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Veröffentlicht am 15.06.2019

Eine Flucht überstehen

Die Karte der zerbrochenen Träume
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Nours Eltern sind nach Amerika eingewandert. Als der Vater stirbt, beschließt die Mutter, zurück in ihre Heimat Syrien zu gehen. Aber es hat sich vieles verändert und dann kommt der Krieg nach Syrien. ...

Nours Eltern sind nach Amerika eingewandert. Als der Vater stirbt, beschließt die Mutter, zurück in ihre Heimat Syrien zu gehen. Aber es hat sich vieles verändert und dann kommt der Krieg nach Syrien. Für die zwölfjährige Nour ist es besonders schwierig, sich in dem für sie fremden Land zurechtzufinden, denn sie kann sich kaum verständigen. Dann kommt der Krieg näher und Bomben zerstören ihr Haus in Homs. Wieder heißt es, alles hinter sich zu lassen. Die Familie möchte nach Europa, nach Spanien. Der Weg ist lang und gefährlich. Nour erzählt sich auf der Flucht die Geschichte von der Abenteurerin Rawiya, die sich im 12. Jahrhundert dem berühmten Kartografen al-Idrisi anschließt. Die Strecken von damals und heute überschneiden sich. Dann passiert etwas, dass die Familie auseinanderreißt. Werden sie sich wiedersehen?
Das Cover des Buches hat mich sofort begeistert und es passt auch sehr gut zur Geschichte. Aber auch der etwas blumige Schreibstil hat mir sehr gut gefallen.
Es ist eine brandaktuelle Geschichte über Krieg, Flucht und der Suche mach Wurzeln und Heimat. Was die Menschen auf der Flucht alles ertragen müssen, ist schrecklich. Das aus der Sicht von Nour zu lesen, geht unter die Haut. Nour braucht Kraft und Trost und das findet sie, indem sie sich eine Geschichte erzählt, die ihr Vater ihr erzählt hat. Ich bin ein Fan von Märchen aus aller Welt, daher hat mir diese Geschichte von Rawiya gefallen.
Allerdings habe ich einige Entscheidungen der Mutter nicht so recht nachvollziehen können. Trotzdem sind beide Teile der Geschichte faszinierend und berührend.
Mir hat das Buch gut gefallen.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Dunkle Zeiten

Der dunkle Bote
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Die Not in Wien nimmt immer mehr zu und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, ist es im November 1920 auch noch besonders kalt. Emmerich ist immer noch auf der Suche nach Luise, denn er befürchtet ...

Die Not in Wien nimmt immer mehr zu und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, ist es im November 1920 auch noch besonders kalt. Emmerich ist immer noch auf der Suche nach Luise, denn er befürchtet das Schlimmste. Luise war davon ausgegangen, dass ihr Mann im Krieg gefallen ist, aber dann stand er plötzlich vor der Tür, und kurz darauf ist er mit ihr und den Kindern spurlos verschwunden. Dann werden Emmerich und Winter zu einem sonderbaren Leichenfund gerufen. Der Mann ist mit einer Eisschicht umgeben und ihm fehlt die Zunge. Die taucht mit einer kryptischen Nachricht bei der Reporterin Alma Lehner auf. Doch schon bald taucht wieder ein Toter ohne Zunge auf.
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Die Autorin schafft es, die düstere Atmosphäre im damaligen Wien gut und sehr authentisch darzustellen. Es gibt einige wenige Menschen, die weiterhin im Luxus leben, den meisten fehlt das Nötigste zum Leben. Gute Zeiten für Schleichhändler und Valutenschlepper. Außerdem treiben die Platten in Wien ihr Unwesen und treten ziemlich dreist auf. Daneben aber gibt es unterschiedliche Gruppenmit unterschiedlichen politischen Ansichten, aber auch solche, die einfach nur ihren persönlichen Vorteil im Auge haben.
»Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung«, sagte der Mann. »Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen.« (Kapitel 49)
Die besseren Zeiten sind allerdings nicht in Sicht.
Emmerich hat Angst um Luise, denn er weiß, wie gewalttätig Xaver ist. Er sollte sich aber auch um sein eigenes Wohlergehen kümmern, denn Xaver hat einen Hass auf Emmerich und er will Rache. Während sich Luise nur um ihre Kinder sorgt, schmiedet Xaver perfide Pläne.
Dann müssen ja auch noch die Morde aufgeklärt werden. Um den bösen Kräften Einhalt zu gebieten, muss sich Emmerich auf Händel einlassen, die ihm eigentlich nicht gefallen. Obendrein machen die Kollegen Brühl und Szepanek Emmerich das Leben schwer. Dagegen sind die Damen von der „Hühnerarmee“ oft sehr hilfreich, was aber nicht so recht anerkannt wird.
August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter sind ein unschlagbares Team. Emmerich kennt die Schattenseiten des Lebens sehr gut. Mir gefällt es, wie respektlos er manchmal auftritt. Winter scheint sich unter Emmerichs Fittichen sehr gut zu entwickeln. Obwohl Emmerichs alter Gefährte Veit Kolja ein gefährlicher Mann ist, ist er mir nicht unsympathisch. Aber auch Alma Lehner mochte ich. Hoffentlich taucht sie in einem Folgeband wieder auf.
Das Ende ist etwas anders als ich erwartet hatte, aber sehr stimmig.
Dieser historische Krimi ist informativ, unterhaltsam und sehr spannend. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 12.06.2019

Eine Lüge zieht weitere nach

Wie der Wind und das Meer
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Während der elfjährige Paul im Jahr 1945 nach einem Versteck in den Trümmern sucht, findet er ein kleines Mädchen. Sie heißt Sarah und hat bei dem Fliegerangriff die Familie verloren. Auch Paul hat seine ...

Während der elfjährige Paul im Jahr 1945 nach einem Versteck in den Trümmern sucht, findet er ein kleines Mädchen. Sie heißt Sarah und hat bei dem Fliegerangriff die Familie verloren. Auch Paul hat seine Familie verloren. Die Kleine sieht seiner Schwester sehr ähnlich. Um nicht alleine zu sein, beschließen sie, sich als Geschwister auszugeben. So wird aus der Jüdin Sarah Pauls Schwester Rosalie. Das hilft in diesen schlimmen Zeiten, aber viele Jahre später entsteht aus dieser Notlüge ein riesiges Problem.
Dies ist eine Geschichte, die einem unter die Haut geht. Obwohl diese Geschichte voller Dramatik steckt, lässt sie sich doch wunderbar flüssig und leicht lesen. Der Autorin ist es gelungen, einen ganz nahe an die Protagonisten heranzubringen, so dass man mit ihnen fühlt. Auch die jeweilige Zeit ist gut und lebendig dargestellt und man erlebt, wie sich das Leben im Laufe der Zeit verändert.
Paul und Sarah sind durch die schlimmen Kriegsjahre und das, was sie erleben mussten, gewieft und stark geworden. Nachdem ihre Familie nicht mehr da ist, finden sie sich und halten einander fest. Selbst als sie adoptiert werden, geben sie ihr Geheimnis nicht preis. Wozu auch? Aber dann verlieben sie sich in einander und ihre Lüge zieht weitere nach sich, denn Geschwister dürfen sich nicht so lieben. Wie werden sie mit den daraus resultierenden Folgen fertig werden? Werden sie eine Möglichkeit finden, gemeinsam durchs Leben zu gehen? Man wünscht sich, dass alles gut wird für die beiden, doch es wird ihnen einiges abverlangt und vor allem Sarah verändert sich dadurch. Ihre Entscheidungen konnte ich dann nicht immer so nachvollziehen.
Aber auch die anderen Personen sind sehr schön dargestellt.
Es ist ein sehr emotionales und interessantes Buch.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Ein feiner Typ

Ein feiner Typ
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Horace Hopper ist Anfang 20 und arbeitet auf der Farm der Reese. Mr. Reese ist nicht mehr der Jüngste und er spürt seinen Rücken. Seine Töchter sind längst weggezogen, er betrachtet Horace als seinen Sohn ...

Horace Hopper ist Anfang 20 und arbeitet auf der Farm der Reese. Mr. Reese ist nicht mehr der Jüngste und er spürt seinen Rücken. Seine Töchter sind längst weggezogen, er betrachtet Horace als seinen Sohn und will ihm die Farm einmal überlassen. Aber Horace will Box-Champignon werden und macht sich eines Tages auf den Weg nach nach Tucson, Arizona.
Dies ist mein erstes Buch von Willy Vlautin. Inzwischen weiß ich, warum der Autor das Milieu in der Gosse so gut beschreibt, denn er kennt es aus eigener Erfahrung. Der Schreibstil dieses Buches ist sehr ruhig und lässt sich gut lesen. Der Autor erzählt die Geschichte eines Jungen, der sich etwas beweisen will und daher einen Weg beschreitet, der ihn zum Ruhm bringen soll, aber im Elend endet.
Die Charaktere sind sehr gut beschrieben.
Mr. und Mrs. Reese haben kein leichtes Leben in den Bergen von Nevada. Daher kommt ihnen die Hilfe von Horace gelegen. Aber es ist nicht nur das, sie mögen dieses Halbblut, von dem die Mutter nichts wissen wollte. Horace mag die beiden auch und er mag auch seine Arbeit, aber er hat sich nun einmal in den Kopf gesetzt, Box-Champ zu werden. Dafür trainiert er und nennt sich Hector Hidalgo. Aber das Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Er gerät an die falschen Leute und eigentlich hat er auch Angst. Schon bald bleiben die Siege aus, körperlich ist er angegriffen und so gerät er immer mehr ins Elend. Er ist einsam. Doch statt wieder zu den Reese zu gehen, hält ihn seine Scham zurück. Als er nichts von Horace hört, macht sich Mr. Rees auf die Suche nach ihm.
Ich bin kein Freund vom Boxsport und es ist gut beschrieben, wie hart der Sport und das ganze Umfeld ist.
Es ist ein sehr melancholischer Roman über einen Menschen, der vor sich selbst davonrennt und einem Traum hinterher, statt das kleine Glück festzuhalten.
Es ist ein trauriges und berührendes Buch, das mich von Anfang an gepackt hat.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Suche nach dem Glück

Glück ist meine Lieblingsfarbe
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Juli wollte sich eine Auszeit aus ihrem Leben mit langweiligem Bürojob nehmen. Sie hat Hamburg hinter sich gelassen und ist nach La Palma gekommen. Dort lässt sie sich treiben und lebt von Gelegenheitsjobs. ...

Juli wollte sich eine Auszeit aus ihrem Leben mit langweiligem Bürojob nehmen. Sie hat Hamburg hinter sich gelassen und ist nach La Palma gekommen. Dort lässt sie sich treiben und lebt von Gelegenheitsjobs. Juli will keine Beziehung, kein geregeltes Leben und keine Verantwortung. Aber ein kleiner herrenloser Hund namens Calida und ein Typ namens Quinn bringen sie dazu, das mit den Vorsätzen doch mal zu überdenken.
Dies ist mein erstes Buch von Kristina Günak und mir hat der frische und lebhafte Schreibstil gut gefallen. Die Beschreibung der Örtlichkeiten ist gut gelungen und macht Lust auf Urlaub auf der schönen Insel, die einiges zu bieten hat.
Als Julis beste Freundin stirbt, blickt sie auf ihr Leben und stellt fest, dass sie eigentlich nicht wirklich glücklich ist. Sie bricht alle Brücken in Hamburg hinter sich ab und flüchtet, um erst einmal zu sich selbst zu finden und dann vielleicht auch noch ein Stückchen Glück. Nun ist sie erst einmal unabhängig und nimmt jeden Tag so, wie er gerade kommt. Doch dann lernt sie Quinn kennen, der so ganz anders ist als sie. Er ist zielstrebig und steht mit beiden Beinen im Leben. Aber er hat auch sein Päckchen zu tragen und ist daher ziemlich verschlossen. Werden die beiden das Glück erkennen und es annehmen, wenn es sich ihnen in den Weg stellt?
Eine unterhaltsame Geschichte mit interessanten Charakteren und tollem Urlaubsfeeling.