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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2018

Stellenweise zu plump

Das Erbe von Juniper House
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Dieses Buch umfasst drei Generationen, diverse Probleme, die in Beziehungen auftreten, und eine spät enthüllte, dramatische Lebensgeschichte.

Saras Mutter heiratet schon wieder, während sie selbst mit ...

Dieses Buch umfasst drei Generationen, diverse Probleme, die in Beziehungen auftreten, und eine spät enthüllte, dramatische Lebensgeschichte.

Saras Mutter heiratet schon wieder, während sie selbst mit ihrer Beziehung hadert. Fabian will plötzlich den nächsten Schritt gehen und Sara ist unentschlossen, was sie davon halten soll. Sie fordert eine Beziehungspause und besucht ihre Großmutter im Altenheim, was sie auf andere Gedanken bringt. Denn ihre Oma Emma wird demnächst 101 und hat einiges zu erzählen… Ihr Leben war geprägt von beiden Weltkriegen und sie hat das tragische Talent, sich immer in die falschen Männer zu verlieben.
Der Schreibstil hat mir am Anfang gut gefallen, aber je weiter ich gelesen habe, desto mehr hat er an Magie verloren. Die Autorin wollte eher die Story voranbringen, als nennenswerte Details lebhaft zu erzählen, sodass die Geschichte mich nicht ganz fesseln konnte. Ganze Jahre und wichtige Beziehungsschritte werden in 5 Sätzen abgehandelt, während andere Ereignisse dramatisch angedeutet und aufgeplustert werden, die dann im letzten Kapitel verpuffen. Als hätte die Autorin die Lust verloren. Teilweise kam es mir einfach zu plump vor.

Leider konnte mich diese Geschichte nicht überzeugen. Die beschriebenen Ereignisse konnten nicht den Zeitgeist einfangen, was ich bei solchen Generationen-Geschichten eigentlich erwarte.

Veröffentlicht am 14.07.2018

Authentisch und liebevoll

Wie man die Zeit anhält
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Was an diesem Buch äußerlich schon mal auffällt, ist definitiv das wunderschöne Cover – träumerisch guckt der Mann nach oben, seine Silhouette sticht ins Auge und die riesige Uhr, die umherfliegenden ...

Was an diesem Buch äußerlich schon mal auffällt, ist definitiv das wunderschöne Cover – träumerisch guckt der Mann nach oben, seine Silhouette sticht ins Auge und die riesige Uhr, die umherfliegenden Seiten und die geschwungene Schrift sorgen für Atmosphäre.
Innerlich ist es der Schreibstil, der bemerkenswert ist. Melancholisch, mit feinem Humor, tiefsinnige Gedanken und liebevolle Details. Die metaphernreiche Sprache weckt längst vergangene Zeiten und malt Bilder von lebensnahen Figuren und ihren Geschichten.

Tom Hazard ist ein besonderer Mann – er sieht aus wie Mitte dreißig, dabei ist er im 16. Jahrhundert geboren. Tom altert deutlich langsamer als normale Menschen, er hebt sich vom Rest der Gesellschaft ab, kann nirgendwo lange bleiben, damit sein sonderbar beständiges Aussehen nicht bemerkt wird. Seit dem tragischen Tod seiner Mutter, die aufgrund ihres seltsamen Sohnes als Hexe angeklagt wurde, ist Tom auf der Flucht. Doch er muss weitere Verluste ertragen: seine Frau stirbt an der Pest, seine Tochter hat seinen Gendefekt geerbt und ist verschwunden. Die verzweifelte Suche nach ihr ist alles, was Tom noch am Leben hält.
Er lernt die Organisation der Albas kennen, er trifft seinesgleichen. Sie nennen sich Albas in Bezug auf den Vogel Albatros, der ein beträchtliches Alter erreichen kann.
Unter den Eintagsfliegen, wie sie die gewöhnlichen Menschen nennen, nimmt Tom alle paar Jahre eine neue Identität an. Im heutigen London ist er Lehrer für Geschichte – niemand unterrichtet so lebendig wie er, der die Geschehnisse der Vergangenheit hautnah miterlebt hat. Eigentlich wäre soweit alles in Ordnung an der Schule, in dem neuen Leben. Doch da gibt es eine nette Französisch-Lehrerin, die Toms Gesicht schon einmal gesehen zu haben meint... und sie bringt ihn dazu, die wichtigste Regel der Albas anzuzweifeln: Du sollst nicht lieben!

Mithilfe von Flashbacks und Zeitsprüngen wird Toms Vergangenheit nach und nach aufgedeckt und mit anschaulichen Worten fängt Haig wieder und wieder den jeweiligen Zeitgeist ein.
Ein sehr schönes Buch, in dem auf vielseitige Art und Weise die unterschiedlichsten Themen angesprochen werden.

Veröffentlicht am 20.06.2018

Humorvoll, tiefsinnig und lebensnah - eine strahlende Empfehlung!

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Der Haushalt der Ormerods ist alles andere als normal: die Mutter starb bei einem Autounfall, der Vater sitzt unschuldig im Gefängnis, sodass Ellie und James mit ihrer Großmutter Gladys zusammenwohnen. ...

Der Haushalt der Ormerods ist alles andere als normal: die Mutter starb bei einem Autounfall, der Vater sitzt unschuldig im Gefängnis, sodass Ellie und James mit ihrer Großmutter Gladys zusammenwohnen. Nur leider ist sie dement und dadurch trotz aller Liebenswürdigkeit nicht in der Lage auf ihre Enkel aufzupassen. Es bleibt alles an der 15-jährigen Ellie hängen; sie kümmert sich um James, der in der Grundschule gemobbt wird; sie erledigt die Einkäufe und sorgt mit drei Jobs gleichzeitig für die Familie. Sie ist bereits kurz vor dem Zusammenbruch, als Gladys etwas enthüllt, das ihre Lage noch weiter verschlimmert: die Leute, die Gladys immer so freundlich am Telefon abgewiesen hat und deren Mahnschreiben sie vor Ellie versteckt hat, sind Gerichtsvollzieher. Die Ormerods müssen innerhalb von drei Wochen an 5000 Pfund gelangen und ihre Schulden zurückzahlen – andernfalls droht ihnen die Zwangsräumung und ein Kinderheim.
Und dann redet Gladys auch noch ständig von diesem Astronauten, der sie angerufen habe...

Thomas Major hatte es in seiner Jugend sehr schwer und diese Schicksalsschläge werden stückweise in Form von Flashbacks gezeigt. Bei all dem Drama ist es kein Wunder, dass er seine Chance, die Erde zu verlassen, spontan ergreift. Er ist unbedeutender Chemiker in der British Space Agency, doch als kurz vor einer Pressekonferenz zur Ankündigung des ersten Menschen auf dem Mars der eigentliche Kandidat überraschend an einem Herzinfarkt stirbt, tritt er stattdessen vor das Meer aus Reportern. Die Presse nennt ihn Major Tom, eine Anspielung auf Bowies Lied „Space Oddity“, und die BriSpA sieht ein, dass sie Thomas tatsächlich auf den Weg zum Mars schicken müssen.

An seinem Geburtstag überfällt Thomas plötzlich ein Anflug von Heimweh und er versucht seine Ex-Frau Janet zu anzurufen. Unter dieser Nummer erreicht er jedoch Gladys Ormerod, die ihn höflich und hilfsbreit mit allerlei Infos über eine komplett andere Janet versorgt.
Eigentlich will Thomas schon zu diesem Zeitpunkt den Kontakt abbrechen, doch als Gladys sich verläuft, hilft er ihr mit Google Maps und beschreibt ihr den Weg nach Hause. Anfangs glauben James und Ellie ihrer Großmutter nicht, doch nach und nach kommt jeder von ihnen übers Telefon mit Thomas ins Gespräch.


Die Charaktere sind äußerst liebevoll gestaltet und absolut authentisch beschrieben. Während Ellie sich eigentlich wünscht, ein ganz normales Mädchen ohne diese Last der Verantwortung zu sein, will James unbedingt an einem Naturwissenschaftswettbewerb teilnehmen. Thomas will in Ruhe sein Kreuzworträtsel lösen und die Pflichtlektüre über Kartoffelanbau ignorieren. Und Gladys? Sie freut sich schon auf die vier Millionen, die sie von dem netten Prinzen aus Nigeria bekommen wird, dem sie all ihr Geld überwiesen hat. Welch gelungene Investition! Sie nimmt die Probleme der Familie auf ihre eigene Art in die Hand.

Der Schreibstil lässt erkennen, dass David M. Benett ein erfahrener Autor ist, der viel Wert auf seine Formulierungen legt. Gleichzeitig humorvoll und tiefsinnig schreibt er über eine ganz besondere Freundschaft, wobei er wie beiläufig das Augenmerk des Lesers auf etliche wichtige Themen lenkt, ohne ihn mit mahnendem Zeigefinger darauf zu stoßen.
Seine Figur des Thomas Major wird beschrieben als ein sarkastischer Mann, der seinen schlechten Erfahrungen auf der Erde entflieht und es erst aus dem All, aus der Distanz wagt, sie erneut zu betrachten. Er ist verbittert und wunderbar lebensnah. So lebensnah, dass Major Tom in meinem Kopf ein Gesicht bekam – Tom Hanks aus „Schlaflos in Seattle“ oder Bill Murray aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“.

Ich bin in jeder Hinsicht begeistert von diesem Buch und werden diesen Autor in Zukunft im Blick behalten – eine strahlende Empfehlung für jede Altersklasse.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Die Zielgruppe wird es lieben

Sternschnuppengeflüster
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In diesem Buch lernen wir drei unterschiedliche Mädchen kennen: Leni, die mit ihrem Körper unzufrieden ist und sich verändern will, um von ihrem Schwarm Nick bemerkt zu werden. Paula, die zwar schauspielerisch ...

In diesem Buch lernen wir drei unterschiedliche Mädchen kennen: Leni, die mit ihrem Körper unzufrieden ist und sich verändern will, um von ihrem Schwarm Nick bemerkt zu werden. Paula, die zwar schauspielerisch begabt ist, deren Eltern von ihrem Traum jedoch nichts wissen wollen. Und Amelie, die befürchtet, dass ihre Eltern sich scheiden lassen werden.
Über die App mit dem Namen "Sternschnuppengeflüster" tauschen sie sich über ihre Wünsche aus und beginnen, miteinander zu chatten und sich anzufreunden. Gemeinsam nehmen sie die Erfüllung ihrer Träume in Angriff.

Charaktere:
Die drei Mädchen haben mir insofern gut gefallen, dass sie sich durch ihre Unterschiede ergänzt haben. Amelie ist reich, während Leni nicht genug Geld für die Maniküre hat. Einzelkind Amelie trifft auf Paula, die mit zwei Geschwistern um die Aufmerksamkeit der Mutter kämpfen muss, damit sie und ihr Wunsch auch nur die kleinste Chance haben, erhört zu werden.
Dadurch entstehen verschiedene Perspektiven und die Figuren können einander andere Sichtweisen vermitteln.
Es ist schwierig, bei diesen Figuren nicht zu sehr ins Klischee abzurutschen, aber mittlerweile ist die Reiche, die sich nichts aus Luxus macht, doch genauso Klischee wie die Reiche, die den Luxus liebt. Teilweise hat mir den Charakteren also etwas die Tiefe und das besondere Etwas gefehlt, aber um mehr ins Detail zu gehen, wäre die Geschichte auch insgesamt länger geworden, wodurch sie der Zielgruppe nicht mehr entsprochen hätte.

Handlung:
Alles in allem ziemlich absehbar, aber dennoch unterhaltsam.
Natürlich läuft nicht alles sofort nach Plan, das wäre ja sehr unrealistisch. Der ein oder andere Fehlschlag war also zu erwarten, man hat nur darauf gewartet, wie genau es passieren würde. Und wann.
Das Tempo, in dem die Freundschaft der Mädchen sich entwickelt hat, ging mir persönlich zu schnell und ich habe es darum als unrealistisch empfunden, was aber auch daran liegen kann, dass ich auf dem Gebiet Internetbekanntschaften eher wenig Erfahrung habe. Die Mädchen schienen mir ein wenig naiv: sie haben nicht eine Sekunde in Betracht gezogen, ob die Person mit der sie schreiben und der sie ihre Geheimnisse anvertrauen auch wirklich die ist, für die sie sich ausgibt.

Stil:
Insgesamt war der Stil flüssig. Ich habe das ganze Buch in einer Sitzung durchgelesen ohne es ein einziges Mal aus der Hand zu legen. In höchstens 3 Stunden war ich fertig und ich habe mich die Zeit über gut unterhalten gefühlt. Das einzige, was mich gestört hat, war die "moderne" Sprache, die mir etwas seltsam vorkam. Ja, mag sein, dass so geredet wird, aber diese "superhippe" Ausdrucksweise muss mir dann nicht auch noch in meiner Lektüre begegnen. Mein Unverständnis in diesem Punkt schiebe ich jedoch darauf, dass ich für die Zielgruppe etwas zu alt bin. Wäre ich 5-6 Jahre jünger, hätte ich dieses Buch wahrscheinlich geliebt.

Fazit:
Ich selbst würde mich nicht mehr in die Zielgruppe zählen, weshalb sich dadurch für mich ein paar Kritikpunkte ergeben wie der Stil oder die Tiefe der Charaktere. Insgesamt hat mir das Buch und die Message aber gut gefallen und ich würde es Mädchen im Alter von 12-14 empfehlen.

Veröffentlicht am 04.04.2018

Das hätte man besser machen können

Dirty
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Auch wenn es paradox klingt, so hat mir doch in dieser Geschichte die Leidenschaft gefehlt. Und damit meine ich nicht die sexuelle Leidenschaft, denn die war ohne Zweifel vorhanden, sondern die ...

Auch wenn es paradox klingt, so hat mir doch in dieser Geschichte die Leidenschaft gefehlt. Und damit meine ich nicht die sexuelle Leidenschaft, denn die war ohne Zweifel vorhanden, sondern die Liebe zur Atmosphäre und zum intensiven, hautnahen Schreiben.

Aber der Reihe nach:

Inhaltlich... 3/5 Punkte.
Natürlich ist mir klar, dass das Thema sexueller Missbrauch keine leichte Kost ist. Sich an dieses brisante Gebiet heranzuwagen ist eine Entscheidung, vor der ich Respekt habe und ich schätze die Intention der Autorin, auf diese brutalen Handlungen aufmerksam zu machen.
Die Umsetzung allerdings konnte mich leider nicht überzeugen. Wie die Handlungsstränge zusammengeführt werden, war schon nach der Leseprobe absehbar - was an sich ja noch nichts Schlechtes sein muss. Nur blieb es für mich so: die Story konnte mich nicht überraschen. Es gab keinen Moment, in dem ich mir beim Lesen gedacht habe: "Oh, wow, das hätte ich nie erwartet!" Stattdessen erschien mir der Plot ziemlich vorhersehbar: Als sie das Auto nicht finden, nehmen sie die Frau mit. Dirty und Olivia fühlen sich aus unerklärlichen Gründen zueinander hingezogen, sie nähern sich an, er geht einen Schritt zu weit, sie ist hin und her gerissen wegen ihrer Gefühle. Er muss sich entscheiden - sie oder seine Freunde und sein Versprechen. Alles ziemlich simpel soweit. Dass sie die Seite entdeckt, war sowieso klar. Und auch das, was vor dem Showdown passiert: ich hatte schon darauf gewartet...

Charaktere... 2/5 Punkte.
Insgesamt waren mir die Figuren zu platt. Keiner von ihnen wird mir wegen seiner Einzigartigkeit in Erinnerung bleiben... weil hier kräftig in die Klischee-Schublade gegriffen wurde.
Rich - der verwöhnte Sohn. Naiv genug, das Auto zu verlieren. Zu feige, es seinem Vater gegenüber einzugestehen.
Thug - der raue Kriminelle. Eiskalt und richtig Badass. Hat immer Kontakte zu irgendwelchen Leuten, die ihm illegal all das besorgen, was die Autorin anders nicht erklären wollte.
Dirty - der Playboy mit Herz. Erfolgreicher Geschäftsmann. Schwierige Vergangenheit als Erklärung für sein Verhältnis zu Frauen.
Olivia - das unschuldige Mäuschen. Gebrochen, aber eigentlich auch stark. Entpuppt sich schnell als Traumfrau.
So kurz lassen sich die Charaktere zusammenfassen. Und so bleiben sie auch, ich habe sie nie plötzlich von einer ganz anderen Seite gesehen. Wenn man sich so ein Konzept macht, wenn man jeder Figur ein paar spezifische Merkmale gibt, ist das hilfreich, um beim Schreiben nicht plötzlich Rich und Thug zu verwechseln - klar. Aber auch das kann man tiefergehend machen, indem man erst nach und nach bestimmte Eigenschaften aufdeckt. Die überdeutliche Namensgebung muss ich wohl nicht erwähnen...
Dazu kommt, dass alles sofort ausgesprochen wird! Lass den Leser doch selbst denken! Die Figuren beschreiben einander bereits vollkommen; Dirty denkt, Rich wäre ein verwöhntes Bürschen und - was für ein Zufall - genau das ist er!
Und während Olivia nach ihrer ersten Begegnung mit Rich und Thug mit ihren typisch klischee männlichen Kommentaren "derb enttäuscht" war und sich "noch nie in ihrem Leben so wenig willkommen gefühlt hatte wie in diesem Moment" (S.188), so ändert sich das noch am selben Abend. Sie wechselt von verzweifelt zu lässig mit schlagfertigen Antworten - einfach so - und kommt damit natürlich sofort bei Bens Kumpels an ("Deine Freundin gefällt mir, Dirty. Die darfst du behalten." S.193). Und schwupps, sind sie und die coolen Typen allerbeste Freunde und sie spielen Gesellschaftsspiele. Seeeehr realistisch.

Stil... 3,5/5 Punkte.
Wie bereits oben erwähnt, hat mir das gewisse Etwas gefehlt, das einen in den Bann zieht. Ich habe mich nicht gelangweilt, ich habe mir mit der Story die Zeit vertreiben können... aber es hat mich nicht vollkommen gepackt. Teilweise bin ich über Stellen gestolpert, die mich gestört haben. Ausdrücke, Wortwahl, Satzbau... solche Dinge, die den Stil ausmachen. "Tatsächlich hatten wir es unbemerkt in die Villa geschafft. Rich hatte mit einem Glasschneider ein Loch in die Verglasung der Terrassentür geschnitten und sie dann geöffnet." (S.44) Mir klingt das leider zu stumpf. Von dieser kurzen Zusammenfassung der Handlung bin ich noch nicht gefesselt, ich bin noch nicht in der Szene drin. Und das wäre mir hier wichtig gewesen, in diesen ersten Sätzen eines neuen Kapitels. Mit ein paar Adjektiven oder kurzen Sinneseindrücken hätte ich die adrenalingeladene Atmosphäre hier besser gespürt.
Und wieso dann 3,5 Punkte? Weil Sarah Saxx es eigentlich kann. "In mir staute sich ein Lachen. Es drückte nach oben, bis es mir über die Lippen platzte. Ich lachte, bis die Sicht vor mir verschwamm" (S.337)
"Das laute Piepen der Rauchmelder im Flur vor meiner Zelle stach in meinen Kopf. Es bohrte sich hinter meinen Augen in mein Gehirn und fühlte sich an, als würde jemand mit einem Meißel versuchen, von innen aus meinem Schädel auszubrechen" (S.330)
Und wem das zu brutal war: "Seine Stimme strahlte Selbstvertrauen aus, aber in dem Blaugrün seiner Iris sah ich kleine Brocken Zweifel und Unsicherheit." (S. 172)
Was haben diese drei Stellen gemeinsam? Sie waren emotional, detailliert und mit einem Bilderreichtum geschrieben, der von einer Liebe zu Worten zeugt. Davon gerne etwas mehr!

Sarah Saxx hat schon mehrere Bücher geschrieben, was erkennen lässt, dass sie wirklich leidenschaftlich gern schreibt. Nur leider konnte ich diese Leidenschaft nicht in der Ausarbeitung Geschichte wiederfinden.