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Veröffentlicht am 06.05.2021

Zeitverschwendung

Um Mitternacht ab Buckingham Palace
1


Detective Saint John Strafford und die englische Agentin Celia Nashe erhalten 1941 einen ganz besonderen Auftrag. Da London bombardiert wird, werden die englischen Prinzessinnen Margaret und Elizabeth ...


Detective Saint John Strafford und die englische Agentin Celia Nashe erhalten 1941 einen ganz besonderen Auftrag. Da London bombardiert wird, werden die englischen Prinzessinnen Margaret und Elizabeth außer Landes gebracht, im neutralen Irland (in der Grafschaft Tipperary) sollen sie als „Ellen“ und „Mary“ im Herrenhaus eines Herzogs Zuflucht finden. Irland soll im Gegenzug von britischen Rohstofflieferungen profitieren. Strafford und Nashe sind für die Sicherheit der Windsor-Mädchen verantwortlich. Doch die Iren haben mit den Briten noch eine Rechnung offen – als im Dorf bekannt wird, um wen es sich bei den Besucherinnen von Clonmillis Hall tatsächlich handelt, steht Strafford vor einer großen Herausforderung…
Ich liebe britische Krimis! Der Titel „Um Mitternacht ab Buckingham Palace. Ein Fall für Detective Strafford“ versprach spannende Unterhaltung – mir kam sofort der Titel „16 Uhr 50 ab Paddington“ in den Sinn, daher habe ich mich sehr auf die Lektüre gefreut. Leider konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen. Die Stimmung ist düster (In die Sparte cosy crime fällt die story definitiv nicht), die Handlung zähflüssig & dröge. Spannung?
Fehlanzeige!
Selbst eine actionreiche Passage im Finalteil wird auf langweilige Art und Weise geschildert. Auch die Figurenzeichnung ist nicht filigran; der Protagonist hat keine Ecken und Kanten, die Charakterisierung der Figuren insgesamt ist mangelhaft, der Autor arbeitet mit Klischees und schreckt auch vor stereotypen Zuschreibungen nicht zurück. Es „gelingt“ ihm sogar, äußerst unsympathische Kinder in der Geschichte auftreten zu lassen. Elizabeth Windsor ist die Würde in Person, ihre Schwester eine streitlustige Querulantin. Überhaupt fehlt es an Raffinesse & Tiefgang, manche Szenen sind pure Effekthascherei.
Der Protagonist besteht auf der korrekten Schreibweise seines Nachnamens, Strafford. Sollte das ein running gag sein? Strafford ist oft zerstreut, er wirkt sicher nicht wie ein ladies’man; dennoch liegt ihm die Damenwelt zu Füßen, nicht nur eine Bibliothekarin schwärmt für ihn, sondern auch Prinzessin Margaret höchstpersönlich („Er war ihre wahre Liebe, das hatte sie in dem Moment begriffen, in dem sie ihm im Auto die warme Pistole in die Hand gelegt hatte.“) Die Schilderung des irisch – britischen Konflikts an sich war interessant, „Infohappen“ werden eingestreut, natürlich werden große Namen genannt. Lawless hätte dennoch mehr aus diesem Handlungsstrang machen können. Strafford hat es als Protestant in Irland nicht leicht, in der Geschichte sind die Iren entweder böse, „von den Priestern und Christlichen Brüdern belästigt worden“ oder strahlende Helden - wie Billy Denton. Alkoholismus „darf“ beim Schauplatz Irland natürlich nicht fehlen.
Laut Verlag ist „JB Lawless“ das Pseudonym eines berühmten Autors. Es fällt mir schwer, dies zu glauben, die lineare Erzählweise ist simpel, manche Formulierungen (bzw. die Übersetzung) sind unfreiwillig komisch („Nichts kann das Bewusstsein, am Leben zu sein, so verstärken wie der Tod eines anderen Menschen. Oder war es nur das Fieber, das in seinem Blut kochte?“).
Fazit:
368 Seiten gähnende Langeweile. Leider kann ich keine Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Lohnt sich nicht

Als du mich sahst
1

„Als du mich sahst“ von Robinne Lee ist im Prinzip eine One Direction/Harry Styles fanfiction. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass es im Netz bessere fanfictions zum Thema gibt. In Zeiten, in denen K-Pop-Bands ...

„Als du mich sahst“ von Robinne Lee ist im Prinzip eine One Direction/Harry Styles fanfiction. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass es im Netz bessere fanfictions zum Thema gibt. In Zeiten, in denen K-Pop-Bands der letzte Schrei sind, wirkt das Ganze fast altmodisch. Zur Handlung: Die 39-jährige Solène begleitet ihre Tochter zu einem Konzert der Boyband „August Moon“, wo sie die Bekanntschaft des zwanzigjährigen Engländers Hayes macht. Die britischen Boyband besteht teilweise aus upper-class-Sprößlingen mit perfekten Manieren, die Protagonistin ist eine Frankoamerikanerin, die in der Kunstszene arbeitet. Schnell lässt sie sich auf eine Affäre/Beziehung mit dem Twen ein…

Ich erwarte von Liebesromanen nicht viel, aber selbst für dieses Genre ist „Als du mich sahst“ bemerkenswert flach und so angereichert mit Klischees, dass es schon fast lächerlich ist. Die Figuren haben null Tiefe, die erotischen Szenen wirken trotz expliziter Beschreibungen steril. Solène faselt ständig von Hayes „perfekter Haut“, von seinen „vollen Lippen“ und von „Grübchen“. Hayes ist nicht nur berühmt, hübsch und wohlerzogen, sondern auch ein Kunstliebhaber. Seine Kunstkenntnisse beeindrucken seine Freundin so sehr, dass sie „weinen“ muss vor Ergriffenheit, ihr Job ist es, „alten weißen Männern“ Kunst zu verkaufen, und ihr Umfeld ist ja so international! Jeder findet „August Moon“ spitze, auch Mittvierziger. Dass Leute mittleren Alters auf seichte Liebeslieder abfahren und jede Popband kennen (und schätzen!), halte ich für ein Gerücht. Ich frage mich, welche Zielgruppe Robinne Lee beim Verfassen ihres Romans vor Augen hatte?

Teenager interessieren sich sicher nicht für die im Roman beschriebene Affäre. Mittvierzigern wird der Roman zu seicht sein, handwerklich ist er wirklich nicht gut, auch wenn die Autorin ihre Figuren Französisch sprechen lässt.

Fazit: Ich fand den Roman einfach nur schlecht und langweilig.

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Veröffentlicht am 10.07.2018

Reinfall

Ewiges Seelenband | Erotischer Roman
1

Die deutsche Studentin Mila befindet sich in Dänemark. Ihre Mentorin Caro nimmt sie unter ihre Fittiche, lädt sie ein, zusammen mit ihrer Familie Weihnachten zu feiern. Familienanschluß total. Mila schwärmt ...

Die deutsche Studentin Mila befindet sich in Dänemark. Ihre Mentorin Caro nimmt sie unter ihre Fittiche, lädt sie ein, zusammen mit ihrer Familie Weihnachten zu feiern. Familienanschluß total. Mila schwärmt seit langen für Caros Vater, einen dänischen Schauspieler, der bereits über 50 Jahre (!) alt ist. Sie bildet sich ein, er sei ihr „Seelenverwandter“. Der Roman ist durchzogen mit esoterischen Elementen, es gibt „Seelentiere“ und Ähnliches. Aber irgendwie wirkt dieses Element wie ein Fremdkörper in der Geschichte. Mila beginnt eine Affäre mit dem Mimen, der sich über den „jungen Körper“ freut, er hält seine Ehe sowieso für gescheitert. Aber der Sohn des Darstellers Jerrik Andersson hat auch ein Auge auf Mila geworfen. Die gehörnte Ehefrau lässt Mila zusammenschlagen, als sie aus dem Koma erwacht, geht’s zurück nach Deutschland. Sie sehnt sich nach ihrem sugardaddy, gibt sogar offen zu, daddy issues zu haben, das fand ich wirklich gruselig. Als Freundin Caro Mila die Freundschaft kündigt und sich einsilbig äußert, versteht Mila die Welt nicht mehr (mit dem Vater der Freundin schlafen ist selten eine gute Idee,nur so eine Ahnung von mir. ). Aber dann zählt Mila doch zwei und zwei zusammen. Und Mila wird entführt. Als sie wieder freikommt, ist ihr Beau in Hollywood, und wie soll die Studentin ihn erreichen? Klar wie Kloßbrühe, sie muss ein Buch schreiben, das – oh Wunder – in Hollywood verfilmt wird …vom weiteren Handlungsverlauf will ich nichts mehr verraten. Wenn man meint, die storyline sei absurd, wird es noch absurder. Sprachlich ist das Buch schlecht geschrieben, es kann an einem Nachmittag gelesen werden. Mir war der Stil teils zu mündlich, teils zu gestelzt. Verben werden wie in gesprochener Sprache abgekürzt, und sogar die Jugendsprache wirkt deplatziert („er steht volle Möhre auf dich!“). Die erotischen Szenen wirken teils unfreiwillig komisch auf mich. Es tut mir leid, das so deutlich sagen zu müssen: Ich habe selten so einen Quatsch gelesen. Es gibt wirklich bessere erotische Romane.