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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2023

Ein starkes Porträt einfacher, aber dennoch beeindruckender Frauen

Das Pferd im Brunnen
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Kaleidoskopartig setzen sich in dem Roman „Das Pferd im Brunnen“ die Bilder der Frauen aus vier Generationen einer Familie zusammen. Vier ganz unterschiedliche Frauen werden in ihrem Leben gezeigt, in ...

Kaleidoskopartig setzen sich in dem Roman „Das Pferd im Brunnen“ die Bilder der Frauen aus vier Generationen einer Familie zusammen. Vier ganz unterschiedliche Frauen werden in ihrem Leben gezeigt, in Russland, in Deutschland und in beiden Welten. Ihr Leben ist einfach, im Sinne von karg, und nicht einfach im Hinblick auf ihre jeweilige Situation: jede muss für sich allein ihr Leben meistern. Selbstverwirklichung findet nicht statt oder scheitert. Zwar gibt es Männer im Leben der Frauen, aber eher als Zuschauer, Intermezzo, Statisten.
Die Wahl der Episoden vermittelt dem Leser einen guten Einblick in das Leben der Frauen, die ihm trotz ihrer Schroffheit oder Eigenheit ans Herz wachsen, auch weil die Autorin sie mit so viel Gefühl und Wärme beschreibt, ohne Pathos oder Kitsch. Die Sprache ist klar und zugleich anrührend, stark und bildreich. Eine packende Lektüre über das Leben so verschiedener Frauen, die doch aus einer Familie stammen, in denen sich verschiedene Lebensweisen, Generationen, Frauenbilder und Kulturen gegenüberstehen und berühren, die sich distanzieren und die doch ein unsichtbares Band eint.

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Trotz allem schön und tröstlich

Der Trost der Schönheit
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Ich habe das Buch in atemloser Spannung gelesen und zugleich gemerkt, wie ich beim Lesen anfing, tiefer und ruhiger zu atmen. Beim Lesen bin ich mit auf die Jagd gegangen nach einem großen Begriff: Was ...

Ich habe das Buch in atemloser Spannung gelesen und zugleich gemerkt, wie ich beim Lesen anfing, tiefer und ruhiger zu atmen. Beim Lesen bin ich mit auf die Jagd gegangen nach einem großen Begriff: Was ist Schönheit? Und habe mit der Autorin das Gefühl geteilt, dass dieser Begriff sich immer wieder entzieht, sich nicht in Worte fassen lässt, immer mehr als Worte ist, dass der Begriff Freude und Schmerz zugleich umfasst, dass in ihm die Sehnsucht steckt, die den Schmerz des Vergänglichen immer in sich trägt, sonst wäre kein Sehnen mehr.
In phantastischen Bildern beschreibt die Autorin das Schöne im Alltäglichen, das Schöne im Schrecklichen, das Schöne wider das Schreckliche. Sie schreibt von schrecklichen Erfahrungen, global wie persönlich, und kommt zugleich immer wieder auf das Tröstliche zurück, dass in allem Schönen auf dieser oft so hässlichen Welt ruht. Sie vermittelt diese unbändige Suche nach dem Trost und zugleich das Tröstende, das nur findet, wer sucht, mit einer enormen Sprachkraft. Immer wieder habe ich mich beim Lesen nickend, bestätigend, teilend und dankend erlebt für ein wunderschönes und tröstliches Buch, das nicht einlullt, sondern aufruft, das Schöne zu suchen, zu sehen und anzunehmen, also finden zu wollen. Wichtiger und hilfreicher als jeder Lebensratgeber in einer schwierigen Zeit!

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Veröffentlicht am 02.10.2023

Stellvertretend

Aenne und ihre Brüder
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für viele derjenigen, die im Krieg groß wurden oder schon erwachsen waren, nie über das Erlebte sprechen konnten oder wollten und jetzt nicht mehr darüber sprechen können, schreibt Reinhold Beckmann dieses ...

für viele derjenigen, die im Krieg groß wurden oder schon erwachsen waren, nie über das Erlebte sprechen konnten oder wollten und jetzt nicht mehr darüber sprechen können, schreibt Reinhold Beckmann dieses Buch über seine Mutter und ihr Erleben des Krieges, ihre Verluste, ihre Gefühle, ihren Schmerz und ihren Umgang damit. Zum Glück aller nachfolgenden Generationen gibt es Menschen wie Reinhold Beckmanns Mutter, die das Vergangene, so schlimm und schmerzlich es auch gewesen sein mag, im Gedächtnis und damit vor dem Untergehen bewahrten und durch ihr Erzählen der Nachwelt lebendig hielten. Wir brauchen diese Erinnerungen, um das Vergangene zu begreifen unsere Vorfahren besser zu verstehen, die Gegenwart besser zu gestalten und es in Zukunft besser zu machen. Dazu brauchen wir die Bücher, die Menschliches aus menschlicher Perspektive schildern, mit Mitgefühl, mit Verständnis und mit aufrichtigen Interessen, nicht mit belehrendem Ton und erhobenem moralischen Zeigefinder. Ein solches Buch hat Reinhold Beckmann geschrieben und damit einen wichtigen und lesenswerten Beitrag zum Umgang mit der deutschen Vergangenheit, der uns mit dem Erstarken rechtsgesinnter Kräfte gerade wieder einholt und immer wieder einholen wird, denn Vergangenheit ist nie vorbei. Aber wie sie in uns und unserer Zeit weiterlebt, das können wir, die wir jetzt leben, zum Glück beeinflussen.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

In guter Tradition

Die Akte Madrid
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Wieder verbindet Andreas Strom in seinem neuen Krimi die drei Zeitebenen von Nazi-Deutschland, der Bonner Republik der 60er Jahre und der Gegenwart im Jahre 2016 gekonnt miteinander ebenso wie Politik- ...

Wieder verbindet Andreas Strom in seinem neuen Krimi die drei Zeitebenen von Nazi-Deutschland, der Bonner Republik der 60er Jahre und der Gegenwart im Jahre 2016 gekonnt miteinander ebenso wie Politik- und Kunstgeschichte. Diesmal spielt der Fall nicht zwischen England, Deutschland und Frankreich, sondern stattdessen in Spanien. Es geht um die Franco-Diktatur mit ihren Verbindungen zu Hitlerdeutschland, aber auch ins Nachkriegsdeutschland. Und es geht um einen Kunstraub, der alten Staub aufwirbelt und auch wieder Schatten auf Lombergs eigene Familie wirft.
Weiterhin kultiviert der Autor seine Hauptfiguren, den extravaganten Kunsthändler Lomberg und die selbstbewusste Leiterin des Dezernats für Kunst- und Kulturgutkriminalität beim BKA, Sina Röhm, die nicht nur gemeinsam Fälle lösen.
Das markante Ermittlerpaar sieht sich auch hier wieder einem Fall mit einer Fülle rasanter Wendungen gegenüber, der mit atemloser Spannung, aber auch mit hoher Konzentration gelesen sein willen, um den Überblick über die Figuren und die Zusammenhänge nicht zu verlieren.
Auch in dieser Tradition knüpft Strom an den Vorgänger an: anspruchsvoller, spannender Krimi, bei dem der Schwerpunkt nicht auf blutrünstiger Tat liegt, sondern auf der Perfidie menschlichen Geistes. Wer den ersten Band nicht gelesen hat, kann problemlos mit dem zweiten beginnen und hat sogar den Vorteil, den ersten lesen zu können, während er auf den dritten wartet, der im aktuellen Roman schon angekündigt wird.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Große Träume in einer kleinen Welt

Perlenbach
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„Perlenbach“ ist die Geschichte dreier Freunde und dreier Träume. Sie spielt in der tiefsten Eifel um 1900. Eine Zeit voller Veränderungen und Aufbrüche ist der ideale Nährboden für den Traum nach einem ...

„Perlenbach“ ist die Geschichte dreier Freunde und dreier Träume. Sie spielt in der tiefsten Eifel um 1900. Eine Zeit voller Veränderungen und Aufbrüche ist der ideale Nährboden für den Traum nach einem selbstbestimmten Leben: nicht die Firma des Vaters weiterführen zu müssen, Ärztin werden zu können, die dörfliche Enge und das ärmliche Leben hinter sich zu lassen. Das Eifeldorf weitab vom Weltgeschehen ist es allerdings nicht, auch wenn die große Geschichte vor dem kleinen Ort nicht Halt macht. Genauso wenig wie das Schicksal der drei Hauptfiguren, dass dem Glück immer wieder Steine in den Weg legt.
Mit viel Empathie schildert die Autorin drei unterschiedliche Lebenswege dreier unterschiedlicher Charaktere. Schon allein das macht das Buch lesenswert. Die Nähe zu den Figuren nimmt den Leser mit ins Geschehen. Der sowohl historisch als auch lokal gut recherchierte Hintergrund verleiht der Handlung Anschaulichkeit und garantiert gute Unterhaltung mit Anspruch. Der Leser kann sich hineinversetzen in die Zeit und die Umstände und bekommt ein lebendiges Bild von Geschichte präsentiert. Eine lohnenswerte Art, sich unterhaltsam zugleich auch zu bilden.

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