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Veröffentlicht am 16.01.2025

Erinnerung an und Ermutigung zu einem selbstbestimmten Leben

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
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„Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden“, so der Untertitel des Romans von Stefan Cordes über die Barockdichterin Sybilla Schwarz, zu Lebzeiten verkannt und diffamiert, als Frau fast chancenlos, ...

„Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden“, so der Untertitel des Romans von Stefan Cordes über die Barockdichterin Sybilla Schwarz, zu Lebzeiten verkannt und diffamiert, als Frau fast chancenlos, und dabei doch in ihren jungen Jahren und ihrem kurzem Leben so hochbegabt und mutig, ihren Traum, Dichterin zu werden, über allen Niederlagen, Rückschlägen und schwierigsten, oft lebensbedrohlichen äußeren Lebensumstände niemals aufzugeben.
So stellt man sich unter dem zitierten Satz Sybilla, kurz Billie, selber vor, die zu den Himmeln hinaufstürmen will, Grenzen überwinden, sich nicht aufhalten lässt, nicht zähmen lässt, nicht von den Männern, die über ihr Leben verfügen, nicht von der Kirche, die vorschreibt, nicht nur was zu glauben, sondern auch was zu denken ist. So sieht man sie auch im Roman auf einer halbwild lebenden gescheckten Stute am Ostseestrand entlang galoppieren. Sie, die gar nicht reiten kann, träumt davon zu reiten und dann reitet sie. Das ist Billie. So geht es ihr mit allem: Sie hat das Glück, in einem Haus aufzuwachsen, in dem es Bücher gibt. Eigentlich bestimmt für die Brüder, und ihre Schwerstern lernen weder lesen noch schreiben, Emi später dann doch, von Billie. Aber Billie war schon immer ein besonderes Mädchen: sie lernt lesen, sie lernt schreiben, sie lernt Latein und sie lernt dichten. Und da Gedichte nur zu Gedichten werden, wenn sie jemand liest, will sie gelesen werden. Sie will Dichterin werden, so wie einst Sappho. Denn wenn auch alle Bauwerke des Menschen einst vergehen, seine Worte werden Bestand haben. Und so hat das gedichtete Wort in Billies Leben eine ganz besonderen Wert. In den schlimmen Zeiten von Glaubenskrieg und Pest, von Hunger und Not bleiben die Bücher feste Konstante, Trost und Nahrung. Und wenn Billie auch das Lesen und Schreiben verboten wird, wenn sie mit Arbeit vom Lesen abgehalten werden soll und man ihr das Papier wegnimmt, damit sie nicht mehr schreiben kann, dann tut sie alle Arbeit, die man ihr aufträgt, ohne zu murren, egal, wie schwer die Arbeit auch ist, aber in ihrem Kopf und in ihrem Herzen bewegt sie die gelesenen Worte und die selbstgeschriebenen Verse.
„Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden.“ Sie selbst schrieb den Satz nicht als Ausdruck von Höhenflügen, sondern in einem Gedicht, das, wie sie sagt, „von Verzweiflung erzählt.“ Und es gibt vieles, was sie verzweifeln lässt: die Grausamkeit der Zeit, des 30jährigen Krieges, der Pest, des Hexen- und des Aberglaubens, die ihre viele geliebte Menschen nimmt, die Ignoranz der Männer, die die Welt dominieren, die der Frau den Platz am Herd zuweisen und von ihr erwarten, dass sie den Blick demütig zu Boden gesenkt hält wie das Vieh, die Rigidität der Religionen, die sich bekriegen für den rechten Glauben und das Seelenheil und die jeden bekriegen, der anders denkt oder anders liebt, wie Billie. Aber Billie steht auch im Kampf mit sich selbst: Ist sie wirklich eine berufene Dichterin oder ist es der Hochmut, der sie täuscht. Ist sie wie Arachne, deren Hochmut ein schlimmes Ende nahm? Und welches Ende wird Billie beschieden sein?
„Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden … Jetzt will ich in den Wald und mit Diana jagen!“ Für die Glaubensvertreter ist dieser Satz Indiz dafür, dass Billie mit dem Teufel im Bund steht, dass sie eine Hexe ist. So ist Billie gleich von mehreren Seiten angefochten: vom Krieg, der ihr Leben bedroht, von der Gefahr, als Hexe verbrannt zu werden, von dem Vorwurf des Hochmuts, der in einer Frau keine Dichterin von öffentlicher Bedeutung sehen kann, und von dem Wunsch nach einer Liebe, die sich nicht erfüllen kann.
Billie ist auf jeden Fall eine bewegende Figur, der der Autor mit seinem Roman ein lebendiges Bild verliehen hat in einem Porträt voll der unterschiedlichsten Figuren. Schon allein ihre Geschwister verkörpern ganz unterschiedliche Rollen: der gebildete Christian, der Billie die Welt der Bücher eröffnet, der Abenteurer Joachim, der in den Krieg zieht, Georg, der sich auf die Privilegien der Männerrolle beruft und Intelligenz als Teil männlicher Gene sieht, die Schwester Regina, die sich die Augen ausheult, solange sich kein Mann ihrer erbarmt hat, auch wenn er noch so alt und grämlich ist, Emmi, das ungeschickte, naive Huhn mit dem Herz am rechten Fleck. Daneben gibt es die schillernde Figur des Herzog von Croy, der in Billies Leben als Dichterin ein bedeutender Weichensteller ist. So schräg, exzentrisch, geckenhaft und oberflächlich er von außen erscheint, wie der Pfau auf dem Landgut von Billies Familie, so scharfsichtig und schonungslos ehrlich ist er zugleich. Da ist die lebenskluge Ide, nur Dienstmagd, aber Billies Freundin und Vertraute. Da donnert der Onkel Völschow mit der Bibel in der Hand und proklamiert den Sieg der Wahrheit, den er wohl auch damit durchsetzen würde, dass er den Widersprechenden mit einem Schlag der Bibel mundtot machen würde. Der Feingeist und Renaissancemensch mit dem sprechenden Namen Johannes Schöner, der Billie zum Dichten ermutigt, bringt mit seinem Haus etwas von der barocken Schönheit in das Dunkel dieser Zeit.
Neben dem Figurenpanorama besticht das Buch durch seine Bildgewaltigkeit. Mit gleicher Kunstfertigkeit zeichnet es die Bilder von Krieg, Schrecken, Tod und Verwüstung wie die der Hoffnung. Vielfach bedient es sich der Vergleiche aus der Natur und nutzt gekonnt die Jahreszeiten, die dem Leser die Situationen fühlbar machen: den Schmerz der Kälte des Winters, das Aufblühen des Lebens mit den ersten Frühlingsstrahlen des Sommers. Das macht das Buch atmosphärisch dicht und lässt das Geschehen lebendig vor Augen entstehen und nachfühlbar werden. Dabei sind die Sätze wie die Kapitel kurz und vorwärtsdrängend. Kein Wort, kein Satz zu viel. Keine episch-breiten Beschreibungen. Der Leser sieht und fühlt, ihm muss nicht wie einem Blinden detailliert beschrieben werden, was er zu sehen und zu fühlen hat.
Am meisten beeindruckend – nun endgültig zum Schluss kommend – ist die Klugheit und Belesenheit, die aus den vielen, häufig wenig bekannten Zitaten oder Verweisen auf die Schriftsteller der Antike, aber auch der Zeitgenossen Billies spricht. Verwoben wird die Handlung des Romans mit Bildern aus den Metamorphosen des Ovids: Billis Welt vergeht wie die Weltzeitalter Ovids, das bronzene und eiserne Zeitalter sind angebrochen. Billies Leben trägt Züge des Mythos um Arachne, der kunstfertigen Spinnerin, die ihren Stolz auf ihr Werk mit der Verwandlung in eine ekelige Spinne sühnen musste. Die Schriften Hildegard von Bingens, ausgerechnet einer Nonne, weist die Mädchen in die Kunstfertigkeiten der Liebe ein. Luthers Hexenphobie klingt aus dem Munde des wütenden Völschow, der die Schwäche des Mannes zum Fehler der Frau macht, die ihn verführt. Und eine erstaunliche Vielzahl an weiblichen Dichterinnen finden sich in der Bibliothek Schöners, nicht nur die viel bekannte Sappho. Und überall erspürt man die Motive des Barock: memento mori, carpe diem und die vanitas!
Auch wenn es die Frauen in der heutigen Welt schon leichter haben und dichtende Frauen ähnlich wie in anderen Zweigen nicht nur der Wissenschaften allmählich die Oberhand zu gewinnen scheinen, so erinnert dieser Roman zum einen an den Preis und die Stärke und den Mut, den nicht nur, aber besonders auch Frauen als Vordenkerinnen und Vorreiterinnen ihrer Zeit aufzubringen hatten, die uns den Weg bereitet haben. Zum anderen ermutigt Billies Geschichte nicht nur die Frauen, „ganz auf [s]ich [zu] vertrauen und [s]einen Weg [sich] selber [zu] suchen. So kann’s mir auch vor dir nicht grauen, selbst wenn du wagst, mich zu verfluchen. Wer sich vertraut in allen Dingen, wird Welt, wird Neid, wird Tod bezwingen.“ (Sybilla Schwarz, Gesang gegen den Neid)

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Veröffentlicht am 04.01.2025

Toll zusammengestellte Auswahl

Berlin war meine Stadt
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In dem Bändchen „Berlin war meine Stadt“ hat der Herausgeber und Vorsitzende der Klaus Mann Initiative Berlin e. V. aus verschiedenen Werken Klaus Manns Texte zusammengestellt, die die Affinität des Schriftstellers ...

In dem Bändchen „Berlin war meine Stadt“ hat der Herausgeber und Vorsitzende der Klaus Mann Initiative Berlin e. V. aus verschiedenen Werken Klaus Manns Texte zusammengestellt, die die Affinität des Schriftstellers zum Berlin der wilden 20er Jahre zum Ausdruck bringen. Dezent eingeleitet, kann auch der Nicht-Kenner der Gesamtwerke direkt folgen, und es entsteht ihm nicht nur ein Bild Berlins, sondern auch des Autors Klaus Mann von seinen Jugendjahren bis hinein ins Exil. Die ausgewählten Texte sind nicht nur autobiographisches Zeugnis, in denen sich die Faszination und gleichzeitige Orientierungslosigkeit der Jugend in der haltlosen Zeit nach Ersten Weltkrieg und dem Ende des Kaiserreiches spiegeln. In diesen Ausschnitten äußert sich auch der politische Klaus Mann. Dabei geht es nicht nur um die historisch bedingte Kritik am Nationalismus und Nationalsozialismus, die ihn konsequent ins Exil trieben. Dies wird im eindrucksvollen Schlusskapitel, das auch literaturhistorisch spannend ist, lebendig geschildert. Klaus Mann vermag es, seine und die Position der emigrierten Schriftsteller als absolut klar, keineswegs opportun und notwendig deutlich zu machen. Darüber hinaus ergeben sich aus seiner liberalen, europäisch ausgerichteten Geisteshaltung manch Gedanken, die auch heute noch von absoluter Aktualität sind: „Wenn Europa liebenswert und groß gewesen ist, diesem zweifachen Erbe dankt es seinen Glanz. Golgatha und die Akropolis sind die Garanten europäischer Zivilisation, europäischen Lebens. Der Kontinent setzt seine Würde, ja seine Existenz aufs Spiel, sobald er diese doppelte Basis und Verpflichtung – Hellas plus Christentum – verleugnet und vergisst.“ (S.82). Vielleicht können solche Sätze in Zeiten neuer Orientierungslosigkeit Perspektive und Maßstab verleihen!
Die kleine Anthologie zeigt auf jeden Fall ein Bild von Klaus Mann, der bei aller Unstetheit, Nonkonformität, Todessehnsucht und Morphiumabhängigkeit ein scharfgesichtiger Denker und meisterhafter Schreiber ist, der sich nicht hinter seinem großen Vater zu verstecken muss. Auf jeden Fall bekommt man Lust, die Werke Klaus Manns wieder oder neu zu lesen.

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Veröffentlicht am 28.12.2024

Eine phantastische Erzählerin

Himmelsstürmerinnen - Wir leben unsere Träume
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Sarah Lark ist bekannt für ihre epischen Familiensagas auf unterschiedlichen Kontinenten mit unterschiedlichen historischen Backgroundgeschichten. Und nie wird es langweilig. Das ist schon eine hohe Kunst ...

Sarah Lark ist bekannt für ihre epischen Familiensagas auf unterschiedlichen Kontinenten mit unterschiedlichen historischen Backgroundgeschichten. Und nie wird es langweilig. Das ist schon eine hohe Kunst bei der Vielzahl an Seiten, die da im Laufe ihres Schriftstellerinnenlebens zusammengekommen sind.
Da macht der zweite Band der „Himmelsstürmerinnen“ keine Ausnahme. Ihr Ansinnen, wenig bekannten Episoden aus der Geschichte in ihren Romanen Gehör zu verleihen, hat sie auch hier vollumfänglich erfüllt.
Die Himmelsstürmerinnen gehen in die nächste Generation. Es beginnt mit der jungen Mary Ann, deren Odyssee von einem New Yorker Waisenhaus nach Frankreich in ein Lazarett des 1 Weltkrieges und von dort nach Chicago in den Schoß der verloren geglaubten Familie führt. Dort arbeitet sie im Hull House, einer Organisation für benachteiligte Frauen aus den Einwandererfamilien.
Das Schicksal verschlägt Ailis, bekannt aus Band 1, nach Südafrika, um die Sterne des Südhimmels zu beobachten. Wir erfahren von den Burenkriegen und der Beulenpest, die Ailis zwei Adoptivtöchter beschert. Ihr Sohn reist zu seinen schottischen Wurzeln und von dort zurück nach Chicago, wo er als Anwalt gegen das Bandenwesen in den Zeiten der Prohibition antritt.
Donella, ebenso bekannt aus Band 1, und ihr Mann spielen in der Luftfahrt des ersten Weltkrieges eine große Rolle mit ihren fliegenden Luftschiffen. Dabei riskieren sie mehr als einmal ihr Leben.
Auch die Söhne ihrer Schwester Emily, die mit einem Schwarzen verheiratet ist, müssen in den Krieg. An ihrem Beispielen erfahren wir die Ressentiments gegenüber Schwarzen in der Armee. Auch die Rassenunruhen in Chicago werden zum Thema in diesem so vielseitigen, wie spannenden Buch.
Eine großartige Lektüre, unterhaltsam, fesselnd, lehrreich und interessant, inspirierend sich mit den hier angerissenen, so vielfältigen Themen weiter zu beschäftigen, mit sympathischen Charakteren, deren Schicksal Anlass zum Mitfiebern gibt, nie langatmig, nie schwülstig, sonst mit einem guten Gespür für das rechte Maß an Emotionen, das die Figuren brauchen, um lebendig zu wirken.
Ich hoffe stark auf eine Fortsetzung mit 3. Band!!

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Veröffentlicht am 21.12.2024

Der Mensch, aus den Augen eines Pferdes betrachtet

Kein Hufloser ist auch keine Lösung!
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Er ist schon eine komische Spezies dieser Mensch, auch wenn er nicht die Angewohnheit hat, sich als Angestellter seines Pferdes zu verdingen. Dies bietet viel Anlass zum Schmunzel und Lachen in Sarah-Katrin ...

Er ist schon eine komische Spezies dieser Mensch, auch wenn er nicht die Angewohnheit hat, sich als Angestellter seines Pferdes zu verdingen. Dies bietet viel Anlass zum Schmunzel und Lachen in Sarah-Katrin Bourdeaux’ neuem Buch „Kein Hufloser ist auch keine Lösung“, ein Ratgeber für Pferde von dem menschenkundigen Experten Dr. Sharif, den Pferdebegeisterte vielleicht schon aus dem Bändchen „Essen Pfützen kleine Pferde?“ kennen. In Fortsetzung zum ersten Band sehen wir hier nicht die Welt aus den Augen des Pferdes, sondern uns selbst mit all unseren liebenswürdigen Macken, pathologischen Fehlern, unserer Angst und gleichzeitigen Größenwahn, unsere minimierten Sinne und unser maximiertes Hirn, das mehr stört, als nutzt. Wenn man es denn nicht richtig in Anwendung bringt. Und dabei kann Dr. Sharif mit seinem nüchternen Blick und seinem verständnisvollen Humor eine Menge beibringen.
Wie schon im ersten Band zeigt die Autorin – mit Hilfe von Sharif – nicht nur einen großen Pferdeverstand, sondern auch gute Menschenkenntnis. Hatte sie bereits in Band eins ein paar treffende Bemerkungen zur aberwitzigen Reiterwelt, dem Kampf der Reitweisen und den verschiedenen Typen von Pferdebesitzern gemacht, so geht es diesmal genau darum: Illustriert von witzigen Bildern führt sie dem Pferdenarren oder auch dem Betrachter des alltäglichen Stallwahnsinns auf humorvoll sympathische Art eben diesen vor Augen. Dabei widmet sie sich neben der Geschichte in der Beziehung zwischen Mensch und Tier Aspekten der Biologie, der Erziehung und Kommunikation. Durch die gewählte Perspektive und den Humor gelingt es ihr, dass der Leser sich immer wieder in seinen Schwächen und Spleens erkennt fühlt, ohne sich angegriffen zu fühlen. So kommt er gar nicht erst in eine abwehrende Verteidigungshaltung, sondern fühlt sich verstanden und beginnt zu verstehen. Ich denke, damit erreicht man wesentlich mehr, als mit dem Zeigefinger stets auf die anderen Reiter und ihre Reitweisen zu zeigen und Schuld zu zuweisen und die eigene Unzulänglichkeit mit immer mehr (unnützem) Equipment, Konsultation von Spezialisten verschiedenster Art und dem Ausprobieren sämtlicher Reitvermeidungsweisen zu kaschieren. Das Buch sei jedem empfohlen, der etwas über sich und darüber, wie (seine) Pferde ihn wahrnehmen, wissen will. Es zeigt uns, wie wir mit viel Humor und Verständnis die Welt für Pferde und ihre Huflosen leicht ein bisschen besser machen könnten.

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Veröffentlicht am 21.12.2024

Totenphotographie

Der Herzschlag der Toten
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Dass es diese wirklich gegeben hat, glaubt man erst, wenn man das Nachwort von Ralf Dorweilers Krimi „Der Herzschlag der Toten“ gelesen hat. In der heutigen Zeit ist die Vorstellung, Tote in lebendige ...

Dass es diese wirklich gegeben hat, glaubt man erst, wenn man das Nachwort von Ralf Dorweilers Krimi „Der Herzschlag der Toten“ gelesen hat. In der heutigen Zeit ist die Vorstellung, Tote in lebendige Ensembles hinein zu platzieren und sie wie Lebendige aussehen zu lassen, schon recht makaber und erhöht den Gruselfaktor des Krimis ungemein.
Die Totenphotographie spielt in dem Krimi eine entscheidende Rolle, sie gibt den Hinweis auf den Täter an einer unbekannten Frau. Dieser Fall konfrontiert den Criminalcommissar Hermann Rieker nicht nur mit seiner Vergangenheit, er könnte ihn auch, sollte er scheitern, seine Karriere Kosten. Die Hilfe der ebenso engagierten wie eigensinnigen Richtertochter Johanna Ahrens ist ihm nicht immer willkommen. Zwar kennt sie das Opfer, das Schülerin in ihrer heimlich gegründeten Schule für Frauen aus der Unterschicht war. Aber zugleich bringt sie nicht nur ihr Leben, sondern auch wieder die Karriere Riekers in Gefahr, als sie sich in die Ermittlungen einmischt und den Lockvogel gibt.
Mit den beiden Protagonisten hat Dorweiler spannende Charaktere geschaffen, die auf jeden Fall Zugpferd für die beginnende Krimireihe darstellen. Der Fall ist skurril und spannend. Wer glaubt, dass man einen Spannungsbogen kaum halten kann, wenn man als Leser ab Mitte des Romans zu wissen glaubt, wer der Täter ist, wird hier durch eine unerwartete Wende und einen actionreichen Schluss eines besseren belehrt.
Der Krimi ist nicht nur für Krimifans, die sich gerne ein wenig gruseln, sondern vermittelt auch sehr gelungen Einblicke in das Leben und die Zeit zu Ende des 19. Jahrhunderts. Eine spannende Lektüre für gute Unterhaltung mit Hintergrund!

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