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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2023

Unterhaltsam, aber nicht spannend

Akte Nordsee - Der Teufelshof
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Nachdem mich das erste Buch dieser neuen Serie nicht so wirklich überzeugt hatte, da in meinen Augen zu viele logische Fehler vorhanden waren, musste ich trotzdem als Fan der Serie um Pia Korritki dem ...

Nachdem mich das erste Buch dieser neuen Serie nicht so wirklich überzeugt hatte, da in meinen Augen zu viele logische Fehler vorhanden waren, musste ich trotzdem als Fan der Serie um Pia Korritki dem zweiten Buch eine Chance geben. Und diesmal fand ich es auch gar nicht so schlimm. Vielleicht waren beim Serienstart meine Erwartungen einfach zu hoch gewesen.

Ich mag den Stil von Frau Almstädt: Einfach und flüssig, ohne viele Schnörkeleien.
Die Charaktere Fentje, Ende 20, Anwältin mit Büro zu Hause auf dem großelterlichen Bauernhof, und Niklas, freier Journalist, sind ausreichend erklärt, auch wenn man das erste Buch nicht gelesen hat.

Der Plot gem. Kurzbeschreibung hat mich ja schon neugierig gemacht: Eine Hochzeit, im direkten Anschluss 2 Tote, Sohn und/oder Schwiegertochter als Verdächtige und Fenja und Niklas, die sich eigentlich zueinander hingezogen fühlen (sollten) auf jeweils einer Seite der Verdächtigen. Wird einer der beiden der Gewinner und einer der Verlierer sein? Oder war es doch ganz anders, als die Polizei vermutet und beide ziehen doch an einem Strang?

Im Laufe des Buches blieb die Neugier, aber es war nicht spannend und wurde auch gegen Ende hin nicht spannend. Ich wollte zwar wissen, was genau passiert ist und wer für was verantwortlich ist, aber nicht in dem Maße, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, keine Frage. Aber das Buch hat mich nicht so gefesselt, dass mir Einzelheiten bis nächstes Jahr in Erinnerung bleiben werden.

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Ein spannender Fall mit viel Verwirrung für den mitratenden Leser

Die Tote am Fastensee
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Ich habe diese Serie von Anfang an gelesen und mag den Stil und vor allem die Charaktere Lena, Erck, Ole und Johann.

Frau Johannsen schreibt ganz nach meinem Geschmack. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, ...

Ich habe diese Serie von Anfang an gelesen und mag den Stil und vor allem die Charaktere Lena, Erck, Ole und Johann.

Frau Johannsen schreibt ganz nach meinem Geschmack. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, entwickeln sich ansprechend weiter und handeln realistisch. Keine One-Woman-Show von Lena, sondern Teamwork. Die Handlungen sind logisch, ebenfalls realistisch -z.B. liegen Auskünfte über Handy- und Bankdaten nicht innerhalb von ein paar Stunden vor -, trotzdem spannend erzählt und am Ende bleiben keine Fragen offen.

Frau Johannsen verzichtet auf die von mir fast schon gehassten Rückblicke bzw. Kapitel aus Sicht des Täters, die einem die Lust am mitraten nehmen. Bei dieser Serie liegt das Hauptaugenmerk auf den Befragungen und den Schlüssen, die Lena & Co. daraus ziehen. Man kann sich als Leser anhand der Befragungen sein eigenes Bild machen und hieraus seine eigenen Schlüsse ziehen, ist quasi Seite an Seite mit Lena mit einem identischen Wissensstand. Das, was sie nicht durch selbst durchgeführte Befragungen erfährt, wird ihr (und dem Leser) in Teambesprechungen mitgeteilt. Genau dafür liebe ich die Bücher von Frau Johannsen.

Und genauso ist es auch hier: Eine Polizistin wurde auf Fehmarn erstochen und gleich zu Anfang ergeben sich, nach den ersten Befragungen auf der Insel, viele mögliche Motive über Probleme mit den Kollegen der Dienststelle bezogen auf Korruption und/oder sexuelle Belästigung oder hinsichtlich eines in der Nähe des elterlichen Ferienhofes geplanten Windparks. Oder liegt das Motiv doch im privaten Umfeld oder im Kreis der alten Clique? Möglichkeiten über Möglichkeiten und je tiefer Lena gräbt, desto mehr Personen werden aufgeschreckt. Es kristallisieren sich mehrere Motivmöglichkeiten heraus und alle erscheinen logisch, so dass der Leser über mögliche Täter/innen verwirrt und in die Irre geführt wird.

Und ich liebe die Bücher für den Epilog. Dort wird jeweils geschildert, was bei den Verfahren als Strafe verhängt wurde. Und auch wenn das ebenfalls nur eine Fiktion ist, so ist es für mich jeweils ein gelungener Abschluss.

Das Einzige, was mich persönlich mittlerweile wirklich nervt, ist Lenas Angst bezogen auf ihr Privatleben. Egal um was es geht, sobald Erck ins Spiel kommt, regen sich bei ihr Zweifel und schlechte Gefühle. Was ist richtig und was ist falsch? Welche Entscheidung soll sie treffen? Und ist die Entscheidung, die sie getroffen hat, wirklich die richtige? Das geht jetzt mittlerweile fast seit Beginn der Serie so. So langsam könnte sie ihr privates Glück mal genießen, liebe Frau Johannsen.
Und Johann sollte seine Elternzeit für den nächsten Fall verkürzen. Die neue Kollegin gefällt mir zwar auch sehr gut - taff und nicht auf den Mund gefallen -, aber ein Trio wäre doch auch nicht zu verachten.


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Veröffentlicht am 20.05.2023

Das Buch ist eine Klasse für sich

Die Schwester
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Für mich ist „Die Schwester“ das zweite Buch von Petra Johann. Ich wusste also, was mich erwartet: Kapitel in Ich-Form, wodurch naturgemäß einseitige Ansichten und Empfindungen vermittelt werden und ich ...

Für mich ist „Die Schwester“ das zweite Buch von Petra Johann. Ich wusste also, was mich erwartet: Kapitel in Ich-Form, wodurch naturgemäß einseitige Ansichten und Empfindungen vermittelt werden und ich als Leser entscheiden muss, was ich annehme und was ich hinterfrage.

Der Schreibstil von Frau Johann ist flüssig und einfach zu lesen, was der Tiefe des Plots und der Spannung nicht schadet. Im Gegenteil. Man kann sich, sofern man möchte, in die Geschichte fallen lassen und seine eigenen Schlüsse aus den Gegebenheiten ziehen.
Die Charaktere werden gut und vor allem plastisch geschildert, also genug Stoff für das eigene Kopfkino.

Das Buch ist unterteilt in 6 Abschnitte, die entweder in der Ich-Form geschrieben sind oder die neutrale Sicht der Ermittler wiedergeben, gespickt mit einzelnen Kapiteln aus Mara’s Sicht.
Den Prolog konnte ich von Anfang an nicht zuordnen. Dieser ist in der Ich-Form geschrieben, aber es wird nicht verraten, wer „Ich“ ist. Es ist nicht einmal ersichtlich, ob es um einen Mann oder eine Frau geht. Einige Formulierungen deuten eventuell auf Lisa hin, aber so richtig passen tut es nicht. Oder doch Peter? Oder Mara? Eigentlich passt alles nicht und das war bei mir das ganze Buch über im Hinterkopf und hat mich wahnsinnig gemacht. Ich bin im Laufe des Buches mindestens 4 x zum Prolog zurückgegangen, habe die beiden Seiten nochmal und nochmal gelesen und war trotzdem auch nicht schlauer als direkt zu Anfang.

Der Plot ist so aufgebaut, dass der Spannungsbogen von Abschnitt zu Abschnitt, später von Kapitel zu Kapitel wächst, bis man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will. Wo ist Lisa? Was ist passiert? Ist Lisa tot? Wenn ja, wo ist ihre Leiche und wer ist der/die Täter/in? Nachdem die Ermittlungen der Polizei Fahrt aufgenommen haben, gibt es Hinweise im Minutentakt. Aber was davon führt in eine Sackgasse und was zu Lisa? Je mehr Hinweise eingehen, desto verwirrter bin ich geworden. Alles, was ich mir im Laufe des Buches an Lösungen ausgedacht habe, wurde so nach und nach ad absurdum geführt und ich war selbst gegen Ende des Buches meilenweit von der Lösung entfernt.

War das Buch „Die Frau vom Strand“ schon klasse, hat Frau Johann hier nochmal eine Schippe draufgelegt. Ich bin selten so durch einen Plot geirrt und den Prolog habe ich erst verstanden, nachdem ich ihn nach Ende des Buches nochmals eindringlich gelesen habe.

Das Buch ist einfach einsame Spitze und eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Menschliche Abgründe

Die Vergessene
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Für mich ist „Die Vergessene“ das erste Buch d Autorin, wobei ich Band 1 allerdings als Verfilmung gesehen habe und somit ein bisschen von der Vorgeschichte wusste (wobei Verfilmungen sich in der Regel ...

Für mich ist „Die Vergessene“ das erste Buch d Autorin, wobei ich Band 1 allerdings als Verfilmung gesehen habe und somit ein bisschen von der Vorgeschichte wusste (wobei Verfilmungen sich in der Regel nur marginal an das Buch halten).

Der Schreibstil, eher die gewählten Formulierungen bzw. die Wortwahl, waren für mich zu Anfang sehr gewöhnungsbedürftig. Es wurden viele Wörter, wie z.B. Anorexie, Skeletor u. ä. benutzt, die ich überhaupt nicht kenne und die auch nicht im Buch erklärt wurden. Daher hat fast 80 Seiten gedauert, bis ich mich damit arrangiert hatte bzw. die mir nicht bekannten Wörter ignorieren konnte. Das hatte zur Folge, dass ich sehr spät in die Geschichte reingekommen bin. Eigentlich erst, als die „Rückblicke“ auf die Geschehnisse im ersten Buch abgehakt waren und die eigentlichen Ermittlungen starten konnten. Das sind aber auch die einzigen negativen Punkte an dem Buch.

Die Charaktere sind gut gezeichnet und Andrea und Bible ein wirklich tolles Team. Lehrer und Schülerin, gespickt mit Anmerkungen und Situationen, die einem unweigerlich ein Grinsen ins Gesicht zaubern, trotz des traurigen Hintergrundes.

Die Story selbst ist wirklich klasse. Es handelt sich zu Anfang um die Aufklärung eines Cold Cases mit sehr persönlichem Hintergrund für Andrea, die durch die Aufklärung ihren Vater des Mordes überführen und so zu lebenslanger Haft „verhelfen“ soll. Ihren neuen Partner soll sie nicht einweihen und quasi „undercover“ ermitteln, wobei ihr neuer Partner (und Lehrmeister) sein eigenes Süppchen zu kochen scheint. Hauptgrund für ihre Anwesenheit in der Geburtsstadt ihres Vaters ist die Bewachung der Bundesrichterin, deren Tochter Emelie vor 40 Jahren ermordet wurde und die Todesdrohungen erhält. Vor Ort geschieht dann plötzlich ein Selbstmord, in den die Verdächtigen des Cold Case irgendwie verstrickt zu sein scheinen. Wer ist der/die Böse? Wer hat damals das Verbrechen verübt und wer ist heute für das Verbrechen verantwortlich? Wie konnte es jeweils überhaupt so weit kommen?

Normalerweise mag ich keine Bücher, in denen es von Rückblicken in die Zeit vor dem Verbrechen nur so wimmelt. Das Buch ist aber genauso aufgebaut: Immer im Wechsel die aktuellen Geschehnisse und ein Rückblick auf Emelie. Aber diese Rückblicke beginnen etwa sechs Monate vor der Tat und dadurch hat man als Leser keinen Wissensvorsprung, sondern kann sich einfach nur besser in die damalige Situation hineinversetzen. Der/Die Täter/in wird dadurch nicht zu früh verraten. Im Gegenteil werfen diese Kapitel mehr Fragen auf als sie Antworten geben. Genau richtig, um selbst zu kombinieren. Auch muss man sich immer wieder die Situation vor Augen halten, in welcher Zeit die Rückblicke spielen. Die damaligen Ansichten sind heute unfassbar und traurig.

Ich bin auf jeden Fall nach Anfangsschwierigkeiten begeistert von dem Buch und kann eine absolut Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Berührend, ergreifend, spannend

Die Geheimnisse der anderen
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Ich kenne die Autorin sowohl aus ihrer Serie um Angie Pallorino als auch aus diversen Einzelbüchern. Mir gefällt ihr Stil sehr; die Geschichten sind spannend und gut nachzuvollziehen, die Charaktere detailliert ...

Ich kenne die Autorin sowohl aus ihrer Serie um Angie Pallorino als auch aus diversen Einzelbüchern. Mir gefällt ihr Stil sehr; die Geschichten sind spannend und gut nachzuvollziehen, die Charaktere detailliert und liebevoll gezeichnet. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, kann man sich dadurch sehr gut darin fallen lassen. Diesmal orientiert sich die Geschichte an einem wahren Verbrechen, natürlich nur als „Aufhänger“, alles um die Geschehnisse vor langer Zeit herum ist reine Fiktion.

Das Buch beginnt mit dem Kapitel „Wie es endet“. In dieser Form habe ich einen Prolog so noch nicht gelesen und bin sofort fasziniert. Ein Buch, dass mit einem Mord endet? Eigentlich unvorstellbar, was den Reiz aber natürlich noch erhöht. Ist das tatsächlich das Ende? Das Ende wovon? Des Buches? Was ist vorher passiert? Wie konnte es so weit kommen? Die Spannung ist also von Anfang an vorhanden.

Die Kapitel sind kurz und dadurch angenehm zu lesen. Sie wechseln jeweils sowohl zwischen den einzelnen Personen (Lilys Familie, Nachbarn und Polizisten) als auch den Zeiten. Ausgehend von der Gegenwart (nach dem Leichenfund), die das Leben von Lily und ihrer Familie auf den Kopf stellt, werden auch die Tage davor erzählt, und zwar wiederum abwechselnd bezogen auf die einzelnen Personen. Obwohl ich Rückblicke nicht mag, weil sie immer zu viel verraten und mir als Leser die Chance nehmen, selbst zu erraten, wer was verbrochen hat, haben sie mich hier fasziniert, da dadurch mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet wurden und ich durch die verschiedenen Perspektiven teilweise arg verwirrt wurde. Gibt es in der Siedlung auch nur eine Person, die kein Motiv gehabt hatte?

Das Ende ist überraschend und erst sehr, sehr spät zu erahnen.

Die Geschichte spielt in einer gut situierte Wohngegend mit durchweg reichen Leute, die scheinbar nach außen hui, nach innen aber pfui sind, wie es bei uns heißt. Also eine typische Idylle, die keine ist. Und mittendrin eine mittellose Kellnerin als eine Art Leland Gaunt, wobei sie das einzige Needful Think ist (frei nach Steven King).

Mich hat das Buch restlos überzeugt.

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