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Veröffentlicht am 07.07.2019

Kein Blatt vor dem Mund

Most Wanted Billionaire
1

Bei »Most Wanted Billionaire« handelt es sich um den zweiten Teil der MOST-WANTED-Reihe von Annika Martin. Obwohl ich den ersten Teil nicht kannte, konnte ich dem 2. Teil problemlos folgen, weil die Bände ...

Bei »Most Wanted Billionaire« handelt es sich um den zweiten Teil der MOST-WANTED-Reihe von Annika Martin. Obwohl ich den ersten Teil nicht kannte, konnte ich dem 2. Teil problemlos folgen, weil die Bände offensichtlich in sich abgeschlossen sind.

Zum Inhalt:
Lizzie hat es heftig erwischt. Sie musste ihre Bäckerei Cookie Madness schließen und ihr Ex hat sie mit einem Haufen Schulden und Kredithaien im Genick zurückgelassen. Da erscheint das Jobangebot der Pharmafirma Vossameer Inc., die eine Social-Media-Expertin sucht und einen irren Bonus bietet, verlockend.

Doch leicht verdientes Geld ist es bei Gott nicht, denn Lizzie hat mit einer intriganten Vorgesetzten namens Sasha und dem Firmeneigentümer, Wissenschaftler, Forscher und Chemiker Theo Drummonds zu tun, der ein spaßbefreites Regiment (bis hin zum Verbot gewisser Nahrungsmittel bzw. deren Zubereitungsart) in seinem Unternehmen zu führen scheint und dem offensichtlich alle MitarbeiterInnen nach dem Mund reden.
Für den Freigeist Lizzie stehen deshalb ab dem ersten Zusammentreffen Widerworte und Regelverstöße an der Tagesordnung.

Sasha delegiert eine beinahe unlösbare Aufgabe an Lizzie. Sie soll einen Weckdienst für ihren Chef buchen. Theo genießt jedoch bei allen Firmen bereits einen derart leidlichen Ruf, dass sich alle weigern, weshalb Lizzie, die ihren Bonus gefährdet sieht, von nun an täglich um 4:30 Uhr selbst zum Telefon greift. Und ihre aus einer Situationskomik mit ihrer Freundin heraus entstandene, unorthodoxe Weckruf-Methode hat es in sich!!! Sie hebt Theo nicht nur aus dem Bett und lässt ihn aus den Latschen kippen, sondern weckt ihn auch in anderen Lebensbereichen auf. Er möchte mehr davon und möchte die Person hinter diesen Weckanrufen kennenlernen.

Meine Meinung:
Selten musste ich bei einem Buch derart oft herzlich lachen! Die Autorin Annika Martin glänzt mit Wortwitz und Dialogstärke! Die verbalen – zum Teil (hoch-)erotischen Schlagabtäusche zwischen Lizzie und Theo – sind einfach köstlich und überaus unterhaltsam.

Die Hauptfiguren – Lizzie und Theo – sind sehr gut skizziert und werden bestens durch die liebeswerten Nebenfiguren – zB Lizzies Mitbewohnerin, Theos Schwester – abgerundet.

Außerdem lässt Annika Martin geschickt Wissenswertes über die Pharmaindustrie, (Social-Media-)Marketing sowie die Herausforderungen von Selbständigen einfließen.
Hoffentlich horizonterweiternd für LeserInnen ist auch der Aspekt, dass Theo erst durch ein Kontra (in Person von Lizzie) beginnt, sich/seine bisherigen Arbeitsmethoden und Lebensbewältigungsstrategien zu hinterfragen. Ein Plädoyer für alle, die es sich in ihrer „Bubble“/Komfortzone zu bequem eingerichtet haben. Weiterentwicklung ist nur möglich, wenn man bereit ist, seine Bubble zu verlassen.

Fazit:
Eine überaus unterhaltsame, amüsante und lehrreiche Lektüre, von der ich auf alle Fälle noch Band1 nachlesen muss und ich mich schon auf Band3 freue!

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Veröffentlicht am 13.01.2019

Zunehmende Beklemmung & vielversprechender Start der Triologie

Jahre aus Seide
1

Bei „Jahre aus Seide“ handelt es sich um mein erstes Buch von Ulrike Renk. Schnell bin ich in die Lebensgeschichte der Krefelderin Ruth Meyer gekippt, die mit ihrer jüngeren Schwester Ilse behütet im elterlichen ...

Bei „Jahre aus Seide“ handelt es sich um mein erstes Buch von Ulrike Renk. Schnell bin ich in die Lebensgeschichte der Krefelderin Ruth Meyer gekippt, die mit ihrer jüngeren Schwester Ilse behütet im elterlichen jüdischen Schuhhändler-Haushalt von Martha und Karl Meyer samt Kindermädchen Leni und Köchin Frau Jansen aufwächst. Komplettiert wird die engere Familie noch durch die eigentümliche Großmutter mütterlicherseits sowie die liebenswürdigen Großeltern väterlicherseits. Besondere Bedeutung für die gesamte Familie hat auch Chauffeur Hans Aretz samt seiner Familie, den Karl Meyer aufgrund seines Augenleidens engagiert hat. Die Verbundenheit der beiden Familien geht bald über das einer normalen Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung hinaus.

Irritierend empfand ich den Titel „Jahre aus Seide“ samt Klappentext, die einen größeren Anteil von Richard Merländer, dem im Nachbaranwesen lebenden jüdischen Seiden- und Stofffabrikant, vermuten ließ. Dessen Rolle bzw. Namensgeber für den Titel beläuft sich primär über die Tochter seines Chauffeurs, Rosie, die sich mit Ruth anfreundet. Ruths Großmutter bringt den beiden Mädchen das Nähen bei, wobei Merländer ihnen immer wieder Stoffproben aus seinen Musterbüchern zukommen lässt und so Ruths Kreativität geweckt wird (zB diverse Chanukka-Geschenke anzufertigen).

Äußerst beeindruckend beschreibt Ulrike Renk umfangreich das Alltagsleben ihrer Protagonisten und zeigt den schleichenden zunehmenden Antisemitismus, der sich für jeden - egal ob als Kind in der Schule oder als Erwachsene - im Leben bemerkbar machte. Auch dass die Vorkommnisse äußerst unterschiedlich empfunden und interpretiert – vor allem hinsichtlich ihrer zukünftigen Entwicklung – wurden und dass einige sofort Deutschland verlassen, andere zuwarten und wiederum andere bleiben wollten, weil sie annahmen, dass es so schlimm schon nicht kommen wird können.

Auch für Familie Meyer wird es zunehmend schwieriger, wobei Karl Meyer versucht, seinen Kindern und deren Freunden die staatliche Einschränkungen durch persönliches Engagement wettzumachen, um ihnen trotzdem eine möglichst erfüllende Jugendzeit zu bieten.
Als das Familienoberhaupt sich doch dazu durchringen kann, endlich Visa-Anträge für eine Ausreise aus Deutschland zu stellen, wird klar, dass dies mit langen Wartezeiten verbunden ist, nicht klar ist, welches Land ihnen überhaupt eines gewähren würde und ob er auch für alle Familienmitglieder ein Visa wird erhalten können.

Band 1 endet mit einem Cliffhanger am Folgetag der Reichskristallnacht, an dem Ruth und Ilse verzweifelt ihre Eltern in der verwüsteten Villa suchen.

Besondere Tiefe erhält das bislang gute Buch aber durch sein Nachwort, in welchem Ulrike Renk beschreibt, wie sie zu dieser Geschichte gefunden hat. Dass der Kern der Geschichte die Lebensgeschichte der realen Ruth Meyer war, deren Nachfahren ihr unter anderem auch deren Tagebücher zur Verfügung gestellt haben.

Fazit:
Ein beeindruckendes Werk, dessen Fortsetzung ich schon entgegenfiebere!

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  • Geschichte
  • Figuren
  • Authentizität
Veröffentlicht am 13.10.2019

Erotisches zwischen knallhartem Business, Schicksalsschlägen und (angehenden) Jurist*innen

Dirty Rich – Verbotenes Verlangen
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Vorab:
Mit „Dirty Rich – Verbotenes Verlangen“ handelt es sich um Band2 der Dirty Reihe aus dem Bastei Lübbe Verlag mit seiner beHEARTBEAT-Reihe.

Es ist das erste Mal, dass ich ein Buch von Lisa Renee ...

Vorab:
Mit „Dirty Rich – Verbotenes Verlangen“ handelt es sich um Band2 der Dirty Reihe aus dem Bastei Lübbe Verlag mit seiner beHEARTBEAT-Reihe.

Es ist das erste Mal, dass ich ein Buch von Lisa Renee Jones lese, und ich kann getrost sagen, dass es ohne Vorkenntnissen aus Band1 zu lesen ist und ich es in zwei Tagen verschlungen hatte.

Inhalt:
Lori, eine Jura-Studentin und unter den Lehrgangsbesten, legt aufgrund privater Schicksalsschläge ihr Studium auf Eis, um in vier parallelen Jobs genügend Geld zu verdienen. Vor dem Haus ihrer Hauptarbeitgeberin Cat stößt Lori morgens mit einem charismatischen Mann (Cole) zusammen.

Zufällig laufen sich beide abends in einer Bar wieder über den Weg. Die gegenseitige Anziehung ist immer noch da und Lori gönnt sich einen One-Night-Stand. Einzige Bedingung: Anonymität, dh am nächsten Tag hat Cole weder ihren vollen Namen noch ihre Telefonnummer. Und obwohl es nur als Einmal-Session gedacht war, können beide den anderen nicht vergessen.

Monate später versucht Lori, ihr Studium gekoppelt an ein Praktikum doch noch abzuschließen. Doch wird ihr das gelingen, denn als ihr neuer Boss entpuppt sich Cole, dem bis zu diesem Zeitpunkt die Identität seiner Praktikantin auch noch unbekannt war?

Meine Meinung:
Lisa Renee Jones Schreibstil ist schnell, schlagfertig und überaus unterhaltsam! Inhaltlich überzeugt sich mit gut skizzierten und nachvollziehbar agierenden Charakteren und der glaubwürdigen Darstellung der Gesellschaftsschere zwischen Arm und Reich. Cole entstammt der wohlhabenden Schicht, hat sein Vermögen jedoch durch harte Arbeit als anerkannter Prozessanwalt weiter ausgebaut und Lori hat mehrere Jobs unter einen Hut zu bringen, um ihre Ziele realisieren zu können.

Geschickt feuert die Autorin clevere und witzige Dialog-Feuerwerke zwischen ihren Protagonistinnen ab, die zudem über mehrere Seiten ein Spannungsniveau halten, dass man das Knistern quasi aus dem eBook-Reader wahrzunehmen glaubt und gewährt ganz nebenbei gesellschaftliche Einblicke in die amerikanische Arbeits-, Sozialversicherungs- und Studentenrealität bzw. in das Rechtskanzleileben.

Zudem zeichnet sie mit Lori ein zeitgemäßes Bild einer selbständigen Frau, die professionell Berufliches vom Privaten zu trennen versucht, sich einem starken/dominanten Mann nicht unterordnet, sondern auf Augenhöhe begegnet und sich nimmt (oder lässt), worauf sie Lust hat. Zumindest ist dies ihr Plan, doch manchmal steht sie sich selbst im Weg … oder Cole, der es manchmal zu gut meint und sich Lori damit in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlt. Definitiv aus dem Leben begriffen!

Fazit:
Ich habe mich selten derart gut - sowohl intellektuell als auch erotisch - von einem Liebesroman unterhalten gefühlt. Sicher werde ich Band1 nachholen, wobei Band2 bereits einiges aus Band1 verraten hat.
Deshalb Tipp für alle, die sich den Dirty-Rich-Genuss auch gönnen möchten: Mit Band 1 starten!

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Veröffentlicht am 27.07.2019

Daumen hoch für „Fünf Sterne für dich“

Fünf Sterne für dich
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Inhalt:

Konrad Lorenz entwickelt nach einem Schicksalsschlag, der ihn zum Alleinerzieher von Baby Mathilda macht, eine Zwangsneurose, die ihn „zwingt“, alles und jeden zu bewerten, um zukünftig möglichst ...

Inhalt:

Konrad Lorenz entwickelt nach einem Schicksalsschlag, der ihn zum Alleinerzieher von Baby Mathilda macht, eine Zwangsneurose, die ihn „zwingt“, alles und jeden zu bewerten, um zukünftig möglichst alles Schlechte im Leben zu vermeiden. Kommt ihm das im Berufsleben – er verfasst Gefälligkeitsrezensionen für Bewertungsportale – gelegen, so engt es sein und das Leben der zwischenzeitlich 12jährigen Tochter zusehends ein, zumal sich Konrad auch nicht mit der Vergangenheit auseinandersetzen will und Mathilda nichts über ihre Mutter Julia erzählen möchte.

Aus Angst davor, dass sein Lügenkonstrukt auffliegt, übersiedelt er überhastet von Köln nach Hamburg, wo sich Mathilda plötzlich in die Klasse 7d des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums integrieren und neue Freund*innen finden soll.

Erschwerend für dieses Vorhaben kommen sowohl die unsägliche Dynamik zwischen den Kids als auch unter dem Klassenlehrer-Duo – bestehend aus der engagierten Quereinsteigerin Pia Flemming, die zum ersten Mal als Klassenlehrerin tätig ist, und der an Dienstjahren erfahre, jedoch als Berufsjugendlicher auftretende Co-Klassenlehrer Tom Wohlfahrt, hinzu.

Konrad möchte seine Tochter so gut es geht unterstützen und „opfert“ sich notgedrungen, als Elternvertreter zu agieren. Sein „Handicap“ (zwanghaft Bewertungen zu verfassen) lebt er auch beim ersten Elternabend aus. Die suboptimale Bewertung von Pia Flemming ruft diese auf den Plan, sich an Konrad zu rächen … doch ein ausgewachsenes Mobbingproblem innerhalb der Klasse fordert die Zusammenarbeit der beiden. Wird Konrad Pia helfen oder vor Angst wieder mit Mathilda flüchten?

Meine Meinung:

Die Autorin Charlotte Lucas greift emotional berührende, üblicherweise eher „schwer verdauliche“ Themen auf 570 Seiten auf und portioniert diese gekonnt mit ihrem äußerst unterhaltsames Schreibstil, der von philosophischen Betrachtungen und Zitaten, humorvollem Dialogwitz und WhatApp-Chat- Passagen der Kids in Jugendsprache reicht, in bekömmliche Häppchen von 57 Kapiteln und einem Epilog. Zudem startet das Buch mit einem Schicksalsschlag, dessen Aufklärung man bis zum Ende mit Spannung verfolgt.

Das Buch glänzt inhaltlich durch die klare und eindeutige Beschreibung ihrer Protagonisten! Alleine die Beschreibung der Eltern beim 1. Elternabend ist köstlich und erscheint keinesfalls fiktional, sondern voll aus dem Leben gegriffen! Charlotte Lucas macht auch an vielen Stellen die Doppelmoral einiger Beteiligten bzw. innerhalb unserer Gesellschaft offensichtlich und regt damit nachhaltig zum Nachdenken an.

Beachtenswert ist vor allem der Charakter der Mathilda, die trotz ihres jungen Alters selbstbestimmt auftritt und auch in fordernden Situationen Haltung beweist - ein Plädoyer für Zivilcourrage, weshalb das Buch auch besonders Jugendlichen zu empfehlen ist, da es die Themen Ausgrenzung/Integration/Mobbing bzw. Verantwortung-übernehmen behandelt.

Schwierigkeiten hatte ich mit dem Timing des Romans. Erschien mit der Anfang eher behäbig, der Mittelteil optimal, so überstürzten sich im Endteil die Ereignisse, wobei einige interessante Blickweisen gerne ausführlicher hätten thematisiert werden dürfen. So erscheint zB die Vater-Tochter-Beziehung zwischen Konrad und Mathilda oder die Beziehung zwischen Konrad und Pia mit viel Phantasie nachvollziehbar.

Fazit:

Lesenswerter doppel-(mehrfach-)bödiger Roman, der stilistisch humorvoll, flüssig und äußerst unterhaltsam tiefsinnige Themen (zB Mobbing, Traumata, Zwangsstörungen, Fake News, Bewertungsportale, …) für Jugendliche und Erwachsene behandelt.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Mord mit familiären Verstrickungen

Comisario Benitez und der Mord am Strand
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Inhalt:
Comisario Pablo Benitez ist zur Einweihungsfeier der Strandbar der Deutschen Bibi Bierwirt geladen, in welcher sein Neffe Jaime, der Mathematik studiert hat und nach einer Jobsuch-Odyssee dort ...

Inhalt:
Comisario Pablo Benitez ist zur Einweihungsfeier der Strandbar der Deutschen Bibi Bierwirt geladen, in welcher sein Neffe Jaime, der Mathematik studiert hat und nach einer Jobsuch-Odyssee dort am Strand von Marbella zumindest eine Anstellung als Kellner gefunden hat. Mit dabei sind viele Familienmitglieder der Benitez (Schwestern, Schwager, …) und Pablos Team der Mordermittlung samt der erst kürzlich aus Sevilla zum Team gestoßenen neuen Kollegin Paula Odriozola.

Doch bereits am nächsten Tag ist von den idyllischen Feierlaune nichts mehr übrig, denn nahe der Strandbar wie eine Tote aufgefunden und Jaime scheint darin verstrickt zu sein.

Für Comisario Benitez ein Gratseilakt zwischen widersprüchlichen Informationen bishin zu Terrorverdacht über Jaime und dessen Verschwinden, dem Druck seiner Schwestern und – vor allem Seitens Paula geforderter – objektiver, unabhängiger und korrekter Ermittlungsarbeit! … und der Druck nimmt aufgrund weiterer Toter und Bedrohungen zu! Eine Herausforderung für Benitez, integer zu bleiben!?

Meine Meinung:
Bei „Comisario Benitez und der Mord am Strand“ handelt es sich bereits um den 2. Fall rund um Comisario Benitez, dem ich jedoch ohne Vorkenntnis des 1. Falls problemlos folgen konnte.

Aufgrund des rasanten Einstiegs anlässlich der Einweihungsfeierlichkeiten wird sofort ein Überblick über die Vielzahl an Protagonisten (ua Mehr-Generationen-Familie mit vielen Schwestern, Schwagern) gegeben, was anfänglich ein wenig klischeehaft wirkte und zudem eine immense Herausforderung darstellte, all die Namen und Beziehungen zu behalten und mit der beschriebenen Lautstärke und Emotionalität – vor allem der Schwestern - sowie den Sticheleien zwischen den KollegInnen des Mordermittlungsteams zu Rande zu kommen.

Der flotte Schreibstil und die teils köstlichen Dialoge lassen einem rasch in der Welt des Comisarios zurechtfinden.

Geschickt verwebt die Autorin Inez Velazquez die Ermittlungsarbeiten mit den teils tiefsinnigen Sichtweisen von Benitez über das chice Jetset-Marbella der Reichen, Schönen und Touristen und im starken Kontrast dazu das Alltagsleben der Einheimischen, geprägt von Jugendarbeitslosigkeit, Immobilienblase und –spekulationen, internationalem Agrarhandel (am Beispiel des Orangenmarktes), Wasserknappheit, Umweltverschmutzung, Drogen, Korruption, Mafia, Terrorismus … Angereichert wird das skizzierte Spanien-Bild mit wunderschönen Landschafts-/Meerbeschreibungen und zahlreichen kulinarischen Genüssen.

Zusätzliche Dynamik erfährt das Buch aufgrund der gespannten Team-Situation, allen voran dem sympathischen, mode-bewussten, genuss-orientierten, manchmal etwas cholerischen Single-Comisarios mit Familiensinn und der – weil erst neu beim Team – auch für den Comisario noch unbekannten/schwer einzuschätzenden, alleinstehenden (?), anfänglich als eher wortkarg, spröde, strengen, in unkleidsamen Gewande und Schuhwerk beschriebenen Kollegin Paula.

Geschickt wird Ende des Besuches mit dem Auftauchen einer Person aus Paulas beruflicher/privater/intimer Sevilla-Vergangenheit ein Cliffhanger präsentiert, der einem jetzt schon auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

Fazit:
Unterhaltsamer Sommer-Strand-Krimi, der einen Blick hinter die Fassade des vordergründig chicen Marbella erlaubt und das Alltagsleben der Spanier*innen aufzeigt. Hoffe auf weitere Benitez-&-Paula-Einsätze!

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