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Veröffentlicht am 19.07.2021

Definitiv keine Feel-Good-Geschichte!

Du kriegst ihn nicht
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Es war die Kurzbeschreibung, durch die ich auf Du kriegst ihn nicht von Aylin Hoffmann neugierig wurde.

Zu Beginn ein Hinweis: Wenn die Themen Selbstverletzung, oder Depression Trigger für euch sind, ...

Es war die Kurzbeschreibung, durch die ich auf Du kriegst ihn nicht von Aylin Hoffmann neugierig wurde.

Zu Beginn ein Hinweis: Wenn die Themen Selbstverletzung, oder Depression Trigger für euch sind, dann seid auf jeden Fall achtsam beim Lesen.

Zu Beginn empfand ich die Erzählstimme der Handlung als sehr distanziert. Ich erfuhr eigentlich kaum etwas über die Protagonistin und ihren Freund. Also keine Namen, nichts Persönliches abseits vom zentralen Konflikt. Es liest sich eher wie etwas, was euch eine Freundin erzählt. Eine Art emotionaler Bericht, wo ihr aber schon in das Leben einer Person integriert seid.

Diese Distanz wurde für mich beim Lesen aufrechterhalten, aber ich konnte mich einfühlen. Irgendwie habe ich dennoch eine Verbindung zur Protagonistin aufbauen könne, auch wenn ich sie eigentlich kaum kennengelernt habe. Ihre Geschichte ist so intensiv und voller Spannung, dass ich immer wissen wollte, wie es weitergeht.

Ich muss gestehen, so einiges in der Handlung hat mich zur Weißglut gebracht. Betroffen gemacht. Also Aylin Hoffmann hat mit ihrer Geschichte recht starke Emotionen bei mir erzeugt.

Dafür, dass Du kriegst ihn nicht nur so wenige Seiten hat, ist das wirklich eine Leistung! Allerdings hätte ich mir, obwohl die Kürze insgesamt ihren Reiz hatte, doch an einigen Stellen ein paar Sätze mehr gewünscht. Ein wenig mehr „Futter“.

Die Autorin hat hier definitiv keine Feel-Good-Geschichte geschrieben. Es ist eher eine kurzweilige Mischung aus Drama und Thriller. Du kriegst ihn nicht von Aylin Hoffmann ist ein spannender und mitunter drastischer Einblick in eine sehr turbulente Beziehung.

Veröffentlicht am 12.07.2021

Authentisches Gefühlschaos

Bucket List – Nur wer fällt, kann fliegen lernen
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Das Thema Brustkrebs ist kein leichtes Thema für ein Buch. Ich gehöre zum Glück nicht zu den Betroffenen, das kurz als Erklärung meiner Perspektive auf die Geschichte.

Lacey ist quasi so alt wie ich. ...

Das Thema Brustkrebs ist kein leichtes Thema für ein Buch. Ich gehöre zum Glück nicht zu den Betroffenen, das kurz als Erklärung meiner Perspektive auf die Geschichte.

Lacey ist quasi so alt wie ich. Das hat mir die gesamte Geschichte gefühlsmäßig gleich sehr nah gebracht.

Ich kam sehr schnell in der Geschichte von Georgia Clark an und hab die ersten Kapitel von Bucket List. Nur wer fällt kann fliegen lernen auch förmlich verschlungen. Ich muss aber sagen, dass mir Lacey nicht immer sympathisch war. Sie durchlebt wahnsinnig viele Tiefen und Höhen und geht dabei nicht immer fair mit ihren Mitmenschen um. Natürlich ist das auch sehr echt, denn welcher Mensch schafft das schon im wirklichen Leben? Aber Lacey hat ein gutes Netz um sich herum, sieht das aber ganz oft nicht. Oder ignoriert und verletzt die Menschen um sich herum.

Die Liste mit Dingen, die es abzuarbeiten gilt, ist, wie soll ich es sagen, recht körperlich. Aber Brüste sind ja auch ein Teil des Körpers. Daher war das für mich total nachvollziehbar, dass Lacey auch einige sexuelle Dinge auf ihrer Liste hat. Wer explizite Szenen nicht so prickelnd findet, wird wahrscheinlich die zweite Hälfte des Buches recht abenteuerlich finden. Mich hat das aber nicht gestört. Laceys Brüste und ihr gesamter Körper, ihr körperliches Empfinden, stehen hier einfach stark im Fokus.

Liebe, Trauer, Wut, Verzweiflung, Angst, Scham, Mut – es sind so viele Gefühle zwischen diesen Seiten. Ich hatte das Gefühl, Lacey wirklich bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Ihrer Suche nach der Frage, wie es weitergehen soll.

Insgesamt ist Bucket List. Nur wer fällt kann fliegen lernen von Georgia Clark für mich eine Überraschung gewesen. Ich hätte nicht mit dieser authentischen Ladung an Gefühlen gerechnet. Wenn ihr nach einem sehr intensiven Buch sucht und das Thema Brustkrebs für euch kein schlimmer Trigger ist, dann kann ich euch dieses Buch nur empfehlen.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.07.2021

Dieses Buch hat mich schon beim Lesen viel Kraft gekostet!

One Way Or Another
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Wer kennt es nicht? Dieses überwältigende Gefühl, dass man beim Wählen der einen Möglichkeit etwas anderes verpasst…

So geht es der Protagonistin Paige aus One Way Or Another von Kara McDowell ständig. ...

Wer kennt es nicht? Dieses überwältigende Gefühl, dass man beim Wählen der einen Möglichkeit etwas anderes verpasst…

So geht es der Protagonistin Paige aus One Way Or Another von Kara McDowell ständig. Immer hat sie Angst, etwas zu verpassen. Sie hat Angst vor den schier unendlichen Möglichkeiten, die sich ihr bieten. Sie traut sich nicht, sich festzulegen und mahlt sich in Gedanken ständig die größten Katastrophen aus, die ihre Entscheidungen dann letztlich nach sich ziehen könnten.

Es ist ein stetiger Kampf gegen den eigenen Kopf.

Ehrlich gesagt hat mich dieser Kampf als Leserin sehr mitgenommen. Ich weiß, wie sich eine Panikattacke anfühlt. Ich konnte mich da absolut in Paige hineinversetzen. Und ich finde es super, dass One Way Or Another die Angst so in den Fokus stellt. Psychische Erkrankungen sind immer noch viel zu sehr ein Tabu. Da ist es wunderbar, wenn in großen Verlagen Bücher erscheinen, in denen sie thematisiert werden. Denn so bekommen gerade auch junge Leserinnen etwas, an dem sie sich orientieren können. Eine Geschichte, durch die sie vielleicht merken: Du bist nicht allein!

Wie gesagt, schon nur beim Lesen hat mich das Buch stellenweise viel Kraft gekostet. Und ich denke, daran könnt ihr gut festmachen, wie authentisch das Buch geschrieben ist. Ja, manchmal habe ich auch mit Paige gehadert. Nicht alles versteht man als Außenstehende
r. Manchmal möchte man sie einfach behutsam an die Hand nehmen und ihr die Angst vor all den Entscheidungen etwas erleichtern.

Aber Paige muss in ihrer Geschichte vieles lernen. Und als Leserin ging ich mit ihr durch diesen Prozess. Das war nicht immer einfach.

Ich finde es sehr gut, dass eine Protagonistin mit Angststörung in One Way Or Another von Kara McDowell im Fokus steht. Gerade jugendliche Leser*innen werden sich hier entweder gut identifizieren können, oder einiges mitnehmen.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Auf einer Reise zu sich selbst...

Irgendwo ist immer irgendwer verliebt
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Ich mag Liebesromane und ich mag vor allem besondere Liebesromane. Ich habe mir also von Anfang an gedacht, dass ich da bei Irgendwo ist immer irgendwer verliebt von Jenn McKinlay richtig liegen könnte.

Mit ...

Ich mag Liebesromane und ich mag vor allem besondere Liebesromane. Ich habe mir also von Anfang an gedacht, dass ich da bei Irgendwo ist immer irgendwer verliebt von Jenn McKinlay richtig liegen könnte.

Mit der Protagonistin Chelsea habe ich tatsächlich einige Zeit gebraucht, bis ich warmwerden konnte. Auf die Neuigkeiten ihres Vaters, der wieder heiraten möchte, reagiert sie sehr zickig. Insgesamt ist Chelsea eine eher weniger sympathische Person, da sie sehr auf sich bezogen ist und sich oft nicht so verhält, als wäre sie beinahe dreißig Jahre alt.

Ich habe schon recht früh geahnt, wie diese Geschichte wohl ausgehen könnte, aber das hat meiner Lesefreude dennoch keinen Abbruch getan. Ich wollte trotzdem immer wissen, wie Chelsea ihren Weg geht. Welche Erfahrungen sie macht und ob sie diese Reise zu sich selbst erfolgreich bestreiten kann. Das ist oft gar nicht so einfach, denn die Protagonistin hat teilweise doch einen recht naiven und wenig reflektierten Blick auf ihre Umgebung. Dadurch schlittert sie auch immer wieder in unangenehme Situationen.

Wie gesagt, auch wenn ich mit Chelsea die längste Zeit der Geschichte nicht so richtig warm geworden bin, hatte ich doch Spaß an der Geschichte.

Irgendwo ist immer irgendwer verliebt von Jenn McKinlay ist kurzweilige Unterhaltung, mit der man sich auch ein wenig in die Ferne träumen kann, wenn der eigene Urlaub zurzeit nur auf Balkonien stattfindet.

Veröffentlicht am 23.06.2021

Kurz und eindrücklich

Was ich noch zu sagen hätte ... wenn mich jemand fragen würde.
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Was ich noch zu sagen hätte von Tim Wache ist ein kurzes, aber deshalb nicht weniger eindrückliches Buch.

Ich muss zugeben, bis mir der Autor sein Projekt vorstellte, hatte ich davon noch nichts gehört. ...

Was ich noch zu sagen hätte von Tim Wache ist ein kurzes, aber deshalb nicht weniger eindrückliches Buch.

Ich muss zugeben, bis mir der Autor sein Projekt vorstellte, hatte ich davon noch nichts gehört. Sein Buch entstand in Kooperation mit dem Hospiz Jena und der komplette Erlös der ersten Auflage wurde auch dorthin gespendet.

Wisst ihr eigentlich, wie ihr sterben möchtet?

Wahrscheinlich habe ich euch mit dieser Frage kalt erwischt. Der Tod ist kein einfaches Thema. Weder dann, wenn es um uns selbst, noch wenn es um andere Menschen geht. Man könnte den Tod wohl auch als Tabuthema in unserer Gesellschaft beschreiben. Gleich das Vorwort beschäftigt sich damit und es hat mich tatsächlich an manchen Stellen sehr ungläubig gemacht.

Tim Wache traf für sein Buchprojekt Was ich noch zu sagen hätte 12 Menschen. Menschen, die dem Tod näher sind, als dem Leben. Dabei denkt ihr wahrscheinlich zuerst an alte Menschen, doch der Autor ist Menschen jeden Alters begegnet.

Manche Begegnungen sind kurz, manche voller Schmerz und Reue, Angst, manche auch freudig und gelassen. Dieser unterschiedliche Umgang mit dem eigenen Sterben führt dazu, dass man sich plötzlich mit dem eigenen Tod auseinandersetzt. So ging es mir zumindest.

Was mir gefallen hat, war, dass der Fokus tatsächlich auf dem Leben lag. Nicht auf den Ursachen, warum jemand stirbt. Manchmal klingt es durch, oder wird am Rande erwähnt. Aber die Menschen erzählen vom Leben, vom Scheitern und vom Wachsen und von allem dazwischen. Dabei sind die Geschichten so unterschiedlich wie die Charaktere selbst.

Besonders schön sind auch die begleitenden Illustrationen. Am Anfang einer jeden Begegnung stehen immer ein Bild, ein Zitat, ein Name und das Alter der Person. Diese Aufbereitung hat mir gut gefallen.

Insgesamt ist Was ich dir noch sagen wollte von Tim Wache auf den ersten Blick ein dünnes Buch, was dennoch sehr zum Nachdenken anregt. Eine Sammlung von Begegnungen, die mich berührt hat. Es hat mich überrascht und wird wohl noch einige Zeit nachwirken. Alleine während ich das schreibe, blättere ich immer noch mal durch die Seiten.

Ich möchte noch ein Zitat mit euch teilen. Ich habe mir so einige Stellen im Buch markiert, aber ein bisschen müsst ihr natürlich auch selbst lesen:

‚Wissen Sie, vom Ende aus betrachtet, und deswegen sind Sie ja da, von diesem Ende aus, lässt sich wohl sagen, dass man all die Dinge, die man denkt und fühlt und tut – übrigens in dieser Reihenfolge – in zwei Kategorien ordnen kann: Liebe und Angst. Und wem es gelingt, sich immer öfter und immer wieder für die Liebe zu entscheiden, dem gelingt es wohl, sein Leben so zu gestalten, wie er es sich wünscht, wie er oder sie es sich vorgestellt hat.‘

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