der Autor einerseits zwar auf Fachchinesisch verzichtet, andererseits aber auch nicht in einen flapsigen Jargon verfällt.
Sehr wichtig ist auch der Rat, dass man „Vermeidung vermeiden“ möge, und dass es möglich ist, „Ängsten ganz neu [zu]begegnen.“ Das Sachbuch endet mit einem motivierenden Mantra – „Geben Sie nicht auf!“, wobei Hillert allgemein auch auf das Vorhandensein von Apps eingeht, die seit der Pandemie Hochkonjunktur haben.

Meine Meinung:

Vorab: Auf unseriöse Heilsversprechen wird komplett verzichtet.

„Stark gegen Ängste“ ist ein kompakter Ratgeber, in welchem in konziser Form Hilfestellung geboten wird. Hier wird mit Sinn und Verstand agiert („Freunden Sie sich mit ihrer Angst an!“). In knappen Kapiteln werden die Begleiterscheinungen und Ursachen von Angststörungen erörtert, wobei es glücklicherweise kein esoterisches Blabla oder gar Coachingkauderwelsch gibt. Es wird auf die sozialen und körperlichen Dimensionen von Panikattacken hingewiesen, so kann etwa die Schilddrüse eine Rolle spielen. Ich hätte mir jedoch eine noch ausführlichere Einordnung gewünscht vor allem bei der neurologischen Dimension von Angsterkrankungen. Welche Rolle spielen etwaige Hirnschäden genau bei der Entstehung einer ängstlichen Persönlichkeit? Insgesamt werden diverse Hilfsangebote vorgestellt, auch Medikamente werden nicht ausgespart, aber auch nicht als Allheilmittel verklärt.
Andreas Hillerts Publikation will vor allem ein praktischer Leitfaden sein, daher sollte man keinen medizinhistorischen Abriss erwarten.

Fazit:

„Stark gegen Ängste“ ist ein empfehlenswertes Sachbuch. Der Leser erhält wissenschaftlich fundierte Informationen und zugleich eine Hilfestellung auf Augenhöhe.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Die DNA der Liebe

The Soulmate Equation – Sie glaubt an die Macht der Zahlen, bis er ihr Ergebnis ist
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Die alleinerziehende Mutter Jess Davis lebt mit ihrer Tochter Juno (Jess wurde als Teenager schwanger) im Apartmentkomplex ihrer Großeltern in Kalifornien. Sie ist froh, Tür an Tür mit ihren Ersatzeltern ...

Die alleinerziehende Mutter Jess Davis lebt mit ihrer Tochter Juno (Jess wurde als Teenager schwanger) im Apartmentkomplex ihrer Großeltern in Kalifornien. Sie ist froh, Tür an Tür mit ihren Ersatzeltern zu wohnen, da ihre suchtkranke Mutter keine Unterstützung ist. Mit ihrer besten Freundin (der Liebesromanautorin Felicity „Fizzy“ Chen) trifft sich die Datenanalystin mit einem Faible für Statistiken mehrmals die Woche in einem Café, wo sie den smarten Wissenschaftler River Peña anschmachten. Er ist der Gründer der Dating-Plattform „Genetic Alley“, die Paare mithilfe von passenden Erbanlagen zusammenbringen will. Aus Jux machen Jess und Fizzy den Test. Überraschung – Jess und River passen zu fast 100 Prozent zusammen. Zunächst werden die Kalifornierin und „River Nicolas“ aus PR – Gründen ein Paar, da Rivers Firma der Börsengang bevorsteht, zudem soll die junge Mutter großzügig entlohnt werden. Bald schon sprühen die Funken, und Jess verliebt sich in den gutaussehenden River. Doch das perfekte Liebesglück ist in Gefahr, als eine unerwartete Wendung das Pärchen aus der Bahn wirft. Kann es ein happy ending für die Liebe geben?
„The Soulmate Equation – Sie glaubt an die Macht der Zahlen, bis er ihr Ergebnis ist“ ist eine Romcom in Buchform, die ideal „für Zwischendurch“ ist. Ich habe die Geschichte flott gelesen, da die Gliederung der story trotz kleiner Schwächen insgesamt „rund“ ist. Von der Figurenzeichnung habe ich mir allerdings ein wenig mehr versprochen, die Darstellung der Protagonisten ist nicht frei von Klischees, wie oft hat man schon etwas über eine schlaue kleine Tochter oder die crazy beste Freundin gelesen? Es gefiel mir jedoch gut, dass das Autorinnenteam auch die Tücken der Datingapps thematisiert. Hier komme ich zum nächsten Punkt – ‚Christina Lauren‘ ist ein Pseudonym, hinter dem sich die Autorinnen Christina Hobbs & Lauren Billings verbergen. Bei der Lektüre wunderte ich mich über Stilbrüche – es gibt einerseits Formulierungen voller Pathos(„Hinter diesem Schädel befand sich das Gehirn eines Genies, […]“), andererseits aber auch recht derbe Aussagen („Sag mir, wo er wohnt, damit ich zu ihm gehen und ihm den Kopf so tief in den Arsch stecken kann, dass er seine eigene Scheiße lecken kann.“) und leichte Schwächen in der Übersetzung („wir sind ein sehr zusammengeschweißtes Team.“); wenn man weiß, dass „The Soulmate Equation“ von zwei Autorinnen verfasst wurde, wundert man sich jedoch nicht mehr.
Die Wendung im plot war meines Erachtens von Anfang an vorhersehbar, was ich schade fand, ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Annahme von genetischer Kompatibilität für mich ein „Geschmäckle“ hat, die These ist aber nicht abwegig oder gar hanebüchen. Wie gesagt – die Tücken und Fallstricke des (Online)datings arbeitet „Christina Lauren“ schön heraus.


Fazit:
„The Soulmate Equation“ bietet gute Unterhaltung für Zwischendurch, für alleinerziehende Mütter ist es wohl die perfekte Geschichte, der Liebesroman kommt ohne Längen aus. Ich vergebe 3,5 von insgesamt fünf möglichen Sternen!

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Veröffentlicht am 03.02.2024

"Wäre ich dann noch ich?"

Demon Copperhead
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„Das haute mich ziemlich um. […] Das Einzige, worauf ich mich hatte verlassen können, war, dass ich ein Idiot war. Und jetzt sollte ich das bisschen, das von Demon noch übrig war, wegschmeißen ...

„Das haute mich ziemlich um. […] Das Einzige, worauf ich mich hatte verlassen können, war, dass ich ein Idiot war. Und jetzt sollte ich das bisschen, das von Demon noch übrig war, wegschmeißen und intelligent sein? Wäre ich dann noch ich?“

Ein Blick in den Klappentext des Romans „Demon Copperhead“ ließ mich sofort an J.D. Vances „Hillbilly – Elegie. Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise.“ denken, da es thematisch durchaus Überschneidungen gibt. (Die Verfilmung der „Hillbilly - Elegie“ ist übrigens sehenswert, Glenn Close verkörpert ganz großartig eine streitbare Matriarchin.) Auch „Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss“ (“Educated: A Memoir“) von Tara Westover könnte man mit dem Roman vergleichen, da die Wichtigkeit einer guten (Aus)Bildung betont wird, als Schlüssel zur Emanzipation. Natürlich kam mir der Film „Forrest Gump“ ebenfalls in den Sinn.

Doch zurück zu „Demon Copperhead“, das in Kern ein David-Copperfield- Retelling ist:

Ein Ich-Erzähler führt durch das Geschehen. Damon („Demon“) Fields wird als Kind einer drogenabhängigen Mutter in West Virginia geboren (der Vater ist tot), in einem Trailerpark. Als er elf Jahre alt ist, stirbt seine Mutter. Die verarmten Bewohner, die man auch an den Rändern der Appalachen findet, werden oft abschätzig als „White Trash“ oder „Hillbillies“ bezeichnet, obwohl diese Menschen nicht selten einen starken Familiensinn und eine große Hilfsbereitschaft aufweisen. Die abfällige Rede von “flyover states“ ist da nicht hilfreich. Außerdem – sind diese Angehörigen der Arbeiterklasse schuld daran, dass ganze Industrien weggebrochen sind (man denke nur an die ehemalige ‚Motor City‘ Detroit oder den Niedergang der Kohleindustrie)? Nicht jeder kann sich ein kostspieliges Studium leisten, wenn Jobs nach Fernost abwandern, ist die Arbeitslosigkeit vorprogrammiert und das Abrutschen in die Sucht nicht weit - dennoch wird in „Demon Copperhead“ auch die Eigenverantwortung betont, aber eben auch die Schwäche des Turbokapitalismus aufgezeigt, die Gier der Pharmaindustrie, die für die Opioid-Krise in den USA mitverantwortlich ist. Man sollte jedoch nicht den Fehler machen, das Ganze als amerikanisches Problem abzutun. Soziale Ungerechtigkeit gibt es auch in Europa.
Ist Demons Lebensweg vorgezeichnet? Er durchläuft die klassischen Stationen eines Kindes aus der Unterschicht, wechselnde Pflegefamilien und Armut prägen seinen Alltag, natürlich bleibt auch die Drogensucht nicht aus. Aber es gibt auch schöne Momente, bei aller Tragik auch Komik und ein Fünkchen Hoffnung. Das Besondere an „Demon Copperhead“ ist die sprachlich – stilistische Ausarbeitung durch die Autorin Barbara Kingsolver.
Nie driftet die Erzählung ins Kitschige ab, und es ist auch kein Inspirationsklischee, das präsentiert wird. Das Stilmittel des zunächst kindlichen Erzählers, dessen Weltsicht naturgemäß eingeschränkt ist, hat sich in Film und Literatur natürlich bewährt. Trotzdem wirkt es in „Demon Copperhead“ nicht wie ein abgedroschenes Erzählinstrument, und im Coming of Age - Genre bietet es sich natürlich an, nicht einen allwissenden Betrachter sprechen zu lassen.

Fazit: „Demon Copperhead“ ist ein lesenswerter Roman. Komik trifft auf Tragik; daher empfehle ich die berührende Geschichte gern zur Lektüre.

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