Profilbild von klaraelisa

klaraelisa

Lesejury Profi
offline

klaraelisa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit klaraelisa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2020

Kein Küchendrama mit Kitchen-Karma

Kitchenkarma statt Küchendrama
1

„Kitchen-Karma statt Küchendrama“ – Der leckere Weg zur Erleuchtung von Eva Dotterweich ist ein ungewöhnliches Kochbuch, das mich nicht ganz überzeugen konnte. Das Buch ist hochwertig verarbeitet, ansprechend ...

„Kitchen-Karma statt Küchendrama“ – Der leckere Weg zur Erleuchtung von Eva Dotterweich ist ein ungewöhnliches Kochbuch, das mich nicht ganz überzeugen konnte. Das Buch ist hochwertig verarbeitet, ansprechend bebildert und irritiert durch ein großes Durcheinander bei den Rezeptteilen. So findet man ohne hilfereich beschriftete Klebezettel die Rezepte nicht wieder, die man kochen wollte. Es ist u.a. in folgende Kategorien aufgeteilt ist: Backen und das Leben wird bunt, Ommm? Hab grade den Mund voll…, Alles im Fluss auch meine Suppe, Zähl auf Zen und das Essen ist fertig, …. Die Auswahl der Gerichte ist ein buntes Allerlei, so dass für jeden Hobbykoch etwas Ansprechendes zu finden ist. Ich habe verschiedene Gerichte ausprobiert, u.a. die Möhrensuppe auf S. 39, das Thaicurry mit Hähnchen auf S. 135 und den Hollerhupf auf S. 149. Alles war einfach zu kochen bzw. zu backen und hat gut geschmeckt.
Ob die Zubereitung und der Verzehr auch meinem Karma gut getan haben, kann ich jedoch nicht beurteilen. Die witzigen Formulierungen und Wortspiele machen gute Laune, aber mir fehlt - wie gesagt - ein bisschen die übliche Systematik.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Rezeptideen
  • Gestaltung
Veröffentlicht am 24.04.2024

Mit dem Fuchs fing alles an

Notizen zu einer Hinrichtung
0


Der Serienmörder Ansel Packer wurde wegen seiner Taten zum Tode verurteilt und wartet auf seine Hinrichtung. Der Leser erlebt die letzten zwölf Stunden seines Lebens mit und erfährt seine Geschichte, ...


Der Serienmörder Ansel Packer wurde wegen seiner Taten zum Tode verurteilt und wartet auf seine Hinrichtung. Der Leser erlebt die letzten zwölf Stunden seines Lebens mit und erfährt seine Geschichte, auch aus seiner Perspektive. Daneben kommen auch Frauen zu Wort, die in seinem Leben eine Rolle spielten, zum Beispiel seine Mutter, die ihren gewalttätigen Mann verließ und ihre beiden kleinen Söhne zurückließ. Die Brüder wurden getrennt und sahen sich nie wieder. Ansel lebte in einer Pflegefamilie auf dem Land, der kleine Bruder wurde adoptiert. Außerdem lernt der Leser seine Ehefrau Jenny und ihre Zwillingsschwester Hazel kennen sowie die Polizistin Saffy, die als Kind ebenfalls auf der Farm lebte und von seinen Tierquälereien in Angst und Schrecken versetzt wurde. Sie hat frühzeitig erkannt, dass er als 17jähriger drei junge Mädchen getötet hat, deren Leichen lange nicht gefunden wurden. 20 Jahre später begeht er einen weiteren Mord und wird schließlich aufgrund ihrer Informationen überführt.
Die Geschichte wird auf verschiedenen Zeitebenen und aus wechselnden Perspektiven erzählt. So erfahren wir auch, dass der Täter ein Manuskript hinterlässt, in dem er sich Gedanken über das Gute und das Böse und die Vielzahl von Entscheidungen macht, die bestimmen, wie unser Leben verläuft und die zugleich alternative Lebenswege unmöglich machen. Diesen Ausführungen folgt der Leser mit großem Interesse genauso wie der Kritik der Autorin an der Tatsache, dass wir diese Bücher über Serienmörder lesen und davon fasziniert sind. Kukafka kritisiert auch die Todesstrafe und die Art und Weise, wie sie vollzogen wird. Mir gefällt, dass die Autorin auf detaillierte Gewaltdarstellungen verzichtet und ihr Roman sich dennoch spannend liest. Ich möchte nicht versäumen darauf hinzuweisen, wie gelungen in diesem Fall das Cover mit dem Fuchs ist, denn mit der Tötung des Fuchses und anderer Tiere auf der Farm fing alles an. Ich empfehle “Notizen zu einer Hinrichtung“ ohne Einschränkung.

Veröffentlicht am 08.04.2024

Wer hat Leo Ahorn getötet?

Lichtjahre im Dunkel
0


In München verschwindet der Schreibwarenhändler Leo Ahorn spurlos. Seine Frau Viola engagiert Privatdetektiv Tabor Süden, weil sie auf keinen Fall die Polizei einschalten will. Sie ist nicht einmal sicher, ...


In München verschwindet der Schreibwarenhändler Leo Ahorn spurlos. Seine Frau Viola engagiert Privatdetektiv Tabor Süden, weil sie auf keinen Fall die Polizei einschalten will. Sie ist nicht einmal sicher, dass sie ihren Mann wiedersehen möchte. Die Ehe war am Ende, die Firma kurz vor der Insolvenz. Süden befragt die Ehefrau und den Nachbarn Georg Kramer, der früher das Umzugsunternehmen seines Vaters geführt hat, sowie einige Kneipenbekanntschaften des Verschwundenen und das Personal seiner Stammkneipe. Einige Tage bleibt die Suche ergebnislos. Dann wird in dem Auto eines Nachtclubbesitzers eine männliche Leiche gefunden. Es handelt sich um Leo Ahorn. Georg Kramer gerät immer stärker unter Verdacht, weil Ahorn ihn immer wieder um ein Darlehen gebeten hat, um ein neues Unternehmen zu gründen. Es gibt zudem Zeugen für einen Streit der beiden Männer in der Nacht von Leos Verschwinden. In dem Lokal hielt sich auch immer wieder ein Mann namens Sandro Fels auf, der Ahorn und Kramer beobachtete. Auch er gehört zu den Verdächtigen.
Im Lauf der Geschichte erfährt der Leser, wie die Schicksale dieser vier Menschen – Leo und Viola Ahorn, Georg Kramer und Sandro Fels – zusammenhängen. Erstaunlicherweise haben mehrere dieser Personen in ihrem Leben bereits getötet. Wer war es nun wirklich? Das mag spannend klingen, ist es aber nicht wirklich. Mir hat Friedrich Anis neuer Roman nicht besonders gefallen. Es passiert zu wenig, und die Darstellung ist viel zu breit. Für mich ist “Lichtjahre im Dunkel“ jedenfalls nicht Anis stärkstes Buch.

Veröffentlicht am 24.02.2024

Es ist nicht einfach, ein Mensch zu sein

Ein falsches Wort
0


Im Mittelpunkt von Vigdis Hjorths Roman steht Bergljot, die älteste Tochter einer Familie mit vier Kindern. Sie wird in verschiedenen Phasen ihres Lebens gezeigt und schildert immer wieder das zentrale ...


Im Mittelpunkt von Vigdis Hjorths Roman steht Bergljot, die älteste Tochter einer Familie mit vier Kindern. Sie wird in verschiedenen Phasen ihres Lebens gezeigt und schildert immer wieder das zentrale Ereignis ihrer Kindheit, als ihr übergriffiger Vater ihr Gewalt antat. Dieses Geheimnis hat nicht nur ihre Kindheit zerstört, sondern ihr ganzes Leben überschattet. Sie konnte nur mit Freunden oder Psychotherapeuten in ihrer jahrelangen Therapie darüber sprechen. In ihrer Familie war das Thema tabu. Als sie doch darüber sprechen wollte, glaubte man ihr nicht und bezichtigte sie der Lüge. Eine besondere Rolle spielte dabei ihre Mutter, die sie nie beschützt hatte und lediglich die Schande und das endgültige Scheitern ihrer Ehe fürchtete. Die Mutter war einst eine Schönheit und sieht mit zunehmendem Alter in ihrer eigenen Tochter eine Rivalin. Der Vater ignorierte die Tochter seit diesen Übergriffen und ließ sich auf kein Gespräch ein. Irgendwann kommen auch Erbschaftsstreitigkeiten hinzu, weil der Vater keine gerechte Verteilung seines Besitzes ermöglicht hat. Die Familie ist tief gespalten, und Bergljot hat nur den ein Jahr älteren Bruder Bard auf ihrer Seite, nicht aber die beiden deutlich jüngeren Schwestern Astrid und Asa und erst recht nicht die Mutter. Bergljot begreift, dass auch 23 Jahre nach dem Bruch mit der Familie keine Versöhnung möglich ist. Sie kann einen Neuanfang versuchen, vergessen wird sie nie.
Vigdis Hjorths Roman ist zwar Fiktion, enthält aber autobiografische Elemente, denn auch sie wurde Opfer eines übergriffigen Vaters, und die Veröffentlichung ihres Buches führte zu Streit in der Familie und zur Gegendarstellung ihrer Schwester Helga in Form eines Romans. Hjorths zentrale Botschaft besagt, dass genauso viel Schaden angerichtet wird, wenn einem nach solchen Erfahrungen nicht geglaubt wird, wie durch das Trauma selbst. Das Buch ist wichtig, aber nicht einfach zu lesen. Das liegt an der schwierigen zeitlichen Zuordnung von Handlungselementen in dieser Geschichte, vor allem aber an den unzähligen, zum Teil wörtlichen Wiederholungen von immer denselben Ereignissen und Gedanken. Das mag für die Protagonistin ein Mittel zur Bewältigung des Traumas sein, für den Leser ist es jedenfalls nicht besonders spannend und wirkt auf die Dauer geradezu lähmend. Mir hat “Ein falsches Wort“ nicht besonders gefallen.

Veröffentlicht am 04.02.2024

Überall dysfunktionale Familien

Endstation Malma
0


In Alex Schulmans neuem Roman werden verschiedene Menschen im Zug nach Malma gezeigt, einem kleinen Ort ein paar Stunden von Stockholm entfernt. Da ist ein Vater mit seiner kleinen Tochter Harriet, Harriet ...


In Alex Schulmans neuem Roman werden verschiedene Menschen im Zug nach Malma gezeigt, einem kleinen Ort ein paar Stunden von Stockholm entfernt. Da ist ein Vater mit seiner kleinen Tochter Harriet, Harriet mit ihrem Mann Oskar, von dem sie sich trennen wird und ihre Tochter Yana, die nach Malma unterwegs ist, weil sie Antworten auf Fragen erhofft, die bisher unbeantwortet geblieben sind. Diese Menschen sitzen natürlich nicht im selben Zug, sondern ihre Reisen finden in einem Zeitraum von etwa fünfzig Jahren statt, die erste mit Harriet als Kind in den 70er Jahren. Die Kapitelüberschriften Harriet, Oskar und Yana sind ein Hinweis auf die drei Zeitebenen und den damit verbundenen Perspektivwechsel. Am Ende kann der aufmerksame Leser die Puzzleteile zusammensetzen und kennt die wesentlichen Elemente der geschilderten Schicksale.
Der Autor zeigt mehrere dysfunktionale Familien: Ehen scheitern, und Kinder durchleben eine schwere Kindheit, die sie für immer prägen wird. Harriet wird unter besonders belastenden Umständen von ihrer Schwester getrennt, weil die Eltern die Geschwister unter sich aufteilen und ein weiterer Kontakt nicht geplant ist. Sie erlebt mit, dass beide Elternteile die Schwester vorziehen und sie zurückweisen. Harriet wächst beim Vater auf. Später wird Harriet nach dem Scheitern ihrer Ehe mit Oskar spurlos verschwinden und Tochter Yana zurücklassen. Wie wird ein Kind mit Verlust und Zurückweisung fertig? Inwieweit prägen diese frühen schmerzlichen Erfahrungen ihr eigenes Leben? Schulman setzt sich in diesem auch in der deutschen Übersetzung hervorragenden Roman mit diesen ernsten Themen auseinander und macht sie für den Leser nachvollziehbar. Mir hat auch Schulmans neues Buch sehr gut gefallen, und ich werde sicher noch weitere Romane von ihm lesen.