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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2018

Auf Dauer etwas anstrengend…

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir
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„Ich hab’s auch nicht immer leicht mit mir: Prosecco zum Lesen“ betitelt Anne Vogd ihr erstes Buch.
Die Kabarettistin hat ihre eigene Serie im SWR 3 und schreibt regelmäßig Kolumnen für diverse Zeitschriften. ...

„Ich hab’s auch nicht immer leicht mit mir: Prosecco zum Lesen“ betitelt Anne Vogd ihr erstes Buch.
Die Kabarettistin hat ihre eigene Serie im SWR 3 und schreibt regelmäßig Kolumnen für diverse Zeitschriften. Nun hat sie sich, ihr Leben, ihre Familie und Mitmenschen in Buchform auf die Schippe genommen.
Als gebürtige Rheinländerin kommt sie wohl aus dem Karnevalsmodus kaum heraus, jedenfalls hatte ich bei dem Hörbuch, mit dem ich angefangen habe, ständig das Gefühl, ich bin bei einer Karnevalssitzung mit dabei, was sowohl mit Frau Vogds Dialekt, als auch ihrer sehr schnellen Sprechweise und Satzmelodie zu tun hatte. Von der Geschwindigkeit her hatte ich das Gefühl, Maschinengewehrsalven ausgesetzt zu sein – man muss höllisch aufpassen, dass man nichts verpasst. Mal eben nebenbei zuhören geht einfach nicht, außer bei etwas inhaltlich komplett anspruchslosem wie z.B. Bügeln… Das Buch, bei dem man sein eigenes Tempo vorlegen kann, war da deutlich angenehmer.
Inhaltlich geht es querbeet: vom eigenen Mann, der leider teils so schlecht wegkommt, dass man Mitleid mit ihm hat, über die Tochter bis zu den Mitmüttern in Kindergarten und Schule, den Kollegen, das Bahn- bzw. Autofahren, es gibt kaum eine Alltagssituation, die nicht aufs Korn genommen wird. Dabei ist die Autorin teils dezent humorvoll, teils mit Poltscher Spitzfindigkeit bis hin zum Fremdschämen…
Viele Szenen erkennt man selbst wieder, manche Ideen fand ich witzig (die Tochter zum Zimmeraufräumen zu verdonnern, indem man das Taschengeld im Zimmer versteckt) – nicht immer konnte ich mich ganz damit identifizieren und Anne Vogds armer Ehemann hat sich stellenweise ein Schmerzensgeld verdient, auch wenn sie sich selbst dann ebenfalls „heruntermacht“.
Alles in allem sehr unterhaltsam, allerdings am Stück kaum zu genießen, eher ab und an in homöopathischen Dosen.

Veröffentlicht am 19.11.2018

Gezwungen witzig, Zielgruppe fraglich…

Gork der Schreckliche
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Klappentext:
»Mein Name ist Gork der Schreckliche, und ich bin ein Drache. Ich warne euch. Von allen Drachenliebesgeschichten ist meine die schrecklichste. Aber auch die romantischste. Denn in meiner ...

Klappentext:
»Mein Name ist Gork der Schreckliche, und ich bin ein Drache. Ich warne euch. Von allen Drachenliebesgeschichten ist meine die schrecklichste. Aber auch die romantischste. Denn in meiner schuppigen grünen Brust schlägt ein furchtbar großes und empfindsames Herz.«
So weit, so gut – mit dieser Einleitung konnte ich ja noch leben. Ebenso mit der pubertären Sprache, in der Gork in den ersten Kapiteln von seiner Kindheit berichtet, wobei Spannung hierbei nicht wirklich aufkommen wollte (wer will schon genau die Gefühle eines Drachenbabys beim Durchbrechen der Eischale erfahren? Ich jedenfalls nicht in epischer Länge) – und so geht es in einem fort weiter. Kern der Handlung ist Gorks Suche nach einem Weibchen, denn wenn er nicht in kürzester Zeit, d.h. bis zum Tag der großen Eierlege eines findet, mit dem er einen Planeten bevölkern kann, wird er versklavt.
Im übertragenen Sinne kann man Gabe Hudsons Werk als eine Geschichte über das Erwachsenwerden, den Selbstfindungsprozess junger Erwachsener sehen, statt in der Menschenwelt in einer Fantasiewelt der Drachen, die aber in meinen Augen unnötig verroht dargestellt wird.
Der gezwungen witzige Schreibstil ging mit nach kurzer Zeit bereits auf die Nerven, inhaltlich tritt die Geschichte aber ziemlich auf der Stelle. Die Sprache ist teils sehr umgangssprachlich, vielleicht bemüht jugendlich („krass, megamäßig, geil“) und wirkt daher auch auf Dauer anstrengend. Ich bin mir auch nicht sicher, wen der Autor hier als Zielgruppe im Auge hat: Teenager und junge Erwachsene? Wollen die wirklich ein märchenhaft anmutendes Buch über das Erwachsenwerden eines Drachenjungen und seine große Liebe lesen?
Fazit: Nette Idee, mal etwas anderes, aber in der Umsetzung leider wenig ansprechend bzw. nicht zielgruppengerecht!

Veröffentlicht am 17.11.2018

Packender und sehr realistischer Thriller!

Vier Tage in Kabul
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"Vier Tage in Kabul" schildert den Einsatz der schwedischen Kriminalkommissarin Amanda Lund in Afghanistan.
Obwohl sie dort eigentlich eine Beraterfunktion für die örtlichen Sicherheitskräfte wahrnimmt, ...

"Vier Tage in Kabul" schildert den Einsatz der schwedischen Kriminalkommissarin Amanda Lund in Afghanistan.
Obwohl sie dort eigentlich eine Beraterfunktion für die örtlichen Sicherheitskräfte wahrnimmt, ruft man sie sofort zu Hilfe, als in der schwedischen Botschaft in Kabul zwei diplomatische Mitarbeiter entführt werden, denn Amanda ist eine auf Entführungen spezialisierte ausgebildete Unterhändlerin.
Vor Ort kämpft Amanda mit einem Netz aus Intrigen und Machenschaften. Welche Rolle spielt der schwedische Botschafter und warum scheint er ihr wesentliche Informationen vorzuenthalten? Welche politischen Ränkespiele laufen in Kabul, aber auch daheim in Schweden? Denn dort scheint ein Mordfall plötzlich in Zusammenhang mit der Entführung in Kabul zu stehen,
Autorin Anna Tell zeichnet ein sehr realistisches Bild, da sie selbst Polizistin und auch schon in Afghanistan stationiert war.
Das politische Kalkül, das jegliches Handeln regiert, wird schonunglos dargestellt - ich kann mir gut vorstellen, dass solch nüchterne - teils menschenverachtende - Abwägungen in politisch brisanten Fällen getroffen werden.
Für mich ein wirklich spannender Thriller, der anders war als von mir ursprünglich erwartet und mich sehr positiv überrascht hat.
Der Band ist der erste Teil einer Serie um Amanda Lund und ich werde sicher auch den zweiten Teil lesen!

Veröffentlicht am 17.11.2018

Hinfallen, aufstehen, Krone richten?

Verrücktes Herz
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Rezension

Hinfallen, aufstehen, Krone richten?

Verrücktes Herz
von Liv Eiken

Bewertet mit 3 Sternen

In ihrem Roman "Verrücktes Herz" schildert Autorin Liv Eiken den Selbstfindungstrip von Hausfrau und Mutter Ava, die nachdem die Kinder mehr oder minder flügge sind und ihr Ehemann sich einer Jüngeren zugewandt hat, einen Nervenzusammenbruch erlitten hat und deshalb in einer Irrenanstal landet, um wieder zu sich selbst zu finden. 

Die Ausgangssituation kommt jeder Hausfrau und Mutter mehr oder minder bekannt vor: man räumt ständig hinter jemandem her, stellt die eigenen Interessen zugunsten der anderen Familienmitglieder zurück und reduziert sich darauf, für die Familie ein kuscheliges Nest zu schaffen. Als Avas KInder dann langsam erwachsen werden, fällt sie in ein tiefes Loch und leidet unter Antriebslosigkeit. Ihr Mann verkennt jedoch den Ernst der Lage und überhäuft sie mit Vorwürfen, anstelle ihr ärztliche/therapeutische Hilfe gegen ihre Depressionen zu besorgen. Als er ihr dann auch noch eröffnet, dass er sich in eine jüngere Frau verliebt hat, bricht Ava vollends zusammen.

Bis dahin war ich mit dem Verlauf der Geschichte noch ganz einverstanden. Dann wurde es mir aber etwas zu unglaubwürdig, denn nach kürzester Zeit überwindet Ava ihre Scheu und ihren Frust, in der Klinik gelandet zu sein, und fängt fröhlich an, ihre Therapiegruppe selbst zu therapieren. Was anfänglich noch ganz witzig ist, ging mir im Laufe der Geschichte dann doch gehörig auf die Nerven. Selbst wenn man den Roman als unterhaltsamen Selbstfindungstrip versteht, war Avas Enthusiasmus und Einsatz etwas übertrieben. Da fragt man sich doch, warum eine Therapeutenausbildung einige Jahre dauert, wenn Ava mit Hausfrauenpsychologie die ganze Klinik samt Therapeuten kuriert.

Insgesamt eine gute Idee, mit flüssigem Schreibstil und gut zu lesen umgesetzt, leider aber inhaltlich etwas sehr über das Ziel hinausgeschossen...

Veröffentlicht am 14.11.2018

Das Duell der Magier…

The Crown's Game
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Ein traumhaftes Cover, das sofort den Blick auf das zaristische Russland, die Kulisse des Buches lenkt, als auch durch die Farbgebung, die Spiegelung und die ungewöhnlichen Farbverläufe etwas Magisches ...

Ein traumhaftes Cover, das sofort den Blick auf das zaristische Russland, die Kulisse des Buches lenkt, als auch durch die Farbgebung, die Spiegelung und die ungewöhnlichen Farbverläufe etwas Magisches an sich hat! Wer das Buch gelesen hat, wird noch mehr Reminiszenzen an den Inhalt wiederfinden: Blitze oder Sprünge im Eis? Eine eiserstarrte Oberfläche und die Farbkaskaden, die an ein Feuerwerk erinnern… wirklich schön gemacht!
IN ihrem Jugendroman „The Crown's Game“ entführt uns Autorin Evelyn Skye in das zaristische Russland um 1850. Geschickt verwebt sie eine historische Kulisse und Personen – St. Petersburg, die Zarenfamilie um Alexander Romanow – mit reiner Fiktion: es geht um Magier und darum den einen Magier des Zaren zu finden.
Jahrelang wurden im Verborgenen zwei Magier von ihren Mentoren ausgebildet, um zu einem Duell gegeneinander, dem „Spiel der Krone“ anzutreten, durch das der eine Magier des Zaren bestimmt werden soll. Hier gilt das Highlander-Prinzip, es kann nur einen geben – der unterlegene Magier wird am Ende des Spieles sterben.
Beide Magier sind interessante und ungewöhnliche Personen: das Mädchen Vika, das liebevoll umsorgt in der Abgeschiedenheit des Landes aufwuchs und von seinem Vater und Mentor auf seine Aufgabe vorbereitet wird, der Junge Nikolaj, ein Waise, den seine Mentorin mit Gefühlskälte und Härte von Kindesbeinen an auf das Duell trimmt.
Die Geschichte entspinnt sich allmählich, man lernt die einzelnen Personen kennen und den Hintergrund zum Spiel der Krone. Auch die Nebenfiguren, hier vor allem der Zarewitsch Pascha, Nikolajs Dienerin Renata sowie Vikas mütterliche Freundin Ludmilla, sind sehr liebevoll beschrieben. Vika und Nikolaj sind sich trotz vieler Unterschiede doch gar nicht so unähnlich. Sie fühlen sich von Anfang an zueinander hingezogen, wissen aber, dass sie eigentlich Gegner sind. Können sie das Spiel überlisten? Das Duell an sich ist wider Erwarten zunächst nicht blutrünstig, vielmehr eine Art Wettstreit um die originellste Idee.
Nur mit dem Ende war ich nicht so wirklich glücklich: auf den letzten Seiten überschlugen sich plötzlich die Ereignisse und man hätte Vika und Nikolaj am liebsten eine Verschnaufpause gegönnt…
Auch der Erzählstrang um Nikolajs Mutter hängt etwas isoliert in der Luft und bei Vikas Familienverhältnissen bleiben auch viele Fragezeichen…
Insgesamt aber eine wirklich fantastische Geschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat!