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Veröffentlicht am 02.10.2022

Langweilig und nichtssagend - schade

Das Glück auf der letzten Seite
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Wenn der Titel zum Programm wird – „Das Glück auf der letzten Seite“ – leider nicht aus erfreulichen Gründen.

Als Anne-Lise in einem Hotel in der Bretagne ein Manuskript findet, ahnt sie nicht, wie sehr ...

Wenn der Titel zum Programm wird – „Das Glück auf der letzten Seite“ – leider nicht aus erfreulichen Gründen.

Als Anne-Lise in einem Hotel in der Bretagne ein Manuskript findet, ahnt sie nicht, wie sehr es ihr Leben durcheinanderwirbeln wird. Auf der Suche nach dem Autor kommt sie mit dem eigenbrötlerischen Sylvestre in Kontakt. Er gesteht ihr, vor über dreißig Jahren die erste Hälfte verfasst zu haben. Doch wie ist der Roman in das Hotel gelangt? Wo hat er die letzten dreißig Jahre gesteckt? Und wer hat den Schluss geschrieben? Es beginnt eine abenteuerliche Reise. Schon bald stellt sich heraus, dass der geheimnisvolle Text das Leben von all denen, die ihn gelesen haben, in eine neue Richtung lenkt. Der Bestseller aus Frankreich ist ein Liebesbrief an Briefe, an die Liebe, an das Lesen und die Gewissheit, dass ein Buch ein Leben verändern kann.

Ein Briefroman – perfekt! So meine erste Annahme. Ich bin großer Fan dieser Form eine Handlung zu verpacken und Charaktere darzustellen, denn das Besondere: die Figuren des Romans steuern das Leseerlebnis ganz bewusst. Es werden bewusst Informationen ausgelassen, die sich erst im großen Ganzen entpuppen, die Wahrnehmungen sind sehr subjektiv, werden jedoch oft aus mehreren Perspektiven beleuchtet und ein Großteil der Handlung, nämlich alles, was zwischen den Briefen geschieht, bleibt im Verborgenen.

Die Umsetzung ist hier jedoch wenig gelungen. Die Idee zur Geschichte bietet eigentlich spannenden Stoff, der in einer Schnitzeljagd durchaus fesselnd sein könnte, jedoch fehlt es hier sowohl am Storybuilding, wie auch an den Charakteren und der Fokussierung. So gibt es weder Spannung, noch Highlights, die Figuren bleiben alle farblos und uninteressant und teilweise werden Nebenfiguren und Nebenhandlungen gestartet und sofort wieder vergessen, dass sich der komplette Roman einfach leer und schlecht konstruiert anfühlt. Langweilig und nichtssagend. Schade.

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Veröffentlicht am 02.10.2022

Fremde Welt

Die Stimme meiner Schwester
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Geschichte und fremde Kulturen kennenlernen – so die Intention, als ich „Die Stimme meiner Schwester“ von Itamar Vieira Junior zu lesen begonnen habe.

Beim Spielen finden Bibiana und Belonísia unter dem ...

Geschichte und fremde Kulturen kennenlernen – so die Intention, als ich „Die Stimme meiner Schwester“ von Itamar Vieira Junior zu lesen begonnen habe.

Beim Spielen finden Bibiana und Belonísia unter dem Bett ihrer Großmutter einen alten Koffer, darin eingewickelt ein großes Messer. Im Rausch dieser Entdeckung ereignet sich ein tragischer Unfall: Eine der Schwestern verliert ihre Zunge, die andere ersetzt fortan ihre Stimme.
Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts spricht Großmutter Donana mit den Toten, der Vater ist ein angesehener Geistheiler. Dieser Welt stellt sich Bibiana entgegen, als sie mit ihrem Geliebten das Dorf verlässt, und Belonísia, indem sie sich gegen die Schläge des ihr zugewiesenen Mannes wehrt.

Zugegeben, war es für mich zunächst schwierig in den Roman zu finden. Einige Längen zwischendrin machten es mir teils schwer am Ball zu bleiben, ABER dran bleiben lohnt sich.

Die Entwicklung und das Erwachsenwerden der Schwestern zu verfolgen, in einer Welt, die einem als Deutsche sehr fremd erscheint, ist spannend. Die untergeordnete Rolle der Frau innerhalb der Gemeinschaft und auch deren Beziehung zum männlichen Geschlecht, zwingt die beiden recht verschiedenen Schwestern dazu, mit Konventionen zu brechen und ihren eigenen Weg zu finden.

Die Schilderungen der Dorfgemeinschaft, des Glaubens, der Landarbeit und der Natur, in denen die Protagonisten zu Hause sind, sind in einer wunderschönen Sprache beschrieben. Es zeichnen sich sofort Bilder vor dem inneren Auge.

Insgesamt eine Geschichte, die mich berührt hat und mir die Tür einen winzig kleinen Spalt breit zu einer „anderen“ Welt öffnen konnte.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Gelungener Auftakt der Reihe

Schottische Träume - Die Töpferei am Meer
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Ein weiterer „kleiner Laden“ Roman? Wie wäre es mit einer Töpferei am Meer?

Keramikkünstlerin Kirsty muss London verlassen. Ihre Oma ist gestorben. Die Oma, von der sie nicht mal wusste, dass sie noch ...

Ein weiterer „kleiner Laden“ Roman? Wie wäre es mit einer Töpferei am Meer?

Keramikkünstlerin Kirsty muss London verlassen. Ihre Oma ist gestorben. Die Oma, von der sie nicht mal wusste, dass sie noch lebte, geschweige denn, dass sie sogar eine eigene Töpferei besaß. Als Kirsty ihr Haus erbt und sich auf die Reise nach Schottland macht, entdeckt sie nicht nur ein altes Familiengeheimnis, sondern auch neue Freunde und einen lange verschollenen Part von ihr selbst.

Die Kunst:
Töpferei findet man definitiv nicht allzu oft als Thema – für mich das Hauptargument das Buch zur Hand zur nehmen. Kirstys Liebe zu ihrem Handwerk ist durch das ganze Buch hinweg spürbar. Für mich hätte es gar nicht genug davon geben können.

Das Familiengeheimnis:
Ohne etwas vorweg nehmen zu wollen ist das Schicksal der Familie schon recht früh klar, was nicht schlimm ist. Man hat so genug Zeit alle Positionen kennenzulernen und besser zu verstehen. Schade, dass die Oma bereits verstorben ist. Sie hätte bestimmt noch einmal anders Schwung reingebracht.

Die Liebesgeschichte:
Chemie für Fortgeschrittene. Es knistert gewaltig. Die Art wie Kirsty und ihr Auserwählter Aidan sich annähern ist wirklich fesselnd. Da wünscht man sich direkt selbst ins Buch. :D

Alles in allem ein tolles Buch. Sehr kurzweilig und humorvoll mit sehr authentischen Charakteren. Gelungener Auftakt der Reihe.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Geschmunzelt, gelitten, geliebt - tolles Buch!

Kein Sommer ohne dich
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Wie beschreibt man einen Roman ohne alles vorweg zu nehmen? Im Fall von Kein Sommer ohne dich von Emily Henry gar nicht mal so einfach.

Poppy – jung, wild, frech, unheimlich witzig und in der Welt zuhause ...

Wie beschreibt man einen Roman ohne alles vorweg zu nehmen? Im Fall von Kein Sommer ohne dich von Emily Henry gar nicht mal so einfach.

Poppy – jung, wild, frech, unheimlich witzig und in der Welt zuhause als Karla Kolumna der Reisewelt
Alex – ebenso jung, aber alles andere als wild und frech, eher besonnen, ruhig, fürsorglich, der geborene Lehrer und nach wie vor in der bescheidenen Heimatstadt der beiden

Unterschiedlicher können zwei Menschen kaum sein, doch eines verbindet beide eine Freundschaft, die ihresgleichen sucht. Seit Jahren verbringen beide jeden Sommer zusammen, bis ein Urlaub alles ins Wanken bringt.

Selten habe ich von so unterschiedlichen Charakteren gelesen und konnte mich nicht entscheiden, wen von beiden ich lieber mag oder authentischer finde. Man begleitet beide durch die Jahre und bewegt sich auf zwei Ebenen sowohl durch die vergangenen Sommerreisen der beiden gemeinsam als auch durch ihre aktuelle Reise und Poppys Versuch die Freundschaft zu retten, die nach Jahren bröckelt. Die Zeitsprünge waren zu Beginn etwas schwierig, sie ließen einen zu Beginn der Kapitel fast ein bisschen orientierungslos, was wiederum gut zur Entwicklung von Story und Charakteren passt. Man merkt, wie lost und jung beide zu Beginn der Freundschaft waren bis man am Ende vollkommen ankommt und sich einfach fallen lassen kann.

Für mich das Kaufkriterium schlechthin ist, dass ich zunächst einen vorhersehbaren Feel-good-Roman erwartet habe. Die Überraschung und Begeisterung war dann jedoch umso größer, als die Story wirklich an Intensität und Melancholie zunahm. Mit jeder Seite wurde ich mehr mitgerissen, habe gelitten und geschmunzelt und mich in Poppy und Alex verliebt.

Perfekte Sommerlektüre!

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Nichts Halbes und nichts Ganzes

Wer wird denn gleich an Liebe denken
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Die gebeutelte Künstlerin Trix hat nichts zu lachen. Der Alltag im harten Londoner Wettbewerb ist nicht für jeden. Daher schickt Nina May sie in ihrem Roman „Wer wird denn gleich an Liebe denken“ nach ...

Die gebeutelte Künstlerin Trix hat nichts zu lachen. Der Alltag im harten Londoner Wettbewerb ist nicht für jeden. Daher schickt Nina May sie in ihrem Roman „Wer wird denn gleich an Liebe denken“ nach Kent. Auf Schlosstour. Wer weiß, vielleicht lässt sich dort ein reicher Erbe erobern und alle Probleme sind vergessen. Doch wider Erwarten ist nicht alles Gold was glänzt und ein Schloss noch kein Zeichen für Protz und Prunk.

Leider gab es in diesem Roman doch einige Baustellen für mich und damit meine ich nicht das alte Schloss.

Von Anfang bis Ende fiel es mir schwer mit den Charakteren warm zu werden. Gerade Trix ist mir zu flach. Insgesamt sind so ziemlich alle Figuren ein aufgewärmtes Klischee nach dem anderen (ich will an dieser Stelle nicht zu viel Vorweg nehmen, daher keine genauere Ausführung).

Auch die Handlung an sich ist nicht ganz stimmig. Der Leser macht gefühlt 100.000 Dinge im Schnelldurchlauf mit, aber keins so ganz. Ich habe immer das Gefühl, dass hier einfach wahnsinnig viele Ideen da waren, die alle umgesetzt werden wollten. Nur Platz und Zeit gibt man ihnen nicht. Mehr Fokus darauf, wie das alte, verwaiste Schloss wieder zu neuem Leben erweckt werden kann, wäre wünschenswert gewesen. Dafür blieb leider keine Zeit.

Es ist wirklich ein süßes Buch und nett und witzig zu lesen, aber streckenweise leider unstimmig. Das gewisse Etwas fehlt.

Alles in allem war die Story ganz okay, leider nicht mehr. Schade, es wäre viel Potential da gewesen mit dem tollen Thema und der unterhaltsamen Sprache - wäre da nicht dieses unausgereifte Storytelling.

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